Neben dem Stierkampf galt das Theater im 17. Jahrhundert in Spanien als Mittel der Zerstreuung und des Zeitvertreibs und stellt somit eine der zwei wenigen Vergnügungen des weltlichen Lebens zu dieser Zeit dar (vgl. Tietz 1988: 55). Im Theater suchte das Publikum entretenimiento, pasatiempo, diversión und deleite, demnach waren die Stücke unterhaltsam und leicht zu verstehen für Jedermann und jede Frau. Jedoch war es natürlich nicht im Sinne der Kirche, das Volk zu unterhalten und somit vom Beten abzuhalten, vielmehr wurde das Theater auch benutzt um die Menschen moralisch entsprechend den Gesetzen der katholischen Kirche zu formen.
Ihr Ziel war es, [...] den Bevölkerungsmassen, die vom Land in die Stadt strömten und dort zusammen mit den Handwerkern, den Händlern und durchaus Teilen des Adels ein unruhiges Potential darstellten mit den ritualisierten, zum mitreißenden Fest gestalteten Theater nicht nur eine Ablenkung zu schaffen, sondern ihnen zugleich eine politisch konservative, immobilistische und religiös traditionalistische Weltsicht stark emotional und in höchst suggestiver Weise nahezubringen. (Tietz 1988: 57f)
Tietz spricht auch von einem Instrument der „bewussten politischen und religiösen Propaganda“. (vgl. ebd.) Zudem stand das Drama im Siglo de Oro unter der Zensur der Inquisition. Die Figur des Don Juan wurde als Beispiel für die Sünde dargestellt.
Zunächst zur Handlung des Ur-Don Juan, auf den sich in dieser Arbeit bezogen wird.
Das Drama, El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra kam im Jahre 1613 zur Uraufführung und erschien um 1630 auch in gedruckter Fassung. Autor war der Mercedarier Mönch Gabriel Téllez, der unter dem Pseudonym Tirso de Molina publizierte. Protagonist ist der spanische Edelmann, Don Juan Tenorio, der in dem Drama vier Frauen unterschiedlichen Standes verführt, indem er Ihnen die Ehe verspricht, sein Versprechen jedoch nie einhält. Nachdem er den Frauen die Ehre genommen hat, wartet stets sein treuer Diener Catalinón mit gesattelten Pferden, um seinem Herrn die Flucht und einen gelungenen „Streich“ zu ermöglichen. Tenorios vornehme Herkunft, sein Vater ist der erste Kammerdiener des Königs, sowie die Verwandtschaft mit dem Onkel Don Pedro Tenorio, dem spanischen Botschafter in Neapel, retten ihn dabei oftmals in allerletzter Sekunde aus der Not. Am Ende jedoch wird Don Juan von einem Toten bestraft...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Besonderheiten der spanischen Comedia
- 3. Typisierung des Ur-Don Juan von Tirso de Molina
- 3.1 Charakterisierung des Galán
- 3.2 Die Figur des Gracioso
- 3. Das Schema des Engaño – Desengaño
- 3.1 Herzogin Isabella
- 3.2 Tisbea das Fischermädchen
- 3.3 Gräfin Doña Ana
- 3.4 Aminta die Bäuerin
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Tragik und Komik in Tirso de Molinas "El Burlador de Sevilla", indem sie die Figur des Don Juan im Kontext der spanischen Comedia des Siglo de Oro analysiert. Es wird die Rezeption des Stücks im 17. und 21. Jahrhundert verglichen.
- Die Charakterisierung Don Juans und seiner Beziehung zur spanischen Gesellschaft
- Das Schema des Engaño-Desengaño und seine Auswirkungen auf die Figuren
- Der Konflikt zwischen Don Juans libertärem Lebensstil und den religiösen und moralischen Normen der Zeit
- Die Rolle der Ehre und der Maske in der spanischen Comedia
- Der Vergleich der Rezeption des Stücks in verschiedenen Epochen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Kontext des spanischen Theaters im 17. Jahrhundert als Mittel der Zerstreuung und der moralischen Erziehung. Sie erwähnt die Zensur der Inquisition und stellt das Drama "El Burlador de Sevilla" und seine Hauptfigur, Don Juan Tenorio, vor. Es wird auf die Problematik der Urheberschaft und der Datierung der Erstaufführung hingewiesen. Die Einleitung skizziert die zentrale Fragestellung der Arbeit, nämlich den Vergleich der Rezeption von "El Burlador de Sevilla" im 17. und 21. Jahrhundert anhand von Engaño, Maske und Ehre.
2. Besonderheiten der spanischen Comedia: Dieses Kapitel beleuchtet die Besonderheiten der spanischen Comedia, im Besonderen die Poetik Lope de Vegas und seine Kritik an der italienischen Comedia dell’arte. Es betont die Orientierung an der spanischen Lebenswelt und dem katholischen Glauben im Gegensatz zu den griechischen Mythen der italienischen Vorbilder. Der Fokus liegt auf der Anpassung der dramatischen Form an das Verständnis des spanischen Publikums und die Einbindung der religiösen und gesellschaftlichen Normen in die Dramaturgie. Es wird herausgestellt, dass die Comedia nicht nur Unterhaltung bot, sondern auch eine politische und religiöse Funktion erfüllte.
Schlüsselwörter
Don Juan, Tirso de Molina, El Burlador de Sevilla, Spanische Comedia, Siglo de Oro, Engaño, Desengaño, Ehre, Katholischer Glaube, Moral, Gesellschaft, Rezeption, Galán, Gracioso.
Häufig gestellte Fragen zu "El Burlador de Sevilla"
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Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die Tragik und Komik in "El Burlador de Sevilla". Zentrale Themen sind die Charakterisierung Don Juans und seine Beziehung zur spanischen Gesellschaft, das Schema des Engaño-Desengaño, der Konflikt zwischen Don Juans Lebensstil und den religiösen und moralischen Normen, die Rolle von Ehre und Maske in der spanischen Comedia, und ein Vergleich der Rezeption des Stücks in verschiedenen Epochen. Die spanische Comedia des Siglo de Oro und die Poetik Lope de Vegas werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst mindestens folgende Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel über die Besonderheiten der spanischen Comedia, ein Kapitel zur Typisierung des Don Juan und ein Kapitel zum Schema des Engaño-Desengaño mit Unterkapiteln zu verschiedenen weiblichen Figuren (Herzogin Isabella, Tisbea, Doña Ana, Aminta). Weitere Kapitel können aus den Zusammenfassungen erschlossen werden.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Tragik und Komik in Tirso de Molinas "El Burlador de Sevilla" durch die Analyse der Figur Don Juan im Kontext der spanischen Comedia. Ein wichtiger Aspekt ist der Vergleich der Rezeption des Stücks im 17. und 21. Jahrhundert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Don Juan, Tirso de Molina, El Burlador de Sevilla, Spanische Comedia, Siglo de Oro, Engaño, Desengaño, Ehre, Katholischer Glaube, Moral, Gesellschaft, Rezeption, Galán, Gracioso.
Worauf konzentriert sich die Zusammenfassung der Kapitel?
Die Kapitelzusammenfassungen geben einen Überblick über die Einleitung (Kontext des spanischen Theaters, Zensur, Problematik der Urheberschaft und Datierung, zentrale Fragestellung), die Besonderheiten der spanischen Comedia (Poetik Lope de Vegas, Orientierung an der spanischen Lebenswelt und dem katholischen Glauben), und legen den Fokus auf die Analyse von Don Juan und den Mechanismen des Engaño und Desengaño im Stück.
Wer ist die Hauptfigur der Arbeit?
Die Hauptfigur der analysierten Arbeit ist Don Juan Tenorio aus Tirso de Molinas "El Burlador de Sevilla".
- Quote paper
- Christine Ganser (Author), 2009, Don Juan von Tirso de Molina, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144851