Die Wahrnehmung in der Aristotelischen Schrift "De Anima"


Seminararbeit, 2005

13 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Allgemeine Bestimmungen über die Seele

3. Die Seelenvermögen und ihre feste Reihenfolge

4. Das Ernährungsvermögen und die Prinzipien der Seele

5. Die Wahrnehmung

6. Das innere Objekt der Wahrnehmung und die Täuschung der Wahrnehmung

7. Fazit

6. Literaturliste

1. Einleitung

Aristoteles versucht in seiner Schrift „De Anima“ eine wissenschaftliche Analyse über die Seele vorzulegen und die Diskussionen seiner Vorgänger zu einem Abschluss zu bringen. Die Übernahme des systematischen Analysestils, lässt sich im Hinblick auf das Thema dieser Hausarbeit nicht verhindern, vielmehr ist sie notwendig um einen kurzen Einblick darüber zu gewinnen, welchen Begriff Aristoteles von der Seele hat.

Am Anfang der Hausarbeit soll, als kleine Einleitung in die Thematik, aufgezeigt werden, welche allgemeinen Bestimmungen über die Seele in „De Anima“ angeführt werden und wie diese Bestimmungen logisch begründet werden. Zu klären wäre in diesem ersten Abschnitt die Frage, ob die Seele etwas notwendiges für den Körper und warum der Körper auf die Seele angewiesen ist. Entscheidend für die Analyse des Seelenbegriffes bei Aristoteles, ist die Frage nach den Funktionen der Seele und ihrer Reihenfolge im Gefüge der Seelenvermögen. Im laufe der Hausarbeit, wird sich zeigen, von welcher Bedeutung die Analyse der Seelenvermögen für den Körper ist und zu welchem Seelenbegriff man dadurch gelangt. Aus diesen Überlegungen heraus, widmet sich der zweite Teil der Hausarbeit der Frage nach den Seelenvermögen und ihrer Relation zueinander. Hierbei wäre die Frage nach einer eventuellen Hierarchie der Seelenvermögen von grösster Bedeutung.

Um den Rahmen dieser Hausarbeit nicht zu sprengen, ist es zwingend erforderlich, den enormen Inhalt, der in „De Anima“ geboten wird stark einzuschränken. Aus diesem Grund wird sich diese Hausarbeit zwei wichtigen Vermögen widmen, nämlich dem Ernährungsvermögen, als die Grundlage jeglicher lebendiger Existenz, und dem darauf aufbauenden Wahrnehmungsvermögen. Da aber das Wahrnehmungsvermögen der Kern dieser Hausarbeit sein soll, wird sie ausführlicher behandelt werden. Entscheiden sind hier die Fragen nach dem Prozess der Wahrnehmung und einem eventuellen, damit verbundenen Erkenntnisprozesses.

2. Allgemeine Bestimmungen über die Seele

Am Anfang des zweiten Kapitels des Buches De Anima widmet sich Aristoteles der Frage, was die Seele denn eigentlich sei, schränkt diese Frage jedoch erst einmal auf die allgemeinen Bestimmungen der Seele ein. Diese allgemeinen Bestimmungen können nach Aristoteles zu aller erst nur ein kleinster gemeinsamer Nenner sein, der auf alle Seelenvermögen gleichermaßen passt.

Nach Aristoteles ist die Seele Substanz des lebendigen Körpers im Sinne des Eidos. Dies leitet Aristoteles wie folgt ab: es gibt drei Arten von Substanz, die Materie, die nur die reine Möglichkeit darstellt und dementsprechend an sich nichts Bestimmtes ist, die Form, die die Verwirklichung und Vollendung des lebendigen Körpers ist und durch die Bestimmtheit an sich geprägt ist und letztendlich die Synthese aus den beiden erstgenannten Substanzen.[1] Daraus lässt sich unschwer ableiten, das natürliche Körper etwas Bestimmtes sind, nämlich die Synthese aus Materie, die die reine Möglichkeit darstellt also aus sich heraus nicht in die Wirklichkeit übergehen kann, und dem Eidos, welches die Vollendung für den lebendigen Körper ist, die so genannte Entelechie. Die These Aristoteles`, das die Seele die Substanz, nämlich die zweite Substanz, und somit die Entelechie des lebendigen Körpers ist, ist somit rein logisch abgeleitet. Als zweiter Schritt wäre in diesem Kapitel zu klären, was bei Aristoteles unter dem Begriff der Entelechie verstanden wird und ob eine Abstufung der Vollendung existiert. Nach Aristoteles gibt es zwei Arten von Entelechie. Zum einen wäre hier die Vollendung im Sinne von Vermögen zu nennen. Als Beispiel könnte hier das Wissen angeführt werden, welches zwar aktuell nicht angewendet wird, aber es die Möglichkeit gibt, dieses Wissen jederzeit anzuwenden. Die zweite Art der Vollendung ist am besten mit dem Begriff der Tätigkeit beschrieben und benennt die aktuelle Anwendung des vorhandenen Wissens.[2] Aristoteles sagt des weiteren, das die Seele Entelechie des lebendigen Körpers im Sinne des Vermögens sein muss und erklärt dies Anhand des Schlafes und des Wachens eines beseelten Körpers. Der Schlaf entspricht demnach dem Vermögen und das Wachen der Anwendung des Vermögens. Da aber der Entstehung nach das Vermögen vor der Tätigkeit des Vermögens entsteht, muss die Seele erste Entelechie des beseelten Körpers sein.[3] Aus den Ausführungen kann man schon erahnen, das die Seele nicht nur das Wesen des organisch strukturierten Körpers ist, sondern dem Körper auch Vermögen verleiht, die sich aus sich heraus betätigen können.[4] Aus diesen allgemeinen Bestimmungen über die Seele zieht Aristoteles zum Schluss des ersten Kapitels des zweiten Buches ein kleines Fazit. Sofern die Seele Entelechie des Körpers ist, ist sie vom Körper nicht abtrennbar, doch lässt Aristoteles zum Schluss offen, „ob die Seele auf dieser Art Vollendung für den Körper ist, wie der Schiffer für das Schiff“[5]. Dieser Vergleich sei hier nur beiläufig erwähnt, da sie ein Anspielung auf die Rolle des Nous ist und nicht Gegenstand dieser Hausarbeit. Zum Abschluss sei nur noch kurz erwähnt, dass die Seelenvermögen, der Argumentation Aristoteles` folgend, die von Organen Gebrauch machen nur auf den Körper bezogen Sinn geben würden und außerhalb des Körpers ihre Funktionen einbüssen müssten.

3. Die Seelenvermögen und ihre feste Reihenfolge

Im dritten Kapitel des Zweiten Buches geht Aristoteles auf die verschiedenen Seelenvermögen ein und macht deutlich, dass diese in einer festen Reihenfolge zueinander stehen. Diese feste Reihenfolge ist am deutlichsten mit dem Bild einer Stufenleiter zu erklären in dem die erste Stufe die Grundlage für die nachfolgenden Stufen darstellt. Was dies genauer bedeutet soll später erläutert werden. Als Vermögen benennt Aristoteles am Anfang des Kapitels das nährende, wahrnehmende, örtlich bewegende und zuallerletzt das denkende Seelenvermögen.[6] Während nach Aristoteles einigen Lebewesen nur einige Seelenvermögen zukommen, besitzt der Mensch alle Seelenvermögen. Aristoteles betont das auch die Einzelsinne ebenso in einer festen Reihenfolge zueinander stehen wie die Seelenvermögen selbst. Demnach verfügt jedes Lebewesen auch über den Tastsinn, da dies der Wahrnehmungssinn für die Nahrung ist. Diese feste Reihenfolge der Vermögen hat für Aristoteles auch methodische Konsequenzen, denn wenn gesetzt dem Fall das man das Ernährungsvermögen aufheben würde, müssten auch die nachfolgenden Seelenvermögen aufgehoben sein. Auf der anderen Seite jedoch würde das Ernährungsvermögen weiterhin bestehen, wenn man die höheren Vermögen aufheben würde. Denn Aristoteles sagt „ Immer liegt nämlich der Möglichkeit nach das Frühere im Nachfolgenden, sowohl bei den (geometrischen) Figuren, als beim Beseelten… und ebenso im Wahrnehmungs- das Nährvermögen.“[7] Der Aristotelische Vergleich der festen Reihenfolge der Seelenvermögen mit geometrischen Figuren, wie z.B. dem Dreieck ist sowohl nahe liegend als auch entscheidend für sein Verständnis einer festen Reihenfolge der Vermögen, wie man am folgenden Denkakt sehen kann: hebt man das Dreieck auf, so fallen auch die nachfolgenden Vielecke, wie z.B. das Viereck oder das Fünfeck, da das Dreieck in den anderen geometrischen Figuren enthalten ist.[8] Es ist nahe liegend, aus den Ausführungen über die Seelenvermögen zu schließen, das eine allgemeine Definition über die Seele ein schwieriges unterfangen ist, da es die Seele nicht geben kann, aufgrund der Tatsache das nicht alle Lebewesen alle Seelenvermögen besitzen. Vielmehr ist die Analyse der Seelenvermögen entscheidend um eine Aussage über die jeweilige Seele des jeweiligen Lebewesens treffen zu können.[9] Da die Untersuchung der Seelenvermögen sehr entscheidend ist, bedarf es auch hier einer systematischen Methode der herangehensweise. Die Antwort auf die Frage nach der Methode, wird von Aristoteles selbst im vierten Kapitel des zweiten Buches gegeben. Demnach ist es unerlässlich die Tätigkeit des Vermögens vor dem Vermögen selbst zu untersuchen, da diese dem Begriffe nach vor dem Vermögen kommen. Außerdem muss das Objekt des Aktes vor dem Akt selbst untersucht werden. Jedoch ist zu beachten, das Aristoteles bei den Objekten nicht von äußern Einzeldingen spricht, also von konkreten Einzeldingen spricht sondern von inneren Objekten des jeweiligen seelischen Aktes.[10] Was dies konkret bedeutet soll am Beispiel der Wahrnehmung später erläutert werden.

[...]


[1] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.61

[2] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.61

[3] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.61-62

[4] Wolfgang Bernhard, Rezeptivität und Spontanität der Wahrnehmung bei Aristoteles, Baden Baden, 1998, S. 18

[5] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.65

[6] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.73

[7] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.77

[8] Wolfgang Bernhard, Rezeptivität und Spontanität der Wahrnehmung bei Aristoteles, Baden Baden, 1998, S. 38

[9] Horst Seidl, Aristoteles, Über die Seele, Hamburg, 1995, S.76-79

[10] Wolfgang Bernhard, Rezeptivität und Spontanität der Wahrnehmung bei Aristoteles, Baden Baden, 1998, S.38

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Wahrnehmung in der Aristotelischen Schrift "De Anima"
Hochschule
Universität Münster  (Philosophisches Seminar)
Veranstaltung
Aristoteles: Über die Seele
Note
2.3
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V144897
ISBN (eBook)
9783640558117
ISBN (Buch)
9783640558698
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wahrnehmung, Aristotelischen, Schrift, Anima
Arbeit zitieren
Deniz Tekmen (Autor:in), 2005, Die Wahrnehmung in der Aristotelischen Schrift "De Anima", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144897

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