„Erinnerungen – Das ist ja beinahe das Einzige, was die mühe- und schmerzvolle Arbeit eines ganzen
Jahres uns hinterlassen hat! Die äußeren Erfolge dieser Arbeit, beziehendlich die Ursachen ihrer
Erfolglosigkeit ausführlich und mit vollkommen historischer Objektivität zu schildern, dürfte erst einer
späteren Zeit und einer abgeklärteren Stimmung gelingen.“2
Als Karl Biedermann 1849, in dem Jahre, in dem die Reichsverfassung zunächst erwartungsvoll verkündet
wurde, dann scheiterte, und mit ihr die ganze Märzrevolution, legte er ein Programm zugrunde,
das allen späteren historischen Arbeiten zu diesem Thema als Basis dienen sollte: Ausführlich und unter
Wahrung völliger historischer Objektivität berichten. Schon allein aus Platzgründen muss die vorliegende
Arbeit jedoch von erstgenanntem Postulat teilweise abweichen. Getragen von der Überzeugung,
dass der Verfassungskatalog von 1849 nicht isoliert betrachtet werden kann, bemüht sich die Arbeit,
dem Leser zunächst eine Mindestbasis an Voraussetzungen und Grundlagen zu vermitteln, bevor
die Verfassung – ihrem inneren Aufbau folgend – in ihren Grundzügen näher erläutert wird, wobei der
Grundrechtskatalog als besonders wichtiger Teil der Verfassung exemplarisch intensivere Behandlung
erfährt.
Anschließend wird auf zentrale Probleme bei der Umsetzung der Verfassung eingegangen und versucht,
in problemorientierter Erörterung Gründe des Scheiterns herauszustellen. Mit einem Bewertungsversuch
und dem Verweis auf weiterführende Aspekte (Nachwirkungen und offene Fragen) endet
die Arbeit im vollen Bewusstsein, die ungeheure lokale und soziale Breite der Ereignisse von
1848/49, die sich im Verfassungswerk widerspiegeln, nur bruchstückhaft erfasst zu haben. So bleiben
beispielsweise die langwierigen, hin und her wogenden Verfassungsdebatten in der Paulskirche ohne
detaillierte Erläuterung unberücksichtigt. Ebenso werden die verfassungsrechtlichen Interessen einzelner
politischer Gruppierungen nur ansatzweise benannt
Die Arbeit will dem Leser mit der Betrachtung bewusst ausgewählter Problembereiche in die Lage
versetzen, zu bestimmten Fragen der Verfassungsgeschichte von 1849 kritisch Stellung nehmen und
eigenständig Antworten zu zentralen Problemkomplexen finden zu können. [...]
2 K. Biedermann, 1849, S. III.
Inhaltsverzeichnis
- A: Einführung.
- B: Hauptteil
- I. Voraussetzungen und Grundlagen der Reichsverfassung von 1849 .
- 1. Bestehende und etablierte Verfassungen
- a) Im Ausland
- b) In den deutschen Staaten
- 2. Die Paulskirchenversammlung als Ort der Verfassungsgebung
- 1. Bestehende und etablierte Verfassungen
- II. Grundzüge der Reichsverfassung von 1849 und wichtige Prinzipien
- 1. Die Grundstruktur
- 2. Der Inhalt der Verfassung
- a) Die Abschnitte I und II: Das Reich und die Reichsgewalt
- b) Die Abschnitte II und IV: Das Reichsoberhaupt und der Reichstag
- c) Die Abschnitte V und VII: Das Reichsgericht und die Gewähr der Verfassung
- d) Der Abschnitt VI: Die Grundrechte des deutschen Volkes
- I. Voraussetzungen und Grundlagen der Reichsverfassung von 1849 .
- III. Zentrale Probleme bei der Umsetzung der Reichsverfassung und Gründe
des Scheiterns
- 1. Der Zeitplan der Verfassungsberatungen.
- 2. Die Entscheidungsfrage „großdeutsch – kleindeutsch?“
- 3. Die Schwäche des Parlaments nach innen und außen
- 4. Das,,Nein\" Friedrich Wilhelms IV. zur Kaiserkrone
- 5. Die grundsätzliche Frage nach der Legitimität der revolutionären Verfassungs- schöpfung
- IV. Der Versuch einer Bewertung und weiterführende Aspekte
- 1. Abschließende Bewertung
- 2. Das Nachwirken der Reichsverfassung von 1849
- a) Schaffung einer national-politischen Öffentlichkeit
- b) Vorbildfunktion für spätere deutsche Verfassungen
- 2. Offene Fragen und Schwachstellen der Verfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die deutsche Reichsverfassung von 1849 kritisch und untersucht die Ursachen für ihr Scheitern. Sie beleuchtet die historischen und politischen Voraussetzungen und Grundlagen, die zur Entstehung der Verfassung führten.
- Die historische Einbettung der Verfassung im Kontext des deutschen Vormärz und der Revolution von 1848/49
- Die Entstehung und Inhalte der Reichsverfassung, insbesondere die Grundrechte und die politische Struktur des Reiches
- Zentrale Probleme bei der Umsetzung der Verfassung, die zu ihrem Scheitern führten
- Die Bewertung der Reichsverfassung von 1849 und ihre Nachwirkungen auf das spätere deutsche Verfassungswesen
- Offene Fragen und Schwachstellen der Verfassung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historischen Voraussetzungen und Grundlagen der Reichsverfassung von 1849. Es stellt die bestehenden Verfassungen im In- und Ausland sowie die politische Situation vor, die zur Verfassungsgebung führten.
Kapitel II erläutert die wichtigsten Grundzüge und Prinzipien der Reichsverfassung, einschließlich ihrer Struktur, ihres Inhalts und ihrer zentralen Punkte, wie die Grundrechte des deutschen Volkes.
Kapitel III untersucht die zentralen Probleme und die Gründe, die zum Scheitern der Reichsverfassung führten. Es behandelt Themen wie den Zeitplan der Verfassungsberatungen, die Entscheidungsfrage "großdeutsch - kleindeutsch" sowie die Schwächen des Parlaments.
Kapitel IV bewertet die Reichsverfassung von 1849 und ihre Bedeutung für die spätere deutsche Geschichte. Es betrachtet ihre Nachwirkungen und offenen Fragen.
Schlüsselwörter
Die Reichsverfassung von 1849, Paulskirchenversammlung, deutsche Revolution 1848/49, Vormärz, Grundrechte, Reichsgewalt, Bundesstaat, Großdeutsch, Kleindeutsch, Friedrich Wilhelm IV., Legitimität, Scheitern der Verfassung, Nachwirkungen, Verfassungswesen, deutsche Geschichte.
- Citar trabajo
- Michael Mößlein (Autor), 2000, Die deutsche Reichsverfassung von 1849: Eine kritische Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14676