Rousseaus Demokratieverständnis ist umfangreich und umfassend erforscht worden.(...) Einerseits ist es möglich Rousseau, im Hinblick auf seine neuzeitliche Vertragstheorie, liberal- individualistisch zu deuten (wie schon Hegel und später Cassirer etc.) oder konservativ im Sinne einer Orientierung am antiken, aristotelischen Ideal des guten Lebens durch Teilhabe am gemeinschaftlichen Sein und Handeln (so z.B. Fetscher oder de Jouvenel).2
In der Forschung scheint es in den letzten Jahren weniger darum zu gehen, ob Jean- Jacques Rousseau ein Befürworter der Demokratie war bzw. wie das Verhältnis von Republik und Demokratie in seinem „Idealstaat“3 aussieht. Es geht vielmehr um Fragen der Regierungspraxis und um sein Verhältnis zu Gewaltenteilung und Repräsentation.
Dass Jean-Jacques Rousseau ein Befürworter der Demokratie war steht außer Frage, denn Rousseaus Sympathie galt der Demokratie. Auch wenn er einige Bedenken hinsichtlich ihrer Praktikabilität hegte, gilt Rousseau heute trotz seiner reservierten Einstellung zur Demokratie als Vertreter eines klassischen Demokratiemodells.4
Diese auf den ersten Blick paradox erscheinende These, soll im Folgenden im Mittelpunkt der Seminararbeit stehen. Es soll der Frage nachgegangen werden, wie das Verhältnis von Republik und Demokratie im Contrat Social aussieht. Dabei soll verdeutlicht werden, dass Jean- Jacques Rousseau prinzipiell ein Fürsprecher der Demokratie war, aber seine Identitätstheorie der Demokratie, dem Demokratiemodell liberaldemokratischer Verfassungsstaaten diametral gegenüber steht. Seine demokratische Republik, hängt an extremen Voraussetzungen, auf welche im Verlauf der vorliegenden Arbeit noch näher eingegangen wird. „Dieser sehr enge Begriff von Demokratie ist zugeschnitten auf kleine politische Einheiten, in denen die männliche Bürgerschaft eine homogene politische Gruppe bildet“5 und läßt sich nicht auf unser heutiges Verständnis von Demokratie und Staat übertragen.6 Kritiker lassen bei der Deutung leider meist außer Acht, dass das Werk Jean-Jacques Rousseaus aus seiner Zeit heraus zu interpretieren ist und er z.B. nicht als Vordenker des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts angesehen werden kann. 7
Im zweiten Teil der Arbeit soll über Rousseaus Position in den politischen Strömungen des vorrevolutionären Frankreich informiert werden, in der Rousseau die Rolle des Außenseiters zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Verhältnis von Republik und Demokratie im Contrat Social
- 2.1 Rousseaus Republikbegriff
- 2.2. Die Entstehung der Republik aus dem Contrat Social
- 2.3. Die Rousseau'sche Republik
- 2.3.1. Volkssouveränität und Gemeinwille
- 2.3.2. Republik
- 2.3.3. Die Regierung
- 2.4. Rousseaus Demokratiebegriff
- 2.6. Kritik an der demokratischen Regierungsform
- 3. Rousseaus Position in den politischen Strömungen des vorrevolutionären Frankreich
- 4. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Jean-Jacques Rousseau ein Befürworter der Demokratie war und wie das Verhältnis von Republik und Demokratie in seinem "Idealstaat" aussieht. Die Arbeit analysiert Rousseaus Demokratieverständnis im Kontext seiner Vertragstheorie und untersucht seine Position innerhalb der politischen Strömungen des vorrevolutionären Frankreichs.
- Rousseaus Vertragstheorie im "Contrat Social" und die Entstehung der Republik
- Das Verhältnis von Republik und Demokratie in Rousseaus Werk
- Volkssouveränität und Gemeinwille als zentrale Elemente von Rousseaus Republikmodell
- Rousseaus Kritik an der demokratischen Regierungsform
- Rousseaus Position in den politischen Strömungen des vorrevolutionären Frankreichs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die unterschiedlichen Interpretationen von Rousseaus Demokratieverständnis und stellt die Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Republik und Demokratie im "Contrat Social".
Kapitel 2 analysiert Rousseaus Republikbegriff im "Contrat Social" und beschreibt die Entstehung der Republik aus dem Gesellschaftsvertrag. Es beleuchtet die zentralen Elemente von Rousseaus Republikmodell wie Volkssouveränität, Gemeinwille und die Regierung.
Kapitel 3 betrachtet Rousseaus Position innerhalb der politischen Strömungen des vorrevolutionären Frankreichs und ordnet seine Ideen in den Kontext der Zeit ein.
Schlüsselwörter
Jean-Jacques Rousseau, Contrat Social, Republik, Demokratie, Volkssouveränität, Gemeinwille, vorrevolutionäres Frankreich.
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- Franziska Zschornak (Autor), 2005, War Jean-Jacques Rousseau ein Befürworter der Demokratie ?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145516