Online-Zeitungen International am Beispiel der USA


Dossier / Travail de Séminaire, 2000

27 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Gründe für die Betrachtung der USA

3. Online Zeitungen und Internet-Nutzung in den USA
3.1. Online-Zeitungen in den USA und deren Nutzung
3.2. Internet-Nutzung in den USA

4. Community Online System
4.1. Definition & Beispiele
4.1.1. Boston.com
4.1.2. AndersonOnline
4.2. Chatten und Posten

5. Exkurs Seattle Times Flight

6. Sonderfall Wall Street Journal

7. Ausblick

Literaturverzeichnis

Internet-Adressen

1. Einleitung

Das Internet hat sich in den letzten Jahren mit rasanter Geschwindigkeit entwickelt und macht mittlerweile vor keinem Lebensbereich mehr Halt. Ganz gleich wo wir hingehen oder hinsehen, überall rücken diese merkwürdigen „http:-Adressen“1 ins Blickfeld. Es ist dabei nicht von Bedeutung, ob wir die

Tageszeitung oder eine Illustrierte aufschlagen, die Nachrichten oder eine Unterhaltungssendung im Fernsehen sehen, in der U-Bahn stehen oder ins Kino gehen, das Internet ist allgegenwärtig geworden. Während sich diese Erkenntnis bei uns erst jetzt durchsetzt, hat Jon Katz in den USA dies bereits 1994 erkannt: „[...] you can’t pick up a paper any longer without reading the words e-mail, Internet, or cyberspace.“2 Und selbst wenn man vielleicht noch nie im „Netz der Netze“ ‚gesurft‘ ist, eine Internet Adresse hat man zumindest schon einmal gesehen, wenn man zum Beispiel die Tagesschau ansieht. Online ist in. Und so macht dieser Trend natürlich auch nicht vor einem Traditionsmedium wie der Tageszeitung halt. Der Computer hat in den letzten 20 Jahren vor allem die Herstellung des Printprodukts durch Desktop- Publishing und Computer-to-plate Verfahren revolutioniert. Die Vermittlung und Rezeption der Inhalte findet heute dagegen ebenfalls mit Hilfe des Computers statt.3

Während hierzulande die Entwicklungen der deutschen Tageszeitungen im Internet verfolgt und kommentiert werden, vernachlässigt man gerne den Rest der Welt und damit einen der Hauptvorteile des Internets, die Globalität, die es ermöglicht, Inhalte nicht nur weltweit, sondern fast zeitgleich abzurufen. Katja Riefler bemerkte dazu sehr treffend: „Das Internet wird zu einem riesigen Kiosk, an dem das Wall Street Journal neben der New York Times, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Financial Times liegt“4

Was dies für Auswirkungen auf die deutschen Tageszeitungen hat, wurde schon mehrfach von verschiedenen Forschergruppen untersucht. Es wurden sowohl Typologisierungen für Online-Zeitungen erstellt,5 als auch Finanzierungsmodelle6 und Zukunftsprognosen unter die Lupe genommen.

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit Online-Zeitungen in den USA. Es geht dabei jedoch nicht darum, Motive der Verlage zu erkunden, Finanzierungsmodelle aufzuzeigen, die Vor- und Nachteile von Online- Zeitungen allgemein dazulegen, oder die im Internet vertretenen US-Online- Zeitungen zu kategorisieren, was bei der großen Anzahl an Zeitungen mit Internet-Auftritt auch gar nicht möglich wäre.7 Es soll vielmehr die derzeitige Situation der Online-Zeitungen in den USA anhand einiger ausgewählter Beispiele dargestellt und kommentiert werden. Zunächst werden die Gründe für die nähere Betrachtung der USA dargelegt, danach wird die derzeitige Lage der US-Onlinezeitungen und der Internet-Nutzung in den USA vorgestellt und schließlich anhand einiger Beispiele von US-Onlinezeitungen kommentiert.

2. Gründe für die Betrachtung der USA

Heutzutage bietet beinahe jede größere Zeitung in Europa ein Angebot im Internet an, warum sollte man also den Blick über den großen Teich wagen, auch wenn er nur einen Mausklick entfernt ist?

Für eine Veranschaulichung der Situation von Online-Zeitungen in den USA sprechen mehrere Gründe. Zum einen sind die Vereinigten Staaten das Ursprungsland des Internets. Bereits Ende der 60er Jahre wurden die ersten Rechenzentren von vier US-Universitäten, der University of California in Santa Barbara, dem Stanford Research Institute, der University of Utah und der University of California in Los Angeles miteinander über ein Netzwerk, dem damaligen ARPANET, verbunden. Anfang der 70er Jahre wurde das „Internet-Program“ ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt.8 Bis zu Beginn der 90er Jahre kamen Entwicklungen auf diesem Sektor fast ausschließlich aus den USA. In Folge dieses technologischen Vorsprungs besitzen auch die Verlage in den USA eine viel längere Erfahrung im Umgang mit dem Medium, vor allem aber mit dem Erstellen und Strukturieren der Inhalte für die Publikation im Internet. Dies hat auch schon Katja Riefler für ihr 1995 erschienenes Grundlagenwerk

„Zeitung Online. Neue Wege zu Lesern und Anzeigenkunden“ erkannt und sich deshalb bei ihren Untersuchungen hauptsächlich auf Angebote aus den USA konzentriert.9 Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass 1995 in Deutschland noch fast keine Tageszeitung im Internet vertreten war.10

In den USA herrscht zudem allgemein ein sehr optimistisches Technikverständnis, „das von der [...] Annahme ausgeht, der Information Superhighway werde letztlich zur Stärkung des Individuums beitragen und seinen Handlungsspielraum erweitern.“11

Dieser Umstand macht die Betrachtung von Online-Zeitungen in den USA ebenfalls sehr interessant, da die Bereitschaft zum Experimentieren mit technischen Innovationen und Neuerungen höher eingeschätzt werden kann.

3. Online Zeitungen und Internet-Nutzung in den USA

3.1.Online-Zeitungen in den USA und deren Nutzung

Kommerzielle Online-Dienste haben die Entwicklung des Internet entscheidend mitgeprägt. Bereits 1979 wurde die CompuServe Inc. als erster Online-Dienst gegründet,12 doch es sollte bis 1993 dauern, bis die erste US- Tageszeitung einen Schritt auf diese neue Plattform wagte. Im Mai 1993 startete die San Jose Mercury News ihren Online-Auftritt „Mercury Center“ auf der Plattform des Online-Dienstes America Online (AOL). Bereits ein Jahr später finden sich auf dieser Plattform über 35 Tageszeitungen und Magazine.13

Die am 1. Juni 1992 gegründete Newspaper Association of America (NAA), die aus einem Zusammenschluß der American Newspaper Publishers Association und dem Newspaper Advertising Bureau, sowie fünf anderer Vermarktungsgesellschaften hervorging,14 veröffentlicht regelmäßig Berichte über die Zeitungssituation in den USA. Wie schnell sich das neue Medium Internet entwickelt hat, zeigt der Jahresbericht der NAA für 1999.15 Über 950 Tageszeitungen in Nordamerika sind im Internet präsent,16 die 100 Tageszeitungen mit den höchsten Auflagen sind alle im Netz vertreten.

Jedoch mehr als 75% der im Internet vertretenen Tageszeitungen haben eine Auflage von weniger als 50.000 Exemplaren.17

Auch hinsichtlich der Nutzung der Online-Zeitungen lassen sich detaillierte Aussagen treffen: Mehr als 75% der Online-Zeitungen bieten einen eigenen Kleinanzeigenbereich auf ihrer Homepage an, der 43% der Nutzer als primäre Quelle für Online-Kleinanzeigen dient. Die Nutzer bevorzugen die Online-Kleinanzeigen der Tageszeitungen gegenüber anderer Konkurrenz im Internet.18

82% der Leser von Online-Zeitungen lesen die gedruckte Ausgabe genauso häufig oder sogar häufiger als die Online-Ausgabe. 54% der Verbraucher, die online nach lokalen Informationen suchen, benutzen hierfür die Online- Zeitungen. 45% der Leser von Online-Zeitungen besuchen die Homepage mindestens einmal pro Tag.19

3.2. Internet-Nutzung in den USA

Untersuchungen zu den Nutzungszahlen des Internets finden sich bei einer einfachen Recherche über die Suchmaschine Yahoo20 reichlich. Jedoch sind die Daten vieler Erhebungen nicht wirklich zuverlässig. Das Graphics Visualization and Usability Center am College of Computing des Georgia Institute of Technology in Atlanta erhebt beispielsweise Daten über die weltweite Nutzung des WWW.21 Doch allein die Tatsache, dass diese Erhebung nur in Englisch vorgenommen wurde und dadurch viele Internet- Nutzer schlichtweg ausgegrenzt wurden, lässt am Sinn und Zweck einer „weltweiten“ Untersuchung zweifeln.

Relativ zuverlässige Daten über die Internet-Nutzung in den USA bietet dagegen die „Internet Demographic Study“ der CommerceNet/ Nielsen Media Research. Die neueste, kostenlos im Internet-verfügbare Studie wurde im

Juni 1998 veröffentlicht,22 aktuellere Studien sind nur gegen Bezahlung erhältlich. Aus diesem Grund beschränken sich alle Angaben auf die vorliegende Studie. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Zahlen in dem letzten zwei Jahren deutlich erhöht haben. Demnach nutzen 1998 in den USA 70,5 Millionen und in Kanada 8,5 Millionen Personen über 16 Jahren das Internet. 43% davon sind Frauen und 13,5 Millionen der Internet-Nutzer sind Studenten. 79% aller Nutzer besitzen zu Hause einen Computer, 46% besitzen zumindest einen College Abschluss (College Associate Degree, entspricht dem deutschen Abitur).

Dem gegenübergestellt haben 10 Millionen Menschen in den USA noch nie vom Internet gehört und 44 Millionen nutzen das Internet nicht, weil sie keinen Computer besitzen. Erstaunlicherweise haben 43% der Internet- Nutzer noch nie etwas von „HTML“ gehört.23

4. Community Online System

4.1. Definition & Beispiele

Ein Community Online System ist ein Forum, das sich auf lokale Kommunikation konzentriert. Die Bevölkerung eines begrenzten geographischen Gebietes wendet sich an dieses System in ihrer Rolle als BürgerInnen. Solche Systeme sind in den USA und Kanada schon ziemlich weit verbreitet. Zunehmend nehmen Online-Zeitungen diese Rolle mit dem Ziel wahr, das lokale Leben zu bereichern und womöglich auch zu revitalisieren.24

Wenn man die Zugriffszahlen der Online-Zeitungen betrachtet (vgl. Abschnitt 3.1.), fällt die hohe Zahl (54%) der Verbraucher auf, die online nach lokalen Informationen in Online-Zeitungen suchen. Auch bemerkenswert ist, dass mehr als 75% der im Internet vertretenen Tageszeitungen eine Auflage von weniger als 50.000 Exemplaren haben.25 Wenn man die Printausgaben der meisten kleineren Zeitungen der USA betrachtet, merkt man, dass das Lokale in den Vordergrund rückt. Eine typische Aufteilung erfolgt in Stadt, Bundesstaat und anschließend Nation. Das Lokale ist im Vordergrund und die Zeitungsleser wenden sich gerade an solche Blätter, um sich über das lokale Geschehen zu informieren.26 Vermutlich haben die Leser ihre Lesegewohnheiten auf die Online-Ausgaben übertragen, was sicherlich zu dem Erfolg der Online-Zeitungen geführt hat und somit auch das Community Online System stärkt.

Die kleineren Blätter bieten eine Fülle von sog. Soft News , die durch aufwendig gestaltete Seiten gekennzeichnet sind. Das Gegenteil von Soft News sind die Hard News. Hard News werden oft durch Hintergrundberichte und tiefer gehende Geschichten ergänzt.27

Sowohl die kleineren, als auch die größeren Zeitungen machen Gebrauch von Community Online Systemen, um ihren Online-Lesern eine Orientierungshilfe zu bieten. Anhand der nachfolgenden Beispiele von Boston.com und Anderson Online werden die Funktionen von Community Online Systemen erörtert.

[...]


1 Der Begriff „http“ bedeutet H yper t ext t ransfer p rotokoll und ist das Übertragungsprotokoll im World Wide Web, der grafischen Benutzeroberfläche des Internets. Vgl. hierzu ausführlicher die Homepage des World Wide Web Consortiums unter http://www.w3.org/ (31.01.00).

2 Katz, Jon: Online or not, newspapers suck. In: Wired, September 1994 (2.09). Elektronische Publikation: http://www.wired.com/wired/archive/2.09/news.suck.html (abgerufen am 19.02.00).

3 Vgl. Neuberger, Christoph (u.a.): Die deutschen Tageszeitungen im World Wide Web. In: Media Perspektiven 12/1997, S. 652-662, S.652.

4 Vgl. Riefler, Katja: Zeitung Online. Was fasziniert Printmedien am weltweiten Computernetz? In: Dernbach, Beatrice, Rühl, Manfred, Theis-Berglmair, Anna Maria (Hrsg.), Publizistik im vernetzten Zeitalter. Berufe – Formen – Strukturen, Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998, S.109-122, S.115.

5 Vgl. Klettke, Sascha; u.a.: Der digitale Zeitungskiosk. Eine Typologisierung von Online- Tageszeitungen. In: Neverla, Irene (Hrsg.): Das Netz-Medium. Kommunikationswissenschaftliche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 263-276.

6 Vgl. Breyer, Thomas: Entwicklungen auf dem Online- Markt. In: Zeitungen ’98. Bonn: ZV Zeitungs- Verlag Service 1998, S.214-223.

7 Detaillierte Angaben hierzu werden im nächsten Abschnitt geliefert.

8 Vgl. Musch, Jochen: Die Geschichte des Netzes: ein historischer Abriss. In: B.Batinic (1997), Internet für Psychologen, Göttingen: Hogrefe. Internet-Adresse: http://www.psychologie.uni- bonn.de/sozial/staff/musch/history.htm (28.11.99).

9 Vgl. Riefler, Katja: Zeitung Online. Neue Wege zu Lesern und Anzeigenkunden. Bonn: ZV Zeitungsverlag, 1995, S.10f.

10 Es befanden sich jedoch Angebote und Dienste auf der Plattform von Online-Diensten, wie z.B. CompuServe oder T-Online. Näheres hierzu liefert Katja Riefler (1995) ab Seite 27.

11 Redelfs, Manfred, Electronic Publishing und Computer-Assisted Reporting: Auswirkungen des Information Superhighway auf den Journalismus; in: Kleinsteuber, Hans J. (Hrsg.), Der „Information Superhighway“. Amerikanische Visionen und Erfahrungen, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1996, S.257-276, S.257.

12 Vgl. Riefler, K. (1995), S.44.

13 Vgl. Katz, J.: a.a.O.

14 Vgl. http://www.naa.org/info/facts99/01.html (abgerufen am 19.02.00).

15 Der vollständige Bericht kann auf der Homepage der Newspaper Association of America unter der Adresse: http://www.naa.org abgerufen werden.

16 Eine aktuelle Auflistung nach US-Bundestaaten verteilt kann unter der Adresse: http://www.naa.org/hotlinks/index.asp (19.02.00) abgerufen werden.

17 Vgl. http://www.naa.org/info/facts99/18.html (abgerufen am 19.02.00).

18 Vgl. Ebd.

19 Vgl. Ebd.

20 Zu finden unter http://www.yahoo.com .Yahoo ist die größte und bekannteste Suchmaschine im World Wide Web.

21 Die aktuelle Auswertung der zehnten Umfrage kann unter der Adresse http://www.gvu.gatech.edu/user_surveys/survey-1998-10/tenthreport.html (19.02.00) abgefragt werden.

22 Im Internet unter http://www.nielsenmedia.com/interactive/commercenet/S98 (19.02.00) abzurufen.

23 „HTML“ bedeutet H yper t ext M arkup L anguage und ist die Programmiersprache für Seiten im Internet.

24 Vgl. Höflich, Joachim R.: http://www.zeitung.de: Perspektiven der Online-Aktivitäten lokaler Tageszeitungen – oder: Das Wagnis Internet und der Verlust des Lokalen? In: Christina Holtz-Bacha, Arnulf Kutsch, Wolfgang R. Lagenbucher, Ulrich Saxer: Publizistik: Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, Heft 2. Westdeutscher Verlag, 1998. S. 111-129. S. 120-121.

25 Vgl. Newspaper Voice and Online Services unter http://www.naa.org/inf o/facts99/18.html (abgerufen am 19.02.00).

26 Ruß-Mohl, Stephan. Wie sich Amerikas Presse revolutioniert, Berlin 1992, S. 27.

27 Vgl. Ebd., S. 27

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Online-Zeitungen International am Beispiel der USA
Université
LMU Munich  (Institut für Kommunikationswissenschaft (ZW))
Cours
Hauptseminar: Tageszeitungen und Internet
Note
2,0
Auteurs
Année
2000
Pages
27
N° de catalogue
V14493
ISBN (ebook)
9783638198837
Taille d'un fichier
813 KB
Langue
allemand
Mots clés
Online-Zeitungen, International, Beispiel, Hauptseminar, Tageszeitungen, Internet
Citation du texte
Uwe Sperlich (Auteur)Alexander Chavez (Auteur), 2000, Online-Zeitungen International am Beispiel der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14493

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