Wir leben in einer Welt, die sich aus männlichen und weiblichen Anteilen zusammensetzt. Obschon die Natur in vielen Bereichen selbst auf diese Unterscheidung verzichtet, ja sogar alternative Modelle wie Zwitterwesen oder flexible Geschlechter nutzt, sind wir in unserer Umwelt als Menschen trotz solcher Ausnahmen wie den Transgender auf die Zweigeschlechtlichkeit festgelegt. Diese Festlegung existiert, wie gesagt, nicht überall und ist auch zum Zwecke der Reproduktion sicherlich nicht die effektivste, denn ohne die in ihr implizierte Trennung zwischen dem reinen Samenspender und dem austragenden Teil als Brutkasten könnte die Reproduktion ohne weiteres mit höheren Raten vor sich gehen, wie uns die einfachen Lebewesen zeigen — man denke nur an Bakterien, die sich rasant vermehren und ausbreiten können. Der einzige Grund, der wirklich für eine Gegengeschlechtlichkeit spricht ist die erhöhte Anpassungsfähigkeit, die sich aus den immer neuen Kombinationen von DNA ergeben und uns bisher vor einem Aussterben bewahren konnten (vgl. Benderly 1991, S.41ff.).Die Frage nach dem geschlechtsspezifischen Verhalten wird hierdurch aber nicht geklärt, sondern durch die genauere Betrachtung eher noch erschwert. Es gibt Arten, die zwar ein eindeutiges Geschlecht besitzen, dieses aber erst durch den Einfluss der Umgebung entwickeln. Der Fisch Anthias squamipinnis entwickelt sich als Männchen, weil die weiblichen Fische ein Männchen wollen (vgl. Benderly 1991,S.54). Erst sein Umfeld vermittelt diesem Individuum welches Geschlecht es darzustellen hat.
Mit der Emanzipation der Frau haben sich viele Einstellungen gegenüber dem Verhältnis von Frauen und Männern relativiert, so ist die Berufstätigkeit der Frau weitestgehend akzeptiert und die Kinderfürsorge des Mannes nicht mehr nur auf sein beigesteuertes Einkommen beschränkt; dennoch bleiben Unterschiede bestehen. Vor allem in ihren Weltsichten scheinen sich Frauen und Männer deutlich zu unterscheiden. Dass Frauen und Männer unterschiedlich sind, hat bereits Freud oder auch Augustinus ausgedrückt, wobei dort aber zumeist die Unterlegenheit der Frau dem Mann gegenüber herausgestellt wurde. Arthur Schopenhauer betrachtete die Geschlechter offenbar als mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgestattet, er meinte doch: „Gerechtigkeit ist mehr die männliche, Menschenliebe mehr die weibliche Tugend“. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Carol Gilligan – Zur Person
- Entwicklungsmodelle
- Kohlbergs Modell der Entwicklung in sechs Stufen
- Gilligans Kritik an Kohlberg
- Gilligans Konzept der geschlechtsspezifischen Moral
- Gilligans Modell der weiblichen Moralentwicklung
- Reaktionen auf Gilligans Konzept
- Allgemeine Kritik
- Formale Kritik
- Kritik und Vergleich mit anderen Untersuchungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konzept der geschlechtsspezifischen Moral, das von Carol Gilligan entwickelt wurde. Sie analysiert die Kritik an Gilligans Modell und setzt es in Bezug zu anderen Forschungsergebnissen. Die Arbeit zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über die Diskussion um die moralische Entwicklung von Frauen und Männern zu geben.
- Das Konzept der geschlechtsspezifischen Moral nach Gilligan
- Kritik an Gilligans Modell
- Vergleich mit anderen Entwicklungstheorien
- Die Bedeutung von Geschlecht für die moralische Entwicklung
- Implikationen für die Geschlechterforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der geschlechtsspezifischen Moral in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und wissenschaftlicher Debatten. Sie beleuchtet die Frage nach der Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern in Bezug auf ihre Moral und führt in das Konzept von Carol Gilligan ein.
Carol Gilligan – Zur Person
Dieses Kapitel präsentiert eine kurze Biographie von Carol Gilligan und schildert ihre wissenschaftlichen Einflüsse, insbesondere den von Lawrence Kohlberg. Es wird auf Gilligans Werk "In A Different Voice" eingegangen, das die Grundlage für ihre Theorie der geschlechtsspezifischen Moral bildet.
Entwicklungsmodelle
Dieses Kapitel behandelt verschiedene Entwicklungsmodelle, insbesondere das von Lawrence Kohlberg. Es beleuchtet die Kritik von Gilligan an Kohlbergs Modell und zeigt, wie Gilligan ihre eigene Theorie der weiblichen Moralentwicklung entwickelt hat.
Reaktionen auf Gilligans Konzept
Dieses Kapitel stellt die verschiedenen Reaktionen auf Gilligans Konzept der geschlechtsspezifischen Moral vor. Es analysiert sowohl allgemeine Kritik als auch formale Kritik an Gilligans Modell und setzt es in Bezug zu anderen Untersuchungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen der geschlechtsspezifischen Moral, der moralischen Entwicklung, der Geschlechterforschung, den Theorien von Kohlberg und Gilligan sowie der Kritik an Gilligans Konzept. Sie untersucht wichtige Themen wie die Unterschiedlichkeit der Moral von Frauen und Männern, die Bedeutung von Geschlecht für die moralische Entwicklung und die Implikationen für die Geschlechterforschung.
- Citar trabajo
- Kristina Abel (Autor), 2006, Geschlechtermoral - Die Suche nach einer anderen Stimme, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148080