Die Arbeit untersucht inwiefern der Brief als einfaches Kommunikationsmittel in dem Briefroman "Les Liaisons dangereuses", von Pierre Choderlos de Laclos, in seiner Funktion maßgeblich erweitert ist. In zahlreichen Fällen stellt Geschriebenes, das in dem Roman als Liebesdiskurs angeführt wird, bei näherer Betrachtung einen Machtdiskurs dar. Der Briefaustausch zwischen den Figuren bringt in einigen Fällen einen wahrhaftigen (Liebes)Kampf zum Ausdruck, wobei diese Diskussion die Tür zu einigen weiteren Untersuchungsaspekten öffnet.
Durch das Schriftstück werden nicht nur Informationen überliefert und ausgetauscht, sondern Handlungen direkt vollzogen, sodass das Schreiben selbst als stark performativer Akt zu betrachten ist. Das Wort ist in den Liaisons dangereuses, je nachdem wer die Feder hält, eine Waffe der Offensive oder der Defensive.
Das erste Kapitel der Arbeit wird auf die zwischen den Figuren herrschenden Machtverhältnisse eingehen, wobei sich zeigen wird, dass die in dem Roman abgebildete gesellschaftliche Ordnung als binäres Relationssystem zu erfassen ist, in dem vornehmlich eine genderspezifische Aufteilung der Protagonisten in Aggressoren und Defensoren stattfindet.
Durch eine textimmanente Arbeitsweise soll durch das zweite und dritte Kapitel gezeigt werden, wie sich die Verhaltensmuster der Marquise de Merteuil, des Vicomtes de Valmont und der Présidente de Tourvel auf sprachlicher Ebene manifestieren, wobei sich das Augenmerk in beiden Kapiteln vorwiegend auf den Sprachgebrauch und die Wortwahl der Figuren richtet. Die Überlegung, dass das Wort ein wahrhaftiges Instrument im 'Briefekrieg' darstellt, das die einer Figur zugeschriebenen Machtposition nicht nur ausdrückt, sondern auch trägt, soll in diesem Abschnitt der Arbeit ausgearbeitet werden. Die Stärken und Schwächen der Figuren spiegeln sich auch in deren Schreibstil wider, denn das Geschick einer Romanfigur im Umgang mit dem Worte scheint sich proportional zu ihrer Position innerhalb des Briefgefechts zu verhalten.
Das letzte Kapitel wird auf die Signifikanz des Wortes eingehen – sei dies geschrieben oder gelesen. Es wird sich hierbei zeigen, dass dem zu Papier gebrachten Wort eine zusätzliche Kraft zugeschrieben wird, die nicht an die Ausdruckskraft, die ihm seitens des Schreibenden – beziehungsweise der Schreibenden – gegeben wird, gekoppelt ist, sodass es beispielsweise einen direkten Einfluss auf den Zustand einer Person haben kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die gesellschaftliche Ordnung als Spielfeld gewaltsamer Leidenschaften
- Das Briefgefecht zwischen der Marquise und dem Vicomte
- Die Korrespondenz zwischen M. de Valmont und Mme de Tourvel
- Die Schreib- und Angriffsstrategien des Vicomtes
- Der Liebesdiskurs als Machtdiskurs
- Der Brief als Angriffs- und Zwangswaffe
- Die Defensive der Présidente de Tourvel
- Das Schweigen als Mittel zur Verteidigung
- Das Schreiben zum Selbstschutz
- Die Schreib- und Angriffsstrategien des Vicomtes
- Die Macht des geschriebenen Wortes
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion des Briefes im Briefroman "Les Liaisons dangereuses" von Pierre Choderlos de Laclos. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, wie der Briefaustausch zwischen den Figuren nicht nur die Machtverhältnisse in ihren Liebes- und Freundschaftsbeziehungen widerspiegelt, sondern diese auch aktiv beeinflusst und formt. Dabei wird der Brief als performativer Akt betrachtet, der nicht nur Informationen übermittelt, sondern Handlungen initiiert. Die Arbeit geht insbesondere der Frage nach, inwiefern der Brief als Waffe der Offensive oder Defensive eingesetzt wird und wie sich die Machtpositionen der Figuren im Schreibstil und der Wortwahl manifestieren.
- Die Rolle des Briefes als Werkzeug der Macht und Manipulation
- Die Darstellung der gesellschaftlichen Ordnung als binäres Relationssystem zwischen Aggressoren und Defensoren
- Die Analyse des Schreibstils der Figuren als Ausdruck ihrer Machtposition
- Die Untersuchung des Einflusses des Wortes auf die Handlung und das Schicksal der Figuren
- Die Interpretation der "Liaisons dangereuses" als Darstellung des Liebes- und Machtgefüges der französischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel betrachtet die gesellschaftliche Ordnung als Spielfeld gewaltsamer Leidenschaften und untersucht die Machtverhältnisse zwischen den Figuren im Kontext der französischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Es zeigt, wie Laclos' Auffassung über die Geschlechterordnung in den "Liaisons dangereuses" zum Ausdruck kommt und die weiblichen Figuren oft in der Opferrolle erscheinen, während die männlichen Figuren als Aggressoren dargestellt werden. Der Fokus liegt dabei auf der Figur der Marquise de Merteuil, die durch ihre Libertinage und ihr sprachliches Geschick die hierarchische Ordnung durchbricht.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf das Briefgefecht zwischen der Marquise und dem Vicomte und untersucht die unterschiedlichen Schreib- und Angriffsstrategien der beiden Figuren. Es wird analysiert, wie der Brief als Mittel der Macht und Manipulation eingesetzt wird, um Liebesbeziehungen zu initiieren, zu kontrollieren und zu zerstören. Der Liebesdiskurs wird als Machtdiskurs entlarvt, in dem das geschriebene Wort als Waffe eingesetzt wird.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Korrespondenz zwischen dem Vicomte und der Présidente de Tourvel und analysiert die Defensive der Présidente, die durch Schweigen und selektives Schreiben versucht, sich vor den Angriffen des Vicomte zu schützen. Es wird gezeigt, wie sich der Akt des Schreibens und des Lesens für die beiden Figuren unterschiedlich auswirkt und die Machtverhältnisse zwischen ihnen prägt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: "Les Liaisons dangereuses", Pierre Choderlos de Laclos, Briefroman, Macht, Manipulation, Geschlecht, Liebe, Gesellschaft, Libertinage, Schreiben, Sprache, Wortwahl, Briefgefecht, Offensive, Defensive, Machtverhältnisse, Geschlechterordnung, Performativität.
- Citar trabajo
- Miriam Pirolo (Autor), 2009, Defensives und offensives Schreiben in den "Liaisons dangereuses" von Choderlos de Laclos, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147225