Die Turbulenzen an den Kredit- und Finanzmärkten beeinflussen seit längerer Zeit unser gesellschaftliches Miteinander und sollen nach Äußerung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück keine kurze Episode sein. Diese begannen im Frühsommer 2007 mit der Subprimekrise (im deutschsprachigen Raum auch US-Immobilienkrise). Auslöser waren sog. Asset Backed Securities von US-Immobilien-krediten. In diesen strukturierten Produkten wurden zunächst Kredite gebündelt und verbrieft, anschließend teilweise zerlegt und in weiteren Verbriefung neu verpackt und bei Finanzinstituten platziert. Augenscheinlich ergibt sich durch diese Mehrfach-verbriefung eine Intransparenz hinsichtlich der zugrunde liegenden Risiken. Dabei gerieten bonitätsschwache, zweifelhafte Schuldner, im Zuge eines ansteigenden Zinsniveaus und stetig sinkenden Immobilienpreisen, zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten. Im September 2008 erfuhr die Krise eine signifikante Zuspitzung, als die bedeutende Investmentbank Lehman Brothers Inc. mit Sitz in New York Insolvenz anmeldete. Der amerikanische Staat verweigert damals eine Finanzhilfe und ein weltweiter Börsencrash entstand mit der Folge eines schwindenden Vertrauens in die Finanzmärkte und einer dramatischen Verschlechterung der Bonität zahlreicher Bankinstitute. Seit dieser Zeit hat eine ganze Reihe von Unter-nehmen aus der Finanzbranche enorme Verluste erlitten. Viele Anleger haben sich zu sehr auf die Einschätzungen von Rating-Agenturen gestützt, diese bewerteten die Risiken der verbrieften Papiere der Investmentbanken offensichtlich irrtümlich gering.
Darüber hinaus ist auf den Weltmärkten eine zunehmende Verflechtung von Unternehmen zu beobachten. Nicht nur große Konzerne, sondern auch kleinere und mittelständische Unternehmen verlagern ihre Produktions- und Vertriebsstätten an kostengünstigere Standorte, gründen Tochtergesellschaften im In- und Ausland und erwerben Anteile an anderen rechtlich selbstständigen Gesellschaften. Dies lässt sich aus den Möglichkeiten des gemeinsamen europäischen Marktes beobachten, den Strategischen Allianzen, die mittelständische Unternehmen für eine weite Interessentenschicht als potenzielles Kaufobjekt interessant erscheinen lassen.
Die Wertfindung von Unternehmensanteilen – also nicht die eines gesamten Unternehmens – erlangt daher immer mehr an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- I. Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
- II. Aufbau der Arbeit
- B. Beteiligungsfinanzierung und Rechnungslegung nach HGB und IFRS
- I. Unternehmung und Beteiligungsfinanzierung
- 1. Definition
- 2. Beteiligungsfinanzierung von Unternehmen ohne direkten Zugang zur Börse
- II. Allgemeine Grundsätze
- III. Ansatzvorschriften
- 1. Ansatzregeln nach HGB
- 2. Ansatzregeln nach IFRS
- IV. Bewertungsvorschriften
- 1. Allgemeine Bewertungsregeln
- a) Bewertungsregeln nach HGB
- b) Bewertungsregeln nach IFRS
- 2. Spezielle Bewertungsvorschriften
- 1. Allgemeine Bewertungsregeln
- I. Unternehmung und Beteiligungsfinanzierung
- C. Bewertungsvorschläge für Beteiligungen im Sinne der Unternehmensbewertungstheorie
- I. Wertkonzeption in der Entstehungshistorie
- 1. Objektive Unternehmensbewertung
- 2. Subjektive Unternehmensbewertung
- 3. Funktionale Unternehmensbewertung
- II. Anlass
- III. Funktionen
- 1. Hauptfunktionen
- a) Beratungsfunktion
- b) Vermittlungsfunktion
- c) Argumentationsfunktion
- d) Neutraler Gutachter
- 2. Nebenfunktionen
- a) Bilanzfunktion
- b) Steuerbemessungsfunktion
- c) Vertragsgestaltungsfunktion
- 1. Hauptfunktionen
- IV. Methoden
- 1. Gesamtbewertungsverfahren
- a) Ertragswertverfahren
- aa) Grundzüge und Äquivalenzprinzipien
- bb) Bestimmung und Prognose des Unternehmensertrages
- cc) Bestimmung des Basiszinsfußes
- dd) Berücksichtigung der Unsicherheit und persönlicher Steuern
- b) Discounted Cashflow-Verfahren
- aa) Bestimmung risikoadjustierter Eigenkapitalkosten
- bb) WACC- und TCF-Ansatz
- cc) APV-Ansatz
- dd) Equity-Ansatz
- c) Realoptionsansatz
- d) Vergleichsverfahren
- a) Ertragswertverfahren
- 2. Einzelbewertungsverfahren (Substanzwertverfahren)
- a) Substanzwertverfahren auf Basis von Reproduktionswerten
- b) Substanzwertverfahren auf Basis von Liquidationswerten
- c) Würdigung
- 3. Mischverfahren
- a) Mittelwertverfahren
- b) Übergewinnverfahren
- c) Stuttgarter Verfahren
- d) Würdigung
- 1. Gesamtbewertungsverfahren
- V. Besonderheiten zur Bewertung von Beteiligungen
- I. Wertkonzeption in der Entstehungshistorie
- D. Bewertung ausgewählter Rechnungslegungsvorschriften für bilanzielle Zwecke
- I. Immaterielle Vermögenswerte
- 1. Ansatz
- a) Ingangsetzungsaufwendungen
- b) Geschäfts- oder Firmenwerte
- c) Selbst geschaffene immaterielle Vermögenswerte
- 2. Bewertung
- a) Zugangsbewertung
- b) Folgebewertung
- 1. Ansatz
- II. Sachanlagen
- 1. Ansatz
- 2. Bewertung
- III. Finanzanlagen
- 1. Ansatz und Bewertung nach HGB
- 2. Ansatz und Bewertung nach IFRS
- IV. Finanzinstrumente
- 1. Identifikation von Finanzinstrumenten
- 2. Ansatz
- 3. Bewertung
- V. Bewertung von Beteiligungen für handelsbilanzielle Zwecke i.S.d IDW
- I. Immaterielle Vermögenswerte
- E. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Bewertung von nicht-börsennotierten Beteiligungen im Rahmen der Unternehmensbewertungstheorie und der Rechnungslegung nach HGB und IFRS. Das Ziel der Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die relevanten Bewertungsansätze und -methoden zu geben und die Unterschiede in der bilanzrechtlichen Behandlung von Beteiligungen nach HGB und IFRS aufzuzeigen.
- Bewertungsansätze und -methoden in der Unternehmensbewertungstheorie
- Rechnungslegungsvorschriften für Beteiligungen nach HGB und IFRS
- Ansatz und Bewertung von immateriellen Vermögenswerten
- Bewertung von Finanzinstrumenten
- Besonderheiten der Bewertung von Beteiligungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit dar und skizziert den Aufbau der Arbeit. Kapitel B beschäftigt sich mit der Beteiligungsfinanzierung und der Rechnungslegung nach HGB und IFRS. Es werden die Definitionen von Beteiligungsfinanzierung und Unternehmen sowie die relevanten Rechnungslegungsvorschriften für den Ansatz und die Bewertung von Beteiligungen behandelt.
Kapitel C analysiert die verschiedenen Bewertungsvorschläge für Beteiligungen im Sinne der Unternehmensbewertungstheorie. Es werden die Wertkonzeptionen, der Anlass und die Funktionen von Unternehmensbewertungen sowie verschiedene Bewertungsmethoden (Gesamtbewertungsverfahren, Einzelbewertungsverfahren und Mischverfahren) besprochen.
Kapitel D befasst sich mit der Bewertung ausgewählter Rechnungslegungsvorschriften für bilanzielle Zwecke. Es werden die Ansatz- und Bewertungsregeln für immaterielle Vermögenswerte, Sachanlagen, Finanzanlagen und Finanzinstrumente im Vergleich nach HGB und IFRS dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Unternehmensbewertung und Rechnungslegung, insbesondere mit der Bewertung von nicht-börsennotierten Beteiligungen. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Unternehmensbewertung, Beteiligungsfinanzierung, Rechnungslegung nach HGB und IFRS, immaterielle Vermögenswerte, Finanzinstrumente, Discounted Cashflow-Verfahren, Ertragswertverfahren, Substanzwertverfahren.
- Quote paper
- Artur Wieczorek (Author), 2009, Unternehmensbewertung und Bilanzfunktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146533