Thea Rasche

The Flying Fräulein


Libro Especializado, 2010

63 Páginas


Extracto


Thea Rasche – The Flying Fräulein

Die erste deutsche Frau mit Kunstflugschein war die Journalistin Thea Rasche (1899–1971). Ihr gebührt auch die Ehre, den ersten Alleinflug einer Frau in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg unternommen zu haben. Sie galt als eine der international bekanntesten Fliegerinnen aller Zeiten. Man nannte sie „The Flying Fräulein“.

Thea Rasche kam am 12. August 1899 in Unna (Westfalen) zur Welt. Ihr Vater soll still und ernst gewesen sein sowie sich kaum um seine drei Kinder gekümmert haben. Weil er bald nach ihrer Geburt zum Direktor der „Essener Actien-Brauerei“ avancierte, wuchs Thea in Essen auf. Deswegen wird in der Literatur mitunter fälschlicherweise Essen als ihr Geburtsort genannt.

Die lebensfrohe und heitere Mutter stammte aus Holland. Sie erzog das Nesthäkchen Thea und zwei ältere Söhne mit viel Liebe und Wärme. Ihre Kinder ermunterte sie zu etlichen Sportarten wie Schwimmen, Tennis, Hockey, Reiten und Radfahren. Der Vater dagegen betrachtete Sport als „Vergnügungssucht“.

Im Alter von 15 Jahren war Thea ein pummeliger Backfisch mit großen, dunklen Kulleraugen. 1914 wurde sie unerlaubter Weise von einem Militärpiloten, der ihr erster „Backfischschwarm“ war, heimlich in seinem Flugzeug mitgenommen. Dieser Militärpilot wäre streng bestraft worden, wenn man ihn dabei erwischt hätte, dass er eine Zivilperson – und noch dazu ein Mädchen – mitgenommen hatte. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges (1914–1918) gelang es der vom Fliegen begeisterten Thea noch mehrfach, als „blinder Passagier“ in einer Militärmaschine mitfliegen zu können. Die beiden Brüder von Thea starben 1915 und 1918 im Ersten Weltkrieg. Durch den Tod ihrer geliebten Söhne wurde die Mutter depressiv.

Dem strengen Vater wäre es am liebsten gewesen, wenn seine Tochter ohne eine Berufsausbildung geheiratet hätte. Er drängte Thea, jung zu heiraten, weil er sein beträchtliches Vermögen einem männlichen Erben übergeben wollte. Thea dagegen träumte von Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Sie wollte nach dem Lyzeum und einem Pensionsjahr in Dresden eine landwirtschaftliche Frauenschule besuchen, um eventuell später das kleine Gut ihrer Eltern bei Lünen in Westfalen zu übernehmen, das der Vater verpachtet hatte.

Gegen den Willen ihres Vaters riss Thea zu Hause aus und begann an der landwirtschaftlichen Frauenschule in Miesbach (Oberbayern) eine Ausbildung zur Landwirtin. Dazu gehörten Feldarbeit, Jauchefahren und Stallausmisten. Doch wegen der sich verschlimmernden Krankheit ihrer Mutter beendete sie diese Ausbildung nicht, kehrte nach Berlin zurück und pflegte ihre Mutter, die ein Jahr später in ein Sanatorium eingewiesen wurde.

Während einer längeren Geschäftsreise ihres Vaters besuchte Thea eine Handelsschule, lernte dort Stenographie und Maschinenschreiben und bewarb sich als Sekretärin. Nach seiner Rückkehr reiste der Vater mit Thea nach Berlin und wollte sie in der Halle des Hotels „Adlon“ damit überrumpeln, dass sie in wenigen Minuten ihren künftigen Ehemann kennen lernen sollte. Wütend lehnte sie ab und antwortete, dass sie ohne Wissen des Vaters bei einer Hamburger Firma eine Stellung als Privatsekretärin angenommen habe, keinen Mann heiraten wolle, den sie nicht liebe, und überhaupt nicht daran dächte, zu heiraten. Der Vater lenkte ein und versprach, sie im Falle einer festen Einstellung sogar finanziell zu unterstützen, Doch als Thea mit dem unterschriebenen Vertrag aus Hamburg zurückkehrte, bekam ihr Vater einen Wutanfall und dachte plötzlich nicht mehr an Unterstützung.

Trotzdem nahm Thea Rasche die schlecht bezahlte Stelle in Hamburg an. Ihr Lohn war so niedrig, dass sie oft vom Hunger geplagt wurde und sich im tiefen Winter kein Heizmaterial leisten konnte. Eines Tages brach sie ohnmächtig auf der Straße zusammen, wurde ins Krankenhaus gebracht und lag dort wochenlang sterbenskrank mit schwerer Diphterie und einer Erstickungsgrippe. Als eine behandelnde Ärztin an den Vater in Essen schrieb, ließ dieser Thea sofort heimkommen. Kaum zuhause, erkrankte sie schwer an Gelbsucht.

Zähneknirschend willigte Thea Rasche in die von ihrem Vater gewünschte ungewollte Heirat ein. Doch eine halbe Stunde vor der im Mai 1923 in Berlin geplanten Trauung sagte sie auf dem Standesamt wieder Nein. Ihr Vater ärgerte sich darüber so sehr, dass er sie ohne einen Pfennig Geld in Berlin sitzen ließ. Danach verkaufte sie ihren Schmuck, nahm sich mit dem Erlös davon eine Wohnung und fand eine Stelle als Inspektorin auf Gut Jühnsdorf bei Berlin, mit der sie sehr glücklich war.

Nachdem ihre Mutter vom Sanatorium nach Hause zurückkehren durfte, wurde Thea vom Vater um einen Besuch im Elternhaus gebeten. Als sie daheim ankam, ließ der Vater sie nicht mehr fort. Thea wollte damals ihre Stimme ausbilden lassen, doch ihr Vater war dagegen, weil er befürchtete, sie würde den von ihm verhassten Beruf einer Sängerin ergreifen. Auch malen durfte sie nicht, weil diese Tätigkeit dem Vater nicht behagte.

Bekannte aus Münster in Westfalen luden einige Monate später Thea zu sich ein und ihr Vater war nicht dagegen. Diese Bekannten betrieben eine Flugschule und ließen Thea dort fliegen. Wegen der kurz nach dem Ersten Weltkrieg herrschenden Beschränkungen machte die Flugschule bald Konkurs.

Thea reiste in die Rhön und begeisterte sich auf der Wasserkuppe für das Segelfliegen. Sie lernte viele Piloten kennen, darunter waren auch die deutschen Jagdflieger Ernst Udet (1896–1941) und Paul Bäumer (1896–1927). Letzterer bot Thea an, sie könne seine Schülerin werden. Sie willigte ein, zog nach Hamburg und erhielt bei „Bäumer-Aero“ Flugunterricht.

Am 23. Januar 1923 absolvierte Thea Rasche den ersten Alleinflug einer Frau in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918). Danach erkrankte sie erneut an einer schweren Diphterie, die zu einem Herzfehler führte.

Entgegen des Rates ihrer Ärzte meldete sich Thea Rasche zur Pilotenprüfung an. Hierbei musste sie die Strecke Bremen–Hannover–Hamburg fliegen und auf dem jeweiligen Flugplatz zwischenlanden. Ihr Flugzeug befand sich wegen Geldmangels der Bäumer-Flugschule in einem schlechten Zustand. Deswegen musste sie während des Fluges das Benzin mit der Hand pumpen. Zu allem Überdruss herrschte auch noch schlechtes Wetter. Als ihr in Hannover wegen des Sturms ein Startverbot erteilt wurde, reparierte sie die Benzinpumpe und die Verkabelung. Trotz dieser Probleme erhielt Thea am 27. November 1925 ihren Flugschein, den Ersten, der einer Frau nach dem Ersten Weltkrieg ausgestellt wurde. Anschließend machte sie als erste deutsche Frau ihren Kunstflugschein.

Mit Ernst Udet und Paul Bäumer reiste Thea Rasche quer durch Deutschland und organisierte Flugtage sowie Flugvorführungen. Beim „Berliner Flugtag“ im September 1926 flog sie als einzige Frau unter insgesamt 34 Teilnehmern und gehörte zu den Siegern. Von Udet bekam sie den Spitznamen „rasche Thea“.

Bei einer Kunstflugveranstaltung in Essen tauchte unerwartet der Vater von Thea Rasche auf. Er war stolz auf die Flugkünste seiner Tochter und versprach ihr zu ihrer großen Überraschung und Freude ein eigenes Flugzeug. Im Frühjahr 1927 nahm Thea bei den „Bayerischen Flugzeugwerken“ in Augsburg stolz einen Doppeldecker vom Typ „Udet U 12 Flamingo“ in Empfang. Dieses Flugzeug galt Mitte der 1920-er Jahre als das beste deutsche Schulflugzeug und war vom ehemaligen Jagdflieger-As des Ersten Weltkrieges, Oberst Ernst Udet, entworfen und gebaut worden.

Beim „Essener Industrierennen“ 1927 erreichte Thea Rasche als einzige weibliche Teilnehmerin aufsehenerregende Erfolge. Sie gewann den ersten Preis in ihrer Flugzeugklasse, den zweiten Preis im Gesamtwettbewerb und den ersten Preis im Geschicklichkeitsflug. Aus Freude über diese Erfolge finanzierte der stolze Vater seiner Tochter mitsamt Flugzeug einen Aufenthalt in den USA.

Thea flog zunächst von Berlin über Essen nach Paris. In der französischen Hauptstadt wurde sie von den Ozeanfliegern Admiral Richard Evelyn Byrd (1888–1957) und Clarence Duncan Chamberlin (1893–1976) zum Tee empfangen und lernte die Piloten Bernd Balchen (1899–1973) und Bertrand Blanchard Acosta (1895–1954) sowie Marschall Ferdinand Foch (1851–1929) kennen. Im Anschluss flog sie nach Southampton weiter, wo sie mit Hilfe englischer Flieger ihre „Flamingo“ zerlegte und an Bord des Frachters „Leviathan“ brachte. An jenem Tag erfuhr sie bestürzt, dass ihr Freund und Fluglehrer Paul Bäumer bei einem Absturz über dem Oeresund sein Leben verloren hatte. Er hatte beim Abschied in Hamburg gemurmelt, dass er wohl nie wieder Thea sehen würde.

Nach der Ankunft des Schiffes in New York City wurden die amerikanischen Fliegerhelden Admiral Byrd und Clarence Chamberlin sowie „The Flying Fräulein“ begeistert empfangen. Damals konnten viele Amerikaner es kaum fassen, dass eine Frau alleine ein Flugzeug steuerte.

Als Thea Rasche einige Kunstflugfiguren über und um die Freiheitsstatue in New York City geflogen war, erregte sie riesiges Aufsehen. Nun wollten viele Amerikaner mit ihr fliegen und zahlten viel Geld, um von ihr als Passagier mitgenommen zu werden. Thea erhielt viele Einladungen, reiste durch die USA, hielt zahlreiche Reden und forderte die Städte auf, Flugplätze zu bauen. Oft sagte sie den Satz „Girls, lernt fliegen“. Der „Quieed Birdman“, ein exklusiver Club amerikanischer Militärflieger, nahm sie als erstes weibliches Mitglied auf.

Während ihrer ersten USA-Reise herrschte aber nicht nur eitel Sonnenschein für Thea Rasche. Ausgerechnet an ihrem 28. Geburtstag – am 12. August 1927 – ließ sie bei der Rückkehr von einem Kunstflug nach New York City der Motor ihres Doppeldeckers in Stich. Thea musste bei Pougkeepsie auf dem Hudson notlanden. Beim Abschleppen rissen die Seile, mit denen die Maschine an einem Schiff befestigt war, und das Flugzeug versank in den Fluten. Salzhaltiges Wasser beschädigte die Klebeverbindungen des Rumpfes der Maschine so schwer, dass eine Reparatur nicht möglich war. Obwohl Thea 6.000 Dollar für die traurigen Reste ihres „Flamingo“ angeboten wurden, verbrannte sie diese am Rand des Flugfeldes. Damit wollte sie verhindern, dass der „Flamingo“ von amerikanischen Firmen nachgebaut wird.

Nachdem aus Deutschland ein neuer „Flamingo“ geliefert worden war, unternahm Thea Rasche im Auftrag der amerikanischen Regierung eine Tournee durch fast alle Bundesstaaten der USA, um für den Bau von Flugplätzen zu werben. In einer Stadt setzte der Motor ihres Flugzeuges aus und zwang sie zur Notlandung. Weil auf dem Flugplatz Tausende von Menschen standen, musste Thea in einem naheliegenden Sumpf aufsetzen. Dabei erlitt sie eine Hirnerschütterung und einen schweren Schock. Einige Tage lang konnte sie sich nicht richtig bewegen und kaum sprechen. Ihr nur leicht beschädigtes Flugzeug konnte nach wenigen Tagen repariert werden.

In Washington wurde Thea Rasche von Präsident Calvin Coolidge (1872–1933) empfangen. Dort lernte sie auch die amerikanischen Flugpioniere Charles Lindbergh (1902–1974) und Wilbur Wright (1867–1912) kennen. Wilbur und sein Bruder Orville Wright (1871–1948) hatten 1903 den ersten gesteuerten Motorflug mit einem Doppeldecker unternommen.

Damals wurden die Stimmen immer lauter, die Thea Rasche zu einem Flug über den Atlantik aufforderten, wie ihn Lindbergh geschafft hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, dass die erste Frau dieses spektakuläre Unternehmen wagen sollte. Thea erhielt zahlreiche Sponsoringangebote, hätte sich allerdings dafür in den USA einbürgern lassen oder einen Amerikaner heiraten sollen.

Im August 1927 kehrte Thea Rasche nach Deutschland zurück. Zuvor hatten Ruth Elder (1902–1977), Prinzessin Anne Löwenstein-Wertheim (1864–1927) und Frances Wilson Grayson (1890–1927) angekündigt, den Atlantikflug versuchen zu wollen. Thea wollte in Deutschland Geldgeber für dieses Vorhaben gewinnen. Doch die deutsche Regierung war daran nicht interessiert, besonders dann nicht, wenn das Flugzeug von einer Frau gesteuert würde.

Nachdem sie von einem Fliegerkameraden eine 15.000-Mark-Spende erhalten hatte, überwies Thea Rasche dieses Geld an eine amerikanische Agentur, die davon ein Flugzeug kaufen sollte. Doch bei ihrer Rückkehr in die USA erwies sich die erworbene Maschine als untauglich für ihre Zwecke. Danach unterschrieb Thea gutgläubig bei einer anderen Agentur einen neuen Kaufvertrag. Sie war damals von den Flugeigenschaften einer „Bellanca“-Maschine begeistert und wollte eine solche haben.

Damals fing Thea Rasche an, in den USA ihren Namen total zu vermarkten. Sie unternahm mit ihrem „Flamingo“ Werbeflüge und posierte für „Thea-Rasche-Fliegerbrillen“ sowie „Thea-Rasche-Flugkombinationen“. Voller Ungeduld wartete sie auf die bestellte „Bellanca“-Maschine für den Atlantikflug. Bei einer Nachfrage in der Flugzeugfabrik erfuhr sie geschockt, dass die „Bellanca“ nicht gekauft, sondern nur ausgeliehen war.

Die exzentrische Millionärsgattin „Fifi“ Stilman (1879–1969), die das Außergewöhnliche liebte, hörte von diesem Pech und beschloss spontan, Thea Rasche zu helfen. Bereits nach wenigen Tagen verfügte Thea auf dem Flugplatz„Curtiss-Field“ über ein voll ausgerüstetes Flugzeug des Typs „Bellanca“, das auf den Namen „Nordstern“ getauft wurde. Doch dann verhinderten zunächst schlechtes Wetter und später ein vom Gericht verhängtes Startverbot den Atlantikflug. Theas frühere Manager wollten sie nur nach Zahlung einer horrenden Summe freigeben.

„Fifi“ Stilman ließ daraufhin die Pilotin und das Flugzeug von New York City nach Kanada bringen. Dort schlug man auf einem ihr gehörenden Waldstück eine Schneise und legte eine Startbahn an. Nach mehreren Fehlstarts auf der für das schwere Flugzeug ungeeigneten sandigen Piste verlor die Millionärsgattin allerdings ihr Interesse an dem Vorhaben eines Atlantikfluges und entzog Thea ihre finanzielle Unterstützung.

Nachdem Amelia Earhart im Juni 1928 als Passagierin den Atlantik überflogen hatte, kehrte Thea Rasche mit einem Dampfschiff enttäuscht nach Deutschland zurück. Bei einem Maskenball auf dem Schiff hatte sie sich widerwillig als Matrose verkleidet und wollte bei passender Gelegenheit über Bord springen. Doch als sie zum Sprung ansetzte, riss sie ein anderer Maskenträger zurück, hielt sie fest und verhinderte ihren Selbstmord.

In der Heimat folgte eine schwere Zeit für Thea Rasche. Ihre ehemaligen amerikanischen Finanzpartner, die sie beim Kauf des Flugzeuges betrogen hatten, verbreiteten das Gerücht, sie wäre aus Feigheit nicht zum Atlantikflug gestartet und hätte sie so um ihr Geld gebracht. Diese Version wurde von Zeitungen weit verbreitet. Ihr Vater wandte sich von ihr ab und zahlte keinen Pfennig mehr für sie und ihre „sinnlose Liebhaberei“, das Fliegen. Um etwas zu verdienen, trat sie bei Flugtagen mit ihrem „Flamingo“ auf.

Eines Tages teilte der amerikanische Rechtsanwalt von Thea Rasche per Telegramm mit, bei dem für April 1929 in New York City festgesetzten Prozess gegen ihre früheren Manager sei ihre Anwesenheit erforderlich. Um die Überfahrt bezahlen zu können, musste Thea ihr Flugzeug verkaufen. Sie trat Mitte März 1929 ihre dritte Reise in die USA an, erhielt aber bereits am zweiten Tag auf See die erfreuliche Nachricht, dass sie den Prozess gewonnen hatte. Nun durfte sie zwar wieder – überall und wohin sie wollte – fliegen, besaß aber kein eigenes Flugzeug mehr. Wehmütig erlebte sie den Start des amerikanischen Piloten Roger Williams (1894–1976) mit ihrem ehemaligen Flugzeug „Nordstern“, das „Fifi“ Stilman verkauft hatte, und nun „Pfadfinder“ hieß, zum Flug nach Rom. Weil Thea kein Geld mehr für die Rückfahrt nach Deutschland besaß und – nach ihrer Meinung – weibliche Piloten in den USA bessere Möglichkeiten als in Europa hatten, blieb sie in den Vereinigten Staaten.

Die amerikanische „Moth Aircraft Corporation“ in Boston bot Thea Rasche für die Teilnahme am „Cleveland Women’s Air Derby“, dem ersten Luftrennen für Frauen („Powder-Puff-Derby“), ein Flugzeug und die Übernahme der anfallenden Kosten an. Damals rissen sich amerikanische Flugzeugfirmen um die bekanntesten Pilotinnen.

Bei ihrer Ankunft in Santa Monica (Kalifornien) erkannte Thea Rasche sofort, dass sie mit ihrer „Moth“ („Motte“) gegen die mit stärkeren Maschinen ausgerüsteten Konkurrentinnen keine Chance haben würde. Ihre „Motte“ schaffte bis zu 95 Meilen pro Stunde. Die Maschinen ihrer Konkurrentinnen dagegen flogen bis zu 150 Meilen pro Stunde. Aber Thea hatte die Chance, die Trophäe für das Flugzeug mit dem schwächsten Motor und der besten Zeit zu gewinnen.

Schon während der ersten Etappe dieses Luftrennens musste Thea Rasche wegen Motorenproblemen notlanden, bevor sie das Etappenziel Calexico (Kalifornien) erreichte. Bei der Notlandung auf einer Wiese brach das Fahrgestell und die deutsche Pilotin musste acht Stunden auf Ersatz warten. Bei der Ankunft in Juma (Arizona), dem zweiten Etappenziel, erfuhr Thea, dass Marvel Crosson (1904–1929) abgestürzt war und dabei ihr Leben verloren hatte.

Auf einer weiteren Strecke musste Thea Rasche wegen eines Sandsturms umkehren und litt zudem unter Ruhr. Allen Widrigkeiten zum Trotz behielt sie den Anschluss an das Feld und gegen Ende des Luftrennens machten ihre fliegerischen Fähigkeiten die technischen Möglichkeiten ihrer schwachen Maschine wett. Sie sagte hierzu: „Zu spaßig hat es oft ausgesehen, wenn die großen und schnellen Maschinen mit ihren 200 PS sich an meine kleine Kiste anhängten, wenn sie den Weg verloren hatten und nun im Zickzackflug und großen Bögen um meine Maschine herumkurvten, um mit mir Schritt halten zu können.“

Thea Rasche hatte bei diesem berühmten Luftrennen zum ersten Mal mit vielen amerikanischen Fliegerinnen Kontakt. Vorher hatte sie vor diesen wenig Respekt, insbesondere für Amelia Earhart (1897–1937) und Ruth Elder (1902–1977), weil sie diesen keine großen fliegerischen Leistungen zutraute. Doch das Zusammensein belehrte sie bald eines Besseren. Thea war sehr beeindruckt davon, als die amerikanischen Pilotinnen „wie ein Mann“ gegen das Organisationskomitee zusammenstanden, als über die Zwischenlandungen auf der Rennstrecke beschlossen wurde. Die Organisatoren hatten in den Städten zwischenlanden wollen, die ihnen für diese Art der Werbung am meisten Geld boten, die Fliegerinnen dagegen in jenen mit den besten Flugplätzen. Obwohl ihnen die Organisatoren mit der Disqualifikation drohten, streikten die Pilotinnen einhellig und setzten sich durch. Einige Monate nach diesem Luftrennen gründeten die Teilnehmerinnen den „Klub der Neunundneuzig“ („Ninety Nines“), in dem Thea als erste Ausländerin Mitglied wurde.

Nach der Rückkehr in New York City musste Thea Rasche wegen Geldproblemen ihren für den Herbst 1929 geplanten Südamerikaflug absagen. Ihr Hauptsponsor „American Aeronautic Corp.“ wollte keinen „deutschen Propagandaflug“ unterstützen und forderte von ihr, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Weil sie dies nicht tat, entzog ihr die Firma ihre Hilfe.

Im November 1929 kehrte Thea Rasche nach Deutschland zurück, um finanzielle Unterstützung für ihren Südamerikaflug zu finden. Doch damals schien die Zeit für ein solches ehrgeiziges Vorhaben noch nicht reif zu sein. Widerwillig unterschrieb sie einen Vertrag für Reklameflüge für die Firma Pfeilring, obwohl sie solche Flüge eigentlich gar nicht mochte. Aber dadurch erhielt sie ein Flugzeug für die ersten „Deutschen Kunstflugmeisterschaften für Damen“.

[...]

Final del extracto de 63 páginas

Detalles

Título
Thea Rasche
Subtítulo
The Flying Fräulein
Curso
-
Autor
Año
2010
Páginas
63
No. de catálogo
V144836
ISBN (Ebook)
9783640539550
ISBN (Libro)
9783640539840
Tamaño de fichero
3676 KB
Idioma
Alemán
Notas
Palabras clave
Thea Rasche, Fliegerin, Pilotin, Luftfahrt, Fliegerei, Frauenbiografien, Biografien
Citar trabajo
Ernst Probst (Autor), 2010, Thea Rasche, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144836

Comentarios

  • Ernst Probst el 24/7/2010

    Literatur zum Thema:
    Ernst Probst: Königinnen der Lüfte von A bis Z, GRIN 2010

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Título: Thea Rasche



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