Grundlagen der Musiktherapie


Dossier / Travail de Séminaire, 2009

18 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Musik und Musiktherapie
1.1 Der geschichtliche Hintergrund von Musik in der Heilbehandlung
1.2 Musiktherapie heute

2. Zielsetzungen in der musiktherapeutischen Behandlung

3. Musiktherapie in der Praxis
3.1. Einzel- und Gruppentherapie
3.2 Aktive Musiktherapie
3.3 Rezeptive Musiktherapie

4. Arbeitsfelder von Musiktherapeuten

5. Forschung und Therapie am Beispiel der Schmerztherapie
5.1 Projektteilnehmer
5.2 Musiktherapiekonzept
5.3 Ergebnisse

Schlusswort

Literaturangaben

Einleitung

Die heilende Wirkung von Musik ist seit Jahrtausenden in allen Weltkulturen bekannt. In unserem christlich geprägten Kulturland findet man auch in der Bibel Aussagen zur wohltuenden Kraft von Musik: „Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, so nahm David die Harfe und spielte mit seiner Hand; so erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.“1Die Musiktherapie befindet sich jedoch erst seit jüngster Zeit auf dem Weg zu einer wissenschaftlich fundierten ganzheitlichen Psychotherapie obwohl auch zahlreiche Malereien, Dokumente und Gesundheitsführer positive Erfahrungen der vorwissenschaftlichen, teils auch magischen Heilpraxis überliefern. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sie sich aus mehreren voneinander unabhängigen Richtungen, die im Wesentlichen aus der Schulmedizin, der klinischen Psychologie und der Pädagogik bestehen. Das Erscheinungsbild der heutigen Musiktherapie ist daher sehr vielfältig und deckt ein weites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten ab. Musiktherapie hat sich im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte dort etabliert, wo Klienten oder Patienten2zu finden sind, wo „psychotherapeutische Behandlung bzw. psychohygienische Begleitung krankheits-, behinderungs- störungs- oder krisenbedingter körperlich-seelisch-geistiger Zustände und Prozesse am wirkungsvollsten unter Einbezug des Mediums Musik geschehen kann.“3Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem geschichtlichen Hintergrund von Musik in der Heilbehandlung und dem derzeitigen Stand der psychotherapeutisch verstandenen Musiktherapie auseinander, berücksichtigt die Wirkung der Musik auf den Menschen und nennt Methoden, Zielsetzungen und Arbeitsfelder dieser Therapieform. Im letzten Teil der Arbeit wird an einem Projekt aus der Musiktherapieforschung gezeigt, wie ein Behandlungskonzept aussehen kann und dass man wissenschaftlich fundiert den Nutzen von Musiktherapie darstellen und nachweisen kann.

1. Musik und Musiktherapie

1.1 Der geschichtliche Hintergrund von Musik in der Heilbehandlung

Untersucht man, wie die Wirkung von Musik auf den Menschen erklärt wird, kann man die Heilung mit Musik geschichtlich in vier Kategorien einteilen:

1. Die magisch-mythische Form der Musikheilung
2. Die rational-wissenschaftliche Musikheilung
3. Musik und Medizin vom 15.-19. Jahrhundert
4. Die Auffassung der heutigen Musiktherapie.

Die Darstellung der heutigen Auffassung der Musiktherapie wird im nachfolgenden Abschnitt behandelt.

In der Frühantike wurde der Musik eine magische Kraft zugeschrieben. Der Glaube an Götter und andere übernatürliche Kräfte, die Schuld an Krankheiten waren, war allgegenwärtig. Mit der Musik konnte man diese beschwichtigen. Die Musik hatte dabei die Funktion, einem Kranken ein besonders intensives, rauschhaftes Erlebnis mit überaus großen Emotionen zu ermöglichen. Bei den Ritualen spielten auch Angehörige und Bekannte des Kranken eine große Rolle, die aktiv beteiligt waren.4In der klassischen Antike wurde die magisch-mythische Denkweise von der rationalwissenschaftlichen abgelöst. „Für die Pythagoreer im 4. Jahrhundert v. Chr. war die Zahl das ordnende Prinzip allen Seins und Musik war Ausdruck eines geordneten Kosmos. Da nach ihrer Vorstellung Seele und Körper des Menschen von derselben Zahlenordnung bestimmt waren wie die musikalischen Intervalle, erschienen ihnen Mensch und Musik als wesensverwandt.“5Die ordnende Macht der Musik konnte also auch die Ordnung und Harmonie im Menschen wiederherstellen. Im 15. und 16. Jahrhundert nahm das Interesse an der Musikheilung stark zu. Die heilende Kraft der Musik wurde der Beziehung zwischen der Musik und den menschlichen Affekten zugeschrieben. Im Zeitalter des Barock beeinflussten zwei bedeutende Ereignisse die Anschauungen über die Heilung mit Musik. Zum einen war dies Descartes Trennung von Leib und Seele und zum anderen die Entdeckung des Blutkreislaufes durch William Harvey. Gesundheit wurde jetzt nicht mehr als ein harmonisch geordnetes Gleichgewicht im Menschen aufgefasst, sondern als ein ungestörter Ablauf physikalisch-chemischer Vorgänge im Körper. Die Wirkung von Musik wurde meist mechanisch erklärt.6Der Jesuitenpater Ernst Anton Nicolai veröffentlichte 1745 in Halle eine Abhandlung über die emotionale Wirkung der Musik. Darin schreibt er: „Nach Beschaffenheit wirkt Musik fröhlich, traurig, auch sogar in dem Körper ereignen sich alsdann viele Veränderungen. Man empfindet öfter starken Schauer in der Haut, wenn man eine Musik anhöret. Die Haare richten sich in die Höhe, das Blut beweget sich von außen nach innen, die äußeren Teile fangen an, kalt zu werden. Das Hertze klopft geschwinder und man holt etwas langsamer und tiefer Othem“.7

Noch bis ins späte 18. Jahrhundert wurde Musik ergänzend zur ärztlichen Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Allerdings konnte die therapeutische Wirkung von Musik mit den naturwissenschaftlich geprägten medizinischen Theorien immer weniger erklärt werden. So verschwand sie im Laufe des 19. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der medizinischen Behandlung. Musik wurde lediglich in Kurkliniken und Krankenhäusern dazu verwendet, Patienten moralisch zu stärken und so den Genesungsprozess zu unterstützen.8

Erst in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts erwachte das Interesse an der Musiktherapie neu und es begann eine systematische Untersuchung der physiologischen und psychologischen Auswirkungen von Musik.

1.2 Musiktherapie heute

Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft definiert Musiktherapie wie folgt:

„Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. Musiktherapie ist eine praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin, die in enger Wechselwirkung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen steht, insbesondere der Medizin, den Gesellschaftswissenschaften, der Psychologie, der Musikwissenschaft und der Pädagogik.“9 Die Musiktherapie wird als eine psychotherapeutische Konzeption verstanden, die von der pharmakologischen und physikalischen Therapie abgegrenzt wird.

Im Unterschied zu früher wird heute nicht mehr davon ausgegangen, dass ordnende, harmonisierende Kräfte der Musik innewohnen und sich durch Hören auf den Menschen übertragen. Gemeinsames Hören von Musik und/oder Musizieren ist in der Musiktherapie trotzdem unverzichtbar.10 Musik motiviert dabei zu Kommunikation, zu kreativem Ausdruck. Vor allem Kommunikation ist innerhalb einer therapeutischen Beziehung heutzutage von wesentlicher Bedeutung.11Das zentrale Ergebnis der Psychotherapieforschung ist: „Nicht die Methode, die angewendet wird, ist das eigentlich Bedeutsame, sondern die Qualität der therapeutischen Beziehung.“12

Trotzdem kommt moderne Musiktherapie nicht ohne funktionelles Wissen über Musikwirkungen aus. Musik dient in der Therapie z.B. dazu, dass ein Patient zur Ruhe kommt bzw. sich ganz bewusst von der Musik anregen lässt. Der Schweizer Musiktherapeut Fritz Hegi entwickelte fünf Wirkungskomponenten der Musiktherapie: Klang, Rhythmus, Melodie, Dynamik und Form. Diese Komponenten können gezielt eingesetzt werden.13Allerdings gilt stets, dass die Intentionen eines Therapeuten bezüglich des musikalischen Effektes und die tatsächliche Wirkung beim Klienten von vielen weiteren Faktoren abhängen. Hierbei spielt der soziokulturelle Aspekt von Musik eine entscheidende Rolle. Musik wird von jedem Menschen anders wahrgenommen. Diese Wahrnehmung ist ihrerseits in einem stetigen Wandel. Deshalb ist eine messbare Objektivierung von Musikwirkung bis heute nicht gelungen.

[...]


11. Samuel 16,23. In: Stuttgarter Erklärungsbibel. Stuttgart (2005): Deutsche Bibelgesellschaft

2Zum besseren Lesefluss nenne ich in meiner Arbeit Personengruppen in maskuliner Form, meine aber immer beide Geschlechter.

3vgl. Timmermann, T./ Oberegelsbacher, D.: Praxisfelder und Indikation. In: Decker- Voigt/Oberegelsbacher/Timmermann (Hrsg.): Lehrbuch Musiktherapie. München (2008): Ernst Reinhardt Verlag, S. 21

4vgl. Plahl, C./Koch-Temming, H.: Grundlagen der Kindermusiktherapie - Geschichte der Musiktherapie. In: Musiktherapie mit Kindern. Bern (2005): Verlag Hans Huber, S. 30

5 ebd., S. 30

6vgl. Plahl, C./Koch-Temming, H.: Grundlagen der Kindermusiktherapie - Geschichte der Musiktherapie. In: Musiktherapie mit Kindern. Bern (2005): Verlag Hans Huber, S. 31

7ebd., S. 32

8 vgl. ebd., S. 32

9Definition-Berufsbild-Geschichte. Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft: http://www.musiktherapie.de/Musiktherapie/Definition, abgerufen am 28.9.2009

10vgl. Plahl, C./Koch-Temming, H.: Grundlagen der Kindermusiktherapie - Musiktherapie heute. In: Musiktherapie mit Kindern. Bern (2005): Verlag Hans Huber, S. 33

11vgl. ebd., S. 34

12Czogalik, D.: Was wirkt in der Psychotherapie? In: Ehlers, W./Traue, H. C./Czogalik, D. (Hrsg.): Biopsycho-soziale Grundlagen für die Medizin. Berlin/Heidelberg (1988): Springer Verlag

13vgl. Timmermann, T./ Oberegelsbacher, D.: Forschungsstand Musiktherapie. In: Decker-Voigt/Oberegelsbacher/Timmermann (Hrsg.): Lehrbuch Musiktherapie. München (2008): Ernst Reinhardt Verlag, S. 21

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Grundlagen der Musiktherapie
Université
University of Education in Schwäbisch Gmünd
Cours
Musiksoziologie und Musikpsychologie - Theorie und Empirie
Note
1,5
Auteur
Année
2009
Pages
18
N° de catalogue
V145598
ISBN (ebook)
9783640558407
ISBN (Livre)
9783640558872
Taille d'un fichier
415 KB
Langue
allemand
Mots clés
Musiktherapie, Grundlagen, Musiktherapie
Citation du texte
Stefan Wieland (Auteur), 2009, Grundlagen der Musiktherapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145598

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