Der Begriff der Marktmacht ist vor allem im Bereich der Wettbewerbspolitik ein allgegenwärtiger. Bevor man sich allerdings der Frage zuwendet, wie Marktmacht gemessen wird und welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Vorgehensweisen bieten, wird in der vorliegenden Arbeit jedoch erst einmal geklärt werden, was genau man unter dem Begriff der Marktmacht versteht und warum diese so wichtig ist. Unter Marktmacht versteht man im Allgemeinen die Fähigkeit eines Unternehmens - oder aber auch einer Gruppe von Unternehmen, welche gemeinsam agieren - den Preis eines Gutes über das wettbewerbliche Niveau anzuheben, ohne dabei so viel Nachfrage zu verlieren, dass eine Preiserhöhung unprofitabel wird und diese anschließend wieder aufgehoben werden muss. Der sich unter vollkommenem Wettbewerb herausbildende Marktpreis, welcher als Referenzmaßstab für die Feststellung eines überhöhten Preises dient, entspricht den Grenzkosten der Produktion. Für die Wettbewerbspolitik ist nicht das reine Vorhandensein der Marktmacht - also das Vorhandensein eines Preissetzungsspielraumes - von Bedeutung, sondern das Ausnutzen dieses Spielraums. Relevant ist also vielmehr, ob ein Marktmachtmissbrauch eines Unternehmens vorliegt. Denn die Ausübung von Marktmacht führt zu unterschiedlichen Formen von Ineffizienzen und somit zu Wohlfahrtsverlusten für die Gesellschaft, welche durch die Summe von Konsumenten- und Produzentenrente gemessen wird. Besonders zum Tragen kommt der Verlust an Konsumentenrente als Auswirkung von Marktmacht im Rahmen des "More Economic Approach" bei der Formulierung der europäischen Wettbewerbspolitik, da diese somit stärker auf den Schutz der Konsumentenwohlfahrt ausgerichtet wird.
Die möglicherweise durch Marktmacht verursachten Ineffizienzen erklären also, warum es sinnvoll ist, sich mit dem ökonomischen Konzept der Marktmacht zu beschäftigen. Im Verlauf der Arbeit soll aufgezeigt werden, mit welchen Methoden Marktmacht gemessen werden kann und welche Aspekte dabei zu berücksichtigen sind. Dabei werden zunächst die klassischen Konzepte der Marktmachtmessung betrachtet und Gründe aufgezeigt, welche dazu führten, dass neue Messverfahren entwickelt wurden. Anschließend werden diese ebenso auf ihre Stärken und Schwächen hin untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Der Marktmachtbegriff: Definition und Anwendung
- 2. Die Messung von Marktmacht
- 2.1. Traditionelle Methoden der indirekten Marktmachtmessung
- 2.2. Alternativen zu den traditionellen Methoden der Marktmachtmessung
- 2.3. Grenzkostenmodelle zur direkten Marktmachtmessung
- 2.4. Neueste Entwicklungen im Bereich ökonometrischer Methoden
- 2.4.1. Das Grundkonzept ökonometrischer Analysen
- 2.4.2. Modelle der New Empirical Industrial Organization
- 3. Die ökonomischen Kriterien der Marktmachtbestimmung: Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff der Marktmacht aus ökonomischer Perspektive. Sie beleuchtet die Definition und Anwendung des Begriffs, analysiert verschiedene Methoden zur Marktmachtmessung, und diskutiert die ökonomischen Kriterien, die für die Bestimmung von Marktmacht relevant sind. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Herausforderungen bei der Messung von Marktmacht und der Bedeutung des Konzepts für die Wettbewerbspolitik.
- Definition und Anwendung des Marktmachtbegriffs
- Traditionelle und moderne Methoden der Marktmachtmessung
- Ökonomische Kriterien zur Bestimmung von Marktmacht
- Bedeutung von Marktmacht für die Wettbewerbspolitik
- Ineffizienzen und Wohlfahrtsverluste durch Marktmacht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Der Marktmachtbegriff: Definition und Anwendung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Marktmacht als die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe, den Preis über das wettbewerbliche Niveau anzuheben, ohne dass dies unprofitabel wird. Es betont die Bedeutung der Preiselastizität der Nachfrage und der Grenzkosten. Weiterhin wird der Unterschied zwischen dem ökonomischen Marktmachtbegriff und dem rechtlichen Begriff der Marktbeherrschung (Art. 82 EG-Vertrag) herausgestellt, wobei letztere als ein Unterfall der Marktmacht betrachtet wird. Schließlich wird die Bedeutung der Ausübung von Marktmacht im Hinblick auf allokative Ineffizienzen ("Deadweight Loss") und Wohlfahrtsverluste für die Gesellschaft diskutiert. Die Ineffizienzen entstehen durch die Preiserhöhung über die Grenzkosten, was zu einem Verlust an Konsumentenrente führt.
2. Die Messung von Marktmacht: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Methoden zur Messung von Marktmacht. Es beginnt mit den traditionellen, indirekten Methoden, die sich hauptsächlich auf Marktanteile stützen. Die Grenzen dieser Ansätze werden aufgezeigt, was die Entwicklung neuer, direkterer Messverfahren begründet. Das Kapitel beschreibt alternative Ansätze und konzentriert sich auf die Grenzkostenmodelle und ökonometrische Methoden, einschließlich der Modelle der New Empirical Industrial Organization (NEIO). Die Diskussion umfasst sowohl die Stärken als auch die Schwächen der jeweiligen Methoden und deren Anwendbarkeit in der Praxis.
Schlüsselwörter
Marktmacht, Marktbeherrschung, Wettbewerbspolitik, Preiselastizität der Nachfrage, Grenzkosten, Marktanteile, ökonometrische Methoden, New Empirical Industrial Organization (NEIO), Ineffizienzen, Wohlfahrtsverluste, Fusionskontrolle, Artikel 82 EG-Vertrag.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Marktmachtmessung
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die ökonomische Perspektive des Marktmachtbegriffs. Es behandelt Definition, Anwendung, Messmethoden und die ökonomischen Kriterien zur Bestimmung von Marktmacht. Ein besonderer Fokus liegt auf den Herausforderungen bei der Marktmachtmessung und deren Bedeutung für die Wettbewerbspolitik.
Wie wird Marktmacht definiert und angewendet?
Marktmacht wird definiert als die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe, den Preis über das wettbewerbliche Niveau anzuheben, ohne dass dies unrentabel wird. Die Preiselastizität der Nachfrage und die Grenzkosten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Der Unterschied zwischen dem ökonomischen Marktmachtbegriff und dem rechtlichen Begriff der Marktbeherrschung (Art. 82 EG-Vertrag) wird hervorgehoben. Die Ausübung von Marktmacht führt zu allokativen Ineffizienzen und Wohlfahrtsverlusten.
Welche Methoden zur Marktmachtmessung werden beschrieben?
Das Dokument beschreibt sowohl traditionelle, indirekte Methoden (hauptsächlich basierend auf Marktanteilen) als auch modernere, direkte Methoden. Zu den letzteren gehören Grenzkostenmodelle und ökonometrische Verfahren, einschließlich der Modelle der New Empirical Industrial Organization (NEIO). Die Stärken und Schwächen der verschiedenen Methoden und deren praktische Anwendbarkeit werden diskutiert.
Welche ökonomischen Kriterien sind für die Marktmachtbestimmung relevant?
Die relevanten ökonomischen Kriterien umfassen die Preiselastizität der Nachfrage, die Grenzkosten, Marktanteile und die Ergebnisse ökonometrischer Analysen. Die Bedeutung dieser Kriterien für die Bestimmung des Ausmaßes der Marktmacht und die Beurteilung der Wettbewerbsintensität wird erläutert.
Welche Bedeutung hat Marktmacht für die Wettbewerbspolitik?
Marktmacht hat eine erhebliche Bedeutung für die Wettbewerbspolitik. Die Fähigkeit von Unternehmen, Preise über die wettbewerblichen Niveaus anzuheben, führt zu Ineffizienzen und Wohlfahrtsverlusten. Die Wettbewerbspolitik zielt darauf ab, diese negativen Auswirkungen zu minimieren und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Konzepte wie Fusionskontrolle sind eng mit der Marktmacht verbunden.
Was sind die Schlüsselbegriffe des Dokuments?
Die Schlüsselbegriffe umfassen: Marktmacht, Marktbeherrschung, Wettbewerbspolitik, Preiselastizität der Nachfrage, Grenzkosten, Marktanteile, ökonometrische Methoden, New Empirical Industrial Organization (NEIO), Ineffizienzen, Wohlfahrtsverluste, Fusionskontrolle, Artikel 82 EG-Vertrag.
Welche Kapitel beinhaltet das Dokument?
Das Dokument beinhaltet die Kapitel: 1. Der Marktmachtbegriff: Definition und Anwendung; 2. Die Messung von Marktmacht (inkl. Unterkapiteln zu traditionellen und modernen Methoden, sowie ökonometrischen Ansätzen); 3. Die ökonomischen Kriterien der Marktmachtbestimmung: Ein Fazit.
- Arbeit zitieren
- Sabrina Jeworrek (Autor:in), 2009, Die Bestimmung von Marktmacht: Ökonomische Kriterien und kritische Diskussion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145081