Die Bedeutung strategischer Markenführung für Automobilhersteller am Beispiel von Mini und Seat


Diplomarbeit, 2007

78 Seiten, Note: 1,8

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Danksagung

Einleitung

1. Die Marke
1.1. Definition einer Marke
1.2. Bedeutung der Marke für Automobilhersteller
1.3. Geschichte der Marke Mini
1.4. Geschichte der Marke Seat

2. Aktuelle Marktsituation
2.1. Aktuelle Marktsituation für Kleinwagen in Deutschland
2.2. Aktuelle Marktsituation für Mini in Deutschland
2.3. Aktuelle Marktsituation für Seat in Deutschland
2.4. Aktuelles Verkehrsaufkommen in Deutschland
2.5. Konjunkturdaten für Deutschland und ausgewählte Länder

3. Marketing-Mix
3.1. Produktvergleich Mini Cooper und Seat Leon
3.2. Preisstrategien Mini Cooper und Seat Leon
3.3. Promotionstrategien Mini Cooper und Seat Leon
3.3.1. Messen
3.3.2. Werbung
3.3.3. Online-Auftritte
3.3.3.1. Vergleich zwischen mini.de und seat.de
3.3.4. Points of sale in Deutschland

4. Einführung in das MarkenMatik-Modell von Mc Kinsey
4.1. Einführung in die Grundlagen der Studie
4.2. Fragebogen der Studie
4.3. Daten der Studie
4.4. Analyse der generierten Daten
4.4.1. Marktsegmentierung und Erfassung des Images der Marke
4.4.2. Emotionaler Nutzen der Marke
4.4.3. Intangible Attribute
4.4.4. Rationaler Produktnutzen
4.4.5. Tangible Attribute

5. Erfassung der Markenperformance
5.1. Kauftrichteranalyse am Beispiel Mini Cooper
5.2. Kauftrichteranalyse am Beispiel Seat Leon

6. SWOT-Analyse
6.1. SWOT-Analyse für Mini Cooper
6.2. SWOT-Analyse für Seat Leon

7. Ableitung von Handelsoptionen
7.1. Handlungsoptionen für Mini
7.1.1. Handlungsoptionen im Bereich des emotionalen Markennutzens
7.1.2. Handlungsoptionen im Bereich der intangiblen Attribute
7.1.3. Handlungsoptionen im Bereich rationaler Produktnutzen
7.1.4 Handlungsoptionen im Bereich tangibler Attribute
7.2. Handlungsoptionsmatrix für Seat Leon
7.2.1. Handlungsoptionen im Bereich des emotionalen Markennutzens
7.2.2. Handlungsoptionen im Bereich der intangiblen
7.2.3. Handlungsoptionen im Bereich der intangiblen Attribute
7.2.4. Handlungsoptionen im Bereich tangibler Attribute
7.3. Guerilla-Aktionen der Händler

8. Zusammenfassung

9. Literaturverzeichnis
9.1. Print
9.2. Online
9.3. Interviews

10. Abbildungsverzeichnis

11. Tabellenverzeichnis

Vielen Dank an ...

- Dr. Pascale Mourier, dem Betreuer dieser Arbeit
- Dr. Michael Ganal, Vorstandsmitglied, BMW AG
- Thomas Herbst, BMW Niederlassung Hamburg
- Johannes Reifenrath, Head of Global Communication, DaimlerChrysler AG
- Dr. Wolfgang Reitzle, ehemaliger Vorstand der BMW AG
- Eric Schmitt, President Seat S.A.
- Mag. Christoph Sieder, Vice President PR, Lanxess AG
- Martina Spieth, B.A., Mini Marketing, BMW AG
- Beata Telingo, B.A., BMW Motorsport, BMW AG
- Jo Wolf, Seat Marketing
- Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender, DaimlerChrysler AG
- Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender, Volkswagen AG

Einleitung

Das Thema dieser Arbeit und damit die untersuchte Forschungsfrage ist gleichermaßen einfach wie komplex. Auf den Punkt gebracht lautet die Zielsetzung eine klare Beantwortung der Frage „Warum geben Autokäufer verhältnismäßig viel Geld für bestimmte Marken aus?“

Die Relevanz der Forschungsfrage begründet sich in der Wertschöpfung

der Autoindustrie und deren Bedeutung für die Wirtschaft in Deutschland. 3,35 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hängen direkt oder indirekt vom Auto ab, fast ein Viertel der gesamten Steuereinnahmen1. Die deutsche Automobilindustrie setzte mit der Herstellung von Kraftwagen und Motoren im Jahr 2006 etwa 254 Milliarden Euro um2.

Der aktuelle Stand der Forschung beschreibt anhand von Kauftrichteranalysen den Entscheidungsprozess von Käufern3. Ein Abgleich mit der Produkt- und Marketingstrategie der untersuchten Marken wurde noch nicht im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit veröffentlicht, vielmehr werden vergleichbare Untersuchungen im Rahmen von Wettbewerberanalysen unternehmensintern vorgenommen und nicht publiziert.

Um die komplexe Thematik der strategischen Markenführung verständlich aufzuzeigen, wurden stellvertretend zwei sehr konträre Marken gewählt, die im selben Segment aktiv sind: Mini und Seat, mit den Modellen Cooper und Leon.

Der Seat Leon ist objektiv gesehen ein echtes Mehrwertauto im Vergleich zum Mini Cooper, so der einstimmige Tenor der Fachpresse. Er ist größer, billiger und sieht in seiner Art mindestens ebenso gut aus. Dennoch kann Mini für die Modelle One, Cooper, Cooper S, Cooper D und Cabrio wahre Premiumpreise verlangen – und am Markt erzielen. Vom Markenrelaunch im Jahr 2001 bis zum Modellwechsel im November 2006 verkaufte BMW etwa 850 000 Mini One, Cooper und Cooper S mit Benzin- oder Dieselmotor; der Mini gilt somit als Erfolg.

Es wurde mittels empirischer Forschung versucht, anhand beider Produkte die wesentlichen Erfolgsfaktoren einer strategischen Markenführung zu definieren. So wurde ein Einblick in den Entscheidungsprozess der Käufer möglich, weiters können Rückschlüsse auf den Erfolg der Markenstrategie gemacht werden.

Die Daten wurden aus einer Umfrage unter Käufern der Marken Mini und Seat generiert. Der Befragungszeitraum erstreckte sich über die Monate Januar bis März 2007, insgesamt nahmen 972 Personen teil.

Das Ergebnis dieser Studie unterstreicht die Bedeutung einer kompromisslosen Markenführung, die sich über sämtliche Bereiche des Unternehmens, der Serviceleistungen und des Produkts erstreckt. Nur eine starke und gut gesteuerte Marke garantiert einem Unternehmen nachhaltigen Erfolg, der sich in einer attraktiven Umsatzrendite darstellt und sichere Arbeitsplätze gewährt.

Barcelona, im Mai 2007

1. Die Marke

1.1 Definition einer Marke

Unter einer Marke wird ein in der Psyche des Konsumenten „fest verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung verstanden.4

Ein Produkt bzw. eine Dienstleistung haben dann einen Markenstatus erlangt, wenn sie ein positives, relevantes und unverwechselbares Image beim Konsumenten aufbauen und Verbraucherbedürfnisse befriedigen können.5

Wie die Bezeichnung Marke bereits vermuten lässt, steht im Mittelpunkt die Markierung, also das eindeutige Kennzeichnen eines Produktes. Nur so ist es im Wettbewerb möglich, eine Ware unverwechselbar im Focus des Konsumenten zu etablieren.

Das Markendreieck ermöglicht, eine Marke zu erkennen:

- Marke: Begriff und/oder Zeichen, die ein Produkt kennzeichnen
- Markenname: Der sprachliche Teil der Marke
- Markenzeichen: Erkennbarer, aber nicht sprachlich darstellbare Teil einer Marke.

Dieses Dreieck verankert definierte Werte in den Köpfen der Konsumenten. Über oft Jahrzehnte gelernte Begriffe werden mit einem Namen und einem Zeichen verknüpft und können so wesentlich die Kaufentscheidung prägen.

Gelingt einer Marke durch Assoziationen bestimmter Werte ihres Markenkerns im Kopf der Zielgruppen einen am Durchschnitt gemessenen hohen Preis zu verlangen sowie zu erzielen, ist dieser generierte Mehrwert eine Leistung gelungener strategischer Markenführung.

1.2 Bedeutung der Marke für Automobilhersteller

Mit jeder Motorshow wächst die Anzahl der Modelle, nahezu jährlich werden neue Segmente definiert und zügig erschlossen. Gab es vor zehn Jahren noch Kleinwagen, Kompaktwagen, Mittelklasse und Oberklasse, so antworteten die Konzerne mit Cabrios, SUV und zahlreichen Mischformen wie etwa Sportwagen in der Kleinwagenklasse (Smart Roadster), geländegängigen Kombis (Audi allroad quattro) und komfortablen Geländefahrzeugen (Mercedes ML-Klasse).

Die Hersteller dringen bereits in die Nischen der Nischen vor, entsprechend wichtig wird die Marke. Denn gleichzeitig wird die Unterscheidung zwischen den einzelnen Produkten immer schwieriger, die Unterschiede der drei Parameter Leistung, Qualität und Design immer schwieriger zu differenzieren.

Neue Medien sowie der Trend zur Globalisierung bewirken, dass die Kundenanforderungen betreffend Design weltweit immer kleinere Unterschiede aufweisen. Die Markenpräferenzen Jugendlicher werden sehr stark durch TV geprägt, wobei vor allem international erfolgreiche Sender konsumiert werden. Der Jugendsender MTV wird aktuell in 179 Ländern in etwa 508 Millionen Haushalten empfangen6 und gilt als grenzüberschreitender Style- und Trendscout.

Der Geschmack potentieller Autokäufer war in der Vergangenheit lokal geprägt, heute gilt es mit einer Karosserieform den Geschmacksnerv in möglichst vielen Ländern der Welt zu treffen.

Lokale Geschmacksvorlieben gehen vor allem bei koreanischen Herstellern nur noch bei der Designgestaltung der Stoffe im Innenraum ein.

Dies führt zu einer Anpassung im Design, die von der Grundstruktur der Karosserie bis hin zu den kleinsten Stilelementen wie Scheinwerfer oder Lüftungsschlitzen reicht. Selbstverständlich führt auch eine Standardisierung internationaler Rechtsvorschriften betreffend Fußgängerschutz oder Crashsicherheit zu einem immer kleiner werdenden Spielraum für Designer, dennoch sind sämtlicher Hersteller um optische Unterscheidung zum Wettbewerb bemüht.

Auch in der Technik werden Unterschiede immer schwerer darstellbar. Hier liegt es aber vor allem an den Rechtsvorschriften der einzelnen Märkte, die aktuell sämtliche Bereiche rund um das Auto viel stärker reglementieren, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war.

Das Fortschreiten des Klimawandels, die aktuelle Diskussion betreffend der Belastung durch Feinstaub in den Städten sowie die immer stärkere internationale Reglementierung betreffend Crashsicherheit führen in Zukunft bestimmt auch weiterhin zu einem Ansteigen der gesetzlichen Vorschriften rund um das Auto. Diese Regelungen werden im Zeitalter der Globalisierung immer weiter international umgesetzt. Schon heute gelten Normen rund um die passive Sicherheit im gesamten EU-Raum, weitere Normen auf europäischer Gesetzgebungsebene werden in absehbarer Zeit folgen.

All diese Fakten unterstreichen die Bedeutung strategischer Markenführung. Eine weltweit erfolgreiche Marke gilt als Wertschöpfungsfaktor für den Hersteller und als Orientierungshilfe für den Kunden. Die aktuell im Markt gehandelten Fahrzeuge weisen aller Kritiken zum Trotz eine noch nie produzierte und konstruierte Qualität auf. Das Kriterium der Qualität kann also eine Kaufentscheidung nicht mehr glaubhaft beeinflussen, da es eben kaum noch richtig schlechte Autos gibt. Deshalb versucht der Käufer sich mit seiner Kaufentscheidung von der Masse abzuheben und sich selbst mit den Werten einer Marke darzustellen. Ein neuer Mini symbolisiert einen gewissen Wohlstand, denn der Käufer kann sich bewusst ein im Klassenvergleich teures Auto leisten. Und ein Seat suggeriert auf den ersten Blick Werte wie Design und Emotion.

1.3 Geschichte der Marke Mini

Bereits 1922 erregte der Austin Seven des britischen Autopioniers Herbert Austin großes Aufsehen. Es handelte sich um einen günstigen Kleinwagen mit relativ robuster Technik, der bis zum Produktionsstopp 1939 ein Fixpunkt der britischen Autoindustrie war. Design und Lifestyle standen damals nicht im Rampenlicht, vielmehr war Zweckmäßigkeit stark nachgefragt. Einer der wichtigsten Mitbewerber dieser Zeit war William Richard Morris, dessen Unternehmen 1951 mit Austin fusionierte und sodann als British Motor Corporation (BMC) auf internationalen Märkten agierte.

1959 präsentierte BMC einen Kleinwagen, der unter den Bezeichnungen Austin Seven und Morris Mini Minor zahlreiche Käufer fand. Zu dieser Zeit war der britische Individualverkehr von der Suezkrise geprägt, deren Auswirkung zu steigenden Kraftstoffpreise führte. Wieder waren kleine, billige und vor allem sparsame Fahrzeuge gefragt. Der Techniker Sir Alec Issigonis konstruierte aus bereits vorhandenen Baugruppen der BMC einen Kleinwagen, der genau diese Anforderungen erfüllte; nämlich den ersten Mini.

Nach der Suezkrise verbilligte sich der Kraftstoff wieder, Spaß und Fahrfreude rückten plötzlich in den Fokus der Kunden. Der Hersteller reagierte 1961 mit dem sportlicheren Mini Cooper, der mit einer leistungsstarken Maschine ausgestattet war und so dreimal die Rallye Monte Carlo7 für sich entscheiden konnte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Hopkirk/Liddon bei der Siegerehrung, Rallye Monte Carlo 1964 (Werk)

Im Rahmen einer Umstrukturierung innerhalb des Unternehmens wurde Mini im Jahre 1969 neben Alvis, Austin, Jaguar, Land Rover, Leyland, MG, Morris, Riley, Rover, Triumph und Wolseley eine eigenständige Marke unter dem Dach von BMC.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten in den Achtzigern zu einer Reduzierung im Markenportfolio, Oktober 2000 stellte BMC nach 5,3 Millionen gebauten Fahrzeugen für immer die Produktion ein. Nur wenige Marken überlebten und wurden von Investoren belebt. Oder wurden wie etwa Aston Martin oder Jaguar von einem potenten Mitbewerber (Ford Motor Company) übernommen.

BMW erwarb Rover und Mini, diese Übernahme führte zu den Modellen Rover 75 und dem neuen Mini. Von Rover trennte sich BMW wieder, Mini wuchs aber zu neuen Höhen.

2001 präsentierte BMW den aktuellen Mini, der nach dem Umzug aus Longbridge 2006 wieder in Oxford gebaut wird. Nach 850 000 gebauten Mini wurde das Werk im Jahr 2006 grundlegend erneuert, seit September 2006 läuft nun ein neues Modell vom Band. Dieses ist auf den ersten Blick zwar von seinem Vorgänger nur im Detail zu unterscheiden, stellt mit neuen Motoren, Getriebe und veränderten Komponenten im Bereich des Fahrwerks und der Lenkung technisch aber weit mehr als nur ein optisches Facelift dar.

Die Geschichte des Mini wurde stets von Erfolgen im Motorsport begleitet, der Hersteller setzte so anfangs vermutlich sogar unbewusst ein ganz klares Zeichen und legte in Verbindung mit einer kontinuierlichen Designsprache den Grundstein für einen Mythos. Dieser Fakt ist insoweit erstaunlich, als der Mini stets ein für die meisten Teile der Bevölkerung bezahlbares Auto war und sogenannte Mythen auf Rädern gewöhnlich sehr teure Sportwagen (etwa Ferrari Zwölfyzlinder und Porsche 911) oder luxuriöse Limousinen (etwa Maybach und Citroen DS) sind.

1.4 Geschichte der Marke Seat

Als spanische Niederlassung des italienischen Automobilkonzerns Fiat wurde Seat 1919 in Barcelona gegründet. Ziel war es, hier Fahrzeuge der Marke Fiat für den spanischen Markt zu bauen. Das Instituto National de Industria (INI), eine staatliche Industrieholding, erwarb den spanischen Unternehmensteil des Fiat-Konzerns und benannte ihn Sociedad Espanola de Automoviles (SEAT) und baute weiterhin auf Basis einer Lizenz Fiat-Fahrzeuge.

Im Jahre 1979 ging Seat wieder an Fiat zurück, um das Unternehmen nur zwei Jahre später wieder an den spanischen Staat zu verkaufen. Noch immer produzierte Seat mit den Modellen Marbella und Fura Fahrzeuge aus der Fiat-Palette unter eigener Marke. Allerdings erwarb Seat Lizenzen von Volkswagen und baute weiterhin in Spanien die Modelle Polo, Passat und Santana in teilweise beachtlicher Fertigungsqualität.

Erst 1984 stellte Seat erstmals ein Fahrzeug vor, dass komplett im eigenen Haus gebaut wurde, den Seat Ibiza. Die Entwicklung erfolgte in weiten Teilen Inhouse, betreffend der Motorabstimmung nahm Seat Beratungstätigkeiten durch die Porsche in Anspruch. Der Volkswagen- Konzern erwarb 1986 75 Prozent der Aktien, die restlichen 25 Prozent erwarb VW im Jahre 1990.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Präsentation des Seat Ibiza am Pariser Autosalon 1984 (Werk)

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Seat traditionell Teil eines Konzerns ist und die Übernahme von technischen Komponenten sowie weite Teile der Designsprache stets von Dritten zur Verfügung gestellt wurde. Erst die Übernahme zu hundert Prozent durch Volkswagen führte zur Entwicklung einer eigenen Designkultur.

2. Aktuelle Marktsituation

2.1 Aktuelle Marktsituation für Kleinwagen in Deutschland

Durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent am 1. Januar 2007 kam es ab Mitte 2006 in Deutschland zu einer steigenden Nachfrage am Kraftfahrzeugmarkt. Zahlreiche Konsumenten zogen die Autoanschaffung vor, um so Geld zu sparen.

Im Jahr 2006 wurden insgesamt 5 023 737 Pkw in Deutschland produziert8. Kaufentscheidungen wurden auch seitens der Unternehmer im b2b-Geschäft vorgezogen, um bei einem weiterhin ununterbrochenen Konjunkturanstieg der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen entsprechend ausgerüstet zu sein.

Zur Marktanalyse wurde die Zulassungsstatistik des Kraftfahrzeug Bundesamtes (KBA) verwendet. Obwohl die Fahrzeuge Mini (inklusive Cabrio und Stahldach) sowie Seat Leon in weiten Teilen vergleichbar sind, werden sie vom KBA in unterschiedlichen Segmenten gelistet: Der Mini zählt hier zum Segment Kleinwagen, die Zahlen für den Leon mixt das KBA mit jenen der weitaus größeren Modelle Seat Toledo und Altea. Die Tabelle des KBA muss unter Rücksicht auf diese Unschärfe entsprechend interpretiert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Statistik des KBA, Flensburg (www.kba.de)

Nach etwa 3,4 Millionen Neuzulassungen in 2006 schätzt der

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer trotz der Mehrwertsteuererhöhung für 2007 mit nur einem leichten Nachgeben der Nachfrage. „Im Gegensatz zu manch pessimistischer Einschätzung erwarten wir für das Gesamtjahr 2007 trotz Mehrwertsteuer-Delle im ersten Quartal in den Folgeperioden einen sich erholenden Automarkt.“9 Weiters werden wichtige Neuerscheinungen eine positive Auswirkung auf den Markt haben: Mercedes stellte die neue C-Klasse Anfang April am Genfer Salon vor, der junge Opel Corsa wird das Kleinwagensegment dominieren.

Mangelnde Modellerneuerungen werden Seat sinkende Verkaufszahlen einbringen, Mini wird mit dem Nachschieben einer Diesel-Motorisierung (Cooper D) und dem Basis-Benziner Mini One im April 2007 eine steigende Nachfrage generieren können.

2.2. Aktuelle Marktsituation für Mini in Deutschland

Mini ist ein Teil der BMW Group, und diese erzielt mit ihrer Produktoffensive in den vergangenen Monaten Rekorde in Absatz, Umsatz und erfreut sich über attraktive Aktienkurse. Die BMW Group hat ihren Absatz im Jahr 2006 um 3,5 Prozent gesteigert, weltweit wurden 1 373 926 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.10 Vom Mini wurden im Zeitraum zwischen der Markteinführung 2001 weltweit insgesamt 803.296 Einheiten verkauft. Deutschland ist hinter den USA und Groß Britannien der drittwichtigste Markt für Mini11.

In den Monaten Januar bis September 2006 wurden von Mini 146.851 Autos verkauft, das sind 7,9 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres 2005. BMW begründete die Absatzrückgänge mit dem Umzug der Fertigungsanlage von Longbridge nach Oxford und der Produktionsumstellung auf die neue Generation des Mini.

Diese Presseinformation darf als glaubwürdig eingeschätzt werden, da die neue Mini-Generation mit dem Vorgängermodell hauptsächlich das Design teilt. Motoren, Getriebe, Fahrwerk und selbst die Abmessungen von Höhe, Breite und Radstand wurden verändert.

Die neue Generation wurde am 18. November 2006 in den deutschen Markt eingeführt, vorerst mit den Benzinmodellen Cooper S (175 PS) und Cooper (120 PS). Diese Neueinführung führte im Dezember 2006 zu einem Anstieg der Verkaufszahlen von 10 020 (2005) auf 13 991 Einheiten. Dies entspricht einem Plus von 39,6 Prozent. Einen weiteren Zuwachs im Geschäftsjahr 2007 wird die Einführung des Mini Cooper D (März 2007) , Cabrio (Oktober 2007) und des Kombi „Clubman“ (Oktober 2007) bewirken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Kursverlauf der Aktie der BMW AG zwischen April 2004 und April 2007 (www.ftd.de)

2.3 Aktuelle Marktsituation für Seat in Deutschland

Seat konnte im Jahr 2006 ein hervorragendes Vertriebsergebnis verzeichnen, mit 60 975 Neuzulassungen in Deutschland beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahr knapp acht Prozent. Seat wuchs damit erheblich stärker als der Gesamtmarkt (plus 3,8 Prozent) und erreichte so einen Marktanteil von 1,8 Prozent (2005: 1,7 Prozent).12 Vor allem die beiden Modelle Ibiza und Leon hatten einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung: Ende 2005 wurde der Leon eingeführt, März 2006 stellte Seat das Facelift des Ibiza vor.

Doch Seat gilt damit innerhalb des Markenportfolios des Volkswagen-Konzerns nur als Underperformer, der Konzern steigerte in 2006 die Anzahl der verkauften Neufahrzeuge um 9,3 Prozent auf 5,73 Millionen.13 Durch einen Wechsel an der Spitze des Volkswangen Konzern steht aktuell auch die Strategie von Seat zur Diskussion, die aktuellen Absatzzahlen würden nach Ansicht des neuen VW Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn „einen Strategiewechsel rechtfertigen“.14

[...]


1 www.vda.de, besucht am 21. April 2007

2 www.vda.de, besucht am 22. April 2007

3 MCM/McKinsey 2002

4 Meffert, H.; Burmann, C.; Koers, M. (2002)

5 Weinberg, P. (1993)

6 http://www.viacombrandsolutions.de, besucht am 21. April 2007

7 In den Jahren 1964, 1965, 1967

8 Automobil Revue, Bern 2007

9 F. Dudenhöffer in Compact 4-5/2007

10 Mitteilung des Unternehmens im Rahmen der NAIAS (Detroit Motor Show, Januar 2006). BMW: 1 185 049 Fahrzeuge (Vorjahr: 1 126 768), Mini 188 072 Fahrzeuge (Vorjahr: 200 428), Rolls-Royce 805 Fahrzeuge (Vorjahr 796). BMW Motorrad: 100 064 Fahrzeuge (Vorjahr: 97 474)

11 Interview mit Marcus Syring

12 www.auto-reporter.net, besucht am 16.01.07

13 Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender Volkswagen AG, auf der NAIAS Detroit, Januar 2006. VW: 3,39 Mio (plus 10 Prozent), Audi: 905 000 (plus 9,2 Prozent), Skoda: 550 000 (plus 11,7 Prozent), Seat: 430 000 (plus 1,9 Prozent), Bentley: 9200 (plus 7,1 Prozent), Lamborghini: 2087 (plus 30,4 Prozent), Bugatti: 47 (Vorjahr: null), Volkswagen Nutzfahrzeuge: 442 000 (plus 10 Prozent)

14 Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender Volkswagen AG im Gespräch mit dem Autor im Rahmen des Genfer Salons 2007.

Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung strategischer Markenführung für Automobilhersteller am Beispiel von Mini und Seat
Hochschule
( Europäische Fernhochschule Hamburg )
Note
1,8
Jahr
2007
Seiten
78
Katalognummer
V147603
ISBN (eBook)
9783640585083
ISBN (Buch)
9783640585205
Dateigröße
1183 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Die Bedeutung strategischer Markenführung für Automobilhersteller am Beispiel von Mini und Seat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147603

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Bedeutung strategischer Markenführung für Automobilhersteller am Beispiel von Mini und Seat



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden