Ein auf der Bühne gesungenes Volkslied: zweifelsfrei "live" dargeboten, mit nicht wegzudiskutierendem persönlichen Anteil eines Sängers bzw. Interpreten. Ein über Lautsprecher zu hörendes Stück, möglicherweise sogar das gleiche wie das im letzten Satz noch (anders) dargebotene, ohne Bühne oder sichtbaren Sänger diesmal: zweifelsfrei "aus der Konserve", somit das Gegenteil von "live". Wirklich zweifelsfrei? Daß sich diese Formen einer musikalischen Darbietung unterscheiden, wird sich nicht abstreiten lassen. Daß (besser: ob) sie sich bewerten lassen sollen, woher dieser Drang nach diesbezüglicher Klassifizierung überhaupt kommt, unter welchen Bedingungen dabei Authentizität auf der Seite des Hörers entsteht oder eben nicht – das soll in dieser Arbeit untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Beispiel & Einführung
- Sachverhalt & Erklärung
- Diskussion & Argumente
- Reproduktion
- Interpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie die Individualität der Authentizitätswahrnehmung bei musikalischen Darbietungen entsteht. Dabei wird untersucht, wie der Grad der Mittelbarkeit bei der Klangerzeugung den Eindruck der Echtheit beeinflusst.
- Die Rolle der Mittelbarkeit bei der Klangerzeugung
- Die Auswirkungen von Reproduktion auf die Authentizitätswahrnehmung
- Die Bedeutung der Interpretation für die Authentizität
- Die subjektiven Faktoren, die die Bewertung von Authentizität beeinflussen
- Die Grenzen zwischen Live-Darbietung und Reproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
Beispiel & Einführung
Der Text beginnt mit einer Diskussion über die Frage, ob „falsch“ oder „richtig“ gespielte Musik überhaupt eine Rolle spielen sollte. Claudia Schandt fordert in ihrem Text „Falsch gespielt“ einen liberaleren Umgang mit musikalischen Darbietungen und eine „Öffnung“ des Bewertungsvokabulars. Die Arbeit untersucht, wie die Grenzen zwischen Remix, Interpretation, Inszenierung und Vorführung verschwimmen und wie sich die Rezeption eines musikalischen Kunstwerks dem anpassen muss.
Sachverhalt & Erklärung
Der Text betrachtet die verschiedenen Stufen der Mittelbarkeit bei der Klangerzeugung. Von der menschlichen Stimme über einfache Instrumente wie die Flöte bis hin zum Klavier und elektronischen Instrumenten wie dem Synthesizer wird gezeigt, wie sich der Einfluss des Interpreten auf den Klang verändert. Je mehr Mittelbarkeit hinzugefügt wird, desto geringer ist die unmittelbare Verbindung zwischen dem Willen des Künstlers und dem erzeugten Klang.
Diskussion & Argumente
Reproduktion
Der Text diskutiert die Auswirkungen der Reproduktion auf die Authentizitätswahrnehmung. Walter Benjamin argumentiert, dass die technische Reproduktion die „Aura“ des Kunstwerks entwertet und zur „Verkümmerung der Einzigkeit“ führt. Die Reproduzierbarkeit führt zu einer Entmenschlichung des Kunstwerks, da der menschliche Anteil an der Produktion geringer wird.
Interpretation
Die Möglichkeit der Interpretation wird ebenfalls durch die Mittelbarkeit beeinflusst. Je indirekter der Einfluss auf den Klang, desto weniger Offenheit ist dem Interpreten möglich. Der Text argumentiert, dass die Interpretation eine wichtige Rolle für die Authentizität eines Kunstwerks spielt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Authentizitätswahrnehmung, Mittelbarkeit, Reproduktion, Interpretation, Live-Darbietung, Individualität, Subjektivität, musikalische Darbietung, Klangerzeugung, Kunstwerk.
- Citation du texte
- Frank Lachmann (Auteur), 2006, Individualität von Authentizitätswahrnehmung bei musikalischen Darbietungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148095