Gerontopsychiatrische Pflegeplanung

Aufbaukurs zum staatlich anerkannten Fachpfleger in der Gerontopsychiatrie


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie
2.1. Vorgehensweise beim Erheben biographischer Daten der Bew. Fr. G.
2.2 Wichtige biographische Daten der Bew. Fr. G.

3. Pflegeanamnese anhand des Pflegemodells nach Monika Krohwinkel

4. Der Begriff „bedürfnisorientierte Pflege“

5. Schlusswort

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Da die bereits vorhandene Pflegeprozessplanung der Bewohnerin Fr. Gehrken meinem Erachten nach sehr unzureichend gewesen ist und in dieser in erster Linie somatische Probleme thematisiert wurden, obwohl die Bew. Fr. G. auf meiner Station gerontopsychiatrisch zu den am auffälligsten Bew. gehört, habe ich mit dem Leistungsnachweis II die Möglichkeit genutzt, mich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen.

Meine Absicht war, vorhandene Probleme, unter denen die Bew. Fr. G. sichtbar leidet, zu lindern oder gar zu beseitigen. Weiterhin habe ich versucht, die Pflege mit der geschriebenen Pflegeprozessplanung nachvollziehbarer zu machen, so dass jede Pflegekraft, die sie liest, genau weiß, wann sie welche Pflegeverrichtungen zu erledigen hat.

2. Biographie

2.1. Vorgehensweise beim Erheben biographischer Daten der Bew. Fr. G.

Beim Erheben der biographischen Daten habe ich versucht, mich auf Daten zu beschränken, die mir Erklärungen für Zustände, Verhaltensweisen und Entwicklungen der Bew. geben können, und auf solche, die als mögliche Ressourcen eingesetzt werden könnten. Es wurden Informationen zusammengetragen, die in der Lebensgeschichte eine wichtige Rolle gespielt haben. Diese habe ich vor allem von der Tochter und der jüngeren Schwester erhalten, mit denen ich tel. einen Kontakt vereinbart hatte. Biographische Daten konnte ich von Fr. G. selber nicht erhalten, da sie aufgrund ihrer Demenz keine Sätze mehr bilden kann (Aphasie).

2.2 Wichtige biographische Daten der Bew. Fr. G.

Fr. G. wurde im August 1933 in Hamburg geboren. Sie hat fünf Geschwister, zu denen sie außer zur jüngsten Schwester keinen Kontakt mehr hat.

Fr. G. war beruflich als Verkäuferin im Einzelhandel tätig. Diesen Beruf hatte sie aber nicht erlernt.

Fr. G. musste sich im früheren Leben ständig von ihrem Ehemann leiten, beeinflussen und bevormunden lassen. Am Wochenende hatten beide viel getrunken und sich dann des öfteren geschlagen. Sie hat oft von Scheidung gesprochen, was ihr Mann vereitelte, indem er damit gedroht hat, dass sie die Kinder nicht mitbekommen würde. Sie hat mit 20 Jahren das erste ihrer fünf Kinder geboren. Sie liebte ihre Kinder über alles.

Der Ehemann erlitt 1989 einen schweren Herzinfarkt und hat vier Bypässe erhalten, später bekam er noch einen Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Je mehr er zum Pflegefall geworden war, um so weniger ließ sie sich von ihm etwas sagen. Laut Aussage der Tochter hat sie sich so indirekt für die vergangenen Jahre gerecht. Weiterhin hat die Tochter berichtet, dass ihre Mutter ihr gegenüber einmal erwähnt habe, ihre Ehe sei so schlimm gewesen und die Tochter sei die einzige gewesen, die etwas aus ihrem Leben gemacht habe. Die Tochter sei selbstbewusst und hat das Leben, was sie gerne geführt hätte. Die Tochter berichtete, dass sie zu dieser Zeit immer öfter depressiv verstimmt war. Nach dem Tod ihrer langjährigen Freundin sei sie in ein tiefes Loch gefallen und begann Diazepam über einen längeren Zeitraum in großen Mengen zu nehmen.

Interessen wie Töpfern, Sticken, Häkeln und Lesen stellte sie auf Wunsch ihres Mannes im Laufe ihrer Ehe ein und hat diese auch nie wieder aufleben lassen.

Da ihr Ehemann nach dem Schlaganfall Schluckbeschwerden hatte und sich immer übergeben musste, hat Fr. G. dieses Verhalten angenommen und musste sich regelmäßig beim Essen warmer Speisen übergeben. Sie aß daher viele kalte Speisen wie z.B. Obst, Gemüse, Joghurt, Quark und Brötchen.

Als ihr Ehemann verstarb, lebte sie alleine in häuslicher Pflege. Ihr Geld bekam sie von ihrer Tochter zugeteilt, welches sie ausschließlich für Süßigkeiten ausgegeben hatte. Sie wurde zu diesem Zeitpunkt immer aggressiver und verdächtigte jeden, sie zu bestehlen.

3. Pflegeanamnese anhand des Pflegemodells nach Monika Krohwinkel

Kommunizieren:

Die verbale Kommunikation ist bei Fr. G. stark eingeschränkt. Sie kann keine Sätze (Wörter) mehr bilden. Wenn sie mit einer Situation unzufrieden ist, äußert sie das, indem sie laut weint und jammert. Die nonverbale Kommunikation kann Fr. G. noch gut einsetzen. Sie lächelt in Momenten, die ihr zusagen (z.B. eine herzliche Begrüßung), oder hat eine ablehnende Körperhaltung in Momenten, die ihr widerstreben (z.B. hält Fr. G. sich die Hand vor den Mund, wenn sie satt ist oder sie drückt die Hand der Pflegekraft weg, wenn sie mit einer Pflegeverrichtung nicht einverstanden ist).

Sie kann auf Ansprache nicht mehr reagieren, aber manchmal hat man den Eindruck, sie könne kurzen Gesprächen folgen.

Zur Person ist sie unscharf (reagiert auf ihren Vor und Nachnamen) und in den übrigen Qualitäten nicht orientiert. Beim Hören und Sehen hat Fr. G. keine Einschränkung.

Sich bewegen:

Fr. G. ist eine mobile Aufsteherin und kann sich ohne Hilfsmittel, jedoch nicht zielgerichtet, im Wohnbereich fortbewegen. Sie leidet an motorischer Unruhe und läuft den ganzen Tag auf der Station hin und her. Wenn sie sich hinsetzt und dort über einem längeren Zeitraum sitzen bleibt, wird sie sichtlich unruhig und fängt laut an zu weinen. Sobald die Bew. wieder läuft, hört sie mit dem Weinen schlagartig auf. Sie hat gelegentlich Probleme, sich mit eigener Kraft aus einem Stuhl zu erheben. Fr G. hat im wachen Zustand einen sicheren Gang, bei eintretender Müdigkeit wird die Bew. stark gangunsicher. Fr. G. kann gezielt nach Dingen greifen, Bälle fangen und weiterreichen.

Vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten:

Fr. G. hat einen diagnostizierten Diabetes mellitus Typ II und neigt zu erhöhtem Blutzucker. Sie erkennt die Notwendigkeit der ärztlich angeordneten Blutzuckerkontrollen nicht und lässt diese auch nur widerwillig zu. Bei allen anderen Vitalwerten gibt es zur Zeit keine Auffälligkeiten.

Sich pflegen:

Fr. G. kann sich nicht selbständig pflegen und kleiden. Sie erkennt auch teilweise bei Übernahme die Notwendigkeit einer regelmäßigen Grundpflege nicht.

Essen und Trinken:

Wenn Fr. G. zu den Mahlzeiten absolute Ruhe hat und dabei nicht abgelenkt wird, ist sie in der Lage diese selbständig einzunehmen. Beim Einnehmen der Mahlzeiten benötigt Fr. G. immer sehr viel Zeit. Sie isst gerne Fisch und süße Speisen (z.B. Joghurt, Pudding oder Obst).

Sie nimmt Diät und Normalkost unregelmäßig und süße Speisen unkontrolliert zu sich, wobei sie sich auch an den Tellern ihrer Mitbewohner bedient. Fr. G. hat eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 1500 ml bis 2000 ml. Sie ist 1,60 m groß, wiegt 65 kg und hat einen BMI von 26 (normalgewichtig).

Ausscheiden:

Fr. G. ist harn- und stuhlinkontinent, was ihr sichtlich peinlich ist. Sie fängt an zu weinen, wenn sie die beschmutzten Vorlagen sieht oder ihre Hose durch Urin nass ist.

Fr. G. wehrt pflegerische Hilfe bei den Toilettengängen zum Anfang ab, da sie es nicht umsetzen kann, was man von ihr möchte (Agnosie).

Sie ist räumlich desorientiert und kann die Toilette nicht selbständig finden.

Sich kleiden:

Siehe AEDL sich pflegen

Ruhen und Schlafen:

Fr. G. erkennt auftretende Ermüdungserscheinungen in der Nacht nicht selbst (Einschlafstörungen). Da sie bei Müdigkeit stark gangunsicher wird und durch ihren erhöhten Bewegungsdrang nicht zur Ruhe kommt, darf die Bew. bei Bedarf mit einem Bauchgurt im Bett fixiert werden (ein richterlicher Beschluss liegt bis zum 30.11.04 vor).

Wenn Fr. G. erst einmal schläft, hat sie einen festen und durchgehenden Schlaf.

Sich beschäftigen:

Fr. G. ist nicht in der Lage, sich selbständig zu beschäftigen. Durch ihr mangelndes Konzentrationsvermögen und die starke innere Unruhe ist sie schnell überfordert. Sie nimmt aber gerne an der Spaziergehgruppe teil und liebt es, Lieder zu hören.

Sich als Mann oder Frau fühlen:

Sie ist nicht mehr in der Lage, sich selbständig Kleider auszusuchen, um sich fraulich zu kleiden. Bei einer Überschreitung des Schamgefühls fängt die Bew. an zu weinen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Gerontopsychiatrische Pflegeplanung
Untertitel
Aufbaukurs zum staatlich anerkannten Fachpfleger in der Gerontopsychiatrie
Hochschule
Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg
Veranstaltung
Weiterbildung zum staatlich anerkannten Fachpfleger in der Gerontopsychiatrie
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V146044
ISBN (eBook)
9783640577309
ISBN (Buch)
9783640577187
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit wurde im Rahmen einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum staatlich anerkannten Fachpfleger in der Gerontopsychiatrie angefertigt.
Schlagworte
Pflegeplanung, Pflegeprozessplanung, Altenpflege, Pflege, Gerontopsychiatrie, Demenz, Alzheimer, Weiterbildung, Fachpfleger, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Andrè Heß (Autor:in), 2004, Gerontopsychiatrische Pflegeplanung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146044

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Titel: Gerontopsychiatrische Pflegeplanung



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