Motive des Wendenkreuzzugs von 1147

Religiöse Ideologie christlicher Missionare oder imperialistisches Machtstreben sächsischer Herrscher?


Hausarbeit, 2008

12 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung:

B. Motive der Teilnehmer
B. I Die sächsischen Fürsten
B. II Die Geistlichkeit
B. III Die Dänen und Polen
B. IV „Der kleine Mann“

C. Ergebnis und Zusammenfassung

D. Quellen- und Literaturverzeichnis

A. Einleitung

„Denn dies ist unser Jerusalem, das anfangs frei war und durch die Grausamkeit der Heiden zur Magd erniedrigt wurde! ... Doch nun sollen ihre Mauern und Türme wiedererrichtet werden, … an Stelle des grässlichen Geschreis der Heiden im Anblick ihres Götzen soll in ihr der Gesang der Freude wieder erschallen“[1].

Dieser Auszug aus den Urkunden des Erzstiftes von Magdeburg umreißt die Konstitution einer militärischen Auseinandersetzung der christlichen Kreuzfahrer gegen die im Slawenland lebenden Heiden. Zwar blieb dieser Aufruf aus dem Jahre 1108 noch wirkungslos, doch wurde erstmals die Idee eines Kreuzzuges gegen die nicht katholischen Slawenvölker verkündet. 39 Jahre später allerdings konnte der Aufruf des Abts Bernhard auf dem Reichstag zu Frankfurt einen Prozess in Gang setzen, der heutzutage als Wendenkreuzzug bekannt ist. Allerdings sind die Motive der Teilnehmer eines Kreuzzuges immer vielfältig. Unter der göttlichen Vorgabe einer Mission gegen die „Ungläubigen“ treten die christlichen Streiter für ihren Glauben ein. Doch ist diese ideell-geistliche Perspektive niemals die einzig zu Beleuchtende. Spätestens, als der Markgraf von Brandenburg, Albrecht I., heute bekannt als Albrecht der Bär, gegen die Stadt Stettin zog, wurde klar, dass seine Absichten nicht nur von religiöser Natur waren. Da diese Stadt schon von dem Bischof von Bamberg christianisiert war[2], wurde offenkundig dargelegt, dass sich die religiöse Ideologie der christlichen Missionare mit dem imperialistischen Machtstreben der sächsischen Fürsten überschnitt. Doch war der Wendenkreuzzug von 1147 nur ein territorialer Raubzug unter dem Deckmantel der Kirche?

Um diese Frage beantworten zu können, grenze ich das Thema auf die Motive der wichtigsten beteiligten Gruppen ein: den norddeutschen Fürsten, der Geistlichkeit, den Dänen und Polen und den Mitwirkenden des dritten Standes. Besonders interessant ist hierbei aufzudecken, welche Gründe die Menschen damals veranlasst haben an einem Kreuzzug teilzunehmen. Auf der Basis der Literatur von Friedrich Lotter und Hans-Dietrich Kahl soll versucht werden, die Perspektiven der Beteiligten zu beleuchten. Hierzu werde ich weitere Quellen und Literatur zur Stützung meiner Thesen heranziehen.

B. Motive der Teilnehmer

B. I Die sächsischen Fürsten

Die Idee des Wendenkreuzzuges geht vermutlich auf die sächsischen Fürsten zurück, da diese Gebiete im slawischen Raum beanspruchten. Nachdem König Konrad III. am 15. März 1147 einen Hoftag in Frankfurt einberief, nahmen viele wichtige geistliche und weltliche Führer teil, unter anderem der sächsische Fürst Heinrich III., der Markgraf von Brandenburg Albrecht I., jedoch auch Abt Bernhard, heute bekannt als Bernhard von Clairvaux. Besonders diese waren daran interessiert, einen Krieg gegen die Slawen zu führen, da ihre Herrschaftsgebiete nahe der Grenze lagen. „Bernhard nahm den Gedanken der norddeutschen Fürsten, das heilige Gelübde im Wendenland zu erfüllen, auf, indem er an Erzbischöfe und Bischöfe, die Fürsten und die Gesamtheit der Gläubigen einen Aufruf zur Bekämpfung der Heiden im deutschen Osten ergehen ließ“[3]. Er verstand es die Mission so zu glorifizieren, dass die Menschen von der Idee des heiligen Krieges so sehr erfasst wurden, dass seinem Aufruf fast alle Fürsten der Elbregion folgten. Unter den oben bereits erwähnten, nahmen ebenfalls der Pfalzgraf Friedrich von Sachsen, Markgraf Konrad von Meißen, Adolf von Holstein und Graf Otto von Ammensleben teil[4]. An den Teilnehmern kann schon deutlich erkannt werden, dass sie nicht nur die fromme Intention der Missionierung bewegte. Da ihre Ländereien nahe der slawischen Grenze lagen, ist es sicher, dass politische Motive, wie der Gedanke der Vergrößerung der eigenen Gebiete, ebenso wichtig für sie waren.

Sicherlich konnte den Slawen der Aufruf und die Vorbereitungen für ein so groß angelegtes Kriegsunternehmen nicht verborgen geblieben sein. Besonders der Obodritenfürst Niklot traf Sicherheitsvorkehrungen gegen die Christenarmee. So ließ er die Burg Dobin zu einer Fluchtburg ausbauen und ersuchte die Hilfe des Grafen Adolf II. von Holstein[5]. Die zwischen ihnen bestehenden Freundschaftsbündnisse konnte dieser jedoch nicht weiter garantieren, da er selbst an dem Kreuzzug teilnehmen wollte und somit auf der gegnerischen Seite stand.

Er erreichte sogar noch, dass Niklot ihn vor einem Angriff der Slawen gegen Holstein warnen musste. Dies trat auch so ein. Denn Niklot entschloss sich, sein Gebiet durch einen Angriff auf Holstein zu sichern. Er versprach sich dadurch einen Einfall der deutschen Truppen abwenden zu können und ging am 26. Juli 1147 zur Offensive gegen Lübeck über[6]. Also warnte er ihn am Abend vor dem Angriff und eroberte am folgenden Tag die Hafenstadt, bevor sich eine streitkräftige Armee sammeln konnte. Anschließend griff er noch die von Adolf gegründeten Kolonien der Westfalen, Holländer und Friesen an, bevor er mit reicher Beute davon segelte[7].

Wir erkennen hier, inwiefern der Kreuzzuggedanke in dieser frühen Phase noch gegeben war. So traute sich der Graf von Holstein nicht, die von ihm begonnene Slawenpolitik mit Niklot weiterzuführen, sondern ergab sich dem Druck des christlichen Missionsgedankens und beendete das für ihn positive, politische Verhältnis mit dem Slawenführer Niklot.

[...]


[1] Friedrich Lotter, Die Konzeption des Wendenkreuzzuges. Ideengeschichtliche, kirchenrechtliche und historisch-politische Voraussetzungen der Missionierung von Elb- und Ostseeslawen um die Mitte des 12. Jahrhunderts, Sigmaringen 1977, S.60.

[2] Vgl. Wilhelm Bernhardi, Jahrbücher der deutschen Geschichte. Konrad III., Hrsg. von der historischen Komission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften, Berlin ²1975, S.576 ff.

[3] Margret Bünding- Naujoks, Das Imperium Romanum und die deutschen Ostkriege vom zehnten bis zum zwölften Jahrhundert, in : Heidenmission und Kreuzzugsgedanke in der deutschen Ostpolitik des Mittelalters. Hrsg. von Helmut Beumann, Darmstadt 1963, S.96.

[4] Ebd.

[5] Joachim Ehlers, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 2008, S.73.

[6] Ebd.

[7] Helmold I 64, Helmold von Bosau, Slawenchronik (Chronica Slavorum), in: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Heinz Stoob, Band 21, Darmstadt 1990, S.120 ff.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Motive des Wendenkreuzzugs von 1147
Untertitel
Religiöse Ideologie christlicher Missionare oder imperialistisches Machtstreben sächsischer Herrscher?
Hochschule
Universität Paderborn  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte: Heinrich der Löwe und seine Zeit
Note
2,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V145779
ISBN (eBook)
9783640562817
ISBN (Buch)
9783640562398
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wendenkreuzzug, Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär, Kreuzzüge
Arbeit zitieren
Florian Kalk (Autor:in), 2008, Motive des Wendenkreuzzugs von 1147, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145779

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Motive des Wendenkreuzzugs von 1147



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden