"Wir machen den Rollbrett-Führerschein" als Thema einer Sportstunde in der 4. Klassenstufe


Unterrichtsentwurf, 2007

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zur Ausgangslage des Unterrichts
1.1. Institutionelle Bedingungen
1.2. Anthropologische Bedingungen
1.2.1. Allgemeine Lernausgangslage der Schüler
1.2.2. Spezielle Lernausgangslage der Schüler

2. Überlegungen und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand
2.1. Klärung der Sache
2.1.1. Das Rollbrett
2.1.2. Der Bezug zum Bildungsplan
2.2. Didaktische Überlegungen

3. Intentionen des Unterrichts
3.1. Grobziel
3.2. Feinziele

4. Überlegungen zum Lehr-Lernprozess

5. Mögliche Weiterarbeit

6. Die Einbindung des Unterrichts in die Schul- und Unterrichtsentwicklung

7. Verwendete Literatur und Materialquellen

8. Anlagen
8.1. Verlaufsskizze
8.2. Stationskarten
8.3. Rollbrettführerschein
8.4. Techniken zur Fortbewegung und Muskelschulung

1. Zur Ausgangslage des Unterrichts

1.1 Institutionelle Bedingungen

Die … befindet sich in …, einem Stadtteil ….

Sie ist eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule.

Auf dem Schulgelände befindet sich eine neu gebaute, sehr große und helle Sporthalle.

Innerhalb dieser Sporthalle besteht die Möglichkeit zwischen zwei Hallen zu wählen, zwischen der größeren – durch ihre große Fensterfront – sehr hellen Halle, in der Großgeräte wie Sprossenwände, Kletterstangen, Reckstangen, Tore, Taue und Ringe, aber auch eine Kletterwand und eine ausfahrbare „Gerätelandschaft“ vorhanden sind. Die etwas kleinere, holzverkleidete Halle umfasst ebenfalls eine Vielzahl an Groß- und Kleingeräten.

Bei schönem Wetter besteht zudem die Möglichkeit, den Sportunterricht draußen abzuhalten. Die schöne Weitsprunganlage, die Laufbahn, der Hartplatz und das Rasenspielfeld samt Toren laden geradezu dazu ein.

Im Schuljahr 2007/08 besuchen 436 Schüler die Schule. Davon besuchen 167 Schüler die Grundschule verteilt auf acht Klassen und 256 Schüler in elf Klassen die Hauptschule.

Die Schüler kommen größtenteils aus …. Hier ist der Ausländeranteil recht hoch, wodurch dieser auch an der Grundschule bei immerhin 27,2 % liegt.

Dies wiederum hat zur Folge, dass sich auch die Klasse 4, in der ich meinen Unterricht halten werde, größtenteils aus ausländischen Kindern zusammensetzt.

1.2 Anthropologische Bedingungen

1.2.1 Allgemeine Lernausgangslage der Schüler

Die Klasse 4 besteht aus 17 Schülern, 10 Mädchen und 7 Jungen. Die Klasse setzt sich zusammen aus einer Vielzahl von Nationen. Drei Schüler sind deutsch, die anderen Schüler sind größtenteils türkischer, aber auch italienischer, griechischer und polnischer Herkunft.

Aber nicht nur die Nationen sind seht vielfältig, auch die Altersspanne ist relativ groß, denn die Schüler sind zwischen 9 und 12 Jahren alt. … ist die älteste und größte Schülerin, … der jüngste.

Bezüglich des motorischen Entwicklungsstandes befinden sich die Schüler im Alter von 10-12 Jahren teilweise noch in der motorischen Phase des „späten Schulkindalters“, aber auch schon in der ersten Phase der Reifungszeit (Pubeszenz). Ersteres zeichnet sich aus als die Phase des besten motorischen Lernalters, zweiteres als die Phase der Umstrukturierung motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten. In diesen Phasen der Entwicklung lassen die Schüler demnach schnelle Fortschritte in der motorischen Lernfähigkeit und in der Entwicklung koordinativer Fähigkeiten erkennen.[1]

In der Klasse herrscht ein lebendiges Unterrichtsklima. Das Sozialverhalten der Klasse ist grundsätzlich positiv geprägt. Demokratische und soziale Verhaltensweisen, wie zum Beispiel gegenseitige Rücksichtnahme, Hilfestellung und Gruppenbewusstsein sind zwar vorhanden, können aber noch weiter ausgebaut werden.

Die Schüler gehen meist hilfsbereit miteinander um und nehmen die Regeln der Lehrer ernst.

Jedoch führen Freundschaftsstrukturen innerhalb der Klasse zeitweise zu Unruhen im Sportunterricht, wenn diese keine Berücksichtigung finden bzw. kurzzeitig „gestört“ sind. Zudem gibt es einige Schüler, die zeitweise durch unangemessenes Verhalten auffallen und den Stundenverlauf dadurch beeinträchtigen können. In solchen Fällen werde ich an unsere zu Beginn der Stunde gemeinsam vereinbarten Sport-Regeln erinnern.

Erwähnenswert für meine Unterrichtsstunde Sport ist noch, dass die Klasse einen großen Bewegungsdrang und eine hohe Bewegungsbereitschaft zeigt, wie dies für Kinder dieses Alters typisch ist. Insgesamt lässt sich in der Klasse ein großes Interesse und Freude am Sportunterricht feststellen.

Ausdruck für die Sportbegeisterung und das Interesse am Fach Sport ist die Motivation und das Engagement der Schüler bezüglich aller Inhalte im Sportunterricht. Die Schüler nehmen motiviert am Unterricht teil und zeigen sich sowohl gegenüber bekannten als auch gegenüber neuen Unterrichtinhalten aufgeschlossen. Besonders beliebt sind Übungen, die spielerisch umgesetzt werden.

Das Arbeitsverhalten der Klasse befindet sich auf einem recht hohen Niveau. Auch schwierigere Aufbauten können die Kinder durch eine vorherige Einführung und genaue Erklärung selbstständig und sachgerecht bewältigen. Sie probieren und finden eigene Bewegungslösungen, arbeiten kooperativ zusammen und halten sich bei Gesprächsanlässen sowie in den Bewegungsphasen meistens an die vereinbarten Regeln.

Hinsichtlich des sportlichen Leistungsniveaus, sowie der Koordination weisen die Kinder der Klasse 4 unterschiedliche Ausprägungen auf. Im Gesamtbild beurteile ich die sportliche Leistungsfähigkeit der Klasse als gut. Die meisten Schüler besitzen eine gute konditionelle Leistungsfähigkeit, Bewegungskoordination und Beweglichkeit. Einige Schüler fallen im Sportunterricht aber insbesondere durch starke Defizite im gesamtmotorischen Bereich auf. Ihr Körpergewicht führt immer wieder zu Problemen bei der Umsetzung von neuen Sachverhalten, dies lässt sich besonders in den Aktivphasen des Unterrichts beobachten. Meine Aufgabe sehe ich darin, insbesondere diese Schüler zu beobachten, sie zu motivieren und ihnen gegebenenfalls gezielt Hilfestellung zu geben.

1.2.2 Spezielle Lernausgangslage der Schüler

In Abhängigkeit von der motorischen Begabung, Belastungsintensität der Beanspruchung und von den außerschulischen Vorerfahrungen der Schüler ist die koordinative Leistungsfähigkeit zwar unterschiedlich ausgeprägt, befindet sich aber insgesamt betrachtet auf einem hohen Niveau.

Die im Rahmen dieser Unterrichtsstunde grundlegenden motorischen Fähig- und Fertigkeiten wie Fahren, Rollen, Bremsen, usw. müssten bei allen Schülern gut ausgeprägt sein.

Laut Lehrplan wurde der Umgang mit den Rollbrettern bereits in Klasse 2 und 3 eingeführt und ausprobiert. Hier konnten die Kinder die Fahr- und Rolleigenschaften der Rollbretter erkunden und persönliche Bewegungsbedeutungen kennen- und umsetzen lernen.

Vor- und Nachteile einzelner Fahrpositionen, wie auch die Sicherheitsregeln zum Umgang mit dem Rollbrett wurden in diesem Zusammenhang vermutlich besprochen, werden in meiner Stunde aber nochmals wiederholt werden.

Insgesamt betrachtet zeigt die Klasse 4 großen Eifer, viel Freude und Ehrgeiz im Spielen sowie ein großes Spektrum an Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz, was sich insbesondere darin zeigt, dass Anregungen angenommen und spielerisch umgesetzt werden.

Der Umgang mit den Regeln für den Auf- und Abbau und die Gesprächsphasen im Sitzkreis sind den Schülern bekannt und dürften keine Schwierigkeiten bereiten.

Die Schüler sind zudem mit den Arbeitsformen des Stationsbetriebs und des Stationslernens vertraut.

2. Überlegungen und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand

2.1 Klärung der Sache

2.1.1 Das Rollbrett

Das Rollbrett ist ein Übungsgerät, das aus der Psychomotorik kommt. Es handelt sich um ein ca. 35 x 55 cm großes Schichtholzbrett mit vier beweglichen Rollen darunter.

Das Rollbrett hat für die Schüler einen hohen Motivationscharakter und eine hohe Eigendynamik. Das Empfinden physikalischer Kräfte in Kurven, beim Beschleunigen und Bremsen, der notwendige partnerschaftliche Umgang untereinander und die Möglichkeit zu selbstbestimmten Handlungen haben für die Schüler einen außerordentlich hohen Erlebnisgehalt.

Das Rollbrett ermöglicht verschiedene Fortbewegungsmöglichkeiten (sitzend, liegend in Bauch- oder Rückenlage usw.).

Im Gegensatz zu den üblichen Sportgeräten (Barren, Bock usw.) wird das Rollbrett von den Kindern unvoreingenommen genutzt. Sie können in einer von ihnen gewählten Weise mit dem Kleingerät experimentieren. Es fordert die Kinder zum Ausprobieren heraus und verleitet sie zu spontaner Aktivität.

Beim Fahren mit dem Rollbrett sollen Körper und Gerät eine Einheit bilden, die durch nichts aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Damit dieser Zustand erreicht werden kann, sind ein hohes Maß an Körperbeherrschung sowie ein guter Gleichgewichtssinn nötig. Beim Rollen mit dem Übungsgerät muss der Körperschwerpunkt auf dem Rollbrett liegen.

Neben dem Gleichgewichtssinn ist auch die räumliche Orientierungsfähigkeit erforderlich, d. h. sich im Raum, sowohl bei geplanten als auch ungewollten Bewegungen, orientieren zu können. Die visuelle Raumwahrnehmung ist Grundlage der Orientierungsfähigkeit. Sie ermöglicht eine angepasste motorische Reaktion auf die Beziehungen zwischen Körper, Raum und Umwelt.

Des Weiteren wird die Reaktionsfähigkeit beim Fahren mit dem Rollbrett geschult. Es geht darum, auf verschiedene Situationen adäquat und schnell zu reagieren. Um auch bei höheren Geschwindigkeiten Sicherheit zu erlangen, bedarf es eines guten Reaktionsvermögens.

Man muss das Rollbrett so steuern, dass man durch den Anstoß nicht aus der Balance gerät.

„In Fahrt kommen, mühelos gleiten, den Schwung ausbremsen, Hindernissen ausweichen, sich (schnell) rückwärts bewegen, (…) Geschwindigkeit erleben und auskosten, (…) Raum und Raumeroberung auf neue und ungewohnte Weise erleben“[2], sind Erfahrungen, die Schüler beim Rollbrettfahren machen können.

Neben den bereits erwähnten Fähigkeiten, die beim Fahren mit dem Rollbrett geschult werden, findet auch eine Beanspruchung verschiedener Muskelgruppen statt. In der Bauchlage werden Rücken-, Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur beansprucht.

In der Rückenlage ist es die Bauchmuskulatur, die vor allem dann zum Einsatz kommt, wenn Kopf und Schultergürtel leicht angehoben sind. Die Schultergürtelmuskulatur wird beim Ziehen, Stützen und Schieben beansprucht.

Das Thema Rollbrett setzt demnach eine gewisse Beweglichkeit voraus. Beweglichkeit ist nicht nur im Sportunterricht wichtig, sie ist auch in der Verletzungsprophylaxe von Bedeutung. Eine hohe Beweglichkeit ist durch gut entwickelte Muskelgruppen gewährleistet und wirkt sich positiv auf den Gesundheitszustand der Kinder aus.

2.1.2 Der Bezug zum Bildungsplan

Kompetenzen (aus dem Lehrplan GS für Sport)

Die im Grundschulalter erworbenen koordinativen Fähigkeiten sind von großer Bedeutung für alle Bewegungshandlungen und für die Bewegungssicherheit, insbesondere im Straßenverkehr.

Sicheres Bewegen basiert auf dem Zusammenhang von Wahrnehmen, Entscheiden und Handeln, deshalb kommt der Schulung von koordinativen Fähigkeiten und der Wahrnehmung eine besondere Bedeutung zu. Bewegung und Ausdruck bilden wichtige Bausteine im Rahmen einer ästhetischen Erziehung. Bewegungs-, Spiel- und Sportunterricht bietet den Kindern Gelegenheit, selbsttätig und im Dialog mit ihrer Umwelt die Bewegungspotentiale ihres Körpers kennen zu lernen und weiter zu entwickeln.

Mit steigendem Einfühlungsvermögen in ihren Körper sollen die Schüler zunehmend selbst für ihre Gesunderhaltung und ihr Wohlbefinden aktiv werden. Sie sollen einfache Zusammenhänge zwischen körperlicher Befindlichkeit und sportlicher Aktivität kennen lernen und so die Bedeutung von Sport als aktiven Beitrag für ihre körperliche Entwicklung erfahren.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Schülerinnen und Schüler soll durch die Förderung der Ausdauer und Beweglichkeit sowie die Kräftigung der haltungsaufbauenden Muskulatur verbessert werden. Die Rücken- und Bauchmuskulatur kann beispielsweise durch das Rollbrettfahren und das Absolvieren des Rollbrettführerscheins gekräftigt werden.

Gemäß den „Grundsätzen und Bestimmungen für den Schulsport“ gehören sowohl die „Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, mit Materialien, Objekten und Kleingeräten“, als auch das „Sich-Bewegen am Boden, an Großgeräten und in der natürlichen Umgebung“ zum Bewegungs- und Erfahrungsfeld „Grundformen der Bewegung“.

Die Kinder erweitern hier individuell Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des eigenen Körpers.

Die Schülerinnen und Schüler sollen demnach im Laufe des Schuljahrs

- ihren Körper in unterschiedlichen Situationen und Positionen wahrnehmen und seine Reaktionen kennen und steuern lernen
- kreativ mit Materialien, Objekten und Kleingeräten umgehen
- mit Geräten und Materialien Bewegungslandschaften bauen, gestalten, verändern und sich daran gewandt bewegen
- die Geräte benennen, sie aufbauen, absichern und abbauen
- sich gegenseitig helfen, wo dies möglich ist

[...]


[1] vgl. Meinel/Schnabel 1986, S. 324 u. 327

[2] Trebels/Funke-Wieneke, 1997, S. 24

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
"Wir machen den Rollbrett-Führerschein" als Thema einer Sportstunde in der 4. Klassenstufe
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V148040
ISBN (eBook)
9783640628148
ISBN (Buch)
9783640628421
Dateigröße
2281 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Angaben zu Schülern und Schule wurden aus Datenschutzgründen anonymisiert.
Schlagworte
Rollbrett-Führerschein, Thema, Sportstunde, Klassenstufe
Arbeit zitieren
Tanja Aust (Autor:in), 2007, "Wir machen den Rollbrett-Führerschein" als Thema einer Sportstunde in der 4. Klassenstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148040

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