Die Philosophen und Schriftsteller bestimmter Epochen haben die Freundschaft als bedeutsamste unter den zwischenmenschlichen Beziehungen hervorgehoben und ihr zum Teil sogar eine über den Bereich des Privaten weit hinaus gehende Funktion zuerkannt.
Unter den unzähligen literarischen Werken, in denen das Thema ‚Freundschaft’ Eingang gefunden hat, ist Friedrich Schillers Drama "Don Karlos. Infant von Spanien" (1787) sicherlich eines der berühmtesten und prägnantesten. Die vorliegende Hausarbeit untersucht, wie Freundschaft in diesem Theaterstück dargestellt wird, welche verschiedenen Freundschaftsmodelle behandelt werden und geht der Frage nach, ob in dem Stück ein Freundschaftsideal mit einer möglichen gesellschaftlichen Tragweite vermittelt wird.
Nachdem zunächst der geistige Hintergrund, auf dem die Schriftsteller des 18. Jahrhunderts aufbauen können, dargelegt worden ist, wendet sich der Hauptteil der Hausarbeit der Analyse von Schillers "Don Karlos" im Hinblick auf das Thema ‚Freundschaft’ zu. Zunächst wird erläutert, wie Schiller in seinem Drama die Prinzipien der am persönlichen Nutzen orientierten Freundschaft, wie sie unter den Mitgliedern des Hofes praktiziert wird, darstellt. Dieser negativ konnotierten Form der Freundschaft stellt Schiller das im 18. Jahrhundert neuentwickelte, eng mit dem Begriff der Tugend verbundene, Freundschaftsmodell gegenüber, das exemplarisch durch das Freundespaar Karlos und Posa vorgeführt wird. Dabei wird auch untersucht, inwieweit man von einer Instrumentalisierung der Freundschaft durch Posa oder gar von einem Verrat an dem Freund sprechen kann, wie es in der Schillerforschung mitunter der Fall gewesen ist. Besondere Aufmerksamkeit kommt bei diesem Punkt dem Freundschaftsbeweis Posas durch seine Selbstopferung zu. Den Abschluss des Hauptteils bildet die Behandlung der Frage, inwieweit die Freundschaft im Don Karlos auch als Grundlage einer bürgerlich-republikanischen Utopie gesehen werden kann und ob das Drama sich ohne weiteres als Kritik am Despotismus absolutistischer Herrscher lesen lässt. Daraus werden sich dann Rückschlüsse auf Schillers Ansicht über die tatsächliche gesellschaftliche Sprengkraft des Freundschaftsideals des 18. Jahrhunderts ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Aufbau der Arbeit
- ,Freundschaft' - Versuch einer Definition
- ,Freundschaft' in der philosophischen Tradition
- ,Freundschaft' aus soziologischer Sicht
- Versuch einer Definition des Begriffs, Freundschaft'
- Freundschaft im 18. Jahrhundert
- Aufwertung der Freundschaft
- Gesellschaftliche Voraussetzungen
- Die ,tugendempfindsame' Freundschaft
- Die gesellschaftliche Umsetzung des Freundschaftskultes
- Einschränkungen
- ,Freundschaft' in Schillers Don Karlos
- Die Bedeutung von Freundschaften für Schiller
- Das Thema, Freundschaft' in Schillers Don Karlos
- Die Darstellung der höfischen Freundschaft
- Die Freundschaft zwischen Karlos und Posa
- Das Gegenbild zur höfischen Freundschaft
- Die Konkurrenz mit Verwandtschaft und Liebe
- Der Vorwurf der Instrumentalisierung der Freundschaft
- Die Freundschaft als Absolutismuskritik und Grundlage einer bürgerlich-republikanischen Utopie
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung von Freundschaft in Friedrich Schillers Drama Don Karlos. Sie untersucht verschiedene Freundschaftsmodelle im Stück und analysiert, ob darin ein Ideal mit gesellschaftlicher Tragweite vermittelt wird.
- Definition des Begriffs „Freundschaft“ unter Einbezug philosophischer und soziologischer Ansätze
- Die Entwicklung des Freundschaftskultes im 18. Jahrhundert und dessen gesellschaftliche Auswirkungen
- Die Bedeutung von Freundschaften im Leben und Werk Schillers
- Die Darstellung verschiedener Freundschaftsmodelle in Don Karlos, insbesondere die höfische Freundschaft und die Freundschaft zwischen Karlos und Posa
- Die Frage, ob die Freundschaft in Don Karlos als Grundlage einer bürgerlich-republikanischen Utopie verstanden werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Definition des Begriffs „Freundschaft“, indem er philosophische und soziologische Positionen einbezieht. Anschließend wird das 18. Jahrhundert als Epoche des Freundschaftskultes betrachtet, wobei gesellschaftliche Veränderungen und deren Einfluss auf die Entwicklung dieses Kultes beleuchtet werden.
Der Hauptteil der Arbeit analysiert die Darstellung von Freundschaft in Schillers Don Karlos. Dabei werden zunächst die Bedeutung von Freundschaften im Leben und Werk des Autors sowie die Darstellung der höfischen Freundschaft im Stück erläutert. Anschließend wird die Freundschaft zwischen Karlos und Posa im Detail untersucht, wobei insbesondere die Frage nach einer möglichen Instrumentalisierung der Freundschaft und dem Freundschaftsbeweis durch Selbstopferung behandelt wird. Der Abschluss des Hauptteils beschäftigt sich mit der Frage, ob die Freundschaft in Don Karlos als Grundlage einer bürgerlich-republikanischen Utopie verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Freundschaft, Freundschaftskult, 18. Jahrhundert, Friedrich Schiller, Don Karlos, höfische Freundschaft, bürgerlich-republikanische Utopie, Absolutismuskritik, Tugend, Instrumentalisierung, Selbstopferung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Marius Nobach (Autor:in), 2007, Freundschaft in Friedrich Schillers "Don Karlos", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147736