Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit einem Phänomen, auf welches man bei sorgfältiger Livius-Lektüre zwangsläufig stößt. Einige Passagen in Livius‘ Geschichtswerk, in denen der Fokus auf wenige handelnde Personen gerichtet ist, erinnern inhaltlich an gewisse Elemente eines Dramas. Formal können wir natürlich nicht von einem Drama sprechen, da der Text in Prosa abgefasst ist und keine Dialoge stattfinden, jedoch sind oft entsprechende Bausteine vorhanden. Diesem Phänomen wird die folgende Hausarbeit exemplarisch auf den Grund gehen. Aus den Büchern 1 und 2 wird die Figur des L. Iunius Brutus herausgenommen. Es soll untersucht werden, ob man ihn in der Folge seines politischen Handelns als tragischen Helden im Sinne der antiken Vorstellung bezeichnen kann.
Die Arbeit beginnt deshalb mit der antiken Definition eines tragischen Helden. Wegweisend hierfür ist die Poetik von Aristoteles, in deren Abhandlung über den tragischen Helden kurz eingeführt wird. Erläutert werden dabei die Werkzeuge, mit denen ein Tragödiendichter nach Aristoteles‘ Vorstellung arbeiten sollte.
Im dritten Kapitel wird daraufhin erläutert, wie Livius versucht, diese Vorstellungen umzusetzen und entsprechende Werkzeuge zu benutzen. Unterteilt ist das Kapitel in die einzelnen Handlungsstränge, die für das Wirken des Brutus entscheidend sind. Zuerst wird die Passage über die Gründung der römischen Republik und deren Vorgeschichte herangenommen. Brutus steht hier im Zentrum der Handlung, wodurch man sehr viel über seinen Charakter und seine Rolle erfährt. Auch im folgenden Unterkapitel, welches die Passage über die Verschwörung im ersten Jahr der Republik zum Thema hat, ist er als Konsul die entscheidende Person, die die Handlung vorantreibt. Schließlich handelt das letzte Teilkapitel von seinem Tod, wie dieser zustande kommt und welche Wirkung dies beim Leser erzielt. Im vierten Kapitel soll eine wissenschaftliche Untersuchung stattfinden, inwieweit die Figur des Brutus historisch belegbar ist. Ebenfalls untersucht wird, welche Rolle sie zu Livius‘ Zeit gespielt hat und welche Konsequenzen sich daraus für Livius als Historiographen ergeben.
Die Arbeit schließt mit einem Fazit über die vorangegangen Untersuchungen. Hier findet eine abschließende Beantwortung der Fragestellung statt, ob, wie und warum Brutus im Geschichtswerk des Livius als tragischer Held dargestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der tragische Held nach Aristoteles
- Textanalyse: Die Figur des L. Iunius Brutus bei T. Livius
- Die Gründung der Republik und ihre Vorgeschichte
- Die Verschwörung im ersten Jahr der Republik
- Brutus' Tod
- Zur Historizität und antiken Rezeption der Figur
- Überlieferung und Geschichtskonstruktion
- Erste Rezeption des Stoffes: Die Tragödie des Accius
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Figur des L. Iunius Brutus in Livius' Geschichtswerk als tragischer Held im Sinne der antiken Vorstellung dargestellt wird. Es soll untersucht werden, wie Livius Elemente des Dramas in sein Geschichtswerk integriert und welche Werkzeuge er verwendet, um die Figur des Brutus als tragischen Helden zu präsentieren. Die Arbeit bezieht sich dabei auf die antike Definition des tragischen Helden nach Aristoteles.
- Analyse der Figur des L. Iunius Brutus in Livius' Geschichtswerk
- Bezug auf die antike Definition des tragischen Helden nach Aristoteles
- Untersuchung der historischen Beweiskraft der Figur des Brutus
- Analyse der antiken Rezeption der Figur des Brutus
- Bewertung der Darstellung des Brutus als tragischer Held in Livius' Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Es wird die Problematik der Dramenelemente in Livius' Geschichtswerk beleuchtet und die Figur des L. Iunius Brutus als Fallbeispiel vorgestellt.
Das zweite Kapitel behandelt die antike Definition des tragischen Helden nach Aristoteles. Es werden die Werkzeuge und Prinzipien des tragischen Helden erläutert, insbesondere die Bedeutung von Mitleid und Furcht.
Das dritte Kapitel analysiert die Figur des L. Iunius Brutus in Livius' Geschichtswerk. Es werden die einzelnen Handlungsstränge des Brutus in den Büchern 1 und 2 von Livius' Werk behandelt, die Gründung der Republik, die Verschwörung im ersten Jahr der Republik und Brutus' Tod.
Das vierte Kapitel untersucht die Historizität und die antike Rezeption der Figur des Brutus. Es wird die Überlieferung und die Geschichtskonstruktion der Figur betrachtet sowie die erste Rezeption des Stoffes in der Tragödie des Accius analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Figur des L. Iunius Brutus in Livius' Geschichtswerk, dem tragischen Helden nach Aristoteles, der Gründung der römischen Republik, der Verschwörung im ersten Jahr der Republik, der Historizität der Figur, der antiken Rezeption und der Dramenelemente in Livius' Werk.
- Quote paper
- Andreas Lins (Author), 2009, Die Figur des L. Iunius Brutus bei T. Livius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145893