Heinrich der Löwe (1133-1195) ist sicherlich eine der meist imponierenden Persönlichkeiten des 12. Jahrhunderts. Betrogen um sein väterliches Erbe, lernte er früh in der Auseinandersetzung besonders mit den Großen Sachsens die Sphäre der Macht kennen. Er sollte sich bald in dieser durchsetzen und zunächst die Verhältnisse in Sachsen, später die in Bayern dominieren. Doch seine Tatkraft erschöpfte sich nicht in der Wiedererlangung seines Erbes.
Die vorliegende Arbeit wird sich mit der Herrschaftsausübung Heinrichs in Sachsen, mit Blick auf die Sonderstellung des Landes nördlich der Elbe, auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang werden die besonderen Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten zu untersuchen sein, die maßgebend auf die Expansionsbemühungen Einfluss nahmen. Anhand dieser Auseinandersetzung wird schließlich zu klären sein, inwieweit Heinrich als Gestalter und alleinige Kraft der Vorgänge in Transalbingien zu gelten hat. Die leitende Frage wird sein: Lässt sich die herausragende Stellung Heinrichs des Löwen durch die Reduktion auf eine gewalttätige egoistische Alleinherrschaft, die sich in der „Verdichtung und Expansion der welfischen Herrschaft in Sachsen“ , sowie durch „die Zähigkeit, bisweilen gar über Brutalität, mit welcher der […] Herzog seine Ziele verfolgte“ abzeichnet, zu genüge erfassen? Oder ist in seiner Tätigkeit nicht eher ein konsequenter und unnachgiebiger, jedoch kein „selbstherrlicher, im eigentlichen Sinne absoluter, unumschränkter Herrscher“ , zu sehen?
Die Arbeit wird sich an einem Überblick der Herrschaftszentren Heinrichs (Kap. 2 Sachsen und Kap. 3 Transalbingien) versuchen, um über die Stationen, Herrschaftssicherung und –expansion eine Reflektionsfläche für das Privileg von Goslar (Kap. 4), das sich selbst scheinbar ausschließlich auf die Regelung der Verhältnisse in Transalbingien bezieht, zu erstellen. Es wird zu zeigen sein, dass die oben vorgestellte Darstellung Heinrichs als stark vereinfachte Sicht zu gelten hat.
Die Person Heinrichs des Löwen steht im Mittelpunkt vieler wissenschaftlicher Arbeiten, aus denen eine Auswahl als Grundlage dieser Arbeit dient. Als einschlägige Quelle für die Ereignisse in Transalbingien wird im Folgendem die „Slawenchronik“ von Helmold von Bosau herangezogen, sowie als Fixpunkt der Regelung der Herrschaftsverhältnisse in dieser Gegend die Urkunde Friedrichs I. von 1154 – Goslarer Privileg.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sachsen
- Die Herzogswürde
- Der Kampf um die Hausmacht
- Die Verwaltung der Hausmacht
- Transalbingien
- Die Expansion in das Land nördlich der Elbe
- Die Herrschaftsverhältnisse
- Der Konflikt Heinrichs und Hartwigs
- Die Bedeutung und Folgen des Konflikts
- Goslarer Privileg
- Der Kontext und Inhalt
- Die Rückbindung an das Reich
- Relativierung eines Herrscherbildes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Herrschaftsausübung Heinrichs des Löwen in Sachsen auseinander, wobei der Fokus auf die Sonderstellung des Landes nördlich der Elbe liegt. Ziel ist es, die besonderen Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten zu untersuchen, die maßgeblich auf die Expansionsbemühungen Heinrichs Einfluss nahmen. Anhand dieser Analyse wird geklärt, inwieweit Heinrich als Gestalter und alleinige Kraft der Vorgänge in Transalbingien zu gelten hat.
- Die Ausgestaltung der Herzogswürde in Sachsen
- Der Kampf um die Hausmacht und die Sicherung des Erbes
- Die Expansion Heinrichs in Transalbingien
- Die Bedeutung des Goslarer Privilegs im Kontext der Herrschaftsverhältnisse
- Die Frage nach der Rolle Heinrichs als Gestalter oder alleiniger Kraft der Vorgänge in Transalbingien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema und stellt die Forschungsfrage dar: Lässt sich die herausragende Stellung Heinrichs des Löwen durch die Reduktion auf eine gewalttätige egoistische Alleinherrschaft erklären, oder ist in seiner Tätigkeit ein konsequenter und unnachgiebiger, jedoch kein absoluter Herrscher zu sehen?
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Herrschaftsausübung Heinrichs in Sachsen. Es werden die grundlegenden Prinzipien der Machtausübung beleuchtet, insbesondere die Ausgestaltung der Herzogswürde, der Kampf um die Hausmacht und die Verwaltung der Hausmacht.
Das dritte Kapitel widmet sich der Expansion Heinrichs in Transalbingien. Es untersucht die besonderen Bedingungen und Möglichkeiten, die maßgeblich auf die Expansionsbemühungen Einfluss nahmen, sowie den Konflikt mit Hartwig und dessen Folgen.
Das vierte Kapitel analysiert das Goslarer Privileg, das sich scheinbar ausschließlich auf die Regelung der Verhältnisse in Transalbingien bezieht. Es wird gezeigt, dass die Darstellung Heinrichs als starker Herrscher eine vereinfachte Sicht ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern der Herrschaftsausübung, Expansionspolitik, Lehnrecht, Herzogswürde, Transalbingien, Goslarer Privileg und der Person Heinrichs des Löwen.
- Arbeit zitieren
- Mathias Hetmank (Autor:in), 2008, Die Herrschaft Heinrichs des Löwen - Das Goslarer Privileg im Spiegel seiner Vorgeschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147639