Afroamerikanische Sklaverei - Soziale und wirtschaftliche Aspekte der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten


Dossier / Travail, 2007

21 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entwicklung der nordamerikanischen Sklaverei

3. Binnenhandel und Sklavenmarkt

4. Die Plantage

5. Soziale Gesichtspunkte und Sklavenfamilie

6. Fazit

7. Bibliographie

1. Einleitung

Das Land jenseits des großen Teichs war im Laufe seiner wechselvollen Geschichte und ist auch heute noch in seiner bedeutenden Rolle, auf eigener nationaler und internationaler Ebene, und in seiner Art der Problembewältigung von stark divergenten Strömungen geprägt. Derartig ausgeprägte Zwiespalte lassen sich beispielsweise bereits mit einen ersten Blick auf die heutige amerikanische Kultur betrachten, wenn sich etwa eine große Bevölkerungsschicht, die an Übergewicht leidet, neben einem überidealisierten Körperkult wieder findet oder wenn eine stark ausgeprägte Propagierung von Sexualkultur auf eine fundamentalistisch anmutende christliche Rechte trifft, zu welcher auch der zur Zeit vermeintlich mächtigste Mann der Welt zu zählen ist.

Als sich im später noch oft betitelten Land der Gegensätze so dann, am 04. Juli des Jahres 1776 die dreizehn britischen Kolonien Nordamerikas für unabhängig erklärten, waren im dazugehörigen Dokument, der „Declaration of Independence“ erstmals allgemeine Menschenrechte postuliert; „ We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”[1]

Der Miteinbezug von Menschenrechten in ein solch bedeutendes Dokument war in jener Zeit zwar fortschrittlich, doch stellten diese aus heutiger Sicht de facto, in einem Land, in welchem zugleich Sklaverei betrieben wurde, einen Widersinn dar.

Sklaverei war in jener Zeit aber keinesfalls ein neuartiges Phänomen. Obwohl die menschenverachtende Bürde der Sklaverei zum heutigen Zeitpunkt schon länger zurück zu liegen scheint, sind doch auch in unserem allzu aufgeklärten Zeitalter immer wider Nachrichten über Zwangsprostitution oder Kinderarbeit zu vernehmen.

Friedrich Engels schrieb 1894, „Erst die Sklaverei machte die Teilung der Arbeit zwischen Ackerbau und Industrie auf größeren Maßstab möglich, und damit die Blüte der alten Welt, das Griechentum.[…] Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische Kunst und Wissenschaft; ohne Sklaven kein Römerreich. Ohne die Grundlage des Griechentums und des Römerreiches aber auch kein modernes Europa. Wir sollten nie vergessen, daß unsere ganze ökonomische, politische und intellektuelle Entwicklung einen Zustand zur Voraussetzung hat, in dem die Sklaverei ebenso notwendig wie allgemein anerkannt war.“[2]

Obwohl Modelle von Sklaverei in der Geschichte vieler Gesellschaften rund um den Globus zu finden sind und obwohl der Sklavenhandel in der Antike schon ziemlich ausgeprägt schien, suchen das ökonomische Ausmaß und die Entfernung, über die der neuzeitliche Sklavenhandel in die neue Welt betrieben wurde, dennoch seinesgleichen.

Bis zur offiziellen Abschaffung der Sklaverei am 18. Dezember 1865 als Folge des siegreichen Sezessionskrieges seitens der Nordstaaten, wurden Schwarzafrikaner zuerst in hoher Zahl importiert und nach dem Sklaveneinfuhrverbot von 1807 sogar Zuchtprogrammen unterzogen, um als unterdrückte und willenlose Arbeitskräfte vorwiegend in der us-amerikanischen Landwirtschaft des Südens zu fungieren.

Meist auf Plantagen wortwörtlich, den Status eines Tieres oder Besitzes innehabend, gehalten, fanden sich die unterdrückten Heimatfernen in einer für sie unwirtlich scheinenden Welt wieder. Folter bei Ungehorsam, Knocharbeit von Tagesanbruch bis in die Dämmerung und minderwertige Lebensbedingungen prägten einen Sklavenalltag. Auf solchen landwirtschaftlichen „Zwangsarbeiterinseln“ verbrachten Sklaven auch zu Weilen ihr ganzes Leben. In diesem schier unmenschlichen Ambiente möchte man auf den ersten Blick nicht vermuten, dass unter den Geknechteten dauerhafte soziale Gefüge wie das einer Familie möglich waren. Und doch waren sie existent.

In Bezug auf meine zentrale Fragestellung möchte ich dabei in der vorliegenden Abhandlung versuchen Aspekte zu erläutern wie sich soziale Perspektiven der Sklaven, mit starkem Blick auf das Familienkonstrukt, an das, von der nordamerikanischen Sklaverei verursachte, in solchen Plantagen vorherrschende Milieu und deren unwirtlich, gesellschaftlichen Bedingungen angepasst haben, indem ich historische und damalige wirtschaftliche und soziale Gegebenheiten im Lebensbereich von solchen Sklaven untersuche; auch um auf die Relevanz der Wandelbarkeit von essentiellen gesellschaftlichen Mustern hinzuweisen. Doch möchte ich in dieser Arbeit auch auf die Entstehung und Geschichte der Schwarzen-Sklaverei auf us-amerikanischen Gebiet und auf weitere mit dem gesellschaftssozialen Faktor zusammenhängende wirtschaftliche Aspekte wie Binnenhandel oder Plantagenwirtschaft in größerem Zusammenhang eingehen. Ich bin mir dabei der Tatsache bewusst, dass im Rahmen einer Arbeit von dieser Kürze das Thema keinesfalls erschöpfend behandelt werden kann, hoffe aber einen guten Einblick in das behandelte Feld zu geben.

2. Die Entwicklung der nordamerikanischen Sklaverei

Der Sklavenhandel mit Menschen afrikanischen Ursprungs, der spätestens ab dem 17. Jahrhundert die Basis der nordamerikanischen Sklavenwirtschaft bildete, war geschichtlich gesehen nicht das erste Auftreten von Sklaverei in jenen Landschaften. Sie reicht, wenn man so will, bereits in die Zeit vor die europäische Entdeckung und Besiedlung zurück. Eingeborenen Kollektiven wie die an der Nordwestküste beheimateten Kwaikutls oder jenen der Cerokee im Gebiet der südlichen Appalachen, waren schon vor dem Aufeinandertreffen mit der europäischen Kultur bestimmte Ausprägungen von Abhängigkeitsverhältnissen bekannt. Bei den Kwaikutl wurde ein Sklave als Gegenstand angesehen und konnte auch in der Folge eines Potlachs weitergereicht werden. Ein Charakteristikum der Cherokees war es, dass sie ihre Sklaven hinsichtlich ihrer Bezeichnung zu Haustieren, wie Hund, Katze oder weiteren Tieren, zählten.[3]

Als dann später im 16. Jahrhundert erste europäische Entdecker spanischer Herkunft in Florida landeten und zusehends Fuß fassten, führten sie bereits afrikanische Sklaven mit sich.

Doch versuchten die europäischen Eroberer in erster Zeit ihrer kolonialen Unternehmungen auf dem gesamtamerikanischen Kontinent die indigene Bevölkerung zu versklaven. Dieses Experiment war aber zum Scheitern verurteilt, da auf Seiten der indianischen Urbevölkerung kaum Abwehrkräfte gegen die eingeschleppten, für sie neuen Infektionskrankheiten noch körperliche Vorraussetzungen für eine Anpassung an die Bedingungen der Zwangsarbeit gegeben waren. Obwohl bereits im Jahre 1619 die ersten schwarzen Sklaven, 20 an der Zahl, in Jamestown, Virginia von einem Holländer feilgeboten wurden, stützte sich die koloniale Landwirtschaft Nordamerikas, nach dem Misserfolg die Ureinwohner zu versklaven, in großem Maße auf Schuldknechte. Im Anliegen Arbeitskräfte für die Kolonien zu besorgen wurden minderbemittelte Europäer unter den Status einer „indenture servitude“ gestellt beziehungsweise für eine Vertragsknechtschaft verpflichtet. Europäische Emigranten, welche keine finanziellen Mittel besaßen ihre Überfahrt zu bezahlen, begaben sich in ein begrenztes Knechtschaftsverhältnis, das vier bis sieben Jahre dauern konnte, um auf diesen Wege ihre Schulden abzuarbeiten. Ein weiterer Weg solche hellhäutigen Arbeitskräfte zu gewinnen, war deren Ankauf. In erster Linie wurden dabei deutsche Untertanen von den jeweiligen Landesfürst in die vorläufig britischen Kolonien verkauft. Auch Häftlinge aus den überfüllten Gefängnissen Englands wurden auf diese Weiße unter anderem nach Nordamerika abgeschoben. Verschiedene Gründe führten aber auch zum Misserfolg des Vertragsknechtschaftsmodells, da auf diesem Wege nicht genug Arbeitskräfte beschafft werden konnten. Ein weiters Problem war es, dass viele Schuldknechte von ihrer allzu schweren Bürde flohen und rein vom Äußerlichen her nicht mehr von der restlichen Bevölkerung unterschieden werden konnten. Nachrichten von der schweren Schuldknechtschaft in die alte englische Heimat taten ihr übriges, um die Anwerbung von Emigranten zu erschweren. Als in der Folgezeit steigende Reallöhne in England und sinkende wirtschaftliche Aussichten für einkommensarme Weiße in den Tabakgebieten die Preise für Schuldknechte stark ansteigen ließen, die afrikanischen Sklavenpreise aber zugleich wegen einer längeren Krise am Zuckermarkt einen Tiefpunkt erreichten, ging die landwirtschaftliche Umstellung des Schuldknechtschaftsmodells auf die reine Sklaverei von Schwarzen immer schneller vonstatten. Das später vorherrschende System der lebenslänglichen Sklaverei, das im Laufe des 17. Jahrhunderts immer mehr zunahm und auch auf die Nachkommen der Sklaven überging, wurde erst nach einiger Übergansfrist, welche mehrere Jahrzehnte dauerte, eingeführt. Zuvor wurden auch Schwarze afrikanischen Ursprungs, in eine mehrere Jahre dauernde, zeitlich befristete Vertragsknechtschaft übernommen und hatten im Anschluss darauf die Möglichkeit sich als freie Bürger unter ihren weißen Landsleuten anzusiedeln.[4]

Beispielsweise hatten auch Pennsylvania oder New York ihre Sklaven, doch spielte die Sklaverei in den nördlichen Staaten der USA nie eine so bedeutende Rolle wie im Süden. Im Gegensatz zur südlichen Landwirtschaft war jene im Norden freibäuerlich organisiert. Auch konnte wegen der wechselnden klimatischen Bedingungen nicht ganzjährig zu verrichtende Arbeit vorhanden sein, so dass Sklavenarbeit dort mit Lohnarbeit nicht ernsthaft konkurrieren konnte. Auch in Gewerbe- oder Manufakturbetrieben waren Lohnarbeiter ertragreicher einzusetzen. Das Modell der Lohnarbeit erschien für den vornehmlich, später noch verstärkt industrialisierten Norden als wirtschaftlich geeigneter; die dadurch verursachte starke Nachfrage nach billigen Arbeitskräften erübrigte sich durch die zunehmende Immigration aus den europäischen Gebieten. Die anstrengende und arbeitsintensive Landwirtschaft des Südens, die sich fast gänzlich auf den Export von Kolonialwaren spezialisiert hatte, verlangte im Gegensatz dazu nach einem starken Rückgrat von Arbeitskräften in Form einer hohen Anzahl ständig verfügbarer Zwangsarbeiter.[5]

3. Binnenhandel und Sklavenmarkt

In allen dreizehn britischen Kolonien Nordamerikas war die Sklaverei auch in der Zeit vor der amerikanischen Revolution erlaubt. Sklaven gleich welchen Alters wurden dabei wie ein Produkt taxiert und zum Verkauf angeboten. Sklavenhändler und andere Dienstleistungsanbieter ähnlicher Zunft, die Jahr für Jahr tausende von Sklaven in Gebiete mit hoher Nachfrage beförderten, schienen allgegenwärtig zu sein. Es gab beispielsweise in fast jeder Gemeinde in Maryland und Virginia Händler oder Agenten, welche in allen Himmelsrichtungen nach billigen Sklaven suchten, um sie später an das Baumwollimperium zu höchst erträglichen Preisen wieder zu verkaufen. Größere Gesellschaften wie Woolfolk, Saunders and Overly in Maryland oder Franklin and Armfield in Virginia konnten sich auf den Markt des Sklavenbinnenhandels etablieren und daraus hohe Rendite erzielen. Zeitungen kooperierten in vielerlei Hinsicht mit Sklavenhändlern, da sie neben den Veröffentlichungen der Zeitungsannoncen der Händler, auch anderweitig Sklavenbestellungen annahmen oder oft als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer fungierten. Eine große Anzahl von Sklaven wurde auf dem Wasserweg von der Atlantikküste in das Baumwollimperium des Golfes verschifft. Häfen wie jene in Baltimore, Washington, Norfolk nahmen hierbei eine besonders wichtige Rolle ein. Häufiger Zielhafen und wichtigstes Zentrum des Sklavenhandels im Süden war New Orleans. Abgesehen vom Transport zu Wasser, gab es auch noch den Weg zu Land durch das südwestliche Virginia, nach Tennessee, Alabama, Mississippi und Louisiana. Die Sklaven waren bei den Märschen zu Fuß erfahrungsgemäß in Ketten gelegt. Wenn der Track an den Flussläufen des Ohio, Tennessee oder des Mississippi angelangte, wurden die Sklaven auf Flachboote verladen und flussabwärts verfrachtet. Händler oder deren Agenten wachten den ganzen Transport hindurch, dass es durch keine Flucht zu einer Profitminderung kam. Die in Handschellen gelegten und aneinander geketteten Schwarzen sorgten durch ihre Erscheinung als Wandersklaven immer wieder für Entsetzen bei Reisenden. Für den Erwerb der Arbeitskraft eines Sklaven gab es neben dem klassischen Sklavenmarkt, auch die Möglichkeit Sklaven zu mieten oder in späterer Zeit sogar zu züchten.[6]

Sklaven, die auf Märkten verkauft wurden, gingen nach ihrem Ankauf sofort in das Eigentum des Abnehmers über. Sie waren für eine längere Nutzung als Arbeitskraft gedacht und wurden vornehmlich auf Plantagen eingesetzt. Vor der Beschau durch den Kunden wurden die Schwarzen vielfach in dürftige Bleiben verfrachtet, wo sie eine Quarantänezeit verweilen mussten, während sie häufig zusätzlich dick gefüttert wurden um einen höheren Kaufumsatz zu erzielen.[7] Der folgende Ausschnitt einer Quelle, in welchem Situationen des Binnenhandels und eines Sklavenmarktes beschrieben werden, zeigt deutliche Tendenzen in Richtung schneller Preissteigerungsmaßnahmen.

[...]


[1] Auszug aus der amerikanische Unabhängigkeitserklärung

[2] Großbötzl, Gertrud: Abschaffung der Sklaverei – Sieg der Moral über ein wirtschaftliches Kalkül?. (Dipl. Arbeit Innsbruck) Innsbruck 1995, 6-7.

[3] Wirz, Albert, Sklaverei und kapitalistisches Weltsystem, Frankfurt am Main 1984, 128-129.

[4] Frederick, Douglass: Das Leben des Frederick Douglass als Sklave in Amerika von ihm selbst erzählt. Göttingen 1991, 224-228.

[5] Wirz, Albert: Sklaverei und kapitalistisches Weltsystem, Frankfurt am Main 1984, 128-129.

[6] Hope-Franklin, John: Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA. New York/Berlin 1999, 166-175.

[7] Großbötzl, Gertrud: Abschaffung der Sklaverei – Sieg der Moral über ein wirtschaftliches Kalkül?. (Dipl. Arbeit Innsbruck) Innsbruck 1995, 56-60.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Afroamerikanische Sklaverei - Soziale und wirtschaftliche Aspekte der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten
Université
University of Innsbruck  (Institut für Geschichte und Ethnologie)
Auteur
Année
2007
Pages
21
N° de catalogue
V146078
ISBN (ebook)
9783640565108
ISBN (Livre)
9783640564989
Taille d'un fichier
468 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sklaverei, USA, Vereingte Staaten, Südstaaten, Binnenhandel, Markt, Sklavenmarkt, Plantage, Sklavenfamilie, Familie, Thema Sklaverei in Amerika
Citation du texte
Hubert Feichter (Auteur), 2007, Afroamerikanische Sklaverei - Soziale und wirtschaftliche Aspekte der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146078

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