Einige Bürgerinnen und Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) mussten nach der Wiedervereinigung Deutschlands das im Unterricht Gelernte auf- und gegebenenfalls überarbeiten, um es durch akkurate Informationen zu ersetzen. Doch war der Geschichtsunterricht in der damaligen Bundesrepublik Deutschland (BRD) vollkommen frei von ideologischer Beeinflussung? Und inwiefern ist die Gestaltung oder der Inhalt der derzeitig verwendeten Lehrbücher durch die heutige Gesellschaftsform noch von der Politik abhängig?
Aus diesen Fragen ergibt sich die These, dass die politische Situation eines Landes und der in einer Regierung herrschende Konsens bezüglich des Bildungswesens und der angewandten Didaktik maßgeblich für die Gestaltung dessen, was Kinder und Jugendliche im Geschichtsunterricht lernen, verantwortlich sind. Ein sachlicher Umgang mit der Interdependenz von Politik und historischer Bildung ist besonders für die kommenden Generationen unerlässlich. Die Aufklärung über ihre Existenz ist eine Voraussetzung für die Erreichung dieser Disposition.
Der Anspruch an ein Lehrbuch, neutral zu sein, stellt in der Praxis eine nicht umsetzbare Erwartungshaltung dar. Daher ist es wichtig, auf qualitativ hochwertige Lehrbücher zu setzen, die die Betrachtung von geschichtlichem Geschehen aus verschiedenen Perspektiven ermöglichen und die Bildung einer persönlichen Meinung durch kritische Reflexion begünstigen. Insbesondere der direkte Austausch mit Zeitzeugen wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. In Anbetracht dieser Problematik soll in dieser Arbeit der politische Einfluss auf den Geschichtsunterricht in Lehrbüchern der DDR und BRD anhand der Darstellung des Zweiten Weltkrieges untersucht werden.
Die Analyse konzentriert sich auf die Lehrbücher "Geschichte 9", "Geschichte unserer Welt" und "Geschichte und Geschehen" der DDR sowie auf Lehrwerke der BRD von 1945 bis 1968 und des Bundeslandes Thüringen in der wiedervereinigten Bundesrepublik ab 1990. Dabei werden die Darstellungen des Zweiten Weltkrieges in den Lehrbüchern untersucht und mithilfe der Diskursanalyse nach Jäger analysiert. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Schlachten bei Stalingrad bis zur Potsdamer Konferenz. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen zeigen, inwieweit die politische Situation und der Zeitgeist die Darstellung historischer Ereignisse im Geschichtsunterricht beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext - Schulsystem
- DDR
- BRD 1949 - 1968
- BRD/ wiedervereintes Deutschland 1968 - 2013
- Erstellung des Eigenanteiles
- Betrachtung der Darstellung in einem Geschichtsbuch der DDR am Beispiel von „Geschichte 9”
- Beschreibung Lehrbuch
- Kapitel 6 – „Der zweite Weltkrieg und seine Ergebnisse“
- Didaktische Feinanalyse
- Kapitel 6.5 -,,Die Wende des Krieges“
- Kapitel 6.6 – „Auswirkungen der Wende des Krieges“
- Kapitel 6.7 -,,Der deutsche antifaschistische Widerstandskampf 1942 bis 1944“
- Kapitel 6.8 – „Die Befreiung Ost- und Südeuropas und die Eröffnung der zweiten Front“
- Kapitel 6.9. -,,Die Zerschlagung der faschistischen Aggressoren in Europa und im Fernen Osten“
- Kapitel 6.10 – „Die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges“
- Kapitel 6.11 – „Die Lehren des zweiten Weltkrieges“
- Zwischenfazit
- Betrachtung der Darstellung in einem Geschichtsbuch der BRD von 1949 – 1968 am Beispiel von „Geschichte unserer Welt“
- Beschreibung Lehrbuch
- Unterkapitel 8 -,,Der totale Krieg“
- Unterkapitel 9 -,,Der Widerstand“
- Unterkapitel 10 - „Die totale Niederlage“
- Hauptaussagen und didaktische Feinanalyse
- Zwischenfazit
- Betrachtung der Darstellung in einem Geschichtsbuch des wiedervereinten Deutschlands 1990 – 2013 am Beispiel von „Geschichte und Geschehen“
- Didaktische Prinzipien
- Beschreibung des Lehrbuchs
- Kapitel 5 -,,Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“
- Unterkapitel von Kapitel 5 – „Die Wende und das Ende des Zweiten Weltkrieges“
- Kapitel 6-,,Konflikte und Konfliktlösungen“
- Unterkapitel von Kapitel 6 – „Die Konferenz von Potsdam - Vom Krieg zum Frieden?“
- Didaktische Feinanalyse
- Zwischenfazit
- Gesamtfazit
- Vergleich
- Fazit
- Anhang
- Abbildungen
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Internetverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminarfacharbeit untersucht den politischen Einfluss auf den Geschichtsunterricht in der DDR (1949 – 1989) und BRD (1949 – 2013) anhand der Darstellung des Zweiten Weltkrieges. Ziel ist es, aufzuzeigen, inwiefern die Darstellung desselben historischen Ereignisses in unterschiedlichen politischen Kontexten variiert und wie diese Unterschiede mit dem jeweiligen politischen Status quo korrespondieren.
- Die Interdependenz von Politik und historischer Bildung
- Die Darstellung des Zweiten Weltkrieges in Lehrbüchern der DDR und BRD
- Der Einfluss politischer Systeme auf die Didaktik im Geschichtsunterricht
- Die Bedeutung von Perspektivvielfalt und kritischer Reflexion im Geschichtsunterricht
- Die Herausforderungen der neutralen Wissensvermittlung in Lehrbüchern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit untersucht drei verschiedene Geschichtsbücher aus der DDR, BRD und dem wiedervereinten Deutschland. Es werden die Kapitel bzw. Unterkapitel zum Zweiten Weltkrieg analysiert, um die Unterschiede in der Darstellung des Verlaufs des Krieges und seiner Ergebnisse aufzuzeigen.
Die Analyse des Lehrbuchs „Geschichte 9“ aus der DDR fokussiert auf die Darstellung des Krieges aus einer marxistisch-leninistischen Perspektive und die Betonung des antifaschistischen Widerstandskampfes. Es wird gezeigt, wie die Darstellung des Krieges in den Dienst der DDR-Ideologie gestellt wurde.
Die Betrachtung des BRD-Lehrbuches „Geschichte unserer Welt“ zeigt eine andere Herangehensweise, die den Krieg in seinen globalen Zusammenhängen und seiner Totalität beleuchtet. Das Lehrbuch zeichnet ein Bild des Krieges, das die Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich macht, aber auch den Widerstand innerhalb Deutschlands thematisiert.
Die Analyse des Lehrbuchs „Geschichte und Geschehen“ aus dem wiedervereinten Deutschland beschäftigt sich mit der didaktischen Umsetzung der neuen Bildungsideen nach der Wiedervereinigung. Es wird untersucht, wie das Lehrbuch den Zweiten Weltkrieg in einem umfassenden Kontext darstellt und gleichzeitig die Perspektive des internationalen Kontextes einbezieht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselwörter: Politischer Einfluss, Geschichtsunterricht, DDR, BRD, Zweiter Weltkrieg, Lehrbücher, Didaktik, Darstellung, Ideologie, Analyse, Vergleich.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2022, Politische Einflüsse auf den Geschichtsunterricht in der DDR und BRD. Eine Analyse am Beispiel der Darstellungen des Zweiten Weltkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1445734