Herman Bangs Roman „Am Weg“ zeichnet die Geschichte Katinka Bais, ein von Eintönigkeit
und Einsamkeit gezeichnetes Leben. Der fiktive Leser1 erfährt die zunehmende Beklemmung und
Hoffnungslosigkeit der Hauptfigur als wäre es seine eigene. Es drängt sich die Frage auf, mit
welchen Mitteln Herman Bang das Gefühl der Beklemmung derart stark transportieren kann.
Diese Arbeit möchte den Roman dahingehend erzähltheoretisch untersuchen. Als
Analysewerkzeug dient Gerard Genettes Werk „Die Erzählung“.
Genette unterscheidet drei Dimensionen anhand derer eine Erzählung analysiert werden kann:
1. Zeit, 2. Modus und 3. Stimme. Obwohl alle drei Komponenten im vorliegenden Roman zur
Etablierung einer depressiven Grundstimmung beitragen, ist es, wie gezeigt werden soll, der
Modus, respektive sind es die Redeformen, welche den Ausschlag geben. Aus diesem Grund wird
im Hauptteil nur kurz auf die Dimensionen Zeit (Analepse) und Stimme (Narrative Instanz)
eingegangen. Der Fokus wird in der Betrachtung der Redeformen auf den Hauptfiguren (Katinka,
Bai, Huus) liegen. Im Schlussteil wird besprochen, wie die einzelnen Stilmittel Beklemmung und
Hoffnungslosigkeit im fiktiven Leser derart zu steigern vermögen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Narrative Instanz
- Fokalisierungswechsel
- Redeformen
- Bai
- Huus
- Dialoge Katinka - Huus
- Katinka
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Herman Bangs Roman „Am Weg“ erzähltheoretisch, um zu analysieren, wie Bang das Gefühl der Beklemmung und Hoffnungslosigkeit der Hauptfigur Katinka Bai vermittelt. Als Analysewerkzeug dient Gerard Genettes „Die Erzählung“. Der Fokus liegt dabei auf dem Modus und den Redeformen, da diese maßgeblich zur Etablierung der depressiven Grundstimmung beitragen.
- Analyse der narrativen Instanz und ihrer Wirkung auf den Leser
- Untersuchung der Fokalisierungswechsel und ihrer Bedeutung für die Identifikation mit Katinka
- Bedeutung der Redeformen für die Gestaltung der Atmosphäre und die Charakterisierung der Figuren
- Zusammenhang zwischen erzählerischen Mitteln und der evozierten Hoffnungslosigkeit
- Wirkung der erzählerischen Strategien auf den fiktiven Leser
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach den erzählerischen Mitteln, mit denen Herman Bang die Beklemmung und Hoffnungslosigkeit in seinem Roman „Am Weg“ transportiert. Sie benennt Gerard Genettes „Die Erzählung“ als methodisches Fundament und kündigt den Fokus auf den Modus und die Redeformen an, während Zeit und Stimme nur kurz betrachtet werden. Die Analyse konzentriert sich auf die Hauptfiguren Katinka, Bai und Huus und deren sprachliche Darstellung.
Narrative Instanz: Dieses Kapitel analysiert die narrative Instanz in Bangs Roman als heterodiegetisch und nullfokalisiert. Der Erzähler präsentiert eine Vielzahl an Charakteren mit distanzierter, fast überheblicher Beobachtung. Die Handlungsarmut und belanglosen Dialoge machen den Leser abhängig von den impliziten Charakterisierungen des Erzählers, der die Figuren als provinziell darstellt und somit eine Distanz zwischen Leser und Figuren schafft. Der Erzähler manipuliert den Leser durch selektive Fokalisierung, wobei die Wertung der Figuren subtil und kaum erkennbar bleibt. Beispiele wie die Beschreibung von Bai, Fräulein Jensen und der Pastorentochter verdeutlichen diese Technik. Die Distanzierung des Lesers durch die Nullfokalisierung bildet den Nährboden für die Entwicklung des Gefühls der Hoffnungslosigkeit.
Fokalisierungswechsel: Dieses Kapitel beschreibt die Fokalisierungswechsel im Roman. Zunächst heterodiegetisch und nullfokalisiert, wechselt die Perspektive auf Seite 19 zu einer internen Fokalisierung, die den Leser in Katinkas Wahrnehmung einbezieht. Dieser Wechsel bricht die zuvor etablierte Distanz und ermöglicht eine Identifikation mit der Hauptfigur und ihren Gefühlen. Ein zweiter, thematischer Kontrast wird durch Katinkas Liebe zu Tauben und deren spätere Schlachtung für einen Kartenspielabend ihres Mannes Bai verdeutlicht, wobei die Freiheitssymbolik der Tauben im Kontrast zum flüchtigen Vergnügen steht. Dieser Kontrast verstärkt die Identifikation mit Katinkas unglücklicher Situation.
Schlüsselwörter
Herman Bang, Am Weg, Erzähltheorie, Narrative Instanz, Fokalisierung, Redeformen, Beklemmung, Hoffnungslosigkeit, Katinka Bai, Heterodiegetischer Erzähler, Nullfokalisierung, Interne Fokalisierung.
Häufig gestellte Fragen zu Herman Bangs "Am Weg"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Herman Bangs Roman "Am Weg" erzähltheoretisch. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der erzählerischen Mittel, die Bang verwendet, um die Beklemmung und Hoffnungslosigkeit der Hauptfigur Katinka Bai zu vermitteln. Die Analyse konzentriert sich dabei insbesondere auf den Modus und die Redeformen.
Welche Methode wird angewendet?
Als methodisches Fundament dient Gerard Genettes "Die Erzählung". Die Analyse untersucht die narrative Instanz, Fokalisierungswechsel, und die verschiedenen Redeformen (z.B. die Dialoge zwischen Katinka, Bai und Huus).
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die narrative Instanz und ihre Wirkung auf den Leser, die Bedeutung der Fokalisierungswechsel für die Identifikation mit Katinka, den Einfluss der Redeformen auf die Atmosphäre und Figurencharakterisierung, den Zusammenhang zwischen erzählerischen Mitteln und der evozierten Hoffnungslosigkeit, sowie die Wirkung der erzählerischen Strategien auf den fiktiven Leser.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur narrativen Instanz, zu Fokalisierungswechseln, zu Redeformen (inkl. detaillierter Betrachtung der Figuren Bai, Huus und Katinka und deren Dialoge), und ein Schlusswort. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der analysierten Aspekte.
Welche Rolle spielt die narrative Instanz?
Die narrative Instanz wird als heterodiegetisch und nullfokalisiert beschrieben. Der distanzierte, fast überhebliche Erzähler präsentiert die Figuren als provinziell und schafft so eine Distanz zum Leser. Durch selektive Fokalisierung manipuliert der Erzähler den Leser subtil.
Welche Bedeutung haben die Fokalisierungswechsel?
Der Roman beginnt mit heterodiegetischer Nullfokalisierung, wechselt aber auf Seite 19 zu interner Fokalisierung, wodurch eine Identifikation mit Katinka ermöglicht wird. Dieser Wechsel kontrastiert mit der anfänglichen Distanz und verstärkt die Wirkung der Hoffnungslosigkeit.
Welche Rolle spielen die Redeformen?
Die Redeformen, insbesondere die Dialoge zwischen Katinka, Bai und Huus, tragen maßgeblich zur Gestaltung der Atmosphäre und zur Charakterisierung der Figuren bei. Die Analyse untersucht die sprachliche Darstellung der Figuren im Detail.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Herman Bang, Am Weg, Erzähltheorie, Narrative Instanz, Fokalisierung, Redeformen, Beklemmung, Hoffnungslosigkeit, Katinka Bai, Heterodiegetischer Erzähler, Nullfokalisierung, Interne Fokalisierung.
Welche Figuren werden im Detail analysiert?
Die Arbeit analysiert im Detail die Hauptfiguren Katinka Bai, Bai und Huus, wobei der Fokus auf deren sprachlicher Darstellung und Interaktion liegt.
Wie wird die Hoffnungslosigkeit im Roman vermittelt?
Die Hoffnungslosigkeit wird durch ein Zusammenspiel verschiedener erzählerischer Mittel vermittelt: die distanzierte narrative Instanz, die selektive Fokalisierung, die beschriebenen Fokalisierungswechsel und die sprachliche Gestaltung der Figuren und Dialoge. Ein Beispiel hierfür ist der Kontrast zwischen Katinkas Liebe zu Tauben und deren Schlachtung.
- Citation du texte
- Elena Holzheu (Auteur), 2009, Herman Bang: Am Weg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145382