Ziel dieser Arbeit soll es sein, das Weltendszenario, wie es Dürrenmatt konstruierte, hinsichtlich ausgewählter Aspekte zu charakterisieren, indem das Alltägliche dem Ausnahmezustand Weltende gegenübergestellt wird und mögliche
Beziehungen beim Aufbruch und Aufheben des Gewohnten aufgezeigt werden.
„Nur noch Gott kann uns retten.“ Ein Zitat Heideggers aus einem Spiegelinterview von 1976, das ein Theologe seiner Schrift „Weltangst und Weltende“ voranstellte. Doch wo bleibt der Mensch herausgelöst aus tradierten Bindungen, Sozialbeziehungen und Glaubenssystemen, kurzum der Mensch der Moderne fernab von Gottvertrauen, angesichts eines Weltendes – der überall proklamierten hinfälligen Existenz, die als gesellschaftliches Massensymptom in Form von Prophetie aller Spielarten besteht. Eine Frage, die sich auf die Existenz des Individuums in der modernen Gesellschaft bezieht und der sich auch Friedrich Dürrenmatt, einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, in seiner kurzen Erzählung „Der Tunnel“ widmete. In dieser surrealen Geschichte stellt er dem Gewohnten urplötzlich eine apokalyptisch anmutende Situation entgegen, mit der sich der Einzelne konfrontiert sieht, ganz ohne die Hoffnung auf einen Gott, der gerecht und sinnstiftend über dem Menschen waltet. Ein 24-jähriger Student steigt in einen Zug, der sein Ziel nicht erreichen wird. Abgekommen vom ursprünglichen Weg, rast der Zug ohne Kontrolle und führerlos dem Erdmittelpunkt entgegen. Auf die verzweifelte Frage des Zugführers, was man tun könne, antwortet der Student schlicht: „Nichts“. Dürrenmatt bedient dabei einen Topos, der so alt ist wie die Bibel selbst, in der die Lehre vom Ende der Welt bereits beschrieben ist.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Begründung der Thematik
- Das Objektive und Subjektive – Konstruktion von zwei Ebenen
- Der Tunnel als Aufbruch des Alltäglichen
- Dynamisierung von Zeit und Raum
- Akustischer und optischer Wandel
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Darstellung des Weltende-Motivs in Friedrich Dürrenmatts Erzählung "Der Tunnel". Der Fokus liegt dabei auf der Gegenüberstellung des Alltäglichen und des Außergewöhnlichen, sowie der Darstellung des Aufbruchs und der Aufhebung des Gewohnten durch den Einbruch des Außergewöhnlichen.
- Das Weltende-Motiv als Aufhebung des Alltäglichen
- Die Konstruktion von zwei Ebenen: Objektiv und Subjektiv
- Der Tunnel als symbolische Grenze zwischen dem Alltäglichen und dem Außergewöhnlichen
- Die Dynamisierung von Zeit und Raum
- Akustische und optische Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Begründung der Thematik und setzt die Geschichte von "Der Tunnel" in den Kontext der modernen Existenz und des Weltendszenarios. Der zweite Abschnitt analysiert die Struktur der Erzählung und zeigt die Konstruktion von zwei Ebenen auf: die objektive Ebene der narrativen Handlung und die subjektive Ebene der figuralen Wahrnehmung.
Das dritte Kapitel untersucht den Tunnel als Aufbruch des Alltäglichen und stellt die Veränderungen von Zeit, Raum, Akustik und Optik dar, die sich im Tunnelerlebnis vollziehen.
Schlüsselwörter
Dürrenmatt, "Der Tunnel", Weltende, Alltägliches, Außergewöhnliches, Aufbruch, Aufhebung, Tunnel, Zeit, Raum, Akustik, Optik, Subjektivität, Objektivität, Figurale Ebene, Narrative Ebene, Existenz, Moderne.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2007, Das Weltende als Aufhebung des Alltäglichen. Zu Dürrenmatts Erzählung "Der Tunnel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453552