Life Cycle Costing. Ziele, Methodik und Probleme


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2010

28 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung und Gang der Untersuchung

2. Grundlagen der Thematik
2.1 Life Cycle – Integrierter Produktlebenszyklus aus Produzentensicht
2.2 Life Cycle Costing

3. Ziele des Life Cycle Costings

4. Methoden des Life Cycle Costings
4.1 Abschätzung von Kosten
4.2 Dynamische Investitionsrechnung
4.2.1 Kapitalwertmethode
4.2.2 Interne Zinsfußmethode
4.2.3 Annuitätenmethode
4.2.4 Dynamische Amortisationszeit
4.3 Deckungsbeitragsrechnungsbasierte Methoden
4.3.1 Life Cycle Costing auf Basis der Grenzplan- und Deckungsbeitragsrechnung
4.3.2 Life Cycle Costing auf Basis der relativen Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung
4.3.2.1 Deckungsanalyse
4.3.2.2 Break-even-Analyse mit alternativen Planwerten
4.3.2.3 Analyse der Kosten- und Erlösfestlegung
4.4 Sensitivitätsanalysen für die Gefahren der Unsicherheit

5. Kritische Würdigung des Life Cycle Costing

6. Abschlussbemerkungen

1. Problemstellung und Gang der Untersuchung

Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit dem Thema Life Cycle Costing (deutsch: Lebenszyklus(kosten)rechnung) und konzentriert sich auf dessen Ziele, Methoden und Kritik. Dieses Verfahren des Kostenmanagements hat trotz seiner über 50 jährigen Vergangenheit an Aktualität nichts verloren und stellt, nicht zuletzt unter den folgenden, aktuellen Voraussetzungen, einen Kernpunkt der Forschung und Anwendung der Kostenrechnung dar.

Mit der zunehmenden Globalisierung und dem stetigen Wandel unserer Gesellschaft von einer Industrie- in eine Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft wird es für Unternehmen immer wichtiger, nachhaltige Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten generieren.[1]

Die folgenden, aus den beschriebenen Umständen resultierenden, Veränderungen steigern die Notwendigkeit neben den traditionellen periodenbezogenen Erfolgsrechnungen die Wirtschaftlichkeit von Produkten anhand von periodenübergreifenden Erfolgsrechnungen zu beurteilen.[2]

- Immer kürzer werdende Produktlebenszyklen von oft nur noch zwei bis fünf Jahren;[3]
- Verlängerung von Entstehungszyklen, sowohl absolut als auch relativ auf den Gesamtlebenszyklus bezogen;[4]
- Vielfach immer größer werdende Vorleistungskosten für Forschung und Entwicklung;[5]
- Anschwellende Folgekosten, z.B. für Entsorgung und Verwertung, durch gesetzliche Regelungen zum Umweltschutz und einem gestiegenen Umweltbewusstsein der Bevölkerung.[6]

Diese Anforderungen machen ein Instrument wie das Life Cycle Costing unerlässlich, durch das eine mehrperiodische Planung, Steuerung und Kontrolle der Kosten und Erlöse eines Produkts von der Wiege bis ins Grab, also über dessen gesamten Lebenszyklus, ermöglicht wird.[7]

Zunächst werden die wichtigsten Grundlagen des Life Cycle Costings, das Lebenszyklusmodell und die Lebenszykluskosten selbst, dargestellt und erläutert. Darauf aufbauend werden im dritten Kapitel die Ziele einer Lebenszykluskostenanalyse vorgestellt.

Das vierte Kapitel befasst sich mit den Methoden des Life Cycle Costings die Lebenszykluskosten zu prognostizieren und zu analysieren. Woraufhin im vorletzten Kapitel Kritik und Probleme an der Lebenszyklusrechnung und ihren Methoden dargestellt werden, bevor dann die Arbeit mit einer Abschlussbemerkung endet.

2. Grundlagen der Thematik

In diesem Kapitel werden die Grundlagen des Life Cycle Costings erläutert, die notwendig sind um Ziele, Methodik und Probleme des Life Cycle Costings zu analysieren.

2.1 Life Cycle – Integrierter Produktlebenszyklus aus Produzentensicht

„Für Zwecke des Life Cycle Costings wird der gesamte Lebenszyklus in mehrere Phasen aufgeteilt. Abhängig vom zugrunde liegenden Gestaltungsobjekt ergeben sich phasentypische Verläufe der Erlös- und Kostenwirkungen bzw. der zugehörigen Ein- und Auszahlungen.“[8]

Bei der Bildung von Lebenszyklusmodellen kann zwischen vier Betrachtungsperspektiven unterschieden werden. Man unterteilt hierbei in Produktions-, Marketing-, Kunden- und Gesellschaftsperspektive.[9]

Für die vorliegende Problemstellung des Life Cycle Costings im Rahmen des Strategischen Kostenmanagements betrachtet die Arbeit fortan die Thematik aus der Sicht eines Produzenten von beliebigen Produkten.

Produzenten interessieren sich für die Gesamtheit aller hergestellten, vergleichbaren oder gleichen Produkte über den gesamten Zyklus und orientieren sich somit am marktbezogenen Produktlebenszyklus. Dieser stellt, ergänzt um einen Entstehungszyklus und einen Nachsorgezyklus, den sogenannten integrierten Produktlebenszyklus dar (siehe Abbildung 1).[10]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Integrierter Produktlebenszyklus.[11]

Die Entstehungsphase beinhaltet die frühe Markterkundung, die Alternativensuche und – auswahl, die Entwicklung von Prototypen und Testexemplaren bis hin zum fertigen Produkt, sowie die Vorbereitung der Produktion und des Marktes.

Die Marktphase beschränkt sich auf den Zeitraum von Produktion und Verkauf, sie lässt sich weiter in Einführungs-, Wachstums-, Reife-, Sättigungs-, und Degenerationsphase unterteilen.

Die Nachsorgephase beginnt direkt nach dem Verkauf des ersten Produktes bei Anfallen von Garantie-, Reparatur- und Wartungsleistungen. In diesen Leistungen überschneiden sich Markt- und Nachsorgephase, letztere geht im Normalfall jedoch zeitlich weit über die Marktphase hinaus, da diese auch Rücknahme und Entsorgung verkaufter Produkte, sowie Rücknahme und Entsorgung der nicht mehr benötigten Produktionsanlagen miteinschließt.[12]

2.2 Life Cycle Costing

Erstmals wurde das Konzept des Life Cycle Costings Anfang der sechziger Jahre in den USA vom United States Department of Defense als Entscheidungshilfe für die Beschaffung von Waffensystemen eingesetzt.[13] Hintergrund war eine Vorschrift, nach der derjenige Anbieter den Auftrag erhalten sollte, dessen Angebot unter Berücksichtigung des Anschaffungspreises und anderer Faktoren, zu denen die Life Cycle Costs zählten, am günstigsten ist.[14]

In der Literatur existieren für den Begriff des „Life Cycle Costings“ eine Vielzahl an Synonymen, wie Product Life Cycle Costing[15], Produktlebenszyklusrechnung[16], Terotechnology[17] oder Lebenszykluskostenrechnung[18], deren ohnehin geringe Unterschiede jedoch für diese Arbeit keine Relevanz besitzen.

Das Life Cycle Costing ist ein Prozess zur wirtschaftlichen Analyse der Lebenszykluskosten eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus.[19]

Im Rahmen des Life Cycle Costings wird versucht, einem Produkt die, während seines gesamten Produktlebenszyklus anfallenden, Kosten anzurechnen.[20] Der Begriff „Kosten“ ist jedoch aus betriebswirtschaftlicher Sicht unpräzise, vielmehr sollte von den Rechengrößen Ein- und Auszahlungen die Rede sein.[21]

In der Kosten- und Leistungsrechnung werden die Kosten und Erlöse aus Vor- und Nachlaufphase nicht den sie verursachenden Produkten zugerechnet, sondern als Gemeinkostenzuschläge in der Periode, in der sie entstehen, verrechnet.[22] Dadurch werden die Vorlaufkosten durch die gegenwärtigen Produkte vorfinanziert. Dagegen ist unter ökonomischen Aspekten, wie z.B. der Liquiditätssicherung, nichts einzuwenden.[23] Jedoch werden dadurch Produkte belastet, die für die Kostenverursachung überhaupt nicht verantwortlich sind. Daraus entstehen falsche Periodenergebnisse, die Basis von falschen strategischen Entscheidungen sein können.[24]

Das Life Cycle Costing befasst sich dagegen mit der periodenübergreifenden und verursachungsgerechten Zurechnung von Kosten.[25] Eine Periodisierung ist in der Betrachtung der, vom Geschäftsjahr losgelösten, Lebenszykluskosten nicht vorgesehen.[26]

In der Entstehungsphase ergeben sich aus Produzentensicht, außer eventuellen Subventionen wie Forschungs- und Entwicklungszuschüssen, keine weiteren Erlöse. Dem gegenüber stehen Technologische Vorlaufkosten für Forschung und Produktentwicklung, Marktbezogene Vorlaufkosten für Marktforschung, Markterschließung, Fertigungsplanung und Prototypen.[27]

In der Marktphase stehen den, durch den laufenden Umsatz und Aktions- und Schulungserlösen, gewachsenen Erlösen Herstellkosten für Material, Energie und Personal, sowie Vertriebskosten für Werbung und Distribution entgegen.[28]

Die Nachlaufphase beinhaltet an Kosten im Wesentlichen Gewährleistungskosten, Inspektions- und Wartungskosten, sowie Kosten für die Entsorgung der Produkte und Produktionsanlagen. Ferner schlägt auch das Lagern der Ersatzteile auf der Kostenseite zu Buche. Auch in dieser letzten Phase des Produktlebenszyklus entstehen noch Erlöse, wie Lizenzerlöse, Wartungserlöse oder Erlöse bei der Veräußerung von Ersatzteilen.[29]

Nach empirischen Studien werden 80 bis 90 Prozent der Herstellkosten eines Produkts bereits vor der Produktionsphase festgelegt[30]

In diesem Zusammenhang kommt es für eine erfolgreiche Lebenszyklusrechnung darauf an, Wechselwirkungen und Substitutionsbeziehung - sogenannte „Trade-offs“ - zwischen den einzelnen Phasen auszunutzen. Beispielsweise können durch die Steigerung der Entwicklungstätigkeit die Kosten während der Produktion verringert werden, wie folgende Abbildung veranschaulicht.[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Trade-Offs zwischen Entwicklungs- und Produktionskosten.[32]

Die frühzeitige Anwendung der Lebenszykluskostenrechnung bietet das größte Erfolgspotential. In dieser Frühphase - vor und in der Entwicklung - sind die meisten Kosten noch beeinflussbar, während später - nach Produktionsaufnahme - zwar mehr Kosten anfallen, der Grad der möglichen Kostenbeeinflussung aber immer kleiner wird und damit einhergehend die Kostenbindung ansteigt.[33] Diese frühzeitige Steuerung wird durch den zeitgemäß geringen Informationsgrad über das betrachtete Produkt erschwert. Diese zulässige Unkenntnis sinkt im Laufe des Lebenszyklus, da sich der Informationsstand verbessert (siehe Abbildung 3).[34]

Abbildung 3: Kostenbeeinflussbarkeit im Vergleich zum Produktkenntnisstand[35]

Generell muss man jedoch bei Lebenszyklusbetrachtungen nach der Art der Produkte unterscheiden. Bei einem Mittagessen sind die Anschaffungsauszahlungen aus Kundensicht meist die komplett anfallenden Produktgesamtkosten. Bei einem Kraftfahrzeug hingegen machen die Investitionskosten nur einen kleinen Teil der gesamten Auszahlungen inklusive Betriebskosten, wie z.B. Benzin, Versicherung und Steuer, sowie Wartungskosten, wie z.B. Inspektion oder Reparatur, aus. Mit steigender Lebenserwartung der Produkte sinkt der Anteil der Anfangsauszahlungen an den Gesamtkosten, gleichzeitig wächst aber auch die Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Liquiditätswirkungen, so dass eine Absicherung der Kunden (aber auch Produzenten) durch Verträge, wie z.B. Garantieverträge, an Bedeutung gewinnt.[36]

Eine strategisch orientierte Kostenrechnung bezieht sich im Kern auf die Potential- und Produktprogrammplanung. Gerade Potentiale unterliegen dem Gesetz des Werdens und Vergehens, welches den Grundgedanken des Life Cycle Costing Konzeptes darstellt. Das Life Cycle Costing stellt somit auch die logische Konsequenz einer strategischen Kostenrechnung dar.[37]

[...]


[1] Vgl. Coenenberg / Fischer / Günther, 2007, S.569-570

[2] Vgl. Coenenberg / Fischer / Günther, 2007, S.570

[3] Vgl. Ewert / Wagenhofer, 2008, S.291

[4] Vgl. Zehbold, 1996b, S.121

[5] Vgl. Ewert / Wagenhofer, 2008, S.291

[6] Vgl. Kremin-Buch, 2007, S.183

[7] Vgl. Kremin-Buch, 2007, S.183

[8] Schmidt, 2008, S.262

[9] Vgl. Zehbold, 1996b, S.18-19

[10] Vgl. Coenenberg / Fischer / Günther, 2007, S.572

[11] Modifiziert nach Schmidt, 2008, S.263

[12] Vgl. Schmidt, 2008, S.262

[13] Vgl. Siegwart / Senti, 1995, S. XII

[14] Vgl. Wübbenhorst, 1984, S.13

[15] Vgl. Ewert / Wagenhofer, 2008 , S.291

[16] Vgl. Back-Hock, 1988, S.7

[17] Vgl. Back-Hock, 1992, S.704

[18] Vgl. Schmidt, 2008, S.258

[19] Vgl. Din EN 60300-3-3, 2005, S.6

[20] Vgl. Ewert/Wagenhofer, 2008, S.291

[21] Vgl. Coenenberg / Fischer / Günther, 2007, S.572

[22] Vgl. Britzelmaier / Eller, 2004, S.528

[23] Vgl. Siegwart / Senti, 1995, S.185

[24] Vgl. Ewert / Wagenhofer, 2008, S.293

[25] Vgl. Ewert / Wagenhofer, 2008, S.294

[26] Vgl. Coenenberg / Fischer / Schmitz, 1997, S.224

[27] Vgl. Britzelmaier/Eller,2004, S.528

[28] Vgl. Schmidt, 2008, S.262

[29] Vgl. Britzelmaier/Eller,2004, S.528

[30] Vgl. Coenenberg / Fischer / Schmitz , 1997 , S.195

[31] Vgl. Schmidt, 2008, S.259

[32] Modifiziert nach Günther / Kriegbaum, 1997, S.904

[33] Vgl. Schmidt, 2008, S.260

[34] Vgl. Wübbenhorst, 1992, S.251-252

[35] Modifiziert nach Schmidt, 2008, S.261 und Wübbenhorst, 1992, S.252

[36] Vgl. Coenenberg / Fischer / Günther, 2007, S.576-577

[37] Vgl. Zehbold, 1996b, S.9

Fin de l'extrait de 28 pages

Résumé des informations

Titre
Life Cycle Costing. Ziele, Methodik und Probleme
Université
Technical University of Darmstadt
Note
1,7
Auteur
Année
2010
Pages
28
N° de catalogue
V146038
ISBN (ebook)
9783640569526
ISBN (Livre)
9783640570140
Taille d'un fichier
613 KB
Langue
allemand
Mots clés
Life Cycle Costing, LCC, Lebenszyklusrechnung, Lebenszykluskostenrechnung, Strategisches Kostenmanagement
Citation du texte
Daniel Hanssmann (Auteur), 2010, Life Cycle Costing. Ziele, Methodik und Probleme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146038

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