SMS-Kommunikation unter Jugendlichen

Ein altersspezifischer, geschlechtsspezifischer sowie regionaler Vergleich


Master's Thesis, 2008

115 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

1. VORWORT

2. ANALYSEGRUNDLAGEN
2.1 Forschungsstand
2.2 Empirische Untersuchung
2.3 Komplikationen bei der Durchführung der Umfrage
2.4 Der Fragebogen
2.5 Das SMS-Korpus
2.6 Repräsentativität der Umfrage

3. PROTOTYPISCHEKENNZEICHEN DERSMS- KOMMUNIKATION
3.1 SMS-Gespräche
3.2 Die SMS – Wichtigste Funktion des Handys

4. ADRESSATEN UNDEMPFÄNGER DERKURZ-NACHRICHTEN

5. INHALTE DERKURZNACHRICHTEN
5.1 Inhalte der letzten empfangenen Kurznachrichten
5.2 Inhalte der letzten versendeten Kurznachrichten
5.3 Kurznachrichten zum Thema „Schule“

6. SPRACHLICHEANALYSE DERSMS
6.1 Sprachliche Strukturen der SMS
6.1.1 Orthographie
6.1.2 Groß- und Kleinschreibung
6.1.2.1 Konsequente Großschreibung
6.1.2.2 Konsequente Kleinschreibung
6.1.3 Interpunktion
6.1.3.1 Keine Interpunktion
6.2 Anfang und Ende einer SMS
6.2.1 Anfang
6.2.2 Ende
6.3 Anzahl der Zeichen und Wörter
6.4 Graphostilistische Besonderheiten
6.5 Anzahl der Zeichen und Wörter Graphostilistische Besonderheiten Sprachlich-stilistische Merkmale der SMS
6.5.1 Das Zeichen ^^
6.5.2 Die drei Punkte
6.6 Darstellung der Gefühle

7. GESPRÄCHSANALYSE DERSMS
7.1 Gesprächseröffnung
7.2 Kernphase
7.3 Beendigungsphase

8. SMSUND ANDEREKOMMUNIKATIONSFORMEN

9. DIALEKTALEBESONDERHEITEN UNDUNTERSCHIEDE
9.1 Sprachlicher Vergleich schwäbischer und hoch-deutscher SMS
9.1.1 Orthographie
9.1.1.1 Groß- und Kleinschreibung
9.1.1.2 Interpunktion
9.1.2 Anfang und Ende der schwäbischen Kurzmitteilungen
9.1.2.1 Anfang
9.1.2.2 Ende
9.2 SMS-Dialoge

10. TEXTSORTENANALYSE DERSMS
10.1 Klassifikation von Textsorten
10.2 Die fünf Textklassen
10.2.1 Informationstexte
10.2.2 Appelltexte
10.2.3 Obligationstexte
10.2.4 Kontakttexte
10.2.5 Deklarationstexte

11. NEGATIVEBEGLEITERSCHEINUNGEN DERSMS

12. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ANHANG
Liste der gängigsten Smileys
Der Fragebogen
Ausgefüllter Fragebogen Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4

1. VORWORT

„Das Telefon in der Westentasche. Die Bürger der drahtlosen Zeit werden überall mit ihrem ‚Empfänger’ herumgehen, der irgendwo, im Hut oder anderswo angebracht und auf eine der Myriaden von Vibrationen eingestellt sein wird, mit dem er gerade Verbindung sucht. Einerlei, wo er auch sein wird, er wird bloß den ‚Stimm-Zeiger’ auf die betreffende Nummer einstellen brauchen, die er zu sprechen wünscht, und der Gerufene wird sofort seinen Hörer vibrieren oder das Signal geben können, wobei es in seinem Belieben stehen wird, ob er hören oder die Verbindung abbrechen will. (...) Und in dem Bestreben, alle Apparate auf möglichste Raumbeschränkung hin zu vervollkommnen, wird auch der ‚Empfänger’ trotz seiner Kompliziertheit ein Wunder der Kleinmechanik sein.“ (Robert Sloß 1910: 35f)1

Die rasante Entwicklung des Short Message Service (SMS), vor allem unter Jugendlichen, ist allseits bekannt. Doch die Frage, die sich hier stellt, ist, warum so viele SMS geschrieben werden. Um nur eine Zahl zu nennen: Im Jahr 2003 waren es 25,5 Milliarden Kurznachrichten (Nowotny 2004: 6).

Anfangs war die SMS nur als Zusatztechnik gedacht, mit der die Anbieter den Handykunden Serviceinformationen zukommen lassen konnten bzw. für Geschäftsleute zur Überbrückung von Funklöchern konzipiert (vgl. Tully 2004: 154). In Deutschland blieb der SMS-Dienst, der zum ersten Mal 1994 auf der CeBIT2 vorgestellt wurde, zunächst erst unbemerkt. Doch in den folgenden Jahren setzte der Versand explosionsartig ein. Diese Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar gewesen und schon gar nicht, wie das Handy und die SMS Kommunikationsverhalten und -gewohnheiten vieler Menschen verändern würden.

Mittlerweile haben auch kommerzielle Anbieter die Möglichkeiten der SMS entdeckt. Serviceangebote wie Veranstaltungskalender, Nachrichten oder Wetterdienst sind Standard geworden (vgl. Nowotny 2004: 6).

Ein eher ungewöhnliches Beispiel ist, dass sogar Kirchen die Kommunikationsform SMS nutzen: Im Jahr 2001 organisierte die Evangelische Jugend Hannover den ersten SMS-Gottesdienst. Im einstündigen Gottesdienst wurden sechs SMS (Begrüßung, Bibeltext, Predigt, Fürbitten-Gebet, Vaterunser, Segen) versandt. Das Vat]erunser erschien auf dem Handy typographisch markiert, wobei zwei SMS zur Textübermittlung gebraucht wurden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Problem der Textübermittlung beschrieb die Stadtjugendwartin des Ev. Stadtjugenddienstes Martina Zeusel in einem Interview folgender-maßen: „Am schwierigsten war es für uns, alles so in Worte zu fassen, dass es in 160 Zeichen passt.“ Es sei ihnen besonders schwer gefallen, das „Vaterunser“ in 160 Zeichen unterzubringen. Gleichzeitig sei es ihnen aber so wichtig gewesen, dass sie dafür zwei SMS verwendeten, wobei jedes Wort mit einem Großbuchstaben beginnt.

Hier zeigt sich deutlich, wie die spezifischen Anforderungen an eine Kommunikationsform eine sprachliche Normabweichung motivieren. Dabei ist anzunehmen, dass die über die Werbung mittlerweile etablierte Binnenmajuskel als zugeschaltetes Wissen abrufbar ist und Sprachnutzern als Ressource zur Verfügung steht (vgl. Schoblinski et al. 2001: 10).

Auch die Polizei nutzt die Möglichkeit der SMS in einem Modellprojekt. Im Rahmen einer Nahbereichsfahndung sollen Personen, die sich berufs- bedingt des Öfteren im öffentlichen Raum bewegen, so z.B. Bus- und Taxifahrer, per SMS über Aussehen und/oder Fahrzeug des Täters informiert werden. Die Polizei erhofft sich dadurch eine höhere Chance, flüchtende Täter zu fassen.

In Liverpool in England kann man mittlerweile sogar schon per SMS bei der Kommunalwahl wählen (vgl. Nowotny 2004: 7).

SMSen, simsen, texten oder tickern nennen die Deutschen umgangssprachlich die interpersonale SMS-Kommunikation. Mit mehreren hundert Millionen Kurzbotschaften monatlich waren die Deutschen im Jahr 2001 Europas Spitzenreiter beim Versenden von SMS3 (vgl. Döring 2002: 4). Gartner hat die Zahl der 2007 weltweit verschickten SMS auf 1,9 Billionen beziffert4. Für das Jahr 2008 erwarten die Marktforscher einen Anstieg auf 2,3 Billionen, was einer Wachstumsquote von 20% entspräche. Der Umsatz soll von 52 Milliarden Dollar 2007 auf 60,2 Milliarden Dollar im Jahr 2008 steigen.

Im asiatisch-pazifischen Raum werden mit Anstand die meisten Kurznachrichten verschickt. Die Menschen dort versandten 2007 1,5 Billionen SMS, also mehr als drei Viertel des weltweiten Nachrichtenaufkommens. In Nordamerika waren es 2007 in Relation dazu “nur“ 189 Milliarden und in Europa 202 Milliarden Kurznachrichten.5

Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Marplan hat kürzlich ermittelt, wie viele Deutsche tatsächlich mindestens ein Handy besitzen: es sind knapp 70%. Dabei gilt, je jünger die Menschen sind, desto mehr interessieren sie sich für Mobiltelefone. Während sich 93% der 14- bis 34-Jährigen ein Handy leisten, sind es bei den über 65-Jährigen nur noch 31%.

Auch der Schulabschluss hat Einfluss auf das Interesse für Mobilfunk: Besonders viele Mobiltelefonierer finden sich unter Abiturienten und Universitätsabsolventen (85%), während von den Hauptschulabsolventen lediglich 55% ein Handy besitzen. Zwischen den Geschlechtern sowie zwischen den alten und neuen Bundesländern gibt es allerdings keine wesentlichen Unterschiede.6

Im Gegensatz zu anderen Entwicklungen in der Kommunikations-technologie, wie beispielsweise die E-Mail-Kommunikation, ist das Handy eine relativ preiswerte Anschaffung. Schließt man einen Vertrag ab, bekommt man das Handy gratis oder vergünstigt dazu. Im Vergleich dazu braucht man für den Versand einer E-Mail einen entsprechend ausgerüsteten Computer und einen Internetanschluss, was natürlich einen wesentlich höheren Kostenaufwand bedeutet.

Inzwischen sind Handys regelrecht zu einem persönlichen Begleiter und zu einer Schnittstelle zwischen den verschiedensten Medien geworden. Aktuelle Mobiltelefone können E-Mails verschicken und faxen, foto-grafieren, Termine speichern, haben einen integrierten Wecker und können sogar Fotos individuell kommentiert versenden.

Auch negative Begleiterscheinungen des Handys, wie finanzielle Gefahren oder der Suchtfaktor, bremsen den Boom nicht. 2002 stellte beispiels-weise das Institut für Jugendforschung in München fest, dass jeder zehnte Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren Schulden hatte. Dabei fielen 10% durch das Handy an (Nowotny 2004: 8f).

Die permanente Erreichbarkeit, die das Handy ermöglicht, wird nicht nur als positiv empfunden, sondern teilweise auch, vor allem von den Mitmenschen in unmittelbarer Umgebung, als aufdringlich bezeichnet (vgl. Höflich 2001: 3). Ruft man jemanden an, zwingt man ihn schließlich, das, was er gerade tut, zu unterbrechen und ans Telefon zu gehen. Bei der SMS ist das anders.

In einem Büchlein mit SMS-Sprüchen steht:

Immer mehr Handy-User verschicken SMS. Der entscheidende Vorteil gegenüber dem Telefonieren (abgesehen von den Preisvorteilen): Die Nachrichten können geräuschlos übermittelt werden. So kann man sich, ohne jemanden zu stören, über langweilige Konferenzen oder Schulstunden hinwegretten und weiterhin mit der geliebten Welt in Verbindung bleiben. Auch aus öffentlichen Verkehrsmitteln kann man mit seinen Liebsten in Kontakt treten, ohne dass der ganze Großraumwagen mithört (und mithören muss)7.

Im Rahmen dieser Arbeit werden vor allem kommunikative und sprachliche Merkmale von Kurzmitteilungen untersucht.

Ziel ist es, herauszufinden, wo Besonderheiten im Kommunikations-verhalten der Jugendlichen auftreten, wie und wodurch sie ihre Sprache an die Gegebenheiten der SMS-Kommunikation anpassen und variieren, und ob dabei regionale Unterschiede erkennbar sind.

2. ANALYSEGRUNDLAGEN

2.1. Forschungsstand

Bislang ist die Literatur zum Thema SMS-Kommunikation noch recht überschaubar. Es liegen erst wenige Pilotstudien vor. Da es sich hierbei um ein modernes, erst seit einigen Jahren stetig wachsendes Phänomen der neuen Medien handelt, ist beinahe der gesamte Forschungsstand im Internet angesiedelt. Als besonders wichtiges „Portal“ hat sich hierbei „Mediensprache“8 herausgestellt. In seiner Online-Reihe „Networx“9 wer-den zahlreiche Aufsätze zum Thema veröffentlicht, und auch selbst verfasste Arbeiten können hier zur Veröffentlichung anboten werden.

Der Linguist Androutsopoulos (2001) hat mit den Methoden der Gattungsanalyse den SMS-Korpus einer Kleingruppe auf etwaige charakteristische Kennzeichen der Kommunikationsform SMS untersucht. In seiner Studie kommt er zu umfangreichen Ergebnissen hinsichtlich des Einsatzbereichs und der Nutzung von SMS, dem Dialog mittels SMS sowie der Binnenstruktur von Kurznachrichten.

Ferner steht die Arbeit Schlobinskis et al. (2001) in der Tradition der Sprachwissenschaft. Sie untersucht eingehender die sprachlichen Mittel der SMS sowie damit zusammenhängende Aspekte des Kommunikations-verhaltens. Wie Krause / Schwitters (2001) feststellten, liefert die intensive Auseinandersetzung mit der Sprachstruktur von SMS in dieser Exploration den Nachweis eines neuen SMS-inhärenten Text- und Kommunikations-typus.

Dürscheid (2001) kommt in ihrem Vergleich von E-Mail und SMS zu ähnlichen Ergebnissen wie Schlobinski hinsichtlich der Merkmale von SMS. Methodisch variiert sie jedoch. Sie arbeitet die Eigenschaften von SMS-Texten durch einen direkten Vergleich mit einem Korpus an E-Mail heraus, indem sie die Unterschiede dieser beiden ähnlichen Kommunikationsformen aufweist. Die Merkmalsbestimmung von Kurz-nachrichten resultiert aus der komparativen Untersuchung auf medialer und konzeptueller Ebene.

Die Untersuchungen Höflichs und Rösslers (2001) ergeben, dass das Handy insbesondere „ein Medium zur Organisation des Alltags Jugendlicher“ ist. Genutzt wird das Handy hierbei hauptsächlich, um sich nach dem Befinden von Freunden zu erkundigen, sich zu verabreden, Kontakte zu halten und immer erreichbar zu sein. Die bevorzugten Adressaten der SMS sind der Partner und der beste Freund bzw. die beste Freundin. Eine weitere Funktion, die laut Höflich bereits drei Viertel der Jugendlichen ausprobiert hat, ist die des Flirtens mittels der Textbotschaften. Bei weiterer Differenzierung der Betrachtung von Mädchen und Jungen hat sich gezeigt, dass Mädchen mehr umfangreiche SMS versenden als Jungen. Sie „nutzen häufiger die Kapazität von 160 Zeichen aus“.

2.2. Empirische Untersuchung

Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde eine Umfrage10 unter Schülern im Raum Nordrhein-Westfalen11 sowie Baden-Württemberg12 durchgeführt.

Von den insgesamt 199 Jugendlichen, die letztendlich die Fragebögen ausfüllten – davon waren 194 auswertbar – waren 139 dazu bereit, sie vollständig auszufüllen, das heißt, auch ihre zuletzt verschickten Kurzmitteilungen eins zu eins preiszugeben. Dabei zeigte sich eine nicht erstaunliche Tendenz, nämlich dass die Mädchen hierbei mitteilungs-bereiter waren (60%) als ihre männlichen Mitschüler (40%).

Die Befragten waren im Alter von 13 bis 19 Jahren. Um eine geo-graphische wie auch soziale Streuung zu erreichen, wurden Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Schultypen in unterschiedlichen Regionen befragt: Neben Gymnasiasten füllten auch Realschüler sowie Gesamt-schüler die Fragebögen in Nordrhein-Westfalen sowie Baden-Württem-berg aus.

Da einer der Schwerpunkte dieser Arbeit die verschiedenen Nutzungs-weisen des Handys sowie ein verändertes Schreibverhalten im unter-schiedlichen Alter darstellt, bestehen die Zielpersonen aus zwei Gruppen: zum einen 13- bis 15-Jährige, zum anderen 17- bis 19-Jährige.

Daneben werden zwischen den beiden Geschlechtern sowie, bei besonders auffälligen Ergebnissen, zwischen regionalen Besonderheiten Vergleiche angestellt.

Um die Authentizität aller dargelegten Kurzmitteilungen der Umfrage-teilnehmer zu bewahren, werden die ausgewählten Textbotschaften in dieser Arbeit eins zu eins, d. h. mit allen Fehlern und Besonderheiten, übernommen.

Nicht alle Punkte des Fragebogens werden in dieser Arbeit diskutiert, da sie sich im Nachhinein als irrelevant herausgestellt haben. Dazu gehören u. a. die kaum aussagekräftigen Antworten auf die Fragen, ob die Teil-nehmer immer mit einer Antwort auf ihre SMS rechnen und wie oft sie auf eine erhaltene Kurznachricht zurückschreiben.

2.3. Komplikationen bei der Durchführung der Umfrage

Bei der Durchführung einer Umfrage, selbst wenn sie anonym ist, bedarf es seitens der Schulen einer Einverständniserklärung der Eltern, solange es sich bei den befragten Schülern um Minderjährige handelt.

Da Abiturprüfungen, zentrale Lernstandserhebungen und Fortbildungen viele Schulen während der Entstehung dieser Arbeit in Atem hielten, verneinten mehrere Schulleiter die Teilnahme an der Umfrage. Glücklicherweise fanden sich jedoch auch hilfsbereite Direktoren und Lehrer, die sich bereit erklärten, die Umfrage zuzulassen.

Um eine möglichst hohe Qualität, also eine hohe Teilnehmerquote und die Seriosität der Untersuchung zu gewährleisten, war der Interviewer in den Klassen während der Befragung anwesend. So konnten sich die Schüler direkt über das Projekt informieren und aufkommende Fragen konnten sofort beantwortet werden.

In einigen Fällen jedoch wurden die Fragebögen nur teilweise ausgefüllt oder, vor allem von pubertierenden Jungen, nicht ernst genommen und für scherzhafte Antworten zweckentfremdet.

Dennoch ist ein umfassendes Korpus entstanden.

2.4. Der Fragebogen

Der Fragebogen setzte sich aus drei Teilbereichen zusammen. Im ersten sollten die befragten Schüler ihre drei letzten empfangenen sowie ihre drei zuletzt versendeten SMS unverändert aufschreiben. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Kurznachrichten tatsächlich eins zu eins mit allen Rechtschreib-, Grammatik sowie Zeichensetzungsfehlern, allen Smileys und sonstigen Besonderheiten zu Papier gebracht werden.

Im zweiten und dritten Teil des Fragebogens fanden sich sowohl offene als auch geschlossene Fragen.

Bei den Fragen zur SMS sollten die Schüler u. a. ihre zuletzt versendeten und empfangenen SMS bestimmten Bereichen zuordnen; einschätzen, wie viele Kurznachrichten sie versenden bzw. bekommen und sagen, an wen diese gerichtet sind; mit wie vielen Leuten sie sich regelmäßig schreiben; warum und zu welchen Anlässen SMS überhaupt geschrieben werden; wie sie Gefühle in ihren kurzen Botschaften ausdrücken und ob andere diese lesen dürfen.

Im letzten Teil der Befragung ging es um das Schreibverhalten der Schüler. Hier sollten sie preisgeben, ob sie immer mit einer Antwort auf ihre SMS rechnen, wie oft auf ihre eigene Kurznachricht zurückgeschrieben wird und sie selber zurückschreiben; ob sie selbst einen SMS-Dialog beginnen oder ob eher nur einmal hin und her geschrieben wird; mit wem Dialoge geschrieben werden und über welche Themen; ob sich das Verhältnis zu Telefon, Brief und E-Mail verändert hat, seitdem SMS geschrieben werden; wie Freunde erreicht werden, die kein Handy haben; seit welchem Alter sie ihr erstes Handy besaßen; ob sie lieber SMS schreiben als kurz anzurufen; ob die Schüler beim Schreiben der Kurznachrichten auf richtige Rechtschreibung achten; wie sie ihren Vertrag bzw. ihre Prepaid-Karte finanzieren und schließlich, wofür sie ihr Handy am häufigsten nutzen.

Da die Umfrage anonym war, wurde letztlich noch nach Geschlecht und Alter des Teilnehmers gefragt.

2.5. Das SMS-Korpus

Durch die Angaben der Schüler in den Fragebögen entstand ein Korpus von 355 authentischen Kurzmitteilungen von 139 Personen, die in der Zeit von März bis Mai 2008 gesammelt wurden. 64% wurden in Nordrhein-Westfalen ausgefüllt, 36% in Baden-Württemberg. Der Anteil der Frage- bögen der männlichen Teilnehmer liegt bei 42%, dementsprechend wurden 58% der Umfrage von Schülerinnen beantwortet. Das Korpus umfasst insgesamt 17294 Zeichen (mit Leerzeichen) und 2897 Wörter (vgl. Abb. 1). Die Auswertung ergab einen Durchschnittswert von 68,3 Zeichen und 12,7 Wörtern pro SMS. Lediglich fünf aller befragten Schüler gaben an, kein Handy zu besitzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Durchschnittliche Anzahl der Zeichen und Wörter pro SMS

Zwar gaben die Befragten in der Umfrage auch ihre letzten empfangenen SMS preis, im Korpus berücksichtigt sind allerdings nur diese, welche verschickt wurden, da sich hier das Alter und das Geschlecht des Ab-senders zuordnen ließen.

Die SMS zählen zu der kommunikativen Gattung „private SMS“.

2.6. Repräsentativität der Umfrage

Das vorliegende SMS-Korpus kann nicht als repräsentativ für eine bestimmte Grundgesamtheit angesehen werden. Denn weder wurden die Personen, die um das Aufschreiben ihrer SMS gebeten wurden, nach einem Repräsentativität anstrebenden Verfahren ermittelt, noch erfolgte die Dokumentation der einzelnen Mitteilungen nach einem streng kontrollierbaren System. Es konnte nicht überprüft werden, in wieweit die teilnehmenden Personen unter ihren gesendeten Kurzmitteilungen eine Auswahl trafen, bevor sie diese notierten, oder ob sie sie tatsächlich zu hundert Prozent eins zu eins wiedergaben.

Berücksichtigt man allerdings die äußerst schwierige Zugänglichkeit dieser Daten, welche mit der Flüchtigkeit mündlicher Alltagskommunikation zu vergleichen ist, so muss in vorliegendem Fall die Gelegenheit genutzt werden, auch quantifizierende Aussagen über das Datenmaterial zu treffen. Diese können in letzter Konsequenz zwar nicht die Wirklichkeit abbilden, lassen aber dennoch Aussagen über Tendenzen und Einblicke in ein bislang wenig standardisiert untersuchtes Themengebiet zu.

3. PROTOTYPISCHE KENNZEICHEN DER SMS-KOMMUNIKATION

Die prototypischen Kennzeichen der SMS-Kommunikation lassen sich in folgende Punkte unterteilen (vgl. Dürscheid 2002: 5f):

1. Die Kommunikation verläuft, obwohl über das Handy, fernschriftlich und nicht fernmündlich.
2. Die Textlänge ist von den handelsüblichen Geräten technisch auf 160 Zeichen pro Nachricht begrenzt. Bei neueren Handys kann man mittlerweile bis zu 760 Zeichen eintippen, welche in 160-Zeichen-Paketen versendet werden, wodurch höhere Kosten entstehen (vgl. Dittmann et al. 2007: 12).
3. Die Texteingabe ist umständlich, sie erfolgt über die Zahlentastatur. Die Tastatur ist nicht nur klein, was eine erhöhte Fehleranfälligkeit für Tippfehler mit sich bringt, sondern sie ist primär eine Zahlentastatur, auf der jeder Zahl drei oder vier Buchstaben zugewiesen sind, so dass der Zielbuchstabe durch ein- oder mehrmaliges Betätigen der Taste ausgewählt werden muss (Dittmann et al. 2007: 13).

In diesem Kontext ist die Antwort eines vierzehnjährigen Schülers aus Oberschwaben 13 nicht verwunderlich, der angab, SMS ungern zu verschicken, da seine „ Finger zu dick für die Tastatur “ seien.

Diese Aussage spiegelt jedoch nicht die eindeutige Tendenz seiner Altersgenossen wider, von denen 88% angaben, lieber SMS zu schreiben, als kurz anzurufen (vgl. Abb. 2). Mit dieser Einstellung stehen die männlichen Teenager allerdings alleine da. Alle Gruppen der anderen Befragten waren sich einig, dass sie lieber das Telefon zur Hand nehmen, als ihre Mitteilung in 160 Zeichen zu quetschen. Sie nannten dafür folgende Gründe: „ Weil man dann mehr reden kann und dann mehr weiß “, „ weil man so mehr Kontakt hat “ und „ weil die Flatrate günstiger ist “.

Andererseits schreiben immerhin 38% der drei übrigen Gruppen lieber SMS, weil sie „ andere nicht mit ihren Anrufen nerven wollen “, „ sie nicht so gern am Telefon reden “, „a us Angst, die Mutter könnte drangehen “ oder auch weil „da s Handy in der Schule eigentlich ausgeschaltet sein sollte “. Das Mobiltelefon hat also neben der praktischen Funktion auch den Reiz des Verbotenen.

Nun könnte man sich fragen, warum Handybesitzer die komplizierte Prozedur auf sich nehmen, um eine SMS zu schreiben, als lieber einen kurzen Anruf zu tätigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Schreibst Du lieber SMS als kurz anzurufen?

Das ist aber für viele nur eine Sache der Übung. Routinierte SMS-Schreiber tippen sogar, ohne auf die Tastatur gucken zu müssen. Das Schreiben hat einen großen Vorteil: Man erreicht einen Adressaten zwar sofort, aber man muss nicht direkt mit ihm kommunizieren. Was das allerdings für eine Problematik mit sich bringt, wird in Kapitel 11 diskutiert. Schüler gaben in den Fragebögen an, sie verschickten gerne SMS nicht bloß, weil es praktisch und billig sei und es schnell gehe, sondern auch „ weil es einfacher und nicht so anstrengend ist, wie sprechen “, „ wenn man sich nicht traut, etwas Bestimmtes am Telefon zu sagen “, „ weil der Empfänger die Nachricht erhält, auch wenn er gerade nicht erreichbar ist “, „ weil man anderen schnell mitteilen kann, was los ist, auch während des Unterrichts oder anderen Situationen, in denen man nicht telefonieren kann “ oder „ weil man sich nicht verquatschen kann “ und „ weil man nicht immer Lust auf eine direkte Antwort hat “.14

Die Tatsache, dass die Kommunikation asynchron, also zeitversetzt ist, scheint demnach ein wichtiger Vorteil zu sein. Jugendliche, die das Handy gerne für Liebesbotschaften benutzen, haben auf diese Weise die Möglichkeit, das zum Ausdruck zu bringen, was sie sich vielleicht nicht direkt zu sagen trauen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Verschickst Du gerne SMS?

Unabhängig davon, ob die Teilnehmer lieber SMS schreiben als kurz anzurufen, verschicken bis zu 88% aller Befragten gerne SMS (vgl. Abb. 3). Auch haben mehr als die Hälfte der Jungen aus der Oberstufe Freude daran, Kurznachrichten zu versenden, allerdings ist ihr Anteil mit nur 52% deutlich geringer als der der übrigen Teilnehmer.

4. Die Kommunikation ist nicht ortsgebunden, anders als beispielsweise eine E-Mail. Die SMS kann von überall her verschickt und auch überall empfangen werden (sofern man Netz hat). Man benötigt nur ein kleines Gerät, das in jede Hosentasche passt; keinen PC, keine Software, keine Internetverbindung. Da man schließlich ganz unauffällig „simsen“ kann, nutzen viele den SMS-Dienst auch dann, wenn es nicht zulässig ist, wie z.B. in Krankenhäusern, in der Schule, während Klassenarbeiten, im Flugzeug usw. Auch hier bestätigt sich wieder die Affinität des Unerlaubten, zu der viele Jugendliche neigen.

3.1. SMS-Gespräche

Es folgen einige Beispiele von SMS-Texten, die von drei vierzehnjährigen Schülerinnen einer Realschule in BW verfasst wurden:

(1)

a) Servus, hab von daniel dei handynummer kriegt, cool, stimmts?! Hdl
b) Hey du wie gehts, bin grad voll gut drauf BAYERN IST MEISTER!vierzueins hahahaha scheiß stuttgart bis morgen cucu
c) Hey,wann bisch im icq?warsch voll ewig nicht! )-: wo warsch in der pause?

Auch SMS-Dialoge werden häufig geführt. In diesem Fall wechseln die Beiträge schnell hin und her, sie sind stark kontextbezogen, oft fehlt die Anrede oder eine Schlussformel. Dabei handelt es sich um einen so genannten SMS-Chat. Bei dieser Handyfunktion schaffen sich beide Kommunikationspartner gewissermaßen einen gemeinsamen Kommuni-kationsraum, der von beiden Seiten her geöffnet ist.

Hierzu zwei Beispiele von achtzehnjährigen Gymnasiastinnen aus Dortmund:

(2)

(a) Kanns heut wieder geil salat mit fleisch geben?

(b) Zu spät, es gibt was viel leckereres ;-)
(a) ok!

(3)

(a) Na was machste immernoch beim sport oder schon zu hause kuss

(b) Nee ich bin doch schon wieder zu hause und guck grad teenager ausser kontrolle greys anatomy fällt ja aus :( was machstn du? Kuss

(a) Oh man musste das grad auch gucken beim essen weil meine mutter das guckt ich brenn jetzt grad cds kuss

Zusätzlich folgt ein SMS-Dialog von zwei Abiturientinnen aus NRW. Dabei wird deutlich, dass in der SMS Ausdrucksmittel verwendet werden, die aus den Mitteilungen des Dialogcharakters resultieren, und nicht an eine sprachliche Varietät, wie z. B. jugendsprachlich oder nichtjugendsprach-lich, gebunden sind. Dies gilt u.a. für das Weglassen des Subjekt-pronomens, (vgl.: „ Hab die Bahn verpasst “) oder das Auftreten von Assimilations- und Reduktionsformen (vgl. „ ne “). Derartige Schreibweisen finden sich nicht nur in SMS-Texten, sondern auch in vielen anderen Texten, die situationsgebunden sind, wie z.B. an einer Bürotür der Aushang „ Bin gleich wieder da “.

(4)

(a) Wo steckst Du? Warte...

(b) Hab die Bahn verpasst. Bin gleich da.

(a) Hab 11 Punkte in Mathe.

(b) Super! Abitur, wir kommen!!!

(a) Hast Du schon ne Klausur wieder?

(b) Ja, Bio. Ist ne 2-. Machen wir heute noch was?

Ohne Zweifel hat diese Art von Dialogen Gesprächscharakter, aber mit dem entscheidenden, zentralen Unterschied, dass das „Gespräch“ hier nicht mündlich, sondern schriftlich über die Tastatur geführt wird. Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen für die Gestaltung der SMS.

3.2. Die SMS – Wichtigste Funktion des Handys

Dass Jugendliche ihr Handy vor allem zum Verschicken von SMS, aber nicht zum Telefonieren nutzen (vgl. Hoeflich / Rössler 2001: 9), zeigte z.B. die Befragung von 204 Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die eine Erfurter Forschungsgruppe im Jahr 2000 durchgeführt hat. Dabei ergab sich, dass durchschnittlich knapp sechs SMS pro Tag verschickt und empfangen wurden. Die Zahl der Handy-Telefonate und E-Mail-Kontakte war dagegen geringer.

Auch in meinem Korpus bestätigt sich diese Beobachtung. Im Durchschnitt wurden auch hier sechs SMS pro Tag versendet.

Ein Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, die „SMS“ als häufigste Funktion ihres Handys zu nutzen (vgl. Abb. 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Wofür benutzt Du Dein Handy am häufigsten?

Anders sieht es nur bei den 17- bis 19-jährigen Schülern aus. Diese bevorzugen zu einem Drittel das Telefonieren als häufigste Aktivität ihres Mobiltelefons, die SMS nutzen sie als zweithäufigste Funktion. Die Schüler nutzen ihr Handy also am häufigsten zum Schreiben von Kurznachrichten, gefolgt vom Telefonieren, nutzen die Weckfunktion sowie die integrierte Kamera in ihrem mobilen Begleiter, gebrauchen den Terminplaner, spielen Handyspiele und hören Musik.

Hierbei zeigt sich, dass das Handy nicht nur als Kommunikationsmedium genutzt wird, sondern auch andere Geräte des alltäglichen Lebens vereint bzw. ersetzt, wie nämlich den Wecker, den Fotoapparat, den Gameboy und den MP3-Player, ja sogar die Videokamera.

Vor allem Mädchen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren nutzen die Weckfunktion ihres Handys. Dies tun sie sogar öfter, als es zum Telefonieren zu benutzen.

4. ADRESSATEN UND EMPFÄNGER DER KURZ-NACHRICHTEN

Eine weitere interessante Frage ist die nach den Adressaten der kurzen Textnachrichten. An wen schreiben Jugendliche ihre in 160 Zeichen komprimierten Mitteilungen?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: An wen schreibst Du SMS?

Abb. 5 zeigt die Verteilung der Adressaten der Kurznachrichten sowie die Häufigkeit, wie oft sie kontaktiert werden. Alle Altersgruppen sowie beide Geschlechter aus NRW sowie BW wurden berücksichtigt, da unter ihnen keine nennenswerten Unterschiede ausgemacht werden konnten.

SMS werden vor allem zur privaten Kommunikation unter Freunden, Partnern und Bekannten eingesetzt.

Besonders auffällig ist, dass knapp die Hälfte der Befragten „oft“ an ihre Freunde schreiben. Die Freunde sind folglich mit Abstand diejenigen, denen am häufigsten und regelmäßig SMS geschickt werden. Über ein Drittel der Schüler halten per Kurznachricht sogar täglich Kontakt zu ihrem Partner, wenn sie denn einen haben; fast ein Drittel schreiben ihm/ihr zumindest oft.

Erstaunlich ist, dass die eigene Familie mit 28% eher „selten“ per SMS kontaktiert wird. Nur 4% schreiben „täglich“ eine SMS an nahe Verwandte; etwa ein Fünftel schreibt ihnen „oft“.

Nur der Gruppe der „Sonstigen“, wie z. B. Lehrer, wird noch seltner eine SMS geschickt. 78% der Schüler versenden „nie“ Kurznachrichten an Leute aus dieser Gruppe.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Von wem bekommst Du SMS?

Abb. 6 zeigt die Verteilung der Absender der empfangenen Kurz-nachrichten der befragten Schüler. Das Diagramm demonstriert dasselbe Ergebnis wie das der verschickten SMS. Nur an einer Stelle ist ein Unterschied zu verzeichnen: Die Teilnehmer gaben mit 32% an, „manchmal“ von ihrer Familie angeschrieben zu werden. Von ihnen versenden jedoch nur 29% gleich häufig Botschaften an Familien-mitglieder über das Handy.

5. INHALTE DER KURZNACHRICHTEN

Bei einer Befragung unter Schülern, welche Inhalte die Kurzmitteilungen haben und warum sie verschickt werden, antworteten die Probanten 2001: „Verabredungen treffen, Kontakte pflegen, Probleme klären, Langeweile vertreiben, einfach mal Hallo sagen, dem anderen Bildmitteilungen und Sprüche schicken“ (vgl. Dürscheid 2002: 9).

Bei meiner Umfrage 2008 war ebenfalls die Verabredung der häufigste Anlass um Kurznachrichten zu versenden mit einem Viertel aller Antworten (vgl. Abb. 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Zu welchen Anlässen verschickst Du SMS?

Zweithäufigster Anlass ist der Geburtstag eines Freundes, gefolgt von den neuesten Infos, die man nicht verpassen darf. Und gerade das stellt das Besondere am Handy dar. Sobald etwas Wichtiges passiert, wird das Ereignis in Form von 160 Zeichen rasend schnell verbreitet.

Als Beispiel hierzu dient ein SMS-Dialog 15 zweier vierzehnjähriger Mädchen aus einer Realschule in Baden Württemberg:

(5)

(a) Servus,wa hosch heut schon alles gmacht?hab gerüchte über nadine und max ghört!hdl

(b) Was für gerüchte???sind die jetzt wida zammet o.w???Also bis denne Hdl

(a) Ja ka,hab halt so ghört das se auf nem fest rumgmacht hand. Hdl

(b) Aha,wahscheins war se besoffet,i mein der hat dera doch folle fiese sacha geschrieba.voll den scheiß von wega se soll sich doch umbringa(aus m fenster jugga)also bis denne ma sieht sich(beim papa)hdl

Außerdem will man dem anderen zeigen, dass man an ihn denkt, sich erkundigen, wie es ihm geht, fragen, was er gerade macht, also einfach nur mal „Hallo sagen“. Der Ablauf ist dabei oft derselbe: Eine SMS wird mit einer Frage losgeschickt, kurz darauf kommt eine Antwort mit Gegenfrage, darauf folgt wieder eine SMS usw.

[...]


1 Zitiert in: Peter Schlobinski / Nadine Fortmann / Olivia Groß/ Florian Hogg / Frauke Horstmann / Rena Theel (2001): Simsen. Eine Pilotstudie zu sprachlichen und kommunikativen Aspekten in der SMS-Kommunikation. Networx Nr.22.

2 Die CeBIT (Akronym für Centrum der Büro- und Informationstechnik ) ist die weltweit größte Messe für Informationstechnik und findet seit 1986 jedes Frühjahr auf dem größten Messegelände der Welt in Hannover statt. Veranstalter der CeBIT ist die Deutsche Messe AG (DMAG).

3 Aus: GSM [Global System for Mobile Communications] Association (2001). 50 Billion Global Text Messages in Q1! Press Release, London, UK: 25 May 2001. http://www.gsmworld.com/news/press_2001/press_releases_22.html [28.09.2001].

4 Gartner Consulting provides fact-based consulting services that help their clients use and manage IT to enable business performance.

5 Vgl: http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39159942,00.htm [27.05.08].

6 Vgl.: http://www.areamobile.de/news/4036.html [26.05.08].

7 aus: http://www.miriam-toepfer.de/sms-sprueche.htm [18.06.07].

8 http://www.mediensprache.net/de/ [2.06.2008].

9 Die Networx sind Online-Publikationen zum Thema Mediensprache, d.h. zu Websprache, Werbesprache, Handysprache sowie Mediensprache und Online-Publishing. Sie liegen in HTML oder zumeist im Acrobat-Format vor und sind insbesondere in letzterer Fassung zitierbar nach Runkehl/Siever. Networx erscheinen in einer Reihe (ISSN 1619-1021) mit einem Editorial Board.

10 Fragebogen siehe Anhang.

11 Max-Planck-Gymnasium in Dortmund sowie Gesamtschule Gartenstadt in Dortmund.

12 Gymnasium Ochsenhausen sowie Realschule Ochsenhausen.

13 Aus meinem Korpus.

14 Aus meinem Korpus.

15 Aus meinem Korps.

Excerpt out of 115 pages

Details

Title
SMS-Kommunikation unter Jugendlichen
Subtitle
Ein altersspezifischer, geschlechtsspezifischer sowie regionaler Vergleich
College
Ruhr-University of Bochum  (Germanistisches Institut)
Grade
1,7
Author
Year
2008
Pages
115
Catalog Number
V147058
ISBN (eBook)
9783640577842
ISBN (Book)
9783640870745
File size
2841 KB
Language
German
Keywords
SMS, SMS-Kommunikation, Jugendliche, altersspezifisch, geschlechtsspezifisch, regionaler Vergleich, Masterarbeit, SMS-Kommunikation unter Jugendlichen
Quote paper
Isabel May (Author), 2008, SMS-Kommunikation unter Jugendlichen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147058

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