Das Jahr 1814 war ein besonderes für Johann Wolfgang Goethe. Im Mai 1814 schenkte Friedrich Cotta Goethe, der bei ihm die Zweite Ausgabe seiner Werke herausgab, überraschend ein Exemplar von Joseph von Hammers zweibändiger Übersetzung des ,,Diwan" von Muhammad Schams Ad-din Hafis. Wie Goethe in den Tag- und Jahresheften von 1815 selbst schrieb, war der Eindruck von Hafis gesammelten Gedichten in deutscher Übersetzung so groß, dass er produktiv sein musste.
Dieser Begeisterung, und beflügelt durch eine später Liebe zu Marianne von Willemer , folgte sein „West-östlichen Divan“, den er in den Jahren 1819 bis 1827 verfasste und der seine letzte große Gedichtsammlung wurde. Der Divan, welcher in zwölf Bücher aufgeteilt ist, beginnt mit dem Buch des Sängers und darin mit dem Gedicht „Hegire“ . Eben dieses Gedicht wurde von Goethe selbst als eines beschrieben, das dem Divan als Ganzes umfasst.
„Das erste Gedicht „Hegire“ überschrieben, gibt von Sinn und Absicht des Ganzen sogleich genugsam Kenntnis. […]“
Es gilt also in diesem Essay festzustellen, worum es in „Hegire“ geht und welche Botschaft in Hinblick auf den Divan übermittelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1,2 „Hegire“
- 2,
- 3,
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert Goethes Gedicht „Hegire“ aus dem „West-östlichen Divan“ und untersucht dessen Bedeutung für das gesamte Werk. Er beleuchtet die Flucht des Dichters in den „reinen“ Osten als Metapher für eine geistige und poetische Reise.
- Die Flucht des Dichters in den Orient als Metapher für eine geistige und poetische Reise
- Die Bedeutung von Liebe, Verjüngung und Dichtung im „West-östlichen Divan“
- Die Verbindung von Lebensernst und Lebensgenuss, Heiligen und Heiteren
- Die Rolle von Hafis als Vorbild für den Dichter
- Die poetische Aneignung des Orients und die Bereicherung der eigenen Poesie
Zusammenfassung der Kapitel
Das Gedicht „Hegire“ beschreibt die Flucht des Dichters in den „reinen“ Osten, der als Ort der Ruhe, Ganzheit und Verjüngung dargestellt wird. Die Flucht erfolgt aus dem zersplitterten und zitternden Westen, der von Krieg und politischer Unruhe geprägt ist. Der Orient wird als Ursprungsort der Menschheit und der Weltreligionen gesehen, ein Ort, an dem der Dichter die Sprache und Poesie in ihrer ursprünglichen Form wiederfinden kann.
Die zweite und dritte Strophe des Gedichts betonen die geistige Dimension der Reise. Der Dichter möchte in „des Ursprungs Tiefe“ dringen, dorthin, wo die Menschen die Sprache noch direkt von Gott empfangen haben. Die Verjüngung des Dichters bedeutet also keine Verjüngung im bildlichen Sinne, sondern vielmehr eine Rückkehr zu den Ursprüngen, wo der Glaube wichtiger war und das Wort gesprochen in Verbindung mit seinem religiösen Ursprung von Bedeutung war.
Die letzten vier Strophen des Gedichts zeigen ein weltlicheres Bild des Orients. Der Dichter dringt als Kaufmann in das Leben ein, wo er Hirten, Oasen, Karawanen und Wüsten erlebt. Er möchte sich Fremdes aneignen, um so seine Poesie zu bereichern. Sie soll berauscht, verjüngt, frei, erotisch und sinnlich sein.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „West-östlichen Divan“, das Gedicht „Hegire“, die Flucht des Dichters in den Orient, die Metapher der Verjüngung, die Verbindung von Lebensernst und Lebensgenuss, die Rolle von Hafis als Vorbild, die poetische Aneignung des Orients und die Bereicherung der eigenen Poesie.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2006, Goethes Gedicht „Hegire“ und dessen Bedeutung für den „West-Östlichen Divan“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147051