Selbst wenn der Terminus der gezielten Tötungen erst seit Präsident Bushs erteilter „Legitimation“, derartige Taten im Krieg gegen den Terror durchzuführen, so richtig publik wurde, so darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die so genannten targeted killings schon lange zuvor Anwendung fanden.
Bereits zu Zeiten Stalins wurde diese Art der Ausmerzung von politischen Gegnern mehr oder minder erfolgreich praktiziert. Im Jahr 1940 wurde beispielsweise Leo Trotzki, Mitbegründer der Roten Armee und Gegner Stalins auf dessen Befehl hin mit einem Eispickel getötet. Auch in Nazi-Deutschland wurden von der damaligen Hitler-Regierung politische Widersacher ohne vorherige Anhörung, geschweige denn Gerichtsverhandlung, „beseitigt“. Der Tyrannenmord, die Tötung eines für ungerecht an die Macht gelangten oder ungerechten bzw. tyrannisierenden Führungsstils beschuldigten politischen Herrschers, war sogar schon vor Christi Geburt ein vermeintlich wirksames Mittel, sich seiner Feinde zu entledigen. Der erste, lange Zeit weithin bekannte, Tyrannenmord geschah im Jahr 514 v. Chr.. Harmodios und Aristogeiton verübten ein Attentat auf die Tyrannen-Brüder Hippias und Hipparchos; Hipparchos kam dabei zu Tode. Der Anschlag gilt als Geburtsstunde der Demokratie in Athen.
Heutzutage findet dieses politische Instrument zur Prävention vor gegnerischen Angriffen vor allem durch Israel, die USA und Russland Anwendung. Aber auch europäische Länder, wie z.B. Frankreich und England bedienten sich schon dieser Strategie. In den achtziger Jahren versuchte Frankreichs Regierung die Terroristen Ilich Ramírez Sánchez und Abu Nidal zu töten und die englische Regierung hatte Erfolg bei der Liquidation einiger Mitglieder der IRA. Viele andere Staaten, wie beispielsweise Kuba, China, Taiwan und Nordkorea bedienen sich dieses völkerrechtlich gesehenen höchst umstrittenen Instruments der Beseitigung von Gegnern.
In der nun folgenden Arbeit soll zunächst anhand dreier bekannter Beispiele in die Thematik eingeführt werden, anschließend werde ich zur israelischen targeted killings-Politik übergehen und auch die amerikanische Praxis, welche im Vergleich zu Israel eine etwas kürzere Geschichte innehat, soll näher erläutert werden. Abschließend werde ich auf die Effizienz dieser Strategie, die vielfältigen rechtlichen Unzulänglichkeiten und die menschenrechtlichen Erfordernisse eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Prominente Opfer der targeted-killings-Politik
- Israels Politik der gezielten Tötungen
- Geschichte
- Rechtfertigung aus der Sicht Israels
- Amerikas präventive Interventionen
- Effizienz der präventiven Exekutionen
- Ablauf-wer gibt den Startschuss?
- Rechtliche Bewertung
- Internationale Regelungen
- Peace or War (on terrorism)?
- Bewertung unter dem Aspekt des internationalen Kriegsvölkerrechts
- Selbstverteidigung nach Artikel 51?
- Die Lehre vom gerechten Krieg
- Sind präventive Operationen im Sinne der Just War Theory legitim?
- Folter
- Menschenrechtliche Unentbehrlichkeiten
- Nationale Regelungen: Standpunkt Deutschlands
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Praxis der gezielten Tötungen (targeted killings) im Kontext des „Kriegs gegen den Terror“. Ziel ist es, die historische Entwicklung, die rechtlichen und ethischen Aspekte sowie die Effizienz dieser Strategie zu beleuchten. Dabei werden die unterschiedlichen Perspektiven von Israel und den USA im Fokus stehen.
- Historische Entwicklung der targeted killings
- Rechtliche Bewertung im Kontext des internationalen Kriegsvölkerrechts
- Ethik und Menschenrechte im Zusammenhang mit gezielten Tötungen
- Effizienz der Strategie im Kampf gegen den Terrorismus
- Vergleich der israelischen und amerikanischen Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die historische Verwendung von targeted killings von der Antike bis zur Gegenwart beleuchtet. Anschließend werden prominente Opfer der targeted-killings-Politik vorgestellt, insbesondere die gezielte Tötung des Hamas-Führers Scheich Ahmed Yassin durch Israel. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der israelischen Politik der gezielten Tötungen, ihrer Rechtfertigung aus der Sicht Israels und der Geschichte dieser Praxis. Darüber hinaus wird die amerikanische Praxis der präventiven Interventionen im Kampf gegen den Terrorismus erläutert.
Die Arbeit analysiert die Effizienz der gezielten Tötungen und beleuchtet die verschiedenen rechtlichen Aspekte dieser Strategie. Dabei werden internationale Regelungen, das Kriegsvölkerrecht, die Lehre vom gerechten Krieg und die Menschenrechtliche Unentbehrlichkeit berücksichtigt. Schließlich werden die nationalen Regelungen, insbesondere der deutsche Standpunkt, sowie die Diskussion über die Legitimität der targeted killings in der internationalen Gemeinschaft betrachtet.
Schlüsselwörter
Targeted killings, Krieg gegen den Terror, Terrorismus, internationales Kriegsvölkerrecht, Menschenrechte, Rechtfertigung, Effizienz, Israel, USA, Selbstverteidigung, Just War Theory, Präventivschlag.
- Arbeit zitieren
- Isabella Sing (Autor:in), 2009, Gezielte Tötungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147496