Häusliche Gewalt gegen Männer - Ein Soziales Problem?


Dossier / Travail, 2007

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsklärung
2.1 Häusliche Gewalt
2.2 Soziales Problem

3. Verortung von Häuslicher Gewalt gegen Männer im Definitionsprozess eines sozialen Problems
3.1 Häusliche Gewalt gegen Männer im wissenschaftlichen Kontext
3.1.1 Auffälligkeiten der Forschungsgeschichte
3.1.2 Aktueller Forschungsstand in Deutschland
3.2 Häusliche Gewalt gegen Männer im gesellschaftlichen Kontext
3.2.1 Öffentlicher Thematisierungsprozess
3.2.1.1 Das Bild vom Mann
3.2.1.2 Die Bedeutung der Frauenbewegung
3.2.2 Rechtlicher Bezugsrahmen
3.2.3 Aktuelle Angebote für männliche Opfer häuslicher Gewalt

4. Resumée

Literatur

Häusliche Gewalt gegen Männer – ein soziales Problem?

1. Einleitung

Häusliche Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, das regelmäßig öffentlich in den Medien, in der Politik, im Alltag und in der Wissenschaft thematisiert wird. Der Fokus der Aufmerksamkeit liegt vorwiegend bei Frauen und Kindern als Opfer von häuslicher Gewalt. Nicht zuletzt durch die Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte existieren mittlerweile zahlreiche Institutionen, wie z.B. Frauen- oder Mutter-Kind-Häuser, sowie Rechtsgrundlagen, die Frauen und Kinder vor dieser Gewalt schützen sollen (vgl. Kury & Obergfell-Fuchs (Hrsg.) 2005, S.9ff). Vernachlässigt wurde bei der Thematisierung häuslicher Gewalt jene, die gegen Männer verübt wird. In dieser Arbeit soll es deshalb dabei aber nicht allgemein um häusliche Gewalt gegen Männer gehen, sondern speziell um diejenige Gewalt, die Männer in der Institution Beziehung durch ihre Partnerin widerfährt. Dass es so etwas überhaupt gibt, erscheint oft ungewöhnlich bis nicht vorstellbar, denn im öffentlichen Raum ist vor allem Männergewalt beobachtbar (vgl. Walter (Hrsg.) et al. 2007, S.11f). Exemplarisch hierzu kennt fast jeder Situationen, in denen Männer Konflikte untereinander mit Gewalt lösen.

In dieser Arbeit soll schließlich überprüft werden, ob es sich bei häuslicher Gewalt, die Männer durch ihre Partnerinnen erleiden tatsächlich um ein soziales Problem handelt. Gewalt in homosexuellen Partnerschaften ist hier nicht vergessen worden, jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit. Zunächst einerseits geklärt, was hier unter häuslicher Gewalt verstanden wird, und andrerseits was ein soziales Problem ist bzw. welche Merkmale ein soziales Problem charakterisieren. Im Hauptteil der Arbeit wird der Stand der Forschung zu häuslicher Gewalt gegen Männer dargestellt und diese wird dann anhand von einigen Parametern eines sozialen Problems verortet, um schließlich die Fragestellung der Arbeit im Schlussteil beantworten zu können. Darüber hinaus wird ein möglicher Ausblick auf die zukünftige Thematisierung von häuslicher Gewalt gegen Männer gegeben.

2. Begriffsklärung

2.1 Häusliche Gewalt

Nachdem deutlich geworden ist, in welchem Bezugsrahmen häusliche Gewalt thematisiert wird, soll hier nun erläutert werden, was mit Gewalt genau gemeint ist. Denn dies erklärt sich nicht von selbst, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Gewalt wird in der deutschen Sprache vieldeutig gebraucht und ist auch „einer der schillerndsten und zugleich schwierigsten Begriffe der Sozialwissenschaften“ (Imbusch 2002, S.26). Häusliche Gewalt meint zunächst einmal personale Gewalt und richtet sich in diesem Zusammenhang von der Frau gegen ihren Partner. Weiterhin umfasst sie eine mehr oder weniger konkrete Gewaltsituation, impliziert neben dem möglichen Gefühl einer schwierigen Beziehung zueinander aber auf jeden Fall mindestens eine Gewalthandlung. Diese kann sowohl körperlich, als auch psychisch erfolgen. Hier ist anzumerken, dass sexualisierte Gewalt zwar sowohl körperliche, als auch psychische Gewalt ist. Trotzdem kann sie als eine gesonderte Form der Gewalt verstanden werden, weil sie sich auf beide Ebenen in variierender Intensität auswirkt (vgl. Walter (Hrsg.) et al. 2007, S.18f).

Für empirische Untersuchungen ist es schwer, Gewalthandlungen zu operationalisieren, da die Verletzlichkeit von Menschen sehr unterschiedlich ist. Sie ist zudem eng an die emotionale Beziehung zwischen Opfer und Gewaltausübenden gekoppelt, sodass die Erfassung von Gewalttaten und ihren Verletzungsfolgen durch Dritte nicht immer mit dem subjektiven Empfinden des Opfers übereinstimmt. Ferner haben die Gewaltausübenden nicht zwangsläufig die Absicht, ihr Gegenüber zu verletzen, tun dies ungewollt aber trotzdem. Dementspreche]nd ist es nicht nur schwierig eine konkrete Gewalthandlung korrekt zu definieren, sondern auch nahezu unmöglich deren Intensität zu messen.

Um wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Ausmaß von häuslicher Gewalt machen zu können, ist eine Operationalisierung dennoch unabdingbar. Ein Forscherteam um Steinmetz entwickelte 1975 im Zuge der ersten größeren Untersuchung zu Gewalt in der Familie, auf die später noch näher eingegangen wird, die sogenannte Conflict Tactics Scale1 (CTS), die sich so oder in leicht abgewandelter Form in der Forschung durchgesetzt hat. Ein Kritikpunkt an dieser Skala ist aber, dass sie auf der Annahme beruht, dass Gewalt immer durch einen vorausgehenden Konflikt entsteht (vgl. Gemünden 1996, S.100ff).

2.2 Soziales Problem

Ursprung von einem sozialen Problem ist immer eine gesellschaftliche Fehlentwicklung. Damit sie sich aus soziologischer Sicht aber auch als soziales Problem etabliert, muss sie „abgegrenzt, strukturiert und im gesellschaftlichen und politischen Raum definiert werden“ (Groenemeyer 2002, S.19). Bevor eine problematische Situation in der Gesellschaft also als soziales Problem betrachtet wird, erfolgt ein Definitionsprozess, der wiederum verschiedene Merkmale hat. Zu Beginn eines Definitionsprozesses steht das Alltagswissen (vgl. ebd., S.14), denn jeder Einzelne ist Teil der Gesellschaft, nimmt mehr oder weniger aktiv am gesellschaftlichen Leben teil und weiß somit in etwa über gesellschaftliche Funktionsweisen und Entwicklungsprozesse bescheid. So z.B. auch über die für die jeweilige Gesellschaft geltende Moralvorstellungen, die sich aus bestimmten Normen und Werten ableiten. Für die Konstitution eines sozialen Problems haben diese Normen und Werte insofern eine bedeutende Funktion, als sie eine gewisse Ordnung und somit auch Maßstab für Abweichungen vom Normal- bzw. Sollzustand der Gesellschaft darstellen (vgl. ebd., S.14). An ihnen wird quasi gemessen, ob eine gesellschaftliche Entwicklung überhaupt problematisch ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der deutschen Gesellschaft wird ein Sollzustand durch das Grundgesetz vorgegeben. So heißt es im obersten Verfassungsgrundsatz, Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Bundeszentrale für politische Bildung, S.11). Bezüglich Gewalt wird dies in Artikel 2 noch näher definiert: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich“ (ebd., S.11). Folglich ist hier für die Beurteilung, ob häusliche Gewalt gegen Männer ein soziales Problem ist, der Sollzustand einer gewaltfreien Gesellschaft maßgeblich.

Weiterhin ist für die Konstitution eines sozialen Problems die Frage nach den Akteuren eines vermeintlichen Definitionsprozesses relevant. Damit sich das gesellschaftliche Problem als soziales Problem etabliert, muss es zunächst kollektiv durch die Gesellschaft bzw. von einer bedeutenden Anzahl von Personen über längere Zeit als störend wahrgenommen werden (vgl. Groenemeyer 2002, S.18ff). Darüber hinaus „beinhaltet die Bestimmung sozialer Probleme die Möglichkeit und Notwendigkeit von Veränderungen der Situation und die Entwicklung von Gegenmaßnahmen und Politik“ (ebd., S.14).

Neben gesellschaftlicher Fehlentwicklung als definiertes soziales Problem, besteht ferner die Möglichkeit, dass ein Veränderungsprozess in der Gesellschaft zwar von der idealen Ordnung als Normalzustand abweicht, von den Gesellschaftsmitgliedern aber noch nicht als Leiden verursachend wahrgenommen bzw. artikuliert wird. In diesem Fall handelt es sich um ein latentes soziales Problem (vgl. Groenemeyer 2002, S.18ff).

Letztendlich wird in der Soziologie zwischen zwei Sichtweisen bezüglich der Abgrenzung eines sozialen Problems von einem Scheinproblem unterschieden: Aus einer radikal konstruktivistischen Perspektive ist für die Definition des sozialen Problems lediglich die subjektive Wahrnehmung der Gesellschaftsmitglieder von Bedeutung, während die kritische Perspektive darüber hinaus nach einer wissenschaftlichen Untersuchung zu den relevanten gesellschaftlichen Faktoren der Entwicklung verlangt (vgl. ebd., S.19).

3. Verortung von Häuslicher Gewalt gegen Männer im Definitionsprozess eines sozialen Problems

Dass häusliche Gewalt gegen Männer nicht mit dem Sollzustand der Gewaltfreiheit vereinbar ist, ist offensichtlich. Aber was ist mit den anderen Faktoren, die typisch für ein soziales Problem sind? Inwieweit hat ein Definitionsprozess bisher schon stattgefunden? Im Folgenden soll versucht werden diese Fragen zu klären.

[...]


1 Conflict Tactics Scale nach Gemünden (1996), S.101:

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Häusliche Gewalt gegen Männer - Ein Soziales Problem?
Université
University of Applied Sciences North Rhine-Westphalia Münster
Cours
Häusliche Gewalt
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
16
N° de catalogue
V147028
ISBN (ebook)
9783640670024
ISBN (Livre)
9783640670406
Taille d'un fichier
425 KB
Langue
allemand
Mots clés
Männer, häusliche Gewalt, Gewalt, soziales Problem
Citation du texte
Barbara Kremkau (Auteur), 2007, Häusliche Gewalt gegen Männer - Ein Soziales Problem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147028

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