Mit dem Beginn einer systematischen Erforschung des Verhältnisses von Sprache und sozialem Kontext um 1960 konnten zahlreiche Weiterentwicklungen innerhalb der Soziologie verzeichnet werden. Diese Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Entstehung der Varietätenlinguistik aus einem Bewertungsbefund, der das Sprachverhalten bestimmter sozialer Schichten als defizitär einstuft. Hierfür sind besonders die Defizit-Hypothese Bernsteins, als auch die Differenz-Theorie Labovs ausschlaggebend, die im Folgenden näher untersucht werden sollen. Die Begrifflichkeiten des elaborierten und restringierten Codes werden detailiert beleuchtet und hinsichtlich ihrer Gültigkeit untersucht. Der Fokus liegt innerhalb der Theorie Bernsteins auf der Auswirkung von spezifischem Sprachverhalten auf Sozialisationsprozesse, als auch auf dem generellen Verhältnis von Sprache und Gesellschaft. Im zweiten Teil soll die Entwicklung verdeutlicht werden, die sich vollzog, indem durch die Differenzkonzeption Labovs sprachliche Stigmatisierungen zugunsten eines Varietätenkonzeptes umformuliert wurden. Die signifikanten Unterschiede, sowohl in sprachlicher, als auch in sozialer Hinsicht werden herausgearbeitet und liefern einen diachronen Überblick über wesentliche soziolinguistische Entwicklungsprozesse. Aufgrund der Komplexität der Aufsätze Bernsteins soll an dieser Stelle bewusst kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden, sondern eine Konzentration auf einige wesentliche Aspekte erfolgen. Die relevante Textgrundlage der Arbeit bilden die Aufsätze von Basil Bernstein aus ´Soziale Schicht, Sprache und Kommunikation`, sowie aus `Sprachliche Kodes und soziale Kontrolle` in Übersetzung, als auch William Labovs `Sprache im sozialen Kontext`.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Bernsteins Defizit- Hypothese
- 1.1 Ausgangssituation
- 1.2 Elaborierter und restringierter Code
- 1.3 Sprache und Sozialisation
- 1.4 Kritik an der Defizit- Hypothese
- 2. Labovs Differenz-Theorie
- 2.1 Ausgangssituation
- 2.2 Defizit- Hypothese und Differenz- Theorie: Ein Vergleich
- 2.3. Kritik an der Differenz-Theorie
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entstehung der Varietätenlinguistik im Kontext der Bewertung von Sprachverhalten bestimmter sozialer Schichten. Im Zentrum stehen die Defizit- Hypothese von Bernstein und die Differenz- Theorie von Labov, die das Sprachverhalten von Unterschicht und Mittelschicht als unterschiedlich bewerten. Die Arbeit beleuchtet die Konzepte des elaborierten und restringierten Codes, untersucht deren Gültigkeit und analysiert die Auswirkungen des Sprachverhaltens auf Sozialisationsprozesse.
- Die Entwicklung der Soziolinguistik aus der Bewertung von Sprachverhalten.
- Die Defizit- Hypothese von Bernstein und die Differenz- Theorie von Labov.
- Die Konzepte des elaborierten und restringierten Codes.
- Die Auswirkungen des Sprachverhaltens auf Sozialisationsprozesse.
- Der Vergleich der beiden Theorien und ihre Kritikpunkte.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Entstehung der Varietätenlinguistik und die zentralen Theorien ein, die in dieser Arbeit näher untersucht werden: Bernsteins Defizit- Hypothese und Labovs Differenz- Theorie.
1. Bernsteins Defizit- Hypothese
1.1 Ausgangssituation
Bernsteins Defizit- Hypothese basiert auf der Beobachtung von Unterschieden im Sprachverhalten von Angehörigen der Unterschicht und Mittelschicht. Diese Unterschiede werden als "Codes" bezeichnet, wobei der Sprachgebrauch der Unterschicht als defizitär bewertet wird.
1.2 Elaborierter und restringierter Code
Der elaborierte Code, der der Mittelschicht zugeschrieben wird, zeichnet sich durch Explizitheit, grammatische Korrektheit und argumentative Strukturiertheit aus. Der restringierte Code der Unterschicht hingegen ist weniger komplex und vorhersagbarer, wobei das Sprachverhalten als statusorientiert beschrieben wird.
1.3 Sprache und Sozialisation
Bernstein verbindet das schichtenspezifische Sprachverhalten mit Denkmustern und Intellekt, wobei der elaborierte Code mit höherer Intelligenz und Erkenntnisfähigkeit in Verbindung gebracht wird. Der restringierte Code hingegen wird als Zeichen einer defizitären Sprachfähigkeit interpretiert.
2. Labovs Differenz-Theorie
2.1 Ausgangssituation
Labovs Differenz- Theorie entwickelt sich aus der Kritik an der Defizit- Hypothese und betrachtet Sprachvariation als ein Merkmal verschiedener Sprachgemeinschaften, die sich durch unterschiedliche soziale und sprachliche Normen auszeichnen.
2.2 Defizit- Hypothese und Differenz- Theorie: Ein Vergleich
Im Gegensatz zur Defizit- Hypothese fokussiert die Differenz- Theorie auf die sprachliche Vielfalt und die Eigenheiten verschiedener Sprechergruppen, ohne diese als defizitär zu bewerten.
2.3 Kritik an der Differenz-Theorie
Auch Labovs Theorie wird kritisch betrachtet, da sie die soziale Ungleichheit und die Machtverhältnisse in der Gesellschaft nicht ausreichend berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Soziolinguistik, Sprachvariation, Sprachverhalten, Defizit- Hypothese, Differenz- Theorie, elaborierter Code, restringierter Code, Sozialisation, Sprachliche Stigmatisierungen, Varietätenkonzept.
- Citation du texte
- Susanne Ackermann (Auteur), 2009, Von der Defizit-Hypothese zur Differenz-Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144301