Um die im Titel angekündigte Relevanz der erlernten Hilflosigkeit für die Analyse und Gestaltung von Sportunterricht herauszuarbeiten, ist es zunächst unerlässlich, eine recht umfassende Skizzierung der grundlegendsten und einflussreichsten Theorien zu liefern, die dieses Phänomen umschreiben, um so dem Argumentationsstrang der Arbeit eine logische Struktur zu verleihen.
Nach einer Abgrenzung der beiden Begriffe „Hilflosigkeit“ und „erlernte Hilf-losigkeit“ voneinander im Sinne eines allgemeinen Verständnisses, soll zunächst die grundlegende Theorie Martin Seligmans vorges-tellt werden, um so die Basis für ein generelles Verständnis des Phänomens „erlernte Hilflosigkeit“ zu liefern. Hier wird sich der Faktor der Unkontrollierbarkeit als besonders gewichtige Ursache herausstellen.
Um die stets relevante Komponente des involvierten Lernprozesses nachvollziehbar werden zu lassen, werden über die Darstellung der behavioristischen Lerntheorien die ersten experimentellen Ergebnisse Seligmans modelliert.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird Seligmans Theorie weiterführend nachgezeichnet und auch in ihrer reformulierten Form berücksichtigt. Der Fokus liegt hier vor allem auf der Bedeutung persönlicher Attributionsstile, sowie auf der Skizzierung der letztlich beobachtbaren Symptome des Phänomens.
Hieran anschließend wird unter Punkt 5 die alternierende Erklärung Julius Kuhls zur Entstehung erlernter Hilflosigkeit mit dem Modell der Lageorien-tierung einen ebenfalls anschaulichen und anwendbaren Bezugsrahmen liefern, der für den anschließenden Transfer in den zweiten Teil dieser Arbeit, das Feld des Schulsports, von großem Nutzen sein wird.
Diese Übertragung und Anwendung soll zunächst durch die Einführung der ergänzenden Situationsdimension „Freiwilligkeit und Zwang“ vorbereitet werden, um dann durch die Einnahme einer psychologisch-pädagogischen Perspektive ihre Legitimation zu erhalten.
Anhand von drei ausgewählten Beispielszenarios soll schließlich konkret aufgezeigt werden, wie erlernte Hilflosigkeit innerhalb des Settings des Schulsportunterrichtes entstehen kann.
Dies ist unweigerlich mit der Präsentation einzelner Gegenmaßnahmen und Präventionsschritte verbunden, die gleichzeitig eine Verbindung zur Gestaltung von Sportunterricht, und damit zum Titel dieser Arbeit, aufweisen. Gleiches gilt für die Analyse von Sportunterricht, die sich jedoch vor dem Hintergrund der erlernten Hilflosigkeit vor allem um die beobachtbaren Symptome des Phänomens dreht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- (Erlernte) Hilflosigkeit – Begriffsklärung
- Die Anfänge der Hilflosigkeitsforschung
- Die behavioristischen Lerntheorien
- Klassisches Konditionieren
- Operantes Konditionieren
- Unkontrollierbarkeit
- Das Ausmaß erlernter Hilflosigkeit
- Attributionsstile und -dimensionen
- Internale vs. externale Attribution
- Globale vs. spezifische Attribution
- Stabile vs. instabile Attribution
- Die behavioristischen Lerntheorien
- Die Symptome der erlernten Hilflosigkeit
- Kognitive Defizite
- Motivationale Defizite
- Emotionale Defizite
- Das Modell der Lageorientierung
- Lagekognition und Ressourcenmangel
- Freiwilligkeit und Zwang
- Kontrastierende These
- Erlernte Hilflosigkeit in der Institution Schule
- Erlernte Hilflosigkeit als Gefahr für den Schulsport
- Genese erlernter Hilflosigkeit im Sportunterricht
- Beispielszenario 1
- Beispielszenario 2
- Beispielszenario 3
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept der „erlernten Hilflosigkeit“ und dessen Bedeutung für die Analyse und Gestaltung von Sportunterricht. Ziel ist es, die Entstehung, die Symptome und die Auswirkungen dieses Phänomens zu beleuchten, um so eine fundierte Grundlage für den Transfer in den Bereich des Schulsports zu schaffen.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs "erlernte Hilflosigkeit"
- Die Rolle von Unkontrollierbarkeit und Attributionsstilen bei der Entstehung erlernter Hilflosigkeit
- Die Auswirkungen erlernter Hilflosigkeit auf kognitive, motivationale und emotionale Prozesse
- Das Modell der Lageorientierung als alternative Erklärung zur Entstehung erlernter Hilflosigkeit
- Die Relevanz des Konzeptes der „erlernten Hilflosigkeit“ für den Sportunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „erlernte Hilflosigkeit“ dar und führt in die Fragestellung der Arbeit ein. Im Folgenden wird der Begriff der „erlernten Hilflosigkeit“ definiert und abgegrenzt. Es wird ein Überblick über die Anfänge der Hilflosigkeitsforschung gegeben, wobei die behavioristischen Lerntheorien sowie das Konzept der Unkontrollierbarkeit im Zentrum stehen.
Das Ausmaß erlernter Hilflosigkeit wird in den verschiedenen Attributionsstilen und -dimensionen beleuchtet, wobei interne vs. externe, globale vs. spezifische und stabile vs. instabile Attributionen vorgestellt werden. Die Arbeit behandelt die Symptome der erlernten Hilflosigkeit, die sich in kognitiven, motivationalen und emotionalen Defiziten äußern können. Das Modell der Lageorientierung wird als alternative Erklärung zur Entstehung erlernter Hilflosigkeit vorgestellt und im Detail erläutert.
Der dritte Teil der Arbeit untersucht die Bedeutung des Konzeptes der „erlernten Hilflosigkeit“ für den Sportunterricht. Es werden konkrete Beispielszenarien aus dem Sportunterricht vorgestellt, die die Entstehung von erlernter Hilflosigkeit veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Erlernte Hilflosigkeit, Attributionsstile, Unkontrollierbarkeit, Lageorientierung, Sportunterricht, Motivation, Kognition, Emotion, Schulentwicklung, Lernprozess
- Arbeit zitieren
- B.A. Ingo Westermann (Autor:in), 2007, Die Bedeutung des Konzeptes „Erlernte Hilflosigkeit“ für die Analyse und Gestaltung von Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144463