Die Höhe des CO2-Preises ist in Deutschland höchst umstritten und auch weltweit Gegenstand kontroverser Debatten. Dabei scheint die ökonomische Sichtweise auf dieses Thema eindeutig zu sein: der Klimawandel gilt als das größte Marktversagen, das die Welt je gesehen hat, sodass das Marktergebnis nicht pareto-effizient sein kann. Deshalb geht es der Theorie nach um das einfache Internalisieren eines externen Effektes, das in Form eines CO2-Preises geschieht. Wird der CO2-Preis auf Höhe der verursachten externen Grenzkosten festgesetzt, beziehen Agenten die wahren Kosten ihrer Emissionen in ihr Entscheidungskalkül mit ein und handeln optimal. Das Marktergebnis ist (wieder) pareto-effizient.
In der Realität sieht es allerdings anders aus. Die High-Level Commission on Carbon Prices empfiehlt Kohlenstoffpreise von $50 bis $100 (in 2023 US-Dollar) pro Tonne CO2-Äqui-valent im Jahr 2030. Der IPCC gibt sogar die Zahl von $115 (in 2023 US-Dollar) an, um die globale Erwärmung noch möglichst unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Für eine Begrenzung auf unter 1,5 Grad Celsius müssten die weltweiten CO2-Preise noch höher sein. Zum 1. April 2023 dagegen waren gerade einmal 5% der globalen Treibhausgasemissionen mit dem Preisniveau versehen, das für 2030 empfohlen wird.
Diese Arbeit versucht deshalb eine Antwort auf die Frage zu geben: Wie wirkten polit- und verhaltensökonomische Faktoren einer Erhöhung des CO2-Preises in den letzten Jahren entgegen und wie können diese in Deutschland in Zukunft adressiert werden?
Auf diese Weise können wichtige Kennzeichen einer erfolgreichen Erhöhung des CO2-Preises abgeleitet und politische Maßnahmen entsprechend gestaltet werden.
Anhand umfangreicher wissenschaftlicher Literatur identifiziert diese Arbeit die Aspekte wahrgenommene Effektivität, Einnahmenverwendung und Vertrauen in die Politik als wesentliche Determinanten für die Akzeptanz eines höheren CO2-Preises. Außerdem ist die ex ante Identifikation von Verlierern und Gewinnern einer Reform entscheidend. Eine glaubwürdige Kompensation dieser Verlierer und die Reduzierung von Unsicherheit durch eine moderne Arbeitsmarktpolitik, vertrauensbildende Kommunikation und geeignete Informationsbereitstellung gelten als mögliche Lösungswege. Am Beispiel Deutschlands werden zudem Vorschläge für konkrete Politikmaßnahmen unterbreitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erklärungen für die Ablehnung eines höheren CO2-Preises
- Politökonomische Erkenntnisse
- Identifikation entscheidender Faktoren
- Effektivität
- Zweckbindung und Einnahmenverwendung
- Verhaltensökonomische Erkenntnisse
- Labeling
- Vertrauen
- Politökonomische Erkenntnisse
- Das Scheitern von Reformen
- Vorstellung des Modells
- Anwendung auf den Fall eines höheren CO2-Preises
- Ergebnisse
- Diskussion
- Ausblick auf steigende CO2-Preise
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Gründe für das Scheitern eines höheren CO2-Preises, sowohl aus politökonomischer als auch verhaltensökonomischer Perspektive. Sie untersucht die Effektivität des Instruments und die politischen Hürden bei der Implementierung.
- Politische Ökonomie des CO2-Preises
- Verhaltensökonomische Erkenntnisse zur CO2-Preis-Akzeptanz
- Analyse des Scheiterns von Reformen
- Modellierung der Auswirkungen eines höheren CO2-Preises
- Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der CO2-Bepreisung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den aktuellen Stand der Debatte um den CO2-Preis dar und verdeutlicht die Notwendigkeit eines wirksamen Instruments zur Bekämpfung des Klimawandels.
- Kapitel 2 analysiert die Gründe für die Ablehnung eines höheren CO2-Preises aus politökonomischer und verhaltensökonomischer Sicht. Es werden sowohl die Effektivität des Instruments als auch die politischen Hürden seiner Implementierung beleuchtet.
- Kapitel 3 untersucht das Scheitern von Reformen im Bereich der CO2-Bepreisung. Es wird ein Modell vorgestellt, das die Auswirkungen eines höheren CO2-Preises auf verschiedene Akteure simuliert. Die Ergebnisse der Modellanalyse werden diskutiert.
- Der Ausblick auf steigende CO2-Preise beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der zukünftigen Entwicklung des CO2-Preises ergeben.
Schlüsselwörter
CO2-Preis, Klimawandel, Politökonomik, Verhaltensökonomik, Marktversagen, Reformen, Modellierung, Effektivität, Akzeptanz.
- Quote paper
- Simon Hirzel (Author), 2024, Das Scheitern eines höheren CO2-Preises, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1461094