Thessalien - Großmacht ohne Kolonien


Bachelorarbeit, 2010

102 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Einleitung

Nach der Blüte der mykenischen Zeit und dem wirtschaftlichen und kulturellen Abstieg in der Zeit der „dunklen Jahrhunderte“ erlebte Griechenland in der klassischen Zeit einen bedeutenden Aufstieg. Das neue Prinzip der polis, eine aufkommende Schreibkultur und die Gründung von Kolonien durch die jungen poleis zeichneten diese Zeit aus. Aber eben diese Blüte war nicht in allen Landesteilen Griechenlands uneingeschränkt und in allen Aspekten anzutreffen. Allerdings bedeutete das Nicht-teilhaben an der Kolonisation nicht, dass die Landstriche bzw. Staaten oder Staatenbünde, keine Machtfaktoren in der Zeit des klassischen Griechenlands gewesen wären. Im Gegenteil: Thessalien, das Gebiet, das in dieser Arbeit behandelt werden soll, war ein Machtfaktor der damaligen Zeit- und es hatte keine eigenen Kolonien. Das nachweislich „altertümliche“ Thessalien mit seiner geographischen und kulturellen Sonderrolle konnte sich in der griechischen Welt etablieren – im Rahmen seiner Grenzen.

Betrachtet man nun allerdings den wirtschaftlichen, machtpolitischen und kulturellen Aufschwung, den die anderen griechischen Staaten durch die Gründung von Kolonien errangen, so stellt sich die Frage warum es keine Koloniegründungen durch die thessalischen Städte wie Pharsalos, Krannon und Larisa (um nur einige zu nennen) gab. Was waren die Gründe für den selbstgewählten [?] Ausschluss von der Vorgehensweise des übrigen Griechenlands?

Zunächst findet man Zugang zur Beantwortung der Frage über die Geographie und Topographie Thessaliens. Herodot, Thukydides und Strabon waren sich der besonderen Eigenheiten der Beschaffenheit Thessaliens wohl bewusst. Nicht zuletzt die detaillierten Beschreibungen bei Herodot, vor Allem aber bei Strabon zeigen, dass Thessaliens Landschaft einmalig auf dem griechischen Festland war und bis heute ist. Diese Lage bedingte eine Anzahl von später aufzugreifenden Faktoren, die maßgeblichen Einfluss auf Thessalien und seine Politik bzw. Gesellschaft hatten. Thessalien, das von Felsen umschlossene, weitläufige und ebene Gelände in Nordgriechenland, ist lange Zeit Ziel deutscher Ausgrabungen gewesen. So kommt es nicht von ungefähr, dass Grundlegende Literatur zu diesem Thema auf Deutsch abgefasst wurde. Bereits 1897 legte Philippson mit seinem Forschungsreisebericht „Thessalien und Epirus“ den Grundstein für Kips spätere Dissertation. Hier all jene Bände aufzuzählen, die sich mit der Beschaffenheit Thessaliens auseinandersetzen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen und wenig zielführend sein, da die geographische Sonderrolle Thessaliens allzu offensichtlich ist. Einzig Stählins Werk „Das hellenische Thessalien. Landeskundliche und geschichtliche Beschreibung Thessaliens in der hellenistischen und römischen Zeit“ sei hier erwähnt, da es das wohl detailgetreuste und umfangreichste Werk zur Geo- und Topographie Thessaliens ist. Wichtig an diesem Teil der Arbeit ist hier die Definition der Grenzen Thessaliens, die allerdings seit Kips Dissertation von 1910, unverändert übernommen wurden und damit klar vorgegeben sind.

Deutlich kontroverser wurde und wird noch die Diskussion zum Wesen Thessaliens allgemein und zur politischen Struktur Gesamtthessaliens bzw. seiner Tetraden geführt. Die Bildung von Kolonien erfolgte in der Regel durch Stadtstaaten (poleis), die aus verschiedentlichen Gründen darauf angewiesen waren, Kolonien zu gründen. Primär wird in dieser Arbeit der Begriff Kolonien in seiner Bedeutung aus dem Lateinischen („meist durch Unterwerfung angeeignete auswärtige Besitzungen eines Staates“) mit seinem Bezug auf den europäischen Imperialismus des späten 19. Jahrhunderts angewandt (bei dem Kolonien in der Regel in Übersee lagen). Hierbei wird, vergleicht man die verschiedenen Autoren der einschlägigen Werke, deutlich, dass es seit Mitte des 20. Jahrhunderts, beginnend mit Gschnitzer, den Versuch zu geben scheint, Thessalien mit Gewalt den Begriff Staat „überzustülpen“ und Thessalien als ein politisches Gesamtgebilde zu sehen. Dabei wurden verschiedene Thesen aufgeworfen, aber keine von ihnen scheint wirklich zielführend zu sein.

Begonnen hat eine differenzierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Thessalien bzw. dessen außergewöhnlicher Organisation um die Jahrhundertwende mit Otto Kern, der feststellte, dass Thessalien zu keiner Zeit seiner Unabhängigkeit ein geschlossenes politisches System in Form eines klar ausdifferenzierten Staates war – eine These, die Kip, der in Thessalien ebenfalls nur ein Verteidigungsbündnis gesehen hat, wenige Jahre später in seiner Dissertation wieder aufgreifen sollte. Bei beiden stand am Ende die Feststellung, dass Thessalien ein großflächiges, für Griechenland in der archaischen Zeit völlig ungewöhnliches, Gebilde bestehend aus vier Tetraden war. Die Frage nach dem Wesen Thessaliens ist also die Frage nach dem Wesen der Tetraden; eine Frage, die sich Gschnitzer dann folgerichtig 1954 auch stellte. Mit Gschnitzer, eventuell beeinflusst von der damals stattfindenden Wandlung der Welt und der Gründung von verschiedenen neuen Nationalstaaten und eventuell immer noch als Anhänger der ursprünglich aus der Kaiserzeit stammenden Sichtweise, dass das ultimative Ziel jeder Nation die Gründung eines Staates gewesen sei, sieht die Wehrordnung, die in Thessalien die Aufstellung der gesamtthessalischen Armee geregelt zu haben schein, als eine Wehrverfassung und kommt so zu dem Schluss, dass es einen gesamtthessalischen Staat gegeben habe. Der damit aufgestellte „Mythos“ eines thessalischen Staates findet sich, angepasst an den jeweiligen Zeitgeist, in den darauf folgenden Abhandlungen über Thessalien wieder. So geht Larsen 1968 von einem Königreich aus, vermutlich beeinflusst durch die Äquivalenz der Begriffe tagos und basileus, eine These, die Westlake zu Gunsten der These eines Nationalstaates bereits ein Jahr später widerlegte. Das Werk „An inventory of Archaic and Classical Poleis“ von Mogens Hermann Hansen aus dem Jahr 2004 mit dem Aufsatz „Thessaly and adjacted Regions“ greift als einziges (Fach-)Buch die These Larsens wieder auf. Da aber der Geldgeber für dieses Werk im Titel enthalten ist (An investigation for the Danish National Research Foundation) kann man davon ausgehen, dass es hier eine These gestützt werden sollte, die aus dem Kulturraum des Geldgebers stammte. Snodgrass glaubte 1980 ein Tribalstaatensystem erkannt zu haben, Beck sah 1997 einen Koinon und Morgan 2003 einen Bund poleis (wobei der Begriff poleis für die kleinste politische Einheit steht). Erst de Souza spricht, wenn auch nur am Rande, in seinem 2004 erschienenen Buch wieder von einer thessalischen Liga, ohne feste Strukturen über den Tetraden zu vermuten.

Einigkeit dagegen herrscht über die Gliederung der thessalischen Gesellschaftstruktur, in der sich die Adeligen (Thessali), die Unterworfenen der Tetraden (penestai) und die Unterworfenen der Rand- und Gebirgsregionen (perioikoi) wiederfinden. Diese Gliederung der sozialen Struktur wird als elementarer Faktor für den Reichtum und die Funktion Thessaliens gesehen. Damit einher ging die Wirtschaftsform: Transhumanz in den Gebirgen bzw. Gebirgsregionen und ausgeprägte, weitflächige Viehzucht und Ackerwirtschaft in den Ebenen. Bei der Suche nach geeigneten Plätzen zum Aufbau einer Kolonie hätten diese Eigenheiten der thessalischen Gesellschaft natürlich Berücksichtigung finden müssen.

Nach der Diskussion der innenpolitischen Zustände schließt sich zwangsläufig die Frage nach der Außenpolitik an. Auch hier existieren kaum Kontroversen, da, vor allem ob der Werke von Thukydides und Herodot, die Quellenlage bis dato ein klares Bild der aggressiven, thessalischen Politik und dem Streben der thessalischen Aristokraten nachzeichnen. Dabei kommt man zu dem Ergebnis, dass Voraussetzung für eine so aggressive Grenzpolitik eine überaus starke, gut organisierte Armee gewesen sein muss. Grundlegend dafür war natürlich die bereits erwähnte Heeresreform des Aleuas. In allen Werken zum Thema des griechischen Militärs taucht Thessalien in der Außenseiterrolle auf. Das ist auf den intensiven Einsatz des Pferdes zurückzuführen, was zur Folge hatte, das in der thessalischen Militärforschung die Kavallerie das absolut dominierende Schwerpunktthema wurde. Hier taucht eine der augenscheinlichsten Friktionen mit den koloniegründenden poleis auf: poleis suchten als Plätze für Kolonien gewöhnlich Nischenbezirke der antiken Mittelmeerwelt aus. Das Prinzip der poleis wurde somit zu einem „Exportschlager“ der archaischen Zeit.

Das hatte zwei Hauptgründe: Zum Einen waren solche Nischen in der Regel noch nicht oder nur wenig besiedelt, da sie kaum ergiebig genug waren, um interessante Siedlungsräume für andere Kulturen zu bieten. Zum Anderen ähnelten sie meist den ursprünglichen Siedlungsregionen Griechenlands und boten damit den Vorteil, dass das Terrain vergleichbar war und den Einsatz des bereits vorhandenen Militärs begünstigte. Dieses Militär war in der Regel ein Heer aus schwer gerüsteter Infanterie, Hopliten, die natürlich enorme Vorteile in durchschnittenem Gelände gegenüber der Kavallerie hatten. Nicht zuletzt aber war der Hoplit eine Militärressource, die (im Gegensatz zur teuren, nur durch den Adel zu finanzierenden Kavallerie) in Massen verfügbar war, da er sich aus dem Bürgerstand rekrutierte. Diese Möglichkeit bestand für den auf seine Kavallerie angewiesenen Territorialstaat Thessalien schlichtweg nicht, da es in Thessalien keinen Bürgerstand gab (s.u.). Eine mögliche Folgerung wäre natürlich an dieser Stelle die Arbeit zu diesem Thema einzustellen und zu sagen, dass Thessalien nicht in der Lage war Kolonien zu gründen, da sie, wie die Masse der Autoren zum griechischen Heer es sieht, keine ausreichenden Infanterieheere hatten, um ein Kolonisationsunternehmen durchführen zu können und kavallerigünstige (also großräumige und ebene) Gebiete im Mittelmeerraum eher rar gesät waren – wäre da nicht Xenophon, der in seiner Hellenika von 10.000 thessalischen Hopliten spricht. Hier findet eine Kontroverse statt, die kaum Beachtung gefunden hat: Die thessalischen Strukturen, wie sie von Snodgrass 1980 sehr treffend beschrieben wurden, erlaubten den Aufbau eines Hoplitenheeres nicht – und trotzdem wurden bei Xenophon eben solche Kämpfer erwähnt. Damit dürfte zumindest klar sein, dass Thessalien durchaus in der Lage war eine Infanteriekomponente ihres Heeres in die Schlacht zu führen. Ob es sich aber dabei um Hopliten handelte, wie die Mehrheit von Autoren einfach annimmt, stellt sich als sehr fragwürdig da.

Diesem Punkt gegenüber steht die Kavallerie als dominierendes Element der thessalischen Kriegsführung. Die Organisation und Schlagkraft dieser Truppengattung blieb in Griechenland lange Zeit unübertroffen. Von ihrer Qualität zeugt, dass das athenische Militär, wie von Bugh 1988 beschrieben, Organisation und Ausrüstung der Thessaler für die eigene Kavallerie übernahm. Dadurch wird man nicht umhin kommen, sich mit der Quelle schlechthin für den Einsatz und die Ausbildung von Pferden zu beschäftigen: Xenophons Abhandlungen über die Reitkunst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beschriebenen Grundsätze der Ausrüstung und des Einsatzes von Kavallerie durch Xenophon, der selbst Athener war, in Thessalien entwickelt und dann durch Athen übernommen wurden – was umso wahrscheinlicher wird, wenn man sich die vor Augen führt, dass (laut Thukydides) es eine Reihe von Bündnisverträgen zwischen Thessalien und Athen gab, was auf sehr gute Verbindungen schließen lässt. Zumindest im Bereich der Kavallerie gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Kontroversen.

Vor allem aber wird am massiven Einsatz der thessalischen Kavallerie deutlich, dass das Pferd ein zentrales Symbol mit hoher Bedeutung in Thessalien war, ähnlich wie der Streitwagen in der mykenischen Zeit. Es ist dementsprechend kaum verwunderlich, dass das Pferd, das unverzichtbar bei der Kontrolle der weitläufigen Ebene (und damit der unterworfenen Völker) und beim Einsatz im thessalischen Heer war, auch zum bedeutendsten kultischen Objekt Thessaliens wurde. Im Bereich der Mythen Thessaliens, die als Kulte eine wichtige Rolle gespielt haben, sind die Arbeiten von Paula Philippson (1944) und Aliki Moustaka (1983) zu nennen, wobei letzterer die von Philippson vorgebrachten Thesen – nicht zuletzt auf Grund neuer(er) Funde – korrigieren konnte. Leider beginnt, Martin zufolge, die Münzprägung in Thessalien nicht vor dem fünften vorchristlichen Jahrhundert, so dass sich nur begründete Vermutungen, leider aber keine Beweise auf Grund der Münzfunde bezüglich der Zeit der großen Kolonisation und der in dieser Zeit vorherrschenden Bedingungen und Strukturen in Thessalien finden lassen können. Mythen sind oftmals Herrschaftslegitimationen. Auch in Thessalien scheint dem so gewesen zu sein: Das Pferd und der Stier als Wahrzeichen Thessaliens deuten nicht nur auf Gottheiten, sondern vermutlich auch auf den Adel hin. Gleichzeitig ist, darin stimmen Moustaka und Philippson überein, Poseidon der wichtigste Gott Thessaliens, da er das erste Ross schuf (hier wieder ein Verweis auf den Adel, der als Pferdezüchter damit natürlich eine noch exponiertere Stellung einnahm), wohingegen Zeus nur eine untergeordnete (wenngleich nicht unwichtige) Rolle zukommt.

Im letzten Aspekt der Arbeit geht es noch einmal um die thessalische Gesellschaftsorganisation. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Bedeutung des Wortes „basileus“ gelegt werden. Die aus homerischer bzw. mykenischer Zeit stammende Bedeutung des Wortes scheint, in Anbetracht der thessalischen Kultur und Geschichte, „umgemünzt“ auf den tagos zu passen; ein Umstand, der bei seiner Verifizierung zu der Frage führen könnte, ob die mykenische bzw. homerische Gesellschaftstruktur in Thessalien die „dunklen Jahrhunderte“ hat überdauern können. Sollte das der Fall sein, so müssten sich Grundsätze des Denkens der Adeligen aus der Zeit Homers auf die thessalischen Adeligen übertragen lassen.

Einiges spricht für eine solche Fortsetzung der homerischen bzw. mykenischen Gesellschaftsstruktur in Thessalien – nicht zuletzt die Regierung in feudalen oder feudalähnlichen Zuständen von großen Anwesen. Hier könnte man meinen eine Parallele zur mykenischen Palastkultur gefunden zu haben. Gleichzeitig lässt die Benennung der Tetraden Phthiotis und Pelasgiotis darauf schließen, dass eine Traditionsfortsetzung im Zuge der Übernahme von heimischen Traditionen der Vorbevölkerung durch die Thessali in Betracht kommen könnte, da beide Namen auf die homerische Zeit zurückgehen.

Zunächst einmal die Übernahme der Streitwagensymbolik – oder besser die Übertragung dieser Symbolik auf das Pferd, eine Feststellung die Greenhalgh 1973 traf. Dann die Verwaltung des Landes – oder der Länder – durch ein feudales Herrschaftssystem, die seine Machtzentren in großen, freiherrlichen Anwesen hatte, eine unter anderem bei Snodgrass 1980 wiederzufindende Feststellung. Zuletzt aber – und das sei hier als Hauptanstoßpunkt angeführt – die Äquivalenz der Begriffe tagos und basileus in Thessalien (Morgan 2003), sowie die damit verbundene, nicht dynastische Besetzung des Amtes. Bei einer nicht dynastisch besetzten, gesellschaftlich mit Prestige behafteten Stellung in einem Staat oder Staatenbund fällt die Assoziation mit der homerischen Leistungsgesellschaft nicht schwer – als Stichwort sei hier die homerische Adelsgesellschaft, von der Stein Hölkeskamp und Ottmann schreiben, dass sie im wesentlichen die besprochenen Themen der Gesellschaft beeinflussen und lenken erwähnt. Gleichzeitig beschreibt Hellmann in seiner Auswertung der Ilias wie Ansehen und gesellschaftliche Stellung in dieser Zeit miteinander verknüpft waren. Grundlegend für dieses Verständnis ist die Gesellschaftsstruktur in der mykenischen Zeit, die sich vorwiegend aus den Linear – B – Texten der mykenischen Palastkultur erarbeiten lässt. In diesem Zusammenhang zu nennen ist die 2007 erschienene Dissertation von Hildebrandt, die auf Basis der Linear – B – Texte aus der Verwaltung der Paläste eben diese Gesellschaftsstruktur rekonstruiert. Da aber die Verwaltungstexte auf das Leben innerhalb der Palastanlagen festgelegt sind, gehen aus den Schriften die Wirkungsbereiche von Palastfunktionären und die damit zusammenhängende Struktur innerhalb der Paläste hervor, nicht aber die der damoi außerhalb solcher Anlagen. Wichtig ist hier nicht nur die Frage, ob es ähnliche Strukturen in der Gesellschaft der mykenischen Zeit auftauchen, die sich auch in der thessalischen Gesellschaft der archaischen Zeit wiederfinden, sondern auch, ob eine lückenlose, geschlossene Traditionsfortsetzung von der mykenischen Zeit über die „dunklen Jahrhunderte“ gegeben hat. Sollte das der Fall sein, so muss man sich die Frage stellen, warum das der Fall ist – und in wie weit ein System, dass auf solchen Traditionen fußt überhaupt auf andere, außergriechische Gebiete anwendbar ist bzw. war.

1. Politische Struktur Thessaliens

Die politische Struktur Thessaliens spielt – wie bereits in der Einleitung erwähnt – eine wesentliche Rolle bei der Frage, warum Thessalien keine eigenen Kolonien gründete. Durch die exponierte Lage und Einbettung des Landes in das gesamtgriechische Gefüge ist die politische Struktur natürlich auch zum einen durch die geographische Lage unterstützt, zum anderen erst geschaffen worden. Damit beginnt dieser erste Abschnitt der Arbeit mit dem wohl unstrittigsten Punkt: der Geo- und Topographie.

1.1 Landschaftliche Gegeben- und Eigenheiten

Um Belege zu finden, dass Thessalien eine Besonderheit im griechischen Raum ist, brauch man nicht lange zu suchen; in der Regel sind solche Hinweise jeder Ausarbeitung vorgeschaltet, die sich mit Thessalien befasst. Für den weiteren Verlauf der Arbeit ist es wichtig, dass hier klare Abgrenzungen gefunden werden und zwar zwischen „rein thessalischen“ Gebieten, denen der perioikoi (auf die an späterer Stelle weiter eingegangen werden soll) und den Gebieten der „gezwungenen Verbündeten“[1].

Zunächst aber zur Topographie Thessaliens: Strabons ausführliche Beschreibung[2] ist wohl die genaueste bekannte Schilderung des Landes aus der Antike. Ergänzt werden kann sie durch die Ausführungen Herodots[3]. Grundsätzlich reicht das thessalische Einflussgebiet von den Thermophylen im Süden bis zum Olympos im Norden.[4] Thessalien war von Bergen eingeschlossen, was die Griechen zu der Annahme veranlasste, dass sich im inneren Thessaliens einst ein Meer befunden habe.[5] Nach der Beschreibung von Herodot, die nur auf Grund der einfacheren Art sie zu lesen hier Strabon vorgezogen wird, war das thessalische Gebiet komplett von Bergen eingeschlossen – mit Ausnahme des schmalen Streifens an der Mündung des Peneios.[6] Die Fläche im Inneren dieser Gebirge wird von Strabon als „gesegnetes Land“ beschrieben[7], soweit es nicht von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Die Versorgung mit Wasser stellte scheinbar kein Problem dar. Herodot und Strabon berichten beide davon, dass sich „viele Flüsse“[8] in das thessalische Tal ergießen, die aus den begrenzenden Bergen herabkommen und sich im Peneios vereinigen, der dann Mitten durch Thessalien verläuft und am Ostende ins Meer mündet.[9] Thessalien hatte somit zwei entscheidende Vorteile: Durch die umgebenden Berge konnte es nicht einfach erobert werden, da die Zugänge zum Land selber begrenzt waren[10], und es war relativ autark, da sich die zentrale Ebene gut für Ackerbau[11] eignete. Damit konnte sich Thessalien eigenständig entwickeln, auch wenn es dadurch eine Außenseiterrolle in Griechenland zugewiesen bekommen sollte: Die Adelshäuser wurden durch keine externen Kräfte beeinflusst, Einflüsse blieben kontrollierbar.[12]

Dass die Ebene in Mitten der umschließenden Berge sich besonders für die Aufzucht und den Einsatz von Pferden eignete, ist bekannt. Allerdings sollte erwähnt werden, dass nur die Ost-Thessaler direkten Zugang zum Meer bzw. den sicheren Häfen hatten, da ein Ausläufer des Othrys Thessalien im Prinzip in zwei Teile teilt.[13]

Bleibt die Frage nach der genauen Einteilung Thessaliens in Abschnitte. Hier scheint mir nach wie vor die Einteilung von Kip die überzeugendste: Die thessalischen Kerngebiete – namentlich Thessaliotis, Phthiotis, Pelasgiotis, Hestiaiotis[14] -, die Periökengebiete – Magneten (Iolkos), Perrhäber und phtiothische Archaier - und die Gebiete der im Süden gelegenen Völker der Spercheiosebene. Während die Periökengebiete in direkter Abhängigkeit von Thessalien gehalten wurden[15], waren die Völker der Spercheiosebene wohl eher gezwungene Verbündete als Unterworfene. Ausschlaggebend ist hier die Erwähnung von Abgaben der Perrhäber an Larisa[16] bei Strabon – die allerdings die einzige Erwähnung von Abgaben der Periöken an Städte ist. Man kann aber davon ausgehen, dass, auch wenn Strabon es nicht gesondert erwähnt, die verschiedenen Gebiete bzw. Tetraden Thessaliens ebenfalls Tribut von den Periöken einforderten, da die ständigen Fehden und Kämpfe um Macht zwischen den Adeligen[17] immer das Ziel hatten mehr und mehr Macht zu erringen. Wäre Larisa die einzige Stadt gewesen, die es geschafft hätte, ein Periökengebiet zu kontrollieren, hätte das vermutlich eine dominante Vormachstellung der Aleuaden – dem in Larisa vorherrschenden Adelsgeschlecht – bedeutet. Da dies aber, wie sich im weiteren Verlauf der Arbeit zeigen wird, nicht der Fall war, kann man davon ausgehen, dass die Periökengebiete den Tetraden zugeordnet waren. Ein weiteres Indiz ist die Unterstellung der Periökengebiete an den tagos: Im Falle eines Krieges wurden die Periöken verpflichtet dem tagos direkt Tribut zu zahlen.[18] Das setzt voraus, dass es eine administrative Verwaltung gegeben haben muss, die den Tribut in allen Periökengebieten auch einfordern und einsammeln konnte. Von daher ist es wahrscheinlich, dass im Falle des Krieges der Tribut nur umgelenkt wurde, statt auf einmal erhoben zu werden. Die zusätzliche Belastung der Thessaler neben dem Krieg auch noch den Tribut einfordern zu müssen, wäre m. E. nicht tragbar gewesen. Westlake liegt folglich richtig, wenn er die Kontrolle (oder wie sich später zeigen wird: Aufsicht) der Periökengebiete in Friedenszeiten den Tetraden zuschreibt.[19]

Ebenso teile ich die Meinung von Kip, der die Völker der Spercheiosebene nicht zu den Periöken zählt.[20] Alleine die räumliche Trennung durch das Othrys-Gebirge hätte eine effektive und ständige Kontrolle höchst aufwendig gestaltet, so dass die Kosten-Nutzen-Rechnung ungünstig ausgegangen wäre. Da die Landschaft stark aufgeteilt war[21] und Aufstände der penestai eine beständige Bedrohung für die Tetraden waren[22], wäre die zusätzliche Belastung von ständiger Präsenz für die Adeligen nicht zielführend gewesen. Aus diesen Gegebenheiten leitete sich die immense Bedeutung des Pferdes (und die damit verbundene Entwicklung der thessalischen Kavallerie – siehe 3.1) ab. Die Weitläufigkeit der thessalischen Ebene zwang die Thessaler eine schnelle, hochmobile und flexible Streitmacht aufzubauen, um so zügig in jedem Teil Thessaliens eingreifen zu können. Das Pferd wurde so nicht nur Symbol der Adeligen, sondern war die notwendige Voraussetzung für die Kontrolle der unterworfenen Gebiete.[23]

1.2 Eroberung und Bildung Thessaliens

Zur Eroberung und Bildung Thessaliens sind mehrere Schritte im Vornherein wichtig, um die Entwicklung nachvollziehen zu können. Zum einen ist hier die Kultur bzw. Bevölkerung wichtig, die vor den Thessali in diesem Teil Griechenlands zu finden war. Im Verlaufe dieses Abschnittes soll eines der Problemfelder der Forschung diskutiert werden: Die Entstehung und Bedeutung der Tetraden.

Zuerst einmal kann festgestellt werden, dass Thessalien erobert wurde.[24] Die Thessaler „erinnerten“ sich an eine Einwanderung von Thesprotia nach Thessalien, von wo aus sie die Kadmeiden nach Boiotien vertrieben haben sollen.[25]

Diese in Griechenland verbreitete Art der nachträglichen Geschichtsschreibung, bei der aus Mythen eine „Wahrheit“ konstruiert wurde, scheint allerdings einen großen Teil tatsächliche Wahrheit zu beinhalten: Die thessalischen Einwanderer eroberten tatsächlich die spätere thessalische Ebene[26] und unterwarfen einen Teil der dort ansässigen Einwohner.[27] Allerdings war das ein langwieriger Prozess, da die Thessali nicht unmittelbar nach ihrer Ankunft Städte aus dem Nichts entstehen lassen konnten.

Von daher haben sich die Thessali wahrscheinlich zunächst in Siedlungen zusammengefunden, die einem griechischen ethnos[28] entsprachen.[29] Es bildeten sich im Laufe der Zeit die bereits beschriebenen Gebiete heraus: Die Tetraden als Kerngebiete der eingewanderten „Thessali“[30], wobei die Thessaliotis wahrscheinlich das erste Gebiet war, in dem sich die Thessaler niederließen,[31] die Periökengebiete und die Gebiete der „gezwungenen Alliierten“. Letztere werden in dieser Betrachtung vernachlässigt, da sie außerhalb der thessalischen Ebene lagen und damit nicht direkt in den unmittelbaren Herrschaftsraum Thessaliens fielen. Westlake geht davon aus, dass sich die Orientierung der Völker des späteren Thessaliens in mykenischer Zeit eher nach Norden ausrichtete und dass nur wenig Einfluss der mykenischen Kultur in Thessalien selbst vorhanden war – welcher sich vor Allem in den süd-östlichen Teilen Thessaliens manifestieren konnte.[32] Fundorte mit Fundstücken aus mykenischer Zeit wiederlegen diese These allerdings – zumindest was die Ausbreitung der mykenischen Kultur in Thessalien angeht.[33] Vor allem in den Gebieten der späteren Tetraden gab es eine Reihe von Siedlungen, die nicht nur in mykenischer Zeit gegründet wurden, sondern auch unter mykenischem Einfluss standen.[34] Am Beispiel von Larisa wird dies besonders deutlich: Im Raum um Larisa wurde eine durchgängige Besiedlung über die Sesklo- und Diminikultur[35] hinaus bis in die thessalische Zeit nachgewiesen, es wurden Funde aus mykenischer und submykenischer Zeit „nebeneinander“ gefunden. Die Vermutung liegt nahe, dass hier die Besiedlung nicht durch die Thessaler bzw. deren Einwanderung unterbrochen wurde, sondern weitergeführt wurde.[36] Gleichzeitig waren die späteren (wichtigen) Städte Krannon, Pherai, Larisa und Pharsalos bereits zu Homers Zeit bekannt.[37]

Nach dem trojanischen Krieg, in dem auch die „Ureinwohner“ (u.a. Pelasger und Archaier), laut Strabon „Barbaren“[38], kämpften,[39] erlitt Thessalien dann wahrscheinlich eine komplette Isolation durch die Nachwirkung der letzten großen Einwanderungswelle aus dem Norden („dorische Invasion“). Im Zuge dieser Entwicklung siedelten die „Thessali“ sich als einwandernder Volksstamm an. Diesen Erfolg kann man wohl eher auf überlegene Waffentechnik als auf numerische Überlegenheit zurückführen. Der Vorbevölkerung blieben zwei Möglichkeiten: Entweder das Ausweichen in die Bergregionen am Rand der Ebene (aus ihnen wurden dann später die perioikoi) bzw. aus dem Thessalischen Gebiet heraus oder der Verbleib als Unterworfene in den Gebieten der späteren Tetraden (diese wurden dann die penestai[40] ). So wurden die späteren Boioter vertrieben und siedelten sich in Boiotien an.[41]

Die Diskussion um das „Griechensein“ der Pelasger (die zum Teil als vorindogermanischer Volksstamm gelten) soll hier kurz gehalten werden. Funde in Thessalien aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert zeigen, dass die Grundformen der Keramik, der dabei verwendete Ton, die Bauart und Planung in ihren Grundformen in Thessalien im Mittelhelladikum fast identisch mit denen in Boiotien sind (dessen Einwohner in dieser Zeit als Griechen gelten), was bedeutet, dass die Pelasger zumindest den gleichen Status zugeschrieben bekommen müssten.[42]

Die Thessali übernahmen die Sprache der ansässigen Bevölkerung.[43] Die Besiedlung bzw. Übernahme der späteren Kernbezirke ging wohl vom Südwesten, also der späteren Thessaliotis aus.[44] Von hier begann dann dementsprechend auch die Expansion der Thessaler und die Eroberung der anderen Tetraden. Die Frage ist hier, wer warum expandierte.

Grundlegend ist dabei die Problematik, ob die Tetraden eigenständige Staatengebilde waren, oder ob sie als administrative Bezirke zur Verwaltung eines größeren Staates geschaffen wurden.[45] Gschnitzer sieht in den Tetraden künstliche Gebilde, Wehrbezirke mit weitgehend militärischer Funktion.[46] Morgan, die Thessalien als Bund von poleis sieht[47] (wobei sie klar stellt, dass Thessalien und seine Städte nur als poleis gesehen wurden, wenn es im Inhalt der Aussage um den politischen Zusammenhalt als Einheit bezüglich des Verständnisses als kleinste politische Einheit ging[48] ), erwähnt, dass die dominanten und einflussreichen Familien von den großen Städten aus herrschten.[49] Dabei legt sie zu Grunde, dass es – entgegen der sonst geläufigen Meinung – eine Entwicklung von lokalen Zentren und urbanen Strukturen bereits in der Eisen- und archaischen Zeit gegeben habe.[50] Larsen sieht Thessalien als Feudalkönigreich, dass von lokalen Zentren aus regiert wurde.[51] Beck entwickelt die Idee von einem Bundesstaat[52], sieht in den Tetraden aber trotz allem nur die Umsetzung einer thessalischen Wehrordnung.[53] Snodgrass will in Thessalien ein Tribalstaatensystem erkannt haben und Westlake schlussendlich hält Thessalien für einen Nationalstaat.[54]

Die Auswahl an Thesen ist also groß. Was kann man ausschließen? Zunächst einmal die Polis als politisches Modell. Thessalien war von mächtigen Clans dominiert, die durch ihr wirtschaftliches und soziales Gewicht die Entwicklung der Polisgesellschaften im Vergleich zum restlichen Griechenland verzögerten. Die ethnische Einheit der Thessaler bzw. Thessali an sich wurde dadurch jedoch nicht berührt, sie blieben ein geschlossener Stammesverband. Die Adelskultur in Thessalien bestand bis an das Ende der klassischen Zeit.[55] Diese altertümlich anmutende Sozialstruktur hemmte nicht nur die Entwicklung[56] der Polisgesellschaft, sie machte auch Annäherungsprozesse unmöglich: Die Aufstellung eines – für poleis typischen – Hoplitenheeres war nicht möglich, da die Adeligen, um ihre Vormachstellung zu schützen, einen sozialen Aufstieg der penestai (von den Periöken ganz zu schweigen) verhinderten.[57]

Ein Nationalstaat würde die ethnische Einheit der Thessaler voraussetzen. Da die Thessali keinem bestimmten Siedlungsmuster gefolgt zu sein scheinen, das sich nach Clans richtet[58], könnte der Nationalstaat durchaus tatsächlich in Thessalien existiert haben. Westlake gibt an, dass die Grenzen der Tetraden nicht exakt ausdifferenziert waren, in ihrer Ausdehnung allerdings etwa der Fläche eines Stammesgebietes (ethnos) entsprochen haben.[59] Diese Tetraden bildeten sich aus freiherrlichen Gütern, die sich zusammenschlossen und danach als unabhängige Staaten existierten. Der Begriff Tetrade ist damit für Westlake nicht geographisch zu sehen, sondern eine Bezeichnung der politischen Einheit nach der Entwicklung zum Nationalstaat.[60] Problematisch bei dieser Aussage ist die Formung der Tetraden.

Da die Thessali als geschlossener Verband nach Griechenland gekommen zu sein scheinen und zumindest die erste Tetrade (Thessaliotis) gemeinsam erobert haben[61], wäre es umso erstaunlicher, dass diese Einigkeit auf einmal in kleine Stücke zerbricht und jeder Adelige sich sein eigenes Gut aufbaut – nur um sich anschließend wieder zusammenzuschließen. Westlake sieht die Organisation der einzelnen Tetraden als losen Zusammenschluss mit langsamer politischer Entwicklung, geht aber davon aus, dass die Thessaler die Periöken von der Ebene aus leicht unter Kontrolle halten konnten.[62] Damit führt er seine eigene These fast ad absurdum: Ein loser Zusammenschluss hätte niemals Tribut[63] fordern können, da (wenn denn das Eintreiben geklappt hätte) die Verteilung, angesichts der ständigen Fehden[64], eine nahezu nicht zu bewältigende Aufgabe geworden wäre (die, nebenbei gefragt, wer ausgeführt hätte?). In einer Gesellschaft, in der viel vom persönlichen Ansehen abhing (siehe 5.), ist eine gemeinsame Entscheidung schwer vorstellbar, da jeder versucht hätte, seinen eigenen Vorteil weiter auszubauen. Westlake sieht den „Begründer“ des Nationalstaates der Thessaler in Aleuas, der versucht haben soll, die ethnisch nicht verschiedenen Gebiete Thessaliens (die Tetraden) Ende des siebten Jahrhunderts vor Christus zu einigen. Westlake geht dabei davon aus, dass sein Ziel ein „single national state“ war.[65]

[...]


[1] Vgl. Kip: Thessalische Studien, S. 10f.

[2] Strabon: Geographica, IX 5, 430 – 444 C.

[3] Herodot VII, 128ff.

[4] Ebd., VII, 129; Strabon IX 5, 1-3 430 C.

[5] Herodot, VII, 129; das Meer soll dann von Poseidon (durch ein Erdbeben) zum Abfließen gezwungen worden sein, so dass das heutige Thessalien entstehen konnte; vgl. Strabon IX 5, 2 430 C, Moustaka: Kulte und Mythen, S. 16, Philippson: Mythologie, S. 25.

[6] „Im Osten wird es vom Pelion und Ossa begrenzt, […], im Norden vom Olympos, im Westen vom Pindos, im Süden vom Othrys. In der Mitte dieser Berge liegt der thessalische Talkessel.“ Herodot VII, 129, zusätzlich Ebd. VII, 130.

[7] Strabon IX 5, 2 430 C.

[8] Herodot VII, 129.

[9] Strabon IX 5, 2 430 C und Herodot VII, 129.

[10] Auch wenn Xerxes die “gute Idee“ hatte den Peneios zu stauen und Thessalien wieder in ein Meer zu verwandeln – vgl. Herodot VII, 130, sollte diese Möglichkeit in den Bereich der Utopie verwiesen werden.

[11] Thessalien war nicht nur für seine Pferde, sondern auch für Getreide bekannt; vgl. Morgan, Catherine: Early Greek States, S. 18; durch fruchtbare Böden und effektive Nutzung des Landes blieb Thessalien von Hungersnöten verschont; vgl. Westlake: Thessaly, S. 23.

[12] Starr, Chester G.: Economic and Social Growth, S. 163.

[13] Morgan: Early Greek States, S. 20.

[14] Zur genauen Abgrenzung siehe Strabon IX 5, 3 430 C.

[15] Kip: Thessalische Studien, S. 11 und Thuk IV 78, 6.

[16] Strabon IX 5, 19 440 C.

[17] Westlake: Thessaly, S. 30.

[18] Kip: Thessalische Studien, S. 12.

[19] Westlake: Thessaly, S. 27.

[20] Kip: Thessalische Studien, S. 11, zusätzlich scheint das von Kip bezeichnete Gebiet von jeher als eine Art „geschlossene Einheit“ betrachtet worden zu sein, denn die Grenzen (Tetraden und Periökengebiete ohne die Völker der Spercheiosebene) finden sich so auch geschlossen im Schiffskatalog der Ilias wieder; Hom. Il. II 681 – 759.

[21] Snodgrass, Ancient Greece, S. 87.

[22] Snodgrass, Ancient Greece, S. 88.

[23] Worley: Hippeis, S. 29.

[24] Snodgrass, Ancient Greece, S. 89. Die Thessali traten dabei jedoch nicht als massive Invasionsstreitmacht, sondern als eine langsame, kontinuierlich „einsickernde“ Bedrohung von Westen her auf, wie Kern schlüssig zeigen konnte. Damit ist auch logisch begründet, warum der Stamm der Thessali trotz ihrer Erfolge in Thessalien keine Erwähnung bei Homer fand. Vgl.: Kern, Otto: Die Landschaft Thessalien, S. 11.

[25] besonders: Thuk I 12, 3; Hall: A History of the Archaic Greek World, S. 93.

[26] vgl. Strabon V 2,4: Damals noch laut Strabon „pelasgische Argolis”,

[27] Hinweis bei Thuk I 2, 1-4, Thuk I 12, 1-3 und Thuk II 101, 2; zus. Larsen: Greek Federal States, S. 14.

[28] ethnos bezeichnet nur die ethnische Gleichheit eines Stammes; vgl. Beck: Polis und Koinon, S. 13., allerdings wurde das Wort ethnos auch gebraucht, um (bei Aristoteles) „polis“ zu kontrastieren. Bei Aristoteles ist die Polis das entwickelte, fortschrittliche System, während der ethnos als Stamm- oder Clangemeinschaft rückständig ist. Die Idee dahinter ist einfach: Das System „polis“ ist ein Standard, der überall in ähnlicher Weise auftreten kann, während der „ethnos“ von Stamm zu Stamm unterschiedlich ausgeprägt ist. Eine Ansammlung von poleis formt also eine homogene Masse, während mehrere Systeme vom Typ ethnos eine heterogene Menge bilden. Damit ist die Polis (für Aristoteles) vorzuziehen. Vgl. Beck: Polis und Koinon, S. 14ff. – später wurde das Wort ethnos gebraucht, um Bundesstaaten, wie sie Beck in „Polis und Koinon“ auf den Seiten 10ff. definiert, zu beschreiben. Beck zeigt dabei, dass alle Synonyme (Koinon, Ethnos und Sympoteia) nicht eindeutig sind. Von daher wird auch in dieser Arbeit – Beck folgend – die deutsche Bezeichnung verwendet. Hinzu kommt, dass der „ethnos“ der Restgriechen (bzw. „Nicht-Thessaler“) nicht zu einhundert Prozent auf Thessalien anwendbar war, da sich Thessalien nicht in demselben Maße von der mykenischen Kultur bzw. Gesellschaftsform unterschied wie der Rest von Griechenland; vgl. Snodgrass: Ancient Greece, S. 86.

[29] Westlake, Thessaly, S. 24

[30] Ebd., S. 21.

[31] Gschnitzer: Tetraden, S. 463.

[32] Westlake: Thessaly, S. 21.

[33] Der Neue Pauly, Band 12, S. 447.

[34] Der Neue Pauly, Supplemente Band 3, Karte S. 27.

[35] Thessalien war ab dem Frühneolithikum durchgängig besiedelt und kulturell vor allem durch die Sesklo- und Diminikultur gezeichnet. Eine Kontinuität der Besiedlung kann damit, sogar mit durchgängiger Kultur und Kulturentwicklung, nachgewiesen werden. Zu genaueren Untersuchungen siehe: Otto, Brinna: Die verzierte Keramik der Sesklo- und Diminikultur Thessaliens.

[36] Milojcic: Ausgrabungen, S. 466.

[37] Milojcic: Ausgrabungen, S. 471; zumindest Pherai und Larisa werden in der Ilias erwähnt – siehe Anmerkung 39.

[38] Strabon: VII 7, 1 321C.

[39] Hom. Il.: II 681 – 685; Hom. Il. :II 711 – 715; Hom. Il.: II 840 - 843. Pherai kämpfte auf Seiten der Griechen, während Larisa an der Seite der Troer in den Kampf zog.

[40] Da die penestai als Dienerschicht in der thessalischen Gesellschaftstruktur aufgingen, waren sie verantwortlich für die Bestellung der Ländereien der Adeligen – und damit maßgeblich für den späteren Reichtum der Adelsschicht bzw. Thessaliens.

[41] Thuk I 2, 3, zus.: Hall: A History of the Archaic Greek World, S. 93.

[42] Milojcic: Ausgrabungen, S. 470.

[43] Westlake: Thessaly, S. 21.; Da die Thessali die Sprache übernahmen, kann man theoretisch auch davon ausgehen, dass sie auch andere Dinge – zum Beispiel politische Vorstellung, Kulte, Mythen etc. – von den Vorbewohnern übernommen haben.

[44] Gschnitzer: Tetraden, S. 463.

[45] Ebd., S. 452.

[46] Ebd., S. 455.

[47] Morgan: Early Greek States, S. 22.

[48] Ebd., S. 23.

[49] Ebd., S. 85.

[50] Ebd., S. 85.

[51] Larsen: Greek Federal States, S. 14.

[52] Beck: Polis und Koinon, S. 126.

[53] Ebd., S. 167f.

[54] Westlake: Thessaly, S: 28.

[55] Beck: Polis und Koinon, S. 122.

[56] Greenhalgh: Early Greek Warfare, S. 150; Greenhalgh sieht Thessalien (zu Recht) als konservatives Land – was es auch sein musste. Eine Entwicklung zur Polisgesellschaft hätte das Ende der Vorherrschaft des Adels bedeutet – und damit vermutlich auch einen Abschwung des Reichtums und Einflusses der Adelshäuser. Thessalien blieb also durch das Bestreben der Adeligen ihre Macht zu erhalten ein militärischer (Dominanz der Kavallerie, siehe 3.1) geographischer (siehe 2.1) und konstitutioneller Außenseiter in Griechenland.

[57] Snodgrass, Ancient Greece, S. 108.

[58] Außer dialektischen Unterschieden konnten von Tetrade zu Tetrade keine Differenzen ethnischer Art gefunden werden. Vgl.: Westlake: Thessaly, S. 24.

[59] Ebd.

[60] Ebd.

[61] Anders wäre die Unterwerfung eines so stark besiedelten Raumes (vgl.: Der Neue Pauly, Supplemente Band 3, Karte S. 27) wie der Thessaliotis nicht möglich gewesen, da die dortigen Bewohner sich sicher nicht freiwillig und ohne Kampf den Thessali ergaben. Westlake argumentiert, dass sich zuerst einzelne Güter bildeten, die dann die Tetrade formten. Meiner Meinung nach eine irrige Annahme, da die Güter in einer so großen Zahl sich niemals hätten als „Einzelkämpfer“ etablieren können. Die Vorbevölkerung wird als „speergewohnt“ (Hom. Il. II 840) beschrieben, so dass man annehmen kann, dass es alles andere als ein Kinderspiel war, sie zu besiegen.

[62] Westlake: Thessaly, S. 25.

[63] Strabon: IX 5, 19 440 C.

[64] Westlake: Thessaly, S. 30.

[65] Die von Westlake vorgenommene Umdeutung des Aristoteles Fragmentes (fr. 497, Rose) scheint dabei schlüssig.

Ende der Leseprobe aus 102 Seiten

Details

Titel
Thessalien - Großmacht ohne Kolonien
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
102
Katalognummer
V148317
ISBN (eBook)
9783640592463
ISBN (Buch)
9783640592289
Dateigröße
963 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thessalien, Kavallerie, Tetraden
Arbeit zitieren
Patrick Saal (Autor:in), 2010, Thessalien - Großmacht ohne Kolonien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148317

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