Wer liest und schreibt muss Geduld aufbringen. Vor allem wenn es um die Lektüre eines großen Denkers geht, mit seiner ozeanischen Tiefe. Der Gedanke begleitet mich, dass Studium, Forschen und Schreiben immer auch eine kosmologische Tat ist, eine Hervorbringung, eine Geburtswehe sondergleichen, eine Selbstverwünschung und Verzauberung ins Reich der Gedankenwelt. Gerade wenn es um einen „als den gebildetsten und universalen christlichen“ Denker wie Hans Urs von Balthasar (1905-1998) geht. Gerade dieser Vorgang des Schreibens, der Auseinandersetzung und Sinnierens beförderte mich auf eine eigentümliche Weise in die Einübung in die Welt des Wissens, in die Tiefe des Geheimnisses der theologischen Erkenntnis.
Alles beginnt wie immer mit einer Reise und dem damit verbundenen Aufbruch. Ich möchte bei dieser These versuchen aufzuzeigen, wo mögliche Grundlinien dessen sind, was Hans Urs von Balthasar unter Sophia-Weisheit versteht. Natürlich wird es mir nicht möglich sein das Ganze Werk von Balthasar studieren und analisieren zu können. Das würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb beschränke ich mich auf einige wenige Texte um aufzuzeigen, wo Hans Urs von Balthasar implizit oder explizit von Sophia-Weisheit spricht, oder was er darunter versteht. Zum Abschluss möchte ich einen Zugang eröffnen, in dem sich ihre Relevanz auch für unsere Zeit und Welt erweist.
Theologie in ihrer Verwurzelung ist trinitarisch begründet, die aus der Urquelle schöpft, von der absoluten Wahrheit (vgl. 1 Petr. 1). Gott ist das Absolute, Vollkommenste, das jenseitige Eine und absolut Transzendente, wo sich Wahrheit, Gutheit und Schönheit treffen. Die christliche Theologie geht in erster Linie nach dem Abstieg Gottes in die Welt nach. Konkret ereignet es sich an der Menschwerdung des Wortes Gottes und im Kreuz Jesu Christi. Die Möglichkeitsbedingungen für die Inkarnation und Kreuz ist Gottes Trinität, als das Mysterium der drei, die eine Person sind, und des Einen, der drei ist: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Gemäß Jeanne Hersch ist die Trinität kein Bild, das wir uns machen können. Sie kann uns nur helfen, durch unsere eigene Freiheit uns der transzendenten Geschichtlichkeit des einen ewigen Gottes verstehend zu nähern und den absoluten Abstand zu erleben. Sein ist also Liebe, innere Mannigfaltigkeit, Leben. Dieses Sein will nicht nur Bei-sich-sein, sondern das Sein sucht das Gespräch und die Begegnung.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gestalt Hans Urs von Balthasar
- Einführung
- Zugang zu Hans Urs von Balthasar
- Herkunft
- Immatrikulation in Zürich
- Dissertation
- Balthasars Berufung
- Philosophische und Theologische Studien
- Eintritt in die Gesellschaft Jesu
- Erich Pryzwara
- Henri de Lubac
- Priesterweihe und Arbeitsfeld
- Wendepunkt Basel
- Begegnung mit Adrienne von Speyr
- Bruch mit der „geistigen Heimat“
- Blick auf die Offenbarung
- Ausschau
- Die Gestalt Sergij N. Bulgakov
- Einführung
- Herkunft
- Studienzeit in Moskau
- Priesterweihe
- Ausschau
- Exkurs: Trinität in der russischen theologischen Philosophie
- Einführung
- Trinitätslehre
- Einheit von Philosophie und Theologie
- Sophia-Weisheit
- Einführung
- Zum Begriff Sophia-Weisheit
- Grundlagen der Sophialehre
- Einführung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, was Hans Urs von Balthasar unter Sophia-Weisheit versteht. Der Autor untersucht verschiedene Texte Balthasars, um seine implizite oder explizite Verwendung dieses Begriffs herauszuarbeiten. Darüber hinaus soll die Relevanz der Sophia-Weisheit für unsere Zeit und Welt beleuchtet werden.
- Das Verständnis von Sophia-Weisheit bei Hans Urs von Balthasar
- Die Rolle der Trinität in Balthasars theologischem Denken
- Die Bedeutung von Sophia-Weisheit für die christliche Theologie
- Die Relevanz von Balthasars Werk für die gegenwärtige Welt
- Die Beziehung zwischen Theologie und Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Verständnis von Sophia-Weisheit bei Hans Urs von Balthasar. Das Kapitel skizziert die Biografie des Theologen und zeigt seine Bedeutung als einer der bedeutendsten christlichen Denker des 20. Jahrhunderts auf.
Das Kapitel über die Gestalt Sergij N. Bulgakov befasst sich mit der Biographie des russischen Theologen und Philosophen. Es werden seine wissenschaftlichen Arbeiten und sein Einfluss auf die russische Theologie beleuchtet.
Der Exkurs über die Trinität in der russischen theologischen Philosophie geht auf die Lehre von der Trinität in der orthodoxen Theologie ein und beleuchtet die Einheit von Philosophie und Theologie.
Das Kapitel über Sophia-Weisheit führt in den Begriff ein und untersucht die Grundlagen der Sophialehre.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Hans Urs von Balthasar, Sophia-Weisheit, Trinität, russische Theologie, Sergij N. Bulgakov, Theologie und Philosophie, christliche Theologie.
- Citation du texte
- Daniel M. Bühlmann (Auteur), 2008, Weisheit in Hans Urs von Balthasar, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146305