Diese Masterarbeit bietet eine umfassende Untersuchung der Praktiken und philosophischen Überlegungen hinter der Wiederverwendung von Baumaterialien, insbesondere Steinen, im Kontext kirchlicher Bauvorhaben des vergangenen Jahrhunderts. Im Fokus steht dabei nicht nur die materielle Dimension dieser Praxis, sondern auch deren ästhetische, ökologische und historische Bedeutungen. Anhand von Bauwerken bedeutender Architekten wie Rudolf Schwarz und Dominikus Böhm, die maßgeblich zur Prägung der kirchlichen Architekturlandschaft in Deutschland beigetragen haben, wird detailliert aufgezeigt, wie Natur-, Ziegel- und Trümmersteine nicht nur als physische Baustoffe, sondern auch als Träger von Erinnerungen, Traditionen und kultureller Identität fungieren.
Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Motive – von ökonomischer Notwendigkeit über ökologische Nachhaltigkeit bis hin zu ästhetischer Wertschätzung –, die zur Entscheidung der Wiederverwendung führten. Besonderes Augenmerk liegt auf der symbolischen und semantischen Aufladung der verwendeten Materialien, die durch ihre Herkunft und Geschichte eine zusätzliche Dimension in die architektonische Gestaltung einbringen. Die Arbeit stellt dar, wie diese Steine zu einem lebendigen Teil der Kirchenarchitektur werden, indem sie Geschichten von Zerstörung und Wiederaufbau, von Vergänglichkeit und Dauerhaftigkeit erzählen.
Durch die detaillierte Analyse ausgewählter Kirchenbauten und die Einbettung in den breiteren Kontext der Materialikonologie bietet die Arbeit tiefe Einblicke in die komplexen Beziehungen zwischen Materialität, Gedächtnis und Sakralität im 20. Jahrhundert. Die sorgfältige Untersuchung der technischen, ästhetischen und symbolischen Aspekte der Steinverwendung im Kirchenbau offenbart, wie aus Trümmern und Ruinen Orte des Glaubens und der Gemeinschaft gestaltet wurden, die bis heute das Stadtbild prägen und als Zeugen einer bewegten Vergangenheit dienen.
Diese Masterarbeit richtet sich an Studierende und Forschende der Kunstgeschichte, Architektur und Denkmalpflege sowie an alle Interessierten, die sich für die Geschichte und Theorie des Kirchenbaus, für Fragen der Nachhaltigkeit im Bauen und für die kulturelle Bedeutung von Baumaterialien interessieren. Sie bietet nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern regt auch zur Reflexion über den Umgang mit unserem baukulturellen Erbe an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsinteresse
- Forschungsfrage
- Forschungsstand
- Von Steinen zu Trümmersteinen
- Naturstein
- Ziegelstein
- Trümmerstein
- Kirchenbau und Stein
- Bedeutung von Stein
- Verwendung von Stein
- Kirchenbau und Trümmerstein
- Ökonomische Perspektiven
- Politische, gesellschaftliche und institutionelle Perspektiven
- Ästhetische und baukünstlerische Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die materiellen und inhaltlichen Qualitäten von Trümmersteinen im deutschen Kirchenbau der Nachkriegszeit und analysiert die ästhetischen und symbolischen Wertschätzungen, die dem Material in dieser Zeit zugeschrieben wurden.
- Die Entstehung und die Eigenschaften von Trümmersteinen im Kontext der Kriegszerstörungen.
- Die Verwendung von Trümmersteinen im Kirchenbau als Ausdruck der Notzeit und des Neuanfangs.
- Die ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründe für den Einsatz von Trümmersteinen.
- Die ästhetischen und baukünstlerischen Aspekte der Trümmersteinarchitektur.
- Die symbolische Bedeutung von Trümmersteinen als Ausdruck der Erinnerung und der Tradition.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Forschungsstand dar, während das zweite Kapitel die Ausgangsmaterialien für Trümmersteine, Natursteine und Ziegelsteine, näher betrachtet. Das dritte Kapitel widmet sich der allgemeinen Bedeutung von Stein im menschlichen Bauen und im christlichen Glauben. Im vierten Kapitel werden die ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Perspektiven auf die Verwendung von Trümmersteinen im Kirchenbau beleuchtet.
Schlüsselwörter
Trümmerstein, Kirchenbau, Nachkriegszeit, Materialikonologie, Materialsemantik, Symbol, Erinnerung, Tradition, Moderne, Architektur, Kriegszerstörungen, Wiederaufbau.
- Arbeit zitieren
- Nga Tran (Autor:in), 2010, Zur Wiederverwendung von Steinen im Kirchenbau des 20. Jahrhunderts. Nachhaltigkeit, Ästhetik und Geschichte in der Kirchenarchitektur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1460036