Zum Verhältnis zwischen Weblogs und klassischem Journalismus


Term Paper, 2009

36 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlegende Begriffsklärungen
2.1 Definition Weblog
2.2 Definition Journalismus

3 Weblogs versus traditioneller Journalismus
3.1 Vergleich beider publizistischer Formen
3.1.1 Formale Merkmale der Beiträge und narrativer Stil
3.1.2 Themenwahl: Nachrichtenwert versus Informationsmüll
3.1.3 Journalistische Ansprüche versus Weblog-Ethik
3.1.4 Qualitätsprüfung der Beiträge
3.1.5 Erlangen von Glaubwürdigkeit
3.1.6 Rolle der Gatekeeper
3.1.7 Vernetztheit
3.2 Weblogs als Chance oder Bedrohung für den Journalismus
3.2.1 Weblogs und klassische Massenmedien als Konkurrenten
3.2.2 Weblogs als Bereicherung für den Journalismus

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Anhang - Ergebnisse der Kurzumfrage

1 Einleitung

Grassroots Journalism, Individualjournalismus, Pseudojournalismus, Community Journalism, Gegenjournalismus - diese und viele ähnliche Bezeichnungen hört und liest man immer wieder, wenn es um die Tätigkeit von Webloggern geht. Doch was unterscheidet Bloggen vom klassischen Journalismus der Massenmedien? Ist es überhaupt gerechtfertigt, Autoren von Weblogs als (Präfix-)Journalisten zu bezeichnen? Werden Blogs die etablierten Printmedien in Zukunft vielleicht sogar verdrängen?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Dabei wird mit den Begriffsklärungen von Weblog und Journalismus zunächst eine theoretische Grundlage geschaffen. Im darauf folgenden Abschnitt werden beide Publikationsformen anhand ausgewählter Kriterien verglichen, zum Beispiel in Hinsicht auf formale Merkmale der Beiträge, Erreichen von Qualität und Glaubwürdigkeit sowie die Rolle des Gatekeepers. Da Weblogs die neuere und brisantere der beiden Formen darstellen, stehen sie im Hauptfokus der Diskussion. Im Anschluss wird betrachtet, inwiefern Blogs und klassischer Journalismus als Konkurrenz oder sich ergänzende Genres zu sehen sind. Ein kurzes Fazit schließt die Arbeit ab.

Um neben Journalisten und Wissenschaftlern auch Blogger selbst zu Wort kommen zu lassen, wurde im Vorfeld der Arbeit per E-Mail eine Kurzumfrage durchgeführt, an der sich vier der angeschriebenen Weblog-Autoren beteiligten. Zu den Befragten zählt Bernd Günter, der in seinem Kopfschüttel-Blog1 über die unterhaltsamen Erlebnisse mit seiner „Liebsten“ berichtet. Der zweite Blogger ist Jörg Kantel, dessen Schockwellenreiter2 einer der bekanntesten deutschsprachigen Blogs ist (vgl. http://neuberger.uni-muenster.de/weblogs/). Außerdem haben sich Achim Barczok, Inhaber des handschriftlich geführten Tintenblogs3, und Björn Harste, der als „Shopblogger“4 über Einkaufserlebnisse und -Skurilitäten berichtet, den Fragen gestellt. Die Antworten der Blogger werden an den gegebenen Stellen im Text zitiert und finden sich in vollständiger Form im Anhang der Arbeit wieder.

2 Grundlegende Begriffsklärungen

Bevor genauer auf die Beziehung zwischen traditionellem Journalismus und Weblogs eingegangen werden kann, ist zunächst eine definitorische Basis festzulegen. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die Begriffe Weblog und Journalismus erklärt.

2.1 Definition Weblog

Der Begriff Weblog (kurz Blog) ist eine Kontamination (auch Kofferwort genannt), die sich aus dem englischen World Wide Web und Log für Logbuch zusammensetzt. Er bezeichnet eine XML-basierte, in regelmäßigen Abständen aktualisierte Website, deren Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge dargestellt sind (vgl. Schmidt 2006, S. 13; Kantel 2006, S. 1). Die aktuellsten Beiträge stehen also ganz oben, während die älteren immer weiter nach unten rücken bis sie schließlich im Archiv landen (vgl. Kantel 2007, S. 7).

Für die massenhafte Beteiligung an dieser seit ca. 1999 zu beobachtenden neuen Onlinekommunikationsform machen Bucher und Büffel vor allem zwei softwaretechnische Entwicklungen verantwortlich: Einerseits die Bereitstellung nutzerfreundlicher Software, die es Bloggern ermöglicht, ohne Programmiervorkenntnisse Inhalte ins Netz zu stellen, und zum anderen die Verbreitung von Weblog-Portalen wie Blogger.com5 oder Blog.de6, auf denen jeder kostenlos sein eigenes Weblog einrichten kann (vgl. Bucher/Büffel 2006, S. 134).

Bei den von Bloggern veröffentlichten Beiträgen herrscht eine große Themenvielfalt. „Womit diese Software gefüttert wird, ist beliebig. Ob es ein Tagebuch ist, eine Rezeptsammlung, ein Magazin oder eben ein klassisches Weblog mit vielen kommentierten Links, das alles ist der Software völlig egal“ (Kantel 2006, S. 1). Dem Blogbetreiber sind bei der Wahl der Inhalte also keine Grenzen gesetzt, wobei es sich bei den meisten Weblogs um private Internetseiten handelt, die stark vom subjektiven Meinungsbild des Bloggers geprägt sind (vgl. ebd.).

Eine Besonderheit des Weblogs gegenüber anderen Internetauftritten ist die starke Verlinkung veröffentlichter Beiträge und verschiedener Weblogs untereinander. Durch diese zahlreichen Links bilden sich Netzwerke, deren Gesamtheit als Blogosphäre bezeichnet wird. Ein weiteres Merkmal von Blogs besteht in der Möglichkeit, Kommentare zu den veröffentlichten Einträgen zu verfassen. Auf diese Weise können Weblogautoren und -leser miteinander interagieren, wodurch die strenge Verteilung der Kommunikationsrollen von Sender und Empfänger aufgehoben wird (vgl. Schmidt 2006, S. 13; Biedermann 2005, S. 2).

2.2 Definition Journalismus

Journalismus lässt sich unterschiedlich definieren. Dem Deutschen Journalisten-Verband zufolge ist ein Journalist jemand, der „hauptberuflich produktiv oder dispositiv Informationen sammelt, auswertet und/oder prüft und Nachrichten unterhaltend, analysierend und/oder kommentierend aufbereitet, sie in Wort, Bild und/oder Ton über ein Medium an die Öffentlichkeit vermittelt oder den publizistischen Medien zu dieser Übermittlung bereitstellt“ (http://www.djv.de/Berufsbild.217.0.html).

McCulloch vertritt eine weiter gefasste Definition des Begriffs. Für ihn ist Journalismus eine einfache Sache, die hauptsächlich darin besteht, den richtigen Menschen die richtigen Fragen zu stellen und die erhaltenen Informationen aufzuschreiben (vgl. Lasica 2003, S. 73). Er meint: “This ain’t rocket science” (ebd.). McCullochs Auffassung nach, ist die Bezeichnung Journalismus also an keine bestimmte Ausbildung oder Berufsgruppe gebunden, sondern hauptsächlich an die Tätigkeiten des Recherchierens und Publizierens.

Es existiert eine Vielzahl weiterer Definitionsmöglichkeiten von Journalismus. Im Rahmen dieser Arbeit sollen die beiden aufgeführten Begriffserklärungen jedoch zur Verdeutlichung der Extrempunkte eines Kontinuums von Journalismus-Auffassungen genügen. Inwiefern sich die verschiedenen Bedeutungen von Journalismus mit den Aktivitäten von Bloggern vereinen lassen, soll in den nachfolgenden Gliederungspunkten geklärt werden.

3 Weblogs versus traditioneller Journalismus

Die Fragen, ob das Führen von Weblogs als journalistische Tätigkeit anerkannt werden kann oder nicht, und inwiefern sich traditioneller Journalismus und Blogs gegenseitig beeinflussen, gelten als vielgestellt, aber selten befriedigend beantwortet. Dieses Kapitel soll verbreitete Meinungen zu diesen Streitfragen zusammenfassen und diskutieren. Bezugnehmend auf verschiedene Unterscheidungsaspekte wird zunächst ein Vergleich zwischen klassischem Journalismus und Weblogs angestellt. Anschließend soll die Rolle des Blogs als Chance oder Bedrohung für den traditionellen Journalismus betrachtet werden.

3.1 Vergleich beider publizistischer Formen

Beim Vergleich von Weblogs und klassischem Journalismus stellt sich eine pauschale Trennung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden als problematisch dar. In welchen Punkten und wie stark traditionelle journalistische Formate und Blogs voneinander abweichen oder sich gleichen, ist oft nicht eindeutig zu sagen. Aufgrund dieser Uneinigkeiten seitens der Wissenschaftler, Journalisten und Blogger werden im nächsten Abschnitt unterschiedliche Vergleichskriterien unter Berücksichtigung verschiedener Standpunkte erörtert.

3.1.1 Formale Merkmale der Beiträge und narrativer Stil

Nach Wall unterscheiden sich Weblog-Publikationen vom traditionellen Journalismus unter anderem bezüglich ihrer formalen Merkmale der Beiträge und des narrativen Stils (vgl. Wall 2005, S. 162). Der Erzählstil in Blog-Einträgen sei demnach persönlich, einseitig und mit der Meinung des Autors behaftet, während Texte des klassischen Journalismus unparteiisch, „beidseitig“ und neutral verfasst seien (vgl. ebd.). Dies entspricht sicherlich allgemeinen Tendenzen beider Formen, lässt sich aber nicht vollkommen verallgemeinern und auf alle journalistische Textsorten sowie sämtliche Weblogs übertragen. Denn auch im klassischen Journalismus gibt es Textformen wie Kommentar, Kritik oder Glosse, die von der Meinung des Autors „leben“. Außerdem existieren Weblogs, deren Führer - teilweise selbst hauptberufliche Journalisten - großen Wert auf Objektivität und mehrseitige Argumentation legen. So haben es sich sogenannte Watchblogs sogar zur Aufgabe gemacht, mediale Inhalte unter professionellen Gesichtspunkten zu kritisieren und bewerten.

„Ein anschauliches Beispiel stellt das für ein deutsches Weblog recht erfolgreiche BILDblog7 dar, das sich ausschließlich mit Fehlern, Ungenauigkeiten, ideologischer (bzw. populistischer) Voreingenommenheit, Vermischung von redaktionellen Inhalten mit Werbung und anderen Verstößen gegen journalistische Grundregeln in der BILD-Zeitung und ihrer Onlineausgabe auseinandersetzt“ (Unger 2005, S. 49).

Aufgrund der großen Vielfalt der traditionellen Medienberichterstattung und des breiten Spektrums an verschiedenartigen Blogs mit dementsprechend voneinander abweichenden narrativen Stilen ist die von Wall vorgenommene Einteilung mit Vorsicht zu betrachten. In Anbetracht dessen, dass im klassischen Journalismus (zumindest für bestimmte Textsorten wie Nachricht und Bericht) feste Standesregeln herrschen, die Journalisten das Einhalten des oben genannten Schreibstils vorschreiben, während es - angesichts der relativen Neuheit von Blogs - in der Blogosphäre noch „keine akzeptierte Instanz gibt, die Standards setzen und gegebenenfalls ihre Nicht-Beachtung sanktionieren kann“ (Schmidt 2006, S. 123), haben Weblogautoren jedoch sicher mehr Freiheiten, was das Einbringen ihrer Meinung etc. angeht. Ob und wie sich dennoch prozedurale Regeln für den Weblog-Journalismus durchsetzen, wird im Punkt 3.1.3 Journalistische Anspr ü che versus Weblog-Ethik umfassender thematisiert.

Bezüglich ihrer formalen Merkmale unterscheiden sich traditioneller Journalismus und Weblog-Veröffentlichungen nach Wall folgendermaßen: Informierende Texte des klassischen Journalismus (wie Nachrichten und Berichte) sind dem Prinzip der umgekehrten Pyramide folgend strukturiert. Die wichtigsten Informationen stehen also immer zu Beginn; es folgen zunehmend unbedeutendere Angaben. Außerdem beantworten journalistische Publikationen die W-Fragen (Wer hat was wann wo wie und warum getan?). Es handelt sich um geschlossene Texte. Quellen- sowie Datumsangaben sollen Glaubwürdigkeit gewährleisten (vgl. Wall 2005, S. 162).

Weblog-Einträge sind laut Wall hingegen Fragmente beziehungsweise Bruchstücke, die unvollständige Informationen beinhalten. Sie halten sich also in der Regel nicht an die für Nachrichten typische umgekehrte Pyramide und die Beantwortung der wichtigsten Kernfragen (vgl. ebd.). Aufgrund der weniger strengen Struktur und dem Wegfall der Anschlag- und Spaltenbegrenzungen bleiben dem Autor mehr kreative Freiheiten (vgl. Ebner, Baumann & Krcmar 2005, S. 55). Die Texte sind meist offen, und Glaubwürdigkeit soll durch das Setzen von Hyperlinks generiert werden (vgl. Wall 2005, S. 162). Wie es im Detail um Glaubwürdigkeit und Authentizität in Blogs und im klassischen Journalismus steht, wird in 3.1.5 erörtert.

3.1.2 Themenwahl: Nachrichtenwert versus Informationsmüll

Im „Glaubenskrieg“ zwischen Bloggern und Journalisten geht es häufig um die Relevanz der verarbeiteten Inhalte. Aus Sicht einiger Journalisten sind Weblogs irrelevant und meist „voller Katzencontent, der niemanden interessiert“ (http://www.validome.org/blog/news/Item-232). Führer von Weblogs unterstellen klassischen Journalisten hingehen, dass sie sich mit ihren Veröffentlichungen den Interessen von Werbetreibenden unterordnen. Außerdem stelle die Themenauswahl traditioneller Medien bereits eine Art Zensur dar. Journalisten und Redakteure entscheiden subjektiv, welche Themen und Informationen berichtenswert sind und somit veröffentlicht werden (vgl. ebd.).

Eventueller „Katzencontent“ muss sicher in Zusammenhang mit der Intention der BlogAutoren gesehen werden. Laut Schmidt besteht nur eine Minderheit von Bloggern darauf, sich in ihren Blogs Themen von gesellschaftlicher Relevanz zu widmen oder sich als Journalisten zu verstehen (vgl. Schmidt 2006, S. 119). Diese Tendenz deckt sich mit den Ergebnissen der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Kurzumfrage.

„Das Bloggen ist für mich eine Freizeitbeschäftigung. Angefangen hat alles mit einem Erlebnis zwischen meiner Liebsten und mir, die ich in einer E-Mail dokumentiert und an ihre Schwester gesendet habe. Daraufhin musste ich die Geschichte auch an andere Leute per Mail verschicken und es stellte sich heraus, dass sich anscheinend mehr Menschen für unsere Dialoge interessieren, als wir dachten. So ist dann das Blog entstanden, damit alle Interessierten unkompliziert mitlesen können“ (Günter, Anhang, S. 28).

Demzufolge sieht sich Günter nicht als „echter Journalist“:

„In meinem Fall ist das Bloggen auf den ersten Blick kein echter Journalismus. Journalismus hat etwas mit Öffentlichkeit zu tun und ich blogge über private Dinge, die gewöhnlich kein gesellschaftliches Interesse hervorrufen“ (ebd.).

Er relativiert seine Aussage jedoch, indem er hinzufügt:

„Aber: Ich verstehe unter Journalismus eine mediale Veröffentlichungs- und Meinungsbildungsarbeit. Menschen, die unsere Geschichten im Blog lesen, können (und werden) sich stets eine eigene Meinung zu dem bilden, was sie da lesen. Im Kopfschüttelblog geht es nicht um "Wahrheiten", sondern um Positionen, die Männer und Frauen einnehmen können; mal zustimmend, mal ablehnend, mal in der Mitte. Ca. 2.000 Menschen lesen jeden Tag das Blog und bilden sich eine Meinung über das, was sie da lesen.

Insofern betreibe ich Journalismus, allerdings fehlt es an gezielter Recherchearbeit und Dokumentation; was für mich zu gutem Journalismus eigentlich dazu gehört. Dennoch trage ich dazu bei, dass sich Menschen über gesellschaftliche Themen Gedanken machen.“ (ebd.).

Die klare Abgrenzung von Relevanz und Nicht-Relevanz, journalistischer Tätigkeit und nichtjournalistischer Tätigkeit scheitert also wieder an der definitorischen Weite der Begrifflichkeiten.

Die Befragten Kantel und Harste bloggen unter anderem, um ihrem „unendlich scheinenden Mitteilungsdrang ein Ventil zu schaffen“ (Harste, Anhang, S. 35). Als „vollwertige“ Journalisten würden auch sie sich nicht bezeichnen: „Viele Blogger (mich eingeschlossen) wollen gar keine Journalisten sein“ (Kantel, Anhang, S. 31).

Auch Barczok gibt vorwiegend persönlich Gründe des Bloggens an:

„Erstens möchte ich die Menschen, die mich kennen, aber inzwischen überall auf der Welt verstreut sind, wissen lassen, was ich denke, mache und mit was ich mich beschäftige. (...)

Zweitens war das geschriebene Wort schon immer mein Medium. Es macht mir Spaß, Sachverhalte, Gedanken, Anschauungen in Worte zu fassen. Für mich war das Blog deshalb auch immer ein wenig Schreibtraining und Mittel, meine Gedanken auszuformulieren.

Drittens sind inzwischen ganz klar Kompetenz, Reputation und Referenzen ein Grund fürs Bloggen. Auf internetszene.com schreibe ich über Themengebiete, die mich auch beruflich interessieren“ (Barczok, Anhang, S. 32 f.).

Für eine Vielzahl privater Blogs steht die gesellschaftliche Relevanz der Inhalte also nicht im Vordergrund. Dies ist aber auch nicht nötig, da Blogger für sich selbst und nicht für einen bestimmten Markt schreiben (vgl. Alphonso 2004, S. 27). „Medien sind an Ereignisse gebunden. Wenn nichts Besonderes passiert, gibt es keine Nachricht. Zumindest nicht im professionellen Journalismus“ (Alphonso 2004, S. 28). Dagegen können Weblog-Autoren Beiträge veröffentlichen, ohne einen gewissen Nachrichtenwert ihrer Inhalte gewährleisten zu müssen. Sie schreiben nicht unter kommerziellen Druck und müssen sich nicht nach einer bestimmten Zielgruppe richten, sondern ihre Beträge werden von den interessierten Lesern gefunden. Ob sie dabei fünf oder 50.000 Rezipienten erreichen, ist nicht von Bedeutung.

Aus diesem Grund widmen sich Weblogs häufig Themen, die aus Profitgründen „von den klassischen Medien nicht mehr bedient werden, seien es Stadtteilzeitungen (vgl. den Rollberg http://www.rollberg.de/), seien es nicht massenkompatible Sportarten (vgl. mein Agility-Blog http://www.agilityblog.de/) etc.“ (Kantel, Anhang, S. 31). Auch hauptberufliche Journalisten nutzen Blogs zum Publizieren von Hintergrundinformationen oder um Nachrichten weiterzuführen, die in den traditionellen Medien, für die sie schreiben, den redaktionellen Rahmen sprengen würden (vgl. Ebner, Baumann & Krcmar 2005, S. 55). Barczok schätzt die Unabhängigkeit beim Bloggen ebenfalls: „Weblogs eignen sich [...] ausgezeichnet, um auch ohne einen großen Verlag in der Hinterhand und ohne Termindruck sein Wissen und seine Meinung in Artikeln darzustellen“ (Barczok, Anhang, S. 33).

Darüber hinaus orientiert sich ein Großteil der Blogs an den etablierten Medien (vgl. Schmidt 2006, S. 135). Weblogs greifen Themen aus dem klassischen Journalismus auf und verbreiten und erweitern die Informationen, „providing much deeper coverage of the events than a viewer would get by watching the local news“ (Lasica 2003, S. 70). Nach dem Modell des „Iterative Journalism“ können es sogar die Weblogs sein, die die traditionellen Medien mit Inhalten versorgen. Das Zusammenspiel beider Publikationsformen beginne demnach damit, dass Weblogs Themen durch „Grassroot-Reporting“ in Umlauf bringen. Die durch die Filtersysteme der Blogosphäre (hierzu mehr in 3.1.6 Rolle der Gatekeeper) selektierten Beiträge werden dann von Journalisten, die der Blog-Community angehören oder Zugang haben, aufgenommen und in die klassische Medienkommunikation überführt. Später erfolgt eine Rückkopplung der Berichterstattung in Hörfunk, Fernsehen und Printmedien an die Weblogkommunikation, „indem Beiträge überprüft, diskutiert und in das Verlinkungssystem aufgenommen werden“ (Bucher & Büffel 2006, S. 148). Durch Nachrecherche und das Sammeln neuer Fakten beginnt der Prozess des iterativen Journalismus wieder von vorn (vgl. ebd.). Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass sich Blogs nicht auf das Verbreiten für die Allgemeinheit unrelevanter Informationen beschränken müssen, sondern die Arbeit der klassischen Medien sogar bereichern können. Die generelle Bezeichnung von Webloginhalten als Informationsmüll oder Katzencontent ist also nicht in jedem Fall gerechtfertigt.

3.1.3 Journalistische Ansprüche versus Weblog-Ethik

Die Arbeit von Journalisten unterliegt bestimmten publizistischen Grundsätzen. So hat beispielsweise der Deutsche Presserat 1973 einen Pressekodex als "Anleitung für eine gemeinsame Berufsethik, die fortschreibungsbedürftig bleibt" (http://www.presserat.info/ 104.0.html?&L=0) vorgelegt.

[...]


1 www.kopfschuettel.de

2 www.schockwellenreiter.de

3 www.tintenblog.de

4 www.shopblogger.de/blog

5 www.blogger.com

6 www.blog.de

7 www.bildblog.de

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Details

Title
Zum Verhältnis zwischen Weblogs und klassischem Journalismus
College
Technical University of Chemnitz  (Professuren Medienkommunikation/Mediennutzung)
Grade
1,0
Author
Year
2009
Pages
36
Catalog Number
V145640
ISBN (eBook)
9783640559626
ISBN (Book)
9783640560165
File size
548 KB
Language
German
Keywords
Weblog, Blog, Journalismus, Community, Internet, Web 2.0, Social Software, Medien, neue Medien, Nachrichtenwert, Gatekeeper
Quote paper
B. A. Anett Michael (Author), 2009, Zum Verhältnis zwischen Weblogs und klassischem Journalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145640

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