In der athenischen Demokratie schien das heutzutage scheinbar unmögliche Zusammenführen der Kategorien „Politik“ und „Lotterie“ besser als jede andere Form der Staatsführung zu funktionieren und so verwundert es kaum, dass im Zuge der heutigen krankenden Demokratie sowohl auf nationalstaatlicher wie auch supranationaler Ebene vermehrt die Diskussion um die Möglichkeiten, Chancen aber auch Risiken der Rückbesinnung auf diese Praxis entbrannte. Dem einstmals charakteristischen Element der Demokratie scheinen nun nach der Verbannung aus dem Politikbetrieb gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder Tür und Tor offen zu stehen, da die seither praktizierten demokratischen Verfahrensweisen an ihr Ende zu gelangen drohen. Doch wie schlimm muss es um eine demokratische Welt stehen, in der der Zufall als „intellektuelles Armutszeugnis und Verdammungsurteil“1 verschmäht und auch von solch einflussreichen Denkern wie David Hume und Immanuel Kant als nicht existierend bzw. „völlig beliebig“ und somit „gedanklich nicht durchdrungen“ abgestempelt wurde, wieder Einzug in den politischen Diskurs gehalten hat? Nun, es scheint sehr schlimm zu stehen, wenn man bedenkt, dass die politische Renaissance des Loses keineswegs eine flüchtige Erscheinung der vergangenen 2 oder 3 Jahr ist, sondern, dass die Wiedereinführung der Lotterie im gesellschaftlich – sozialen Bereich bereits auf eine mehr als vierzig jährige Geschichte zurückblicken kann. Die einst so bahnbrechenden aber nun scheinbar nicht mehr so zeitgemäßen demokratischen Strukturen der Zeit der „demokratischen Revolution“2 und ihrer Denker wurden nach dem Zusammenbruch der bipolaren Welt und der verstärkten Vereinigung der Nationalstaaten hin zu supranationalen Gebilden einer schweren Prüfung unterzogen, in deren Verlauf immer mehr festgestellt werden konnte, dass die bestehenden demokratischen Maßstäbe nur noch beschränkt oder teils gar keine Anwendung mehr finden können, da die Nationalstaaten durch Abtretung von Hoheitsrechten einerseits nicht mehr die Möglichkeit zu deren Beibehaltung und Durchsetzung haben und andererseits die entstandenen supranationalen Gebilde vor dem Problem der Übertragbarkeit dieser Strukturen und Verfahrensweisen auf ihr Selbstverständnis stehen....
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wurzeln des Losverfahrens
- Das Losverfahren in der antiken Demokratie
- Die Wiederkehr des Loses im 20. Jahrhundert
- Die Funktionsvielfalt des Loses
- Losverfahren und deliberative Demokratie
- Risiken und Grenzen des Losverfahrens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der aleatorischen Demokratietheorie und untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des Losverfahrens als demokratisches Instrument. Ziel ist es, die historische Entwicklung und Funktionsweise des Losverfahrens aufzuzeigen und seine Relevanz für die aktuelle politische Praxis zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung des Losverfahrens
- Die Funktionsweise des Losverfahrens in der antiken Demokratie
- Die Wiederkehr des Losverfahrens im 20. Jahrhundert
- Die Rolle des Losverfahrens in der deliberativen Demokratie
- Risiken und Grenzen des Losverfahrens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Losverfahren als ein zentrales Element der antiken Demokratie vor und beschreibt die aktuelle Renaissance des Losverfahrens im Kontext der Herausforderungen der modernen Demokratie.
- Wurzeln des Losverfahrens: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Wurzeln des Losverfahrens, insbesondere seinen Ursprung in der antiken Demokratie und seine Bedeutung für die Konfliktlösung und die Legitimation politischer Entscheidungen.
- Die Funktionsvielfalt des Loses: Dieses Kapitel untersucht die vielfältigen Funktionen des Losverfahrens in der Politik, insbesondere seine Fähigkeit, die Repräsentativität und die Legitimität von politischen Entscheidungen zu erhöhen.
- Losverfahren und deliberative Demokratie: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen dem Losverfahren und der deliberativen Demokratie und untersucht, wie das Losverfahren die Partizipation und die Qualität des öffentlichen Diskurses fördern kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen aleatorische Demokratietheorie, Losverfahren, antike Demokratie, deliberative Demokratie, Repräsentativität, Legitimität, Partizipation, öffentlicher Diskurs, Transformation der Demokratie, postnationale Konstellation.
- Arbeit zitieren
- Stefan Wagner (Autor:in), 2010, Ambivalente Innovationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147836