Diese Arbeit versteht sich als ein Glied in einer Reihe von Diplomarbeiten, die verschiedene
Abschnitte der neueren DaF-Geschichte behandelt. Damit trete ich die Nachfolge von Saskia
Albert (1998) an, die in ihrer Diplomarbeit die erste universitäre Lehrwerksgeneration für
Deutsch als Fremdsprache von Walter Weber während des Zweiten Weltkrieges untersucht.
Um der Kontinuität der Darstellung willen, werde ich mich öfter auf diese Arbeit beziehen.
Webers Lehrwerk wurde 1943 von Hermann Kessler neu bearbeitet. Das ist der Punkt, an
dem meine Arbeit zeitlich ansetzt. Mein Untersuchungszeitraum erstreckt sich ungefähr bis Ende
der 60er Jahre, als die erste Institutionalisierung und Konsolidierung des Faches DaF
weitgehend abgeschlossen war und der Lehrwerksmarkt mit dem Einzug der
audiolingualen/audiovisuellen Methode zu explodieren begann.
Das erste Lehrwerk, Kesslers Deutsch lernen – leicht gemacht! fällt zeitlich gesehen eigentlich
noch in die Zeit während des Krieges. Dies dient aber der Veranschaulichung des Übergangs
von Kriegs- zu Nachkriegszeit. Neben Schulz/Griesbachs Deutscher Sprachlehre für
Ausländer, dem ersten wirklich neuen Nachkriegslehrwerk für DaF, war noch vorgesehen, das
Buch Deutsch. Ein Lehrbuch für Ausländer aus der DDR zu untersuchen. Da es mir aber
trotz vielfacher Versuche nicht gelungen ist, eine Erstauflage dieses Lehrwerks aufzutreiben,
mußte ich leider darauf verzichten. Ich habe trotzdem in meiner Arbeit die DDR ausführlich
berücksichtigt und hoffe, der Leser1 kann sich auch ohne eine umfassende Analyse ein Bild von
der Entstehung des Lehrwerks machen. Statt des DDR-Lehrwerks habe ich allerdings anderes,
nicht weniger wichtiges Lehrmaterial gefunden, das heute völlig in Vergessenheit geraten ist und
in meinem „Lehrwerks-Weltbild“ für den einen oder anderen überraschenden Aha-Effekt
gesorgt hat. In keiner moderneren Abhandlung über Lehrwerksgeschichte wird es erwähnt,
obwohl es gerade bei der Entwicklung des Schulz/Griesbach eine wichtige Schlüsselrolle
spielte. Die Rede ist von Georg Lappers Methode „Singendes Lernen“, die in Auszügen im
Anhang beigefügt ist. Die Entstehung der ersten DaF-Lehrwerke nach dem Krieg darzustellen, hat sich als wesentlich
komplexer erwiesen als ursprünglich angenommen. Daher auch der Umfang der Arbeit. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 VORWORT UND „FAHRPLAN“ DIESER ARBEIT
- 2 EINLEITUNG: DEUTSCH UND DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE VOR UND NACH 1945
- 2.1 STELLUNG DES DEUTSCHEN UND SEIN STATUS ALS FREMDSPRACHE
- 2.2 DAF AN SCHULEN
- 2.3 ANTEIL AUSLÄNDISCHER STUDENTEN
- 2.4 FLÜCHTLINGE, VERTRIEBENE, GASTARBEITER
- 3 WIEDERAUFBAU DER AUSWÄRTIGEN KULTUR- UND SPRACHPOLITIK NACH DEM KRIEG
- 3.1 KULTUR UND ZURÜCKHALTUNG STATT POLITISCHES GEWICHT
- 3.2 ROLLE DER SPRACHE
- 3.3 ORGANISATION
- 3.3.1 Goethe-Institut
- 3.3.2 Universitäten
- 3.4 ZERSPLITTERUNG
- 3.5 OST-WEST-GEGENSATZ UND ÖFFNUNG NACH OSTEN
- 4 DAS FACH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE NACH DEM KRIEG
- 4.1 DAF VOR 1945
- 4.2 DAF NACH DEM KRIEG. NEUBEGINN UND KONSTITUIERUNG DES FACHES
- 4.3 DAF-ENTWICKLUNG IN DER DDR
- 5 ENTWICKLUNG DER LEHRMETHODIK
- 5.1 LEHRMETHODEN
- 5.1.1 Grammatik-Übersetzungs-Methode
- 5.1.2 Direkte Methode
- 5.1.3 Georg Lappers „Singendes Lernen“
- 5.2 KURZE BEMERKUNG ZUM LERNORT
- 6 WEITERENTWICKLUNG DER DAF-LEHRWERKE NACH DEM KRIEG IN OST UND WEST
- 6.1 WALTER WEBERS DEUTSCH FÜR AUSLÄNDER UND SCHULZ/SUNDERMEYERS DEUTSCHE SPRACHLEHRE FÜR AUSLÄNDER
- 6.2 KLEE/GERKENS GESPROCHENES DEUTSCH
- 6.3 HERMANN KESSLERS DEUTSCH LERNEN – LEICHT GEMACHT!
- 6.4 SCHULZ/GRIESBACHS DEUTSCHE SPRACHLEHRE FÜR AUSLÄNDER
- 6.5 DAS HERDER-LEHRWERK DEUTSCH. EIN LEHRBUCH FÜR AUSLÄNDER
- 7 PROBLEMATIK VON LEHRWERKSBEURTEILUNGEN UND ANALYSERASTERN
- 7.1 THEORIE VERSUS PRAXIS
- 7.2 VOREINGENOMMENHEIT
- 7.3 ZEITVERSCHIEBUNG
- 7.4 DIE FAKTOREN „SCHÜLER“ UND „LEHRER“
- 8 ANALYSE DER LEHRWERKE
- 8.1 GENERELLE
- 8.2 STRUKTUR
- 8.2.1 AUFBAU DES LEHRWERKS
- 8.2.2 ZUSATZMATERIALIEN
- 8.2.2.1 LEHRERHINWEISE
- 8.2.2.2 WÖRTERVERZEICHNISSE
- 8.2.2.3 MEDIEN
- 8.2.3 AUFBAU DER LEKTIONEN
- 8.2.4 GESTALTUNG/LAYOUT/VISUALISIERUNG
- 8.3 INHALT
- 8.3.1 THEMEN
- 8.3.2 TEXTSORTEN
- 8.4 LINGUISTISCHE KRITERIEN
- 8.4.1 AUSSPRACHE
- 8.4.2 SPRACHE
- 8.4.3 GRAMMATIK
- 8.5 METHODE/DIDAKTISCHE KONZEPTION
- 8.5.1 ÜBUNGEN
- 8.5.2 DIE VIER FERTIGKEITEN
- 8.5.2.1 HÖREN
- 8.5.2.2 SPRECHEN
- 8.5.2.3 LESEN
- 8.5.2.4 SCHREIBEN
- 8.5.3 DIDAKTIK DER GRAMMATIK
- 8.5.4 WORTSCHATZ
- 8.6 GESAMTEINDRUCK
- 9 DAS DEUTSCHLANDBILD DER LEHRWERKE
- 9.1 VORÜBERLEGUNGEN
- 9.2 PERSONEN
- 9.2.1 NAMEN
- 9.2.2 NATIONALITÄT UND SPRACHE
- 9.2.3 ALTER
- 9.2.4 GESCHLECHT
- 9.2.5 TÄTIGKEIT
- 9.2.6 FREIZEIT, HOBBIES, INTERESSEN
- 9.2.7 WOHNEN
- 9.2.8 BESITZ
- 9.2.9 ESSEN UND TRINKEN
- 9.2.10 GESUNDHEIT, KÖRPERPFLEGE
- 9.3 ANDERE LANDESKUNDLICHE INFORMATIONEN
- 9.3.1 BEI KESSLER
- 9.3.2 UND SCHULZ/GRIESBACH
- 9.4 AFFIRMATIVE DARSTELLUNG
- 9.5 TYPISIERUNG
- 9.6 HINWEISE AUF NATIONALSOZIALISMUS BEI KESSLER
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung der ersten Erwachsenenlehrwerke für Deutsch als Fremdsprache (DaF) nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Hauptziel ist die Analyse des Deutschlandbildes, das in diesen Lehrwerken vermittelt wird. Dabei wird der Kontext des Wiederaufbaus der deutschen Kultur- und Sprachpolitik berücksichtigt.
- Entwicklung der DaF-Methodik nach dem Krieg
- Analyse verschiedener DaF-Lehrwerke der Nachkriegszeit
- Das in den Lehrwerken präsentierte Deutschlandbild
- Der Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Situation auf die Lehrwerkgestaltung
- Methodische Ansätze und ihre didaktischen Konzepte
Zusammenfassung der Kapitel
1 VORWORT UND „FAHRPLAN“ DIESER ARBEIT: Dieses Kapitel dient als Einleitung und beschreibt den Aufbau und die Struktur der gesamten Arbeit. Es skizziert die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz.
2 EINLEITUNG: DEUTSCH UND DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE VOR UND NACH 1945: Dieses Kapitel beleuchtet die Stellung der deutschen Sprache vor und nach 1945, sowohl im Inland als auch im Ausland. Es untersucht den Einfluss des Krieges auf den Status des Deutschen als Fremdsprache und betrachtet die Rolle von Flüchtlingen, Vertriebenen und Gastarbeitern in diesem Kontext. Die Veränderungen im Sprachgebrauch und die daraus resultierenden Herausforderungen für den DaF-Unterricht werden analysiert.
3 WIEDERAUFBAU DER AUSWÄRTIGEN KULTUR- UND SPRACHPOLITIK NACH DEM KRIEG: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Wiederaufbau der deutschen Kultur- und Sprachpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. Es analysiert die Rolle der Sprache im Kontext des Wiederaufbaus, die Organisationsstrukturen (Goethe-Institut, Universitäten) und die Herausforderungen, die sich aus der politischen Teilung Deutschlands ergaben. Der Fokus liegt auf den Bemühungen, die deutsche Sprache und Kultur im Ausland wieder zu etablieren.
4 DAS FACH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE NACH DEM KRIEG: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Faches Deutsch als Fremdsprache nach dem Zweiten Weltkrieg. Es vergleicht die Situation vor und nach dem Krieg und untersucht die Herausforderungen der Neubestimmung des Fachs, insbesondere im Hinblick auf die geteilten Entwicklungen in Ost und Westdeutschland. Der Fokus liegt auf der Konstituierung und Etablierung von DaF als eigenständiges Fach.
5 ENTWICKLUNG DER LEHRMETHODIK: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung verschiedener Lehrmethoden im DaF-Unterricht nach dem Krieg. Es untersucht die Anwendung von Methoden wie der Grammatik-Übersetzungs-Methode, der direkten Methode und anderen innovativen Ansätzen, unter anderem dem "Singenden Lernen" von Georg Lappers. Die Diskussion der jeweiligen Stärken und Schwächen im Kontext der Zeit liefert wertvolle Einblicke in die didaktischen Konzepte dieser Methoden.
6 WEITERENTWICKLUNG DER DAF-LEHRWERKE NACH DEM KRIEG IN OST UND WEST: In diesem Kapitel werden ausgewählte DaF-Lehrwerke der Nachkriegszeit im Detail betrachtet. Es werden die jeweiligen Konzepte, Strukturen und Besonderheiten der Lehrwerke von Weber, Schulz/Sundermeyer, Klee/Gerkens, Kessler und Schulz/Griesbach im Detail untersucht und miteinander verglichen.
7 PROBLEMATIK VON LEHRWERKSBEURTEILUNGEN UND ANALYSERASTERN: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und potenziellen Probleme bei der Beurteilung und Analyse von DaF-Lehrwerken. Es diskutiert die Schwierigkeiten, die sich aus der Differenz zwischen Theorie und Praxis, Voreingenommenheit, zeitlichen Verschiebungen und dem Einfluss von Lehrern und Schülern ergeben können. Es bereitet somit den Boden für eine kritische Auseinandersetzung mit der folgenden Lehrwerkanalyse.
8 ANALYSE DER LEHRWERKE: Dieses Kapitel präsentiert eine detaillierte Analyse der ausgewählten Lehrwerke, die die strukturellen, inhaltlichen und methodischen Aspekte berücksichtigt. Es untersucht die Gestaltung, den Aufbau, die verwendeten Textsorten, linguistische Kriterien, sowie die didaktischen Konzepte und Übungen. Der Fokus liegt auf einer systematischen Erfassung der jeweiligen Merkmale.
Schlüsselwörter
Deutsch als Fremdsprache (DaF), Erwachsenenlehrwerke, Nachkriegszeit, Deutschlandbild, Lehrmethoden, Didaktik, Lehrwerkanalyse, Sprachpolitik, Kulturpolitik, Ost-West-Gegensatz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von DaF-Lehrwerken der Nachkriegszeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entstehung und Entwicklung der ersten DaF-Lehrwerke für Erwachsene nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung des in diesen Lehrwerken vermittelten Deutschlandbildes und der Einfluss des politischen und gesellschaftlichen Kontextes auf die Lehrwerkgestaltung.
Welche Lehrwerke werden untersucht?
Die Arbeit untersucht ausgewählte DaF-Lehrwerke der Nachkriegszeit, darunter Werke von Autoren wie Weber, Schulz/Sundermeyer, Klee/Gerkens, Kessler und Schulz/Griesbach. Der Fokus liegt auf einem Vergleich der unterschiedlichen Konzepte, Strukturen und Besonderheiten dieser Lehrwerke.
Welche Aspekte der Lehrwerke werden analysiert?
Die Analyse umfasst strukturelle, inhaltliche und methodische Aspekte. Untersucht werden der Aufbau der Lehrwerke, die verwendeten Textsorten, linguistische Kriterien wie Aussprache und Grammatik, didaktische Konzepte, Übungen und das in den Lehrwerken präsentierte Deutschlandbild (Personenbeschreibungen, landeskundliche Informationen usw.).
Wie wird das Deutschlandbild in den Lehrwerken untersucht?
Die Analyse des Deutschlandbildes umfasst die Betrachtung verschiedener Aspekte wie die Darstellung von Personen (Namen, Nationalität, Alter, Geschlecht, Tätigkeit, Freizeit etc.), landeskundliche Informationen, und die Frage nach einer affirmativen Darstellung oder Typisierung. Besondere Aufmerksamkeit wird dem möglichen Einfluss nationalsozialistischen Gedankenguts gewidmet.
Welche methodischen Ansätze werden im DaF-Unterricht der Nachkriegszeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung verschiedener Lehrmethoden, darunter die Grammatik-Übersetzungs-Methode, die direkte Methode und innovative Ansätze wie das "Singende Lernen" von Georg Lappers. Die Stärken und Schwächen der jeweiligen Methoden werden im Kontext der Zeit diskutiert.
Welche Herausforderungen bei der Lehrwerkanalyse werden thematisiert?
Die Arbeit diskutiert die Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Lehrwerken, wie z.B. die Differenz zwischen Theorie und Praxis, Voreingenommenheit des Analytikers, zeitliche Verschiebungen und den Einfluss von Lehrern und Schülern auf die Anwendung der Lehrwerke.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel, beginnend mit einem Vorwort und Fahrplan, über die Einleitung zur Situation von Deutsch als Fremdsprache vor und nach 1945, den Wiederaufbau der Kultur- und Sprachpolitik, die Entwicklung des Faches DaF, die Entwicklung der Lehrmethodik und die Analyse ausgewählter Lehrwerke bis hin zu einer Diskussion der Problematik von Lehrwerkanalysen und einem abschließenden Kapitel zum Deutschlandbild der Lehrwerke.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsch als Fremdsprache (DaF), Erwachsenenlehrwerke, Nachkriegszeit, Deutschlandbild, Lehrmethoden, Didaktik, Lehrwerkanalyse, Sprachpolitik, Kulturpolitik, Ost-West-Gegensatz.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel der Arbeit ist die Analyse des in den ersten DaF-Lehrwerken der Nachkriegszeit vermittelten Deutschlandbildes unter Berücksichtigung des Kontextes des Wiederaufbaus der deutschen Kultur- und Sprachpolitik. Die Arbeit untersucht die Entwicklung der DaF-Methodik und den Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Situation auf die Lehrwerkgestaltung.
- Citar trabajo
- Stefan Deinzer (Autor), 2001, Die Entstehung der ersten Erwachsenenlehrwerke für Deutsch als Fremdsprache nach dem Zweiten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung ihres Deutschlandbildes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14834