Nach der Blüte der mykenischen Zeit und dem wirtschaftlichen und kulturellen Abstieg in der Zeit der „dunklen Jahrhunderte“ erlebte Griechenland in der klassischen Zeit einen bedeutenden Aufstieg. Das neue Prinzip der polis, eine aufkommende Schreibkultur und die Gründung von Kolonien durch die jungen poleis zeichneten diese Zeit aus. Aber eben diese Blüte war nicht in allen Landesteilen Griechenlands uneingeschränkt und in allen Aspekten anzutreffen. Allerdings bedeutete das Nicht-teilhaben an der Kolonisation nicht, dass die Landstriche bzw. Staaten oder Staatenbünde, keine Machtfaktoren in der Zeit des klassischen Griechenlands gewesen wären. Im Gegenteil: Thessalien, das Gebiet, das in dieser Arbeit behandelt werden soll, war ein Machtfaktor der damaligen Zeit- und es hatte keine eigenen Kolonien. Das nachweislich „altertümliche“ Thessalien mit seiner geographischen und kulturellen Sonderrolle konnte sich in der griechischen Welt etablieren – im Rahmen seiner Grenzen.
Betrachtet man nun allerdings den wirtschaftlichen, machtpolitischen und kulturellen Aufschwung, den die anderen griechischen Staaten durch die Gründung von Kolonien errangen, so stellt sich die Frage warum es keine Koloniegründungen durch die thessalischen Städte wie Pharsalos, Krannon und Larisa (um nur einige zu nennen) gab. Was waren die Gründe für den selbstgewählten [?] Ausschluss von der Vorgehensweise des übrigen Griechenlands?
Zunächst findet man Zugang zur Beantwortung der Frage über die Geographie und Topographie Thessaliens. Herodot, Thukydides und Strabon waren sich der besonderen Eigenheiten der Beschaffenheit Thessaliens wohl bewusst. Nicht zuletzt die detaillierten Beschreibungen bei Herodot, vor Allem aber bei Strabon zeigen, dass Thessaliens Landschaft einmalig auf dem griechischen Festland war und bis heute ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Politische Struktur Thessaliens
- 2.1. Landschaftliche Gegeben- und Eigenheiten
- 2.2. Eroberung und Bildung Thessaliens
- 2.3. perioikoi und penestai
- 2.3.1. penestai
- 2.3.2. perioikoi
- 2.3.3. wirtschaftliche Folgen
- 2.4. Thessaliens Außenpolitik
- 3. Thessalisches Militär
- 3.1. Kavallerie
- 3.2. Infanterie
- 4. Mythos und Herrschaftslegitimation
- 5. Fortsetzung der mykenischen bzw. homerischen Kultur?
- 5.1. Betrachtung der mykenischen Zeit
- 5.2. Betrachtung der homerischen Zeit
- 5.3. Versuch des Übertrags auf Thessalien
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der besonderen Rolle Thessaliens im antiken Griechenland. Sie untersucht, warum Thessalien, im Gegensatz zu anderen griechischen Regionen, keine Kolonien gründete, obwohl es ein bedeutender Machtfaktor war. Die Arbeit analysiert die geographischen, politischen und kulturellen Faktoren, die Thessaliens Entwicklung beeinflussten und die Gründe für den vermeintlichen Ausschluss von der Kolonisationspraxis des übrigen Griechenlands beleuchten.
- Die geographischen Besonderheiten Thessaliens
- Die politische Struktur Thessaliens und die Rolle der Tetraden
- Die Rolle des thessalischen Militärs
- Der Einfluss von Mythos und Herrschaftslegitimation
- Die Frage nach einer Fortsetzung der mykenischen bzw. homerischen Kultur in Thessalien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine Einleitung und stellt die Forschungsfrage nach den Gründen für die fehlende Kolonisation Thessaliens. Das zweite Kapitel beleuchtet die politische Struktur Thessaliens, mit Fokus auf die geographischen Besonderheiten, die Eroberung und Bildung Thessaliens, die Rolle der perioikoi und penestai sowie die Außenpolitik Thessaliens. Das dritte Kapitel untersucht das thessalische Militär, einschließlich Kavallerie und Infanterie. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Mythos und der Herrschaftslegitimation in Thessalien. Das fünfte Kapitel analysiert die Frage nach einer Fortsetzung der mykenischen bzw. homerischen Kultur in Thessalien. Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Thessalien, antikes Griechenland, Kolonisation, politische Struktur, Tetraden, Militär, Mythos, Herrschaftslegitimation, mykenische Kultur, homerische Kultur, geographische Besonderheiten.
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- Patrick Saal (Author), 2010, Thessalien - Großmacht ohne Kolonien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148317