Die Masterarbeit untersucht mit historischer Tiefe Aufkommen, Entwicklung und Status Quo deutsch-türkischer Filmproduktion als genuinen Ausdruck spezifischer Transkulturationsprozesse. Diese Artefakte aus cinematischen ‚Contact Zones’ werden in ihrer Medialität, Ästhetik und ihren Identifikationsangeboten betrachtet und sowohl in ihrem jeweiligen Kontext eingeordnet, wie auch als eigenständige (Auteur-)Ausdrücke gelesen.
Das zuerst vorgenommene Framing eröffnet ein breit gespanntes Panorama, das sich mit gründlich mit unterschiedlichen Identitätskonzepten (Rückgriffe Assmann, Stuart Hall, Lacan), Begriffsarbeit und der Aufbereitung eines geschichtlichen und argumentativen Settings befasst. Es folgt der Übergang zum abschließenden und klar gewichteten Analyseteil, in dem die zuvor erarbeiteten Beobachtungen und deren historische Aufarbeitung in Form von exzellenten Stellenlektüren gut ausgewählter Filmsequenzen sorgfältig ausgearbeitet werden, wiederum unter Rückgriff auf verschiedene Konzepte, wie z. B. aus der psychoanalytischen Theorie Lacans. Hilfreich für eine medien- und kulturwissenschaftlich fundierte Arbeit ist auch die Behandlung auditiver Aspekte (insbesondere Sounddesign/Filmmusik) und die Einbeziehung aussagekräftiger Abbildungen, um neben der Nacherzählung der epischen Aspekte des Films auch die audiovisuelle Natur des gewählten Gegenstandes zu bearbeiten.
Die Bedeutung dieser wissenschaftlichen Arbeit umfasst verschiedene relevante Punkte in Bezug auf Erinnerungskultur, kollektives und kulturelles Gedächtnis, Identitätsentwicklung und die Beeinflussung identitätsrelevanter Elemente durch konsumierte Videofilme von 1961 bis heute. Dabei geht es nicht nur um die Frage, inwieweit der massenhafte Konsum von zumeist stark traditionell, religiös und konservativ geprägten Filmen nicht nur die ehemaligen Gastarbeiter, sondern auch deren Nachfolgegenerationen beeinflusst hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Leitgedanke der Arbeit
- 2. Theoretische Grundlage
- 2.1 Zum Migrationsbegriff
- 2.2 Identitätstheorien
- 3. Videofilme als Instrument der Erinnerungskultur und des kollektiven Gedächtnisses
- 4. Geschichte der türkischen Migration in Deutschland von 1960 bis heute
- 5. Der Medienkonsum: Von der Videokassette zum Satellitenfernsehen
- 6. Das deutsch-türkische Kino: Über den Begriff von 1960 bis heute
- 7. Die Bedeutung der Entwicklung der Yeşilçam-Phase für Türken in Deutschland
- 8. Postmigrantische filmische Perspektiven
- 9. Filmanalyse
- 9.1 Bir Türk'e Gönül Verdim (1969) & Almanyali Yarim (1974)
- 9.2 Tevfik Başer: 40 qm Deutschland (1986)
- 9.3 Kemal Sunal: Gurbetçi Şaban (1985)
- 9.4 Fatih Akın: Gegen die Wand (2004)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle des deutsch-türkischen Kinos, insbesondere der Videokultur, als Medium der Erinnerungskultur für türkische Migranten in Deutschland. Ziel ist es, zu analysieren, wie Videofilme und das Kino zur Bewahrung und Weitergabe der Erinnerungskultur, zur Identitätsbildung und zum Aufbau eines kollektiven Gedächtnisses bei Migranten beitragen.
- Die Bedeutung des Migrationsbegriffs und seine Auswirkungen auf die Identität
- Der Einfluss der Videokultur auf die Erinnerungskultur von Migranten
- Die Rolle des deutsch-türkischen Kinos in der Konstruktion von Identität und Geschichte
- Die Entwicklung der Yeşilçam-Phase und ihre Bedeutung für Türken in Deutschland
- Postmigrantische filmische Perspektiven und ihre Auswirkungen auf die Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Leitgedanken der Arbeit und die Fragestellung erläutert. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen erörtert, insbesondere der Begriff "Migration" und die verschiedenen Identitätstheorien. Anschließend wird in Kapitel 3 der Einfluss von Videofilmen auf die Erinnerungskultur und das kollektive Gedächtnis von Migranten behandelt. Kapitel 4 beleuchtet die Geschichte der türkischen Migration in Deutschland von 1960 bis heute. Kapitel 5 untersucht den Medienkonsum von Migranten, von der Videokassette bis zum Satellitenfernsehen. In Kapitel 6 wird der Begriff "deutsch-türkisches Kino" definiert und seine Entwicklung seit 1960 erörtert. Kapitel 7 befasst sich mit der Bedeutung der Yeşilçam-Phase für Türken in Deutschland. Schließlich werden in Kapitel 8 postmigrantische filmische Perspektiven analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche deutsch-türkisches Kino, Erinnerungskultur, Migranten, Videokultur, Identität, kollektives Gedächtnis, Yeşilçam-Kino, postmigrantische Filmperspektiven und Integration. Sie befasst sich mit der Frage, wie Videofilme und das Kino die Erinnerungskultur und Identität von türkischen Migranten in Deutschland beeinflussen und ein kollektives Gedächtnis schaffen.
- Quote paper
- Bayram Umur Yildirim (Author), 2024, Das deutsch-türkische Kino. Die Videokultur als Medium der Erinnerungskultur von Migranten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1458209