Die nachfolgende Arbeit beschäftigt sich mit den Reaktionen der Federal Reserve Bank und der Europäischen Zentralbank während der Finanzkrise. Vordergründig werden deskriptiv die Einflüsse der der Term Auction Facilities (TAF) und der Langfristoperationen auf den OIS-LIBOR-Spread beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Geldpolitik der Zentralbanken
2.1 Allgemeine geldpolitische Grundlagen
2.2 Das Federal Reserve System
2.3 Das Europäische System der Zentralbanken
3 Geldpolitische Eingriffe während der Finanzkrise
3.1 Reaktionen der Fed
3.2 Reaktionen der EZB
3.3 Zinspolitik der Fed und der EZB im Vergleich
4 Bewertung der geldpolitischen Eingriffe
4.1 Auswirkungen auf ausgewählte Zinssätze
4.2 Auswirkungen auf Inflationsprognosen und die langfristige Realwirtschaft
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Leitzinsentwicklung in der Eurozone und in den USA.
Abb. 2: Dollar-LIBOR-OIS-Spread und Fed-Zinssenkungen.
Abb. 3: TAF-Ankündigungen und 3M-Dollar-LIBOR-OIS-Spread.
Abb. 4: EURIBOR-EONIA Swap Spread und EZB-Langfristoperationen.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, wie schnell die wirtschaftliche Lage von Wachstum auf Krise umschlagen kann. Beinahe stand Island vor dem Staatsbankrott; die deutsche IKB sowie die HSH Nordbank mussten mit Milliardenkrediten und Bürgschaften des deutschen Staates gestützt werden; Investmentbanken - wie Bear Stearns, Goldman Sachs - standen kurz vor der Insolvenz; es wurden Rettungsschirme in Form von Staatsbürgschaften der Regierungen verabschiedet. Das ganze Ausmaß der Finanzkrise ist noch nicht abzusehen.[1] Neben den nationalen Regierungen mussten auch die nationalen Zentralbanken reagieren. Die Herangehensweisen sind abhängig von den nationalen Statuten der jeweilig verfolgten Geldpolitik und deshalb unterschiedlich.
In dieser Arbeit wird gezeigt, wie das europäische, sowie das amerikanische Zentralbankensystem reagiert haben, um das Ausmaß der Krise einzuschränken. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Beurteilung der Güte und Effektivität der umgesetzten Geldpolitik. Als Grundlage für die spätere Analyse dient Kapitel 2. Dazu werden zunächst in Kapitel 2.1 die allgemeinen geldpolitischen Grundlagen erläutert. Anhand welcher Instrumentarien die Zentralbanken die Geldmenge verändern können, wird in Kapitel 2.2 am Beispiel des Federal Reserve Systems (Fed) bzw. des Europäischen Systems der Zentralbanken (EZB) in Kapitel 2.3 erläutert.[2] Im Anschluss werden in Kapitel 3 die Reaktionen der Zentralbanken auf die Finanzkrise erläutert. In Kapitel 4 werden die Maßnahmen der Zentralbanken analysiert und kritisch gewürdigt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, einem ausführlichen Rückblick auf die Geschehnisse seit Anfang 2009 und einem Ausblick, auf eventuell noch bevorstehende Ereignisse in Kapitel 5.
2. Geldpolitik der Zentralbanken
2.1 Allgemeine geldpolitische Grundlagen
Die oberste Behörde für geldpolitische Entscheidungen ist die Zentralbank, die Notenbank oder die zentrale Notenbank. Staaten und Wirtschaftssysteme wollen die Geldpolitik vom Einfluss der Legislative weitestgehend entkoppeln. Dies soll verhindern, dass Interessengruppen Einfluss auf die Zentralbanken ausüben können. Das Hauptziel der Geldpolitik ist die Preisniveaustabilität bzw. Geldwertstabilität.[3] Solange dieses Hauptziel nicht beeinträchtigt wird, verfolgen die Zentralbanken weitere Zwischen- und Nebenziele.[4] Neben der Umsetzung der Geldpolitik, kommen der Zentralbank zusätzlich noch die Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität, die Einrichtung eines Zahlungsverkehrssystems für Banken und insbesondere die Mitwirkung der Finanzmarktaufsicht und –regulierung zu.[5] Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann die Zentralbank eine expansive oder eine kontraktive bzw. restriktive Geldpolitik verfolgen.[6]
Durch erhöhte Staatsausgaben bzw. Steuersenkungen kann auch der Staat die Geldmenge verändern. In diesem Zusammenhang wird von expansiver Fiskalpolitik gesprochen. Die Absicht des Staates liegt darin, die Konjunktur und damit das Wirtschaftswachstum zu fördern. Bei einer kontraktiven Fiskalpolitik bzw. Haushaltskonsolidierung verhält es sich umgekehrt. Die Auswirkungen einer kombinierten Fiskal- und Geldpolitik können zu einem verstärkten Ergebnis führen. Im Jahr 2000 gab es in den USA erste Anzeichen für einen Investitionseinbruch. Die Ursachen lagen in dem Platzen der Dot-Com-Blase im selben Jahr und dem Terroranschlag auf das World Trade Center im Folgejahr. Die amerikanische Regierung sowie die Fed erkannten dies und milderten im Jahr 2001 mit einer expansiven Fiskal- respektive Geldpolitik die drohende Rezession.[7] Dies beinhaltete die Senkung der Leitzinsen durch die Fed auf ca. 1%, was Abb. 1 zu entnehmen ist und einem neuen Gesetze zur Eigenheimfinanzierung durch die Regierung.
Die Wirkungen einer expansiven Geld- und einer kontraktiven Fiskalpolitik, oder vice versa, sind nicht vorhersehbar.[8] Als Beispiel dient der Beginn der 1990er Jahre in Deutschland. Die deutsche Bundesregierung verständigte sich auf eine expansive Fiskalpolitik durch erhöhte Staatsausgaben. Diese Maßnahme hatte einen Wirtschaftswachstums- als auch einen Inflationsanstieg zur Folge. Deshalb beschloss die Deutsche Bundesbank[9] eine kontraktive Geldpolitik zu betreiben. An diesem Beispiel ist zu sehen, dass Zentralbanken sich nicht zwangsläufig an den Geschicken und Forderungen der Regierung orientieren. Zentralbanken sind zumeist unabhängige Institutionen, darüberhinaus kann ihr Zuständigkeitsbereich sich auch auf mehrere Länder erstrecken, wie z.B. bei der EZB.[10] Neben dem bereits angeführten Staat und der Zentralbank, gehören zu den geldpolitischen Akteuren die öffentlichen Haushalte, Geschäftsbanken, private Nichtbanken bzw. Publikum, das sind Unternehmen und Haushalte, sowie das Ausland.[11]
Im Folgenden werden ausgewählte geldpolitische Termini erläutert. Zentralbanken legen im Rahmen der Zinspolitik einen Leitzins fest. Im amerikanischen Raum gilt die Federal Funds Rate, respektive der Hauptrefinanzierungssatz im Eurogebiet, als zentrale Größe. Um diesen Zinssatz zu erreichen bedient sich die Fed den Offenmarktgeschäften.[12] Zu dem Instrumentarium einer Zentralbank gehört u.a. die Mindestreserve. Diese verpflichtet Geschäftsbanken für gewährte Kredite in Höhe des Mindestreservesatzes Zentralbankgeld als Sicherheit in ihrer Bilanz auszuweisen.
Eine weitere wichtige Größe ist der LIBOR-OIS-Spread. Die London Interbank Offered Rate (LIBOR) gibt den Zinssatz bei unbesicherten Interbankengeschäften an und wird in verschiedenen Währungen und Laufzeiten von der British Bankers Association (BBA) erhoben.[13] Der Overnight Index Swap (OIS) gibt den Zinssatz für Übernachtkredite mit hinterlegten Sicherheiten an. Der Zinssatz des OIS liegt aufgrund seiner Absicherungen unterhalb des LIBOR-Zinssatzes. Der Spread zwischen diesen beiden Zinssätzen kann als Stressfaktor oder Vertrauensfaktor auf dem Interbankensektor angesehen werden. Der ehemalige Notenbankchef der Fed, Alan Greenspan, bezeichnet den LIBOR-OIS-Spread als „barometer of fears of bank insolvency”.[14] Je größer der Abstand zwischen diesen beiden Zinssätzen ist, desto größer schätzen Geschäftsbanken das Risiko ein, dass der unbesicherte Kredit im Vergleich zum Besicherten nicht zurückgezahlt werden kann.
2.2 Das Federal Reserve System
Die zentrale geldpolitische Behörde der USA ist ein Zusammenschluss mehrerer nationaler amerikanischer Notenbanken. Das so genannte Federal Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika hat seine Arbeit am 23. Dezember 1913 aufgenommen und besteht aus dem Board of Governors, dem Federal Open Market Committee (FOMC), den zwölf Federal Reserve Banks, dem Federal Advisory Council und den Member Banks. Die geldpolitische Strategie der Fed ist im Humphrey-Hawkins Act von 1978 festgelegt worden. Darin heißt es, dass der Auftrag der amerikanischen Zentralbank maximale Beschäftigung, stabile Preise und langfristig moderate Zinsen umfasst. Der Notenbankchef der USA ist seit 2006 Ben Bernanke. Rechtlich gesehen gibt es keine Grundlage, die der Fed Autonomie zusichert. Aus diesem Grund wird die Unabhängigkeit der Fed kontrovers diskutiert.[15]
Die Fed kann ihre Ziele nicht direkt steuern. Deshalb ist es Aufgabe der geldpolitischen Umsetzung die genannten Ziele indirekt zu realisieren. Zur Operationalisierung stehen ihr Offenmarktgeschäfte, die Mindestreserve und die Diskontpolitik zur Verfügung. Im Rahmen der Offenmarktgeschäfte handelt die Fed Staatspapiere mit und ohne Rückkaufvereinbarung an der Börse, bis der Zielzinssatz erreicht wird.[16]
[...]
[1] Vgl. Merkel (2009).
[2] Dem allgemeinen Sprachgebrauch nach, wird im Folgenden von der EZB und der Fed gesprochen.
[3] Vgl. Anderegg (2007), S. 329.
[4] Auf diese wird in den folgenden Kapiteln verwiesen.
[5] Vgl. Holtemöller (2008), S. 98f.
[6] Vgl. hier und im Folgenden: Blanchard/Illing (2009), S. 157f.
[7] Vgl. Blanchard/Illing (2009), S. 160.
[8] Vgl. Blanchard/Illing (2009), S. 161.
[9] Zu dieser Zeit gab es die EZB noch nicht.
[10] Vgl. Mankiw (2003), S. 98; Artikel 108 des EG-Vertrags (1997).
[11] Vgl. Issing (2007), S. 74; Anderegg (2007), S. 77.
[12] Vgl. Kapitel 2.2.
[13] Vgl. British Bankers Association (2009).
[14] St. Louis Bank (2009), S.1.
[15] Vgl. Alesina/Summers (1993); Tsebelis (2002), S. 346; Barro (1996).
[16] Vgl. hier und im Folgenden Ruckriegel (2002), S. 145.
- Arbeit zitieren
- Kerim Ben Hamida (Autor:in), 2010, Geldpolitik der Fed und der EZB in der Krise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146695
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