Das Phänomen des Nationalsozialismus steht bis heute im Mittelpunkt des historischen
Interesses, der wissenschaftlichen Forschung und Diskussion.
Noch nie wurde ein Volk so umfassend manipuliert und geprägt wie das deutsche unter der
nationalsozialistischen Herrschaft. Anstatt ihre Ideologie durch wissenschaftliche Ekenntnisse
und fachliche Erläuterungen zu begründen, beeinflußte die geistige Elite des Dritten Reichs
das Volk durch Gleichschaltung und Propaganda. Die Ideologie des Nationalsozialismus
„setzte sich aus einer Anzahl von halbdurchdachten Ideen zusammen und war letztlich nichts
anderes als ein Instrument der Herrschaftsentfaltung und –erhaltung.“
Da alle Bereiche des Staates mit nationalsozialistischer Ideologie infiziert wurden, blieb auch
die Forstwirtschaft und -wissenschaft nicht davon verschont, einer Gleichschaltung
unterzogen zu werden und sich der Gesinnung der Machthabenden zu beugen. Der Aspekt des
Natur- und Waldverständnisses im Nationalsozialismus ist somit nicht als isoliertes Faktum
zu betrachten. Vielmehr muss das Thema im Kontext der gesamten nationalsozialistischen
Ideologie angesiedelt und untersucht werden. So lässt sich aus dem Weltbild der
Nationalsozialisten explizit auch auf deren Naturverständnis schließen. Es zeigt sich, daß der
deutsche Wald dem deutschen Volk gleichgesetzt wurde, in dem es galt, die Ideologie gleich
durchzusetzen wie im Volk selbst. Die Mythologie der Germanen und nordischen Völker fand
im esoterisch veranlagten Nationalsozialismus ebenso Anklang, wie die rigorose
Durchsetzung des Rassengedankens, der „das Kernstück der politischen Weltanschauung
Hitlers war“ und die entscheidende geistige Grundlage des Nationalsozialismus bildete.
Ziel meiner Arbeit ist zu zeigen, wie es vom ursprünglichen Mythos des deutschen Waldes
zur ideologischen Gedankenübernahme im Nationalsozialismus kam und welches Verhältniß
zwischen Wald und der Ideologie des Dritten Reichs bestand.
Zunächst werde ich darstellen, wie es zu der starken Identifikation der Deutschen mit ihrem [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Wald und der Ursprungsmythos der Deutschen
- III. Der Einfluß aus der Romantik
- IV. Der Waldideologe Riehl
- V. Symbolität der Wald als Symbol
- V.1 Die deutsche Eiche
- V.2 Hitlerbäume
- V.3 Hakenkreuzwälder
- VI. Der Wald als Pädagoge
- VII. Blut und Boden
- VIII. Das Ahnenerbe - Das Wald- und Baumprojekt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung des Mythos des deutschen Waldes, beginnend mit den Schriften des römischen Historikers Tacitus und seiner Bedeutung für die Entstehung des deutschen Nationalbewusstseins, bis hin zu seiner Instrumentalisierung durch die nationalsozialistische Ideologie. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie der Wald als Symbol für die deutsche Kultur und Identität im Laufe der Geschichte genutzt und missbraucht wurde.
- Der Wald als Ursprungsmythos der Deutschen
- Der Einfluss der Romantik auf die Waldästhetik im Nationalsozialismus
- Der Waldideologe Riehl und seine Bedeutung für die nationalsozialistische Ideologie
- Der Symbolcharakter von Wald und Baum und ihre politische Instrumentalisierung
- Das Ahnenerbe und die Verbindung von Wald, Germanen und Ariern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Nationalsozialismus und die Bedeutung des Waldmythos im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie dar. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Ursprungsmythos des deutschen Waldes, der auf Tacitus' Werk „Germania" zurückgeht. Kapitel drei beleuchtet den Einfluss der Romantik auf die Waldästhetik des Nationalsozialismus. Im vierten Kapitel wird der Waldideologe Riehl und sein Einfluss auf die nationalsozialistische Ideologie untersucht. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Symbolität von Wald und Baum und deren Instrumentalisierung im Nationalsozialismus. Das sechste Kapitel widmet sich dem Wald als Pädagoge und dem Naturschutzkonzept im Nationalsozialismus.
Schlüsselwörter
Der Waldmythos, Tacitus, Romantik, Riehl, Nationalsozialismus, Symbolität, Instrumentalisierung, Ahnenerbe, Germanen, Arier, Naturschutz.
- Citar trabajo
- Patrick Geiser (Autor), 2006, Der Mythos des deutschen Waldes von Tacitus bis in den Nationalsozialismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146054