Die Nachahmung fremder Erzeugnisse reicht vor den Beginn unserer Zeitrechnung zurück. Gleichgültig, ob es sich um künstlerische, handwerkliche oder industrielle Leistungserzeugnisse handelt: Wer mit seinen Leistungen aus dem Bereich der geläufigen und allgemein bekannten Standards heraustritt, ist seit alters her auch der unlauteren Ausnutzung seines Schaffens ausgesetzt.
Bereits in der Antike wurden vor allem keramische Produkte mit Marken versehen, die auf den Hersteller hinweisen sollten. Echte wie auch gefälschte Exemplare von Marken-Öllampen renommierter Hersteller der Antike wurden selbst in entlegenen Gebieten des ehemaligen römischen Reiches gefunden.
War Produkt- und Markenpiraterie im Laufe der Geschichte immer ein allgegenwärtiges Phänomen, so ist sie in den letzten drei Jahrzehnten in rasanter Geschwindigkeit zu einer ernsthaften Bedrohung hoch entwickelter Industriestaaten avanciert.
Nach einer Schätzung des für Produktpiraterie zuständige Counterfeiting Intelligence Bureau (CIB) der Internationalen Handelskammer (ICC-International Chamber of Commerce) liegt der Schaden durch Produktpiraterie jährlich bei 5-7% des Welthandelsvolumens. Dies entspricht derzeit einem geschätzten Umfang von 500 Milliarden US-Dollar.
Zugenommen hat dabei in neuester Zeit nicht nur die Fälschung von Konsumgütern wie Luxusartikeln und einfachen Bedarfsgegenständen, sondern auch in der Investitionsgüterindustrie der Nachbau hochtechnologischer Erzeugnisse. Diese Form der Piraterie hat weit reichende Auswirkungen auf Volks- und Einzelwirtschaften. Der Verein Deutscher Maschinen und Anlagenbauer e.V. (VDMA) schätzt den Verlust des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus für das Jahr 2007 auf 7 Milliarden Euro, bei einem Gesamtumsatz von rund 193 Milliarden Euro, ein.
Die Unternehmen sind dabei nicht nur allein durch die Fälschung Ihrer Produkte geschädigt, sondern auch durch eine stark veränderte Wettbewerbssituation.
Betroffene Unternehmen stehen neuen Herausforderungen hinsichtlich des Schutzes Ihrer Innovationen und Kernkompetenzen gegenüber. Die rein juristische Bekämpfung des Problems ist insbesondere bei Fälschungen asiatischen Ursprungs auf Grund der mangelhaften Durchsetzbarkeit der Schutzrechte nicht mehr ausreichend.
In der vorliegenden Arbeit werden die wachsenden Herausforderungen der Produktpiraterie im Speziellen für die deutsche Investitionsgüterindustrie untersucht.Die Entwicklung geeigneter Abwehrstrategien wird ausführlich behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- 2. Grundlagen zur Problematik der Produktpiraterie
- 2.1 Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
- 2.1.1 Geistiges Eigentum
- 2.1.2 Nachahmungstypen
- 2.1.3 Produktpiraterie
- 2.1.4 Markenpiraterie
- 2.1.5 Konzeptpiraterie
- 2.1.6 Wirtschaftsspionage
- 2.2 Historische Entwicklung und Ausweitung
- 2.3 Ursachen
- 2.3.1 Motivation der Produktpiraten
- 2.3.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
- 2.3.3 Juristische Rahmenbedingungen
- 2.3.4 Kulturelle Hintergründe
- 2.4 Erscheinungsformen
- 2.4.1 Low- und High-Tech Counterfeiting
- 2.4.2 Reverse Engineering
- 2.5 Herkunftsländer
- 2.1 Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
- 3. Wirtschaftliche Auswirkungen der Produktpiraterie
- 3.1 Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Produktpiraterie
- 3.1.1 Steuerausfälle
- 3.1.2 Verlust an Arbeitsplätzen
- 3.1.3 Zusatzkosten zur Bekämpfung
- 3.1.4 Kriminalisierung der Wirtschaft
- 3.1.5 Abkühlung des Investitionsklimas
- 3.2 Einzelwirtschaftliche Auswirkungen der Produktpiraterie
- 3.2.1 Auswirkungen auf die Rechteinhaber
- 3.2.1.1 Umsatzeinbußen
- 3.2.1.2 Zusatzkosten für Schutzmaßnahmen und Rechteverfolgung
- 3.2.1.3 Imageverlust
- 3.2.1.4 Produkthaftung
- 3.2.1.5 Know-how Verlust
- 3.2.2 Auswirkungen auf Abnehmer
- 3.2.2.1 Finanzielle Schäden
- 3.2.2.2 Produktsicherheit
- 3.2.2.3 Schadenersatz
- 3.2.3 Branchenspezifische Unterschiede
- 3.2.1 Auswirkungen auf die Rechteinhaber
- 4. Ausmaße der Produktpiraterie in der Investitionsgüterindustrie
- 4.1 Befunde aus Umfragen
- 4.1.1 Umfrage des VDMA
- 4.1.2 Umfrage der Technischen Universität München
- 4.1.3 Umfrage der Universität Erlangen
- 4.2 Bewertung der Umfrageergebnisse
- 4.3 Fallbeispiele
- 4.3.1 Vietz GmbH
- 4.3.2 Doppelmayr AG
- 4.1 Befunde aus Umfragen
- 5. Produktpiraten als Wettbewerber
- 5.1 Das Fünf-Kräfte-Modell nach Porter
- 5.2 Auswirkungen von Produktpiraterie auf den Branchenwettbewerb
- 5.2.1 Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
- 5.2.2 Bedrohung durch potentielle neue Konkurrenten
- 5.2.3 Gefahr der Substitution durch Ersatzprodukte
- 5.2.4 Verhandlungsstärke der Abnehmer
- 5.2.5 Verhandlungsstärke der Lieferanten
- 5.3 Fazit der Wettbewerbsanalyse
- 6. Präventive Maßnahmen der Pirateriebekämpfung
- 6.1 Juristische Maßnahmen
- 6.1.1 Patentrecht
- 6.1.2 Gebrauchsmusterrecht
- 6.1.3 Markenrecht
- 6.1.4 Geschmacksmusterrecht
- 6.1.5 Vertraglicher Know-how Schutz
- 6.2 Technische Maßnahmen
- 6.2.1 Originalitätskennzeichnung
- 6.2.2 Unikatkennzeichnung
- 6.2.3 Komplizierung
- 6.2.4 Dekompositionsbarrieren
- 6.2.5 De-Standardisierung
- 6.3 Betriebswirtschaftliche Maßnahmen
- 6.3.1 Produktinnovation
- 6.3.2 Herstellung und Beschaffung
- 6.3.3 Preis- und Konditionenpolitik
- 6.3.4 Vertriebspolitik
- 6.3.5 Kommunikationspolitik
- 6.3.6 After Sales Management
- 6.3.7 Personalpolitik
- 6.4 Fazit zu präventiven Schutzmaßnahmen
- 6.1 Juristische Maßnahmen
- 7. Strategiekonzeption zur Pirateriebekämpfung
- 7.1 Grundstrategien gegen Produktpiraterie
- 7.2 Entwicklung einer Piraterieschutzstrategie
- 7.2.1 Situationsanalyse
- 7.2.2 Strategieauswahl und Ableitung von Schutzmaßnahmen
- 7.2.3 Integration und Monitoring
- 7.3 Organisatorische Implementierung
- 7.4 Praxisbeispiel Sprühsep GmbH
- 7.4.1 Das Unternehmen
- 7.4.2 Pirateriesituation
- 7.4.3 Bewertung und Handlungsempfehlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Produktpiraterie in der Investitionsgüterindustrie. Sie analysiert die Ursachen und Auswirkungen dieser Problematik und entwickelt präventive Maßnahmen zur Pirateriebekämpfung. Die Arbeit betrachtet dabei die verschiedenen Facetten der Produktpiraterie, von den rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis hin zu den Auswirkungen auf den Wettbewerb.
- Begriffsbestimmung und Abgrenzung von Produktpiraterie
- Ursachen und Folgen von Produktpiraterie
- Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Investitionsgüterindustrie
- Präventive Maßnahmen zur Pirateriebekämpfung
- Entwicklung einer Strategie zur Pirateriebekämpfung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung der Produktpiraterie in der Investitionsgüterindustrie dar und definiert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Grundlagen der Produktpiraterie, indem es Begriffsbestimmungen, historische Entwicklungen, Ursachen und Erscheinungsformen analysiert. In Kapitel 3 werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Produktpiraterie auf die Volkswirtschaft und einzelne Unternehmen untersucht. Kapitel 4 befasst sich mit den Ausmaßen der Produktpiraterie in der Investitionsgüterindustrie anhand von Befunden aus Umfragen und Fallbeispielen. Kapitel 5 analysiert die Auswirkungen von Produktpiraterie auf den Branchenwettbewerb und die Wettbewerbsposition der Unternehmen. Kapitel 6 präsentiert präventive Maßnahmen zur Pirateriebekämpfung, die sich auf juristische, technische und betriebswirtschaftliche Aspekte konzentrieren. Kapitel 7 entwickelt eine Strategiekonzeption zur Pirateriebekämpfung, die eine Situationsanalyse, Strategieauswahl und Implementierung umfasst. Das Kapitel beinhaltet zudem ein Praxisbeispiel zur Veranschaulichung der entwickelten Strategie. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, die die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfasst und Ausblicke auf zukünftige Entwicklungen gibt.
Schlüsselwörter
Produktpiraterie, Investitionsgüterindustrie, Geistiges Eigentum, Nachahmung, Wettbewerb, Ursachen, Auswirkungen, Präventionsmaßnahmen, Strategien, Rechtsrahmen, Wirtschaftsspionage, Markenpiraterie, Konzeptpiraterie, Reverse Engineering, Schutzmaßnahmen, Wettbewerbsvorteile, Fallbeispiele, Branchenanalyse.
- 3.1 Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Produktpiraterie
- Quote paper
- Dipl.-Ing. Karl Hoffmann (Author), 2009, Produktpiraterie in der Investitionsgüterindustrie - Situationsanalyse und Abwehrstrategien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147623