„Jamais sans doute un président français ne se sera voulu, senti, aussi ,africain’ que celui –là“, so beginnt ein mit „Le rêve africain de Chirac“ betitelter Aufsatz der panafrikanischen Zeitschrift Jeune Africain. Dieser Satz formuliert annähernd die Prämisse, die der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt: Der französische Staatspräsident stand und steht in einem ganz besonderen Verhältnis zu Afrika. Wie dieses Verhältnis zu bewerten ist, sagt das Zitat aber noch nicht aus. Untersucht werden soll deshalb in dieser Arbeit die Haltung, welche Chirac Afrika als Präsident entgegenbrachte und somit die Motivation, aus der heraus er außenpolitisch handelte. Zweites Untersuchungsziel ist es, herauszufinden, wie man die Bilanz seines Wirkens in Folge einer als ambivalent zu bezeichnenden Politik hin zu einer tatsächlichen Veränderung oder Verbesserung der afrikanischen Verhältnisse bezüglich Demokratie, Frieden und Entwicklung bewerten kann. Hierin besteht auch die Schwierigkeit des Vorhabens: Es gilt, die Quellen gründlich zu sichten, um über den Staatsmann und Menschen Jacques Chirac ein Gesamtwerk zu komponieren, welches dennoch nicht pseudo-psychologisch oder sogar größenwahnsinnig dadurch wird, dass ein Feld, welches so komplex, so wenig durchschaubar und empirisch ist wie der einzelne Mensch, zum Gegenstand der (Kultur)Wissenschaft wird. Diese Arbeit soll leisten, all die - meist einseitig positiven oder negativen Darstellungen und Verwicklungen der Person Chiracs in die französische Afrikapolitik - auszuwerten und zu einer ausgewogenen Analyse von Chiracs persönlicher Motivation und seinen erzielten Ergebnissen zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen und Rahmenbedingungen
- Die Rollentheorie
- Demokratiedefizit und Wertorientierung in der Außenpolitik
- Anwendung der Rollentheorie in der Außenpolitik
- Vorstellung der Makroebene
- Vorstellung der Mikroebene
- Zusammenführung von Makro- und Mikroebene
- Die Prägung der postkolonialen französischen Afrikapolitik (bis 1995)
- Gaullistische Einflüsse und Grundprinzipien
- Grandeur und indépendance
- Die domaine réservé des Präsidenten
- Entkolonialisierung versus Neokolonialismus
- Françafrique
- Praxis der réseaux
- Politische und verwaltende Strukturen
- Finanzpolitische Zusammenarbeit
- Wirtschaftliche Entwicklung und Demokratisierung
- Schutzmacht und Stabilisierung
- Gaullistische Einflüsse und Grundprinzipien
- Chiracs politischer Werdegang und Persönlichkeit
- Politischer Werdegang
- Frühe Einführung in die réseaux
- Persönlicher politischer Stil
- Politische Überzeugungen
- Präferenz der Außenpolitik gegenüber der Innenpolitik
- Zwischenmenschlicher Stil
- Wahrnehmung, Einstellungen, Werte und Interessen
- Kenner der arts premiers
- Freund der Kulturen
- Politischer Werdegang
- Chiracs ambivalente Afrikapolitik
- Chirac l'Africain: Wie bewertet man die Bezeichnung?
- Zwischen gaullistischer Prägung und eigener Interpretation
- Allianz der Eliten oder Volksnähe?
- Kritisierter Sippenchef und anerkannter Anwalt Afrikas
- Ein umstrittener Mediator
- Militärisches désengagement mit Einflusswahrung
- Zielkonflikt: Demokratie versus Stabilität
- Entwicklungshilfe: Reform oder réseaux?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Afrikapolitik Jacques Chiracs und untersucht, inwieweit sie durch nationale Prägungen und individuelles Rollenverständnis geprägt war. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Chiracs Afrikapolitik im Spannungsfeld zwischen gaullistischer Tradition und eigener Interpretation zu beleuchten und zu erforschen, wie er die Rolle Frankreichs in Afrika neu definierte.
- Chiracs Afrikapolitik im Kontext der postkolonialen Beziehungen Frankreichs zu Afrika
- Die Rolle des französischen Präsidenten im Rahmen der Afrikapolitik
- Die Wechselwirkungen zwischen nationaler Prägung und individuellem Rollenverständnis
- Die Bedeutung der réseaux in der französischen Afrikapolitik
- Die Herausforderungen der Demokratisierung und Stabilisierung in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die den Kontext der Studie und die Forschungsfrage einführt. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen und Rahmenbedingungen für die Analyse der Afrikapolitik vorgestellt. Die Rollentheorie, Demokratiedefizit und Wertorientierung in der Außenpolitik sowie die Anwendung der Rollentheorie auf die Außenpolitik werden dabei behandelt. Das dritte Kapitel widmet sich der Prägung der postkolonialen französischen Afrikapolitik bis 1995 und untersucht die gaullistischen Einflüsse, die Prinzipien von Grandeur und indépendance, die domaine réservé des Präsidenten, die Entkolonialisierung versus Neokolonialismus sowie die Françafrique. Das vierte Kapitel beleuchtet Chiracs politischen Werdegang und Persönlichkeit, einschließlich seiner frühen Einführung in die réseaux, seines persönlichen politischen Stils, seiner politischen Überzeugungen und seiner Wahrnehmung, Einstellungen, Werte und Interessen. Das fünfte Kapitel analysiert Chiracs ambivalente Afrikapolitik und untersucht die Bezeichnung "Chirac l'Africain", die Verbindung zwischen gaullistischer Prägung und eigener Interpretation, die Allianz der Eliten oder Volksnähe, Chiracs Rolle als Sippenchef und Anwalt Afrikas, seine Rolle als Mediator, das militärische désengagement mit Einflusswahrung, den Zielkonflikt zwischen Demokratie und Stabilität sowie die Entwicklungshilfe im Kontext von Reform und réseaux.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen französische Afrikapolitik, Jacques Chirac, Rollentheorie, postkoloniale Beziehungen, Françafrique, réseaux, Demokratie, Stabilität, Entwicklungshilfe und nationale Prägung.
- Quote paper
- Christina Höschele (Author), 2008, Chirac l’Africain - Analyse und Bilanz einer ambivalenten Außenpolitik zwischen nationaler Prägung und individuellem Rollenverständnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144812