Das Artikelwort bei Helbig und Buscha, der Artikel in der traditionellen Schulgrammatik

Eine vergleichende Betrachtung


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Allgemeine Definition des Artikels
1.1 Artikelwort bei Helbig und Buscha

2. Artikel in der traditionellen Schulgrammatik
Exkurs: Behandlung des Artikels im Duden

3. Vergleich der Grammatiken in Bezug auf den Artikel und Diskussion über die Anwendung in der Schule

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Bestimmung und Untersuchung der Wortarten im Deutschen stellt sowohl für Schüler als auch für Studenten sehr oft ein grundlegendes Problem dar. Hinzu kommt, dass es eine Vielzahl von Grammatiken gibt, die sich nach unterschiedlichen Kriterien zur Kategorisierung von Wortarten richten. Die Schulgrammatik besitzt keine einheitlichen Kategorisierungskriterien und somit ist es für Schüler schwierig, das erlernte Wortartensystem logisch nachzuvollziehen. Es bleibt jedoch die Frage offen, ob es eine andere, eventuell bessere Einteilung der Wortarten gibt, die den Schülern die Bestimmung der Wortarten erleichtert.

Besonders die Wortart Artikel/Artikelwort wird in den einzelnen Grammatiksystemen unterschiedlich betrachtet und erfährt dadurch häufig eine Überschneidung mit den Pronomen und Numeralien der traditionellen Schulgrammatik. In der Seminararbeit Das Artikelwort bei Helbig und Buscha, der Artikel in der traditionellen Schulgrammatik. Eine vergleichende Betrachtung. soll zuerst auf das Artikelwort in der Grammatik bei Helbig/Buscha[1] eingegangen werden. Im Anschluss daran wird das traditionelle Wortartensystem der Schulgrammatik am Beispiel des seit 2002 gültigen Brandenburger Rahmenlehrplanes Deutsch für die Sekundarstufe I[2] untersucht. Als Grundlage für die folgende Darstellung wird hierbei das Lehrbuch für den Deutschunterricht Klasse 8 Deutsch. Wege zum sicheren Sprachgebrauch[3] für die vertiefte allgemeine Bildung herangezogen. In diesem Zusammenhang wird zusätzlich peripher auf die Behandlung des Artikels im Duden[4] eingegangen und in die Darstellung eingebracht. Daraufhin erfolgt der Vergleich der Grammatik von Helbig und Buscha mit der traditionellen Schulgrammatik und dem Duden. Es soll diskutiert werden, welche der vorgestellten Handhabungen bei der Darstellung des Artikels für die Schülerinnen und Schüler verständlicher, welche Betrachtung für sie nützlicher ist, aber auch welche Ausführungen für die Umsetzbarkeit im praktischen Unterricht besser geeignet sind. Es soll jedoch keine Empfehlung für die Behandlung des Artikels in der Schule sein, sondern vielmehr die Pro- und Kontra-Argumente der drei Wortartensysteme in Bezug auf den Artikel aufzeigen. In einer Schlussbetrachtung werden die herausgearbeiteten Ergebnisse zusammengefasst und überdies eine kurze kritische Bewertung abgegeben.

1. Allgemeine Definition des Artikels

Der Artikel leitet sich vom lateinischen Nomen articulus = Glied, Teil ab. Er wird zum einen als Begleiter des Substantivs bezeichnet, zum anderen gibt er das Geschlecht des nachfolgenden Substantivs an, daher auch sein Beiname Geschlechtswort. Des Weiteren ist durch ihn auch der Kasus eines Substantivs erkennbar, da die unterschiedlichen Kasusendungen heute nicht mehr verwendet werden. Der Artikel wird oft als unwichtige Wortart angesehen und bildet daher in vielen Grammatiken keine eigenständige Wortart.[5]

1.1 Artikelwort bei Helbig/Buscha

Die Deutsche Grammatik von Gerhard Helbig und Joachim Buscha richtet sich bei der Betrachtung der verschiedenen Wortklassen[6] vorwiegend nach den morphosyntaktischen Kategorisierungskriterien. Diese Erscheinungen werden meist jedoch semantisch begründet, da es sich eigentlich um eine Grammatik für Nichtmuttersprachler handelt.

Es finden sich neun Wortklassen, wobei das Artikelwort für sich allein eine Klasse in Anspruch nimmt.

Helbig und Buscha zählen zu den Artikelwörtern nicht nur den bestimmten (der, die, das) und unbestimmten (ein, eine) sowie den Nullartikel (kein Artikel vor dem Substantiv), sondern auch das Demonstrativ- (dieser, jener), Possessiv- (mein, dein), Interrogativ- (welcher) und das Indefinitpronomen (mancher, irgendein)[7], wobei allerdings darauf geachtet werden muss, dass die Pronomen immer in Verbindung mit einem Substantiv stehen, da sie ansonsten zu den Substantivwörtern gezählt werden. Helbig und Buscha arbeiten zunächst Merkmale heraus, welche die Artikelwörter von den anderen Wortklassen unterscheiden und abgrenzen.[8] Das wichtigste Kriterium für die Artikelwörter findet sich darin, wie bereits oben genannt, dass diese Wortklasse immer in Verbindung mit einem Substantiv steht:

(1) Meine Kinder spielen auf der Straße.

(2) Das Kind spielt auf der Straße.

Sobald das Substantiv fehlt, handelt es sich nicht mehr um ein Artikelwort, sondern um eine andere Wortklasse:

(3) Das Kind spielt auf der Straße. Es ist mein.

In (1) tritt meine in der Verwendung eines Artikelwortes auf, in (3) jedoch als Substantivwort (Possessivpronomen), da in diesem Satz das Substantiv nach dem angeblichen Artikelwort fehlt. Durch seine Zugehörigkeit zu den Substantiven ist das Artikelwort immer an dessen Satzposition gebunden und kann nur mit ihm verschoben werden:

(4) Das Mädchen spielt mit der kleinen Puppe.

(5) Mit der kleinen Puppe spielt das Mädchen.

(6) * Mit kleinen Puppe der spielt das Mädchen.

Ferner besteht zwischen dem Substantiv und dem Artikelwort in Kasus, Numerus und Genus Kongruenz. Jenes gilt auch, wenn Substantiv und Artikelwort ein Adjektiv umschließen. Dieses nimmt ebenfalls die Kasus-, Numerus- und Genusmerkmale an:

(7) Der alte Hund biss den Jungen. (Nom., Sing., mask.)

(8) Der Junge streichelte den alten Hund. (Akk., Sing., mask.)

(9) Der Junge gab den alten Hunden einen Knochen. (Dat., Pl., mask.)

An den Beispielen (1) bis (9) wird die Begleitfunktion des Artikelwortes zum Substantiv deutlich. Des Weiteren zeigen Helbig und Buscha, dass es nicht möglich ist, zwei Artikelwörter unmittelbar miteinander zu verbinden:

(10) *Meine die Frau singt im Chor.

Allerdings weisen Helbig und Buscha darauf hin, dass die Koordinierung von Artikelwörtern in zwei Sonderfällen zulässig ist:

(11) Alle diese Bilder werde ich kaufen.

Hier bezieht sich alle auf diese Bücher, das heißt, dass die beiden Artikelwörter eine „subordinative Beziehung“ zueinander haben, also zum Beispiel nicht mit einem und verbunden werden können:

(12) *Alle und diese Bilder werde ich kaufen.

Außerdem können nach Helbig und Buscha scheinbar zwei Artikelwörter eigentlich eine feste Wendung sein, die somit nur als ein Artikelwort gewertet wird, so dass keine Dopplung auftritt. Hierzu werden die Varianten welch ein, manch ein, solch ein gezählt.

(13) Solch ein Bild werde ich kaufen.

Jedoch müssen Helbig und Buscha bereits an dieser Stelle auf Überschneidungen hinweisen, da die Abgrenzung der Artikelwörter nicht eindeutig ist und somit einige Sonderfälle auftreten, in denen es sich nach den genannten Kriterien scheinbar um ein Artikelwort handelt, dies aber nicht der Fall ist[9].

So weist zum Beispiel das Adjektiv einige Merkmale wie das Artikelwort auf: Es steht ebenfalls vor dem Substantiv, kongruiert mit diesem in Kasus, Numerus, Genus und kann auch nur mit ihm zusammen die Position im Satz verändern, wie bereits (4)-(9) zeigen. Allerdings kann, im Gegensatz zum Artikelwort, sich vor dem Adjektiv ein Artikelwort befinden, was auch auf die Kardinalzahlen und Indefinitpronomina bzw. unbestimmte Zahladjektive wie viele, wenige, beide und sämtliche zutrifft:

(14) Die zwei Frauen gingen abends aus.

(15) Die beiden Frauen gingen abends aus.

Der unbestimmte, bestimmte und Nullartikel bilden eine große Gruppe der Artikelwörter und sind durch ihre Bedeutungszuweisung gekennzeichnet.

So wird der bestimmte Artikel der, die, das nach Helbig und Buscha oft gebraucht, um das Substantiv als eindeutig zu markieren. Die Realisierung erfolgt aufgrund vier unterschiedlicher Motivierungen:[10]

Erstens wird das Artikelwort oft zum Aufweisen von Individualität verwendet. Daher steht das Artikelwort vor erdkundlichen Namen, wie Gebirgen, Bergen, Seen, Meeren, Flüssen Gestirnen (der Rhein, die Sonne, das Mittelmeer), aber auch vor einigen Ländernamen und Landschaften (die Ukraine, das Havelland). Des Weiteren wird das Artikelwort vorangestellt, wenn es sich um Namen von Zeitschriften, Zeitungen, Straßen, Gebäuden, Einrichtungen und Schiffen handelt (die Berliner Zeitung, die Ziegelstraße, die Oper). Daneben benutzt man den bestimmten Artikel zur „Identifizierung bei Personennamen“[11] (die Merkel).

[...]


[1] Helbig/Buscha (2005): Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Berlin,
München.

[2] Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (2002): Rahmenlehrplan Deutsch.
Sekundarstufe I. Berlin.

[3] Friedrich, Bodo (1998): Deutsch. Wege zum sicheren Sprachgebrauch 8. Gymnasium. Berlin.

[4] Dudenredaktion (2005): Duden. Die Grammatik. Band 4. Mannheim7.

[5] Jung, Walter (1966): Grammatik der deutschen Sprache. Leipzig, S. 271-272.

[6] Bei Helbig/Buscha findet sich im Vergleich zur traditionellen Schulgrammatik nicht der Begriff
Wortart, sondern der der Wortklasse.

[7] Eine detaillierte Auflistung aller Artikelwörter in allen Genera findet sich bei Helbig und Buscha auf
Seite 322.

[8] Helbig und Buscha, S.320 -321.

[9] Ebenda, S. 323-324.

[10] Ebenda, S.329-335.

[11] Ebenda, S. 331.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Artikelwort bei Helbig und Buscha, der Artikel in der traditionellen Schulgrammatik
Untertitel
Eine vergleichende Betrachtung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für deutsche Sprache und Linguistik)
Veranstaltung
Syntaktische Basiseinheiten: Wortarten, ihre Klassifikation und Eigenschaften
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V148443
ISBN (eBook)
9783640585908
ISBN (Buch)
9783640585915
Dateigröße
407 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Artikel;, Artikelwort;, Helbig;, Buscha;, Schulgrammatik;, Duden;, Wortart;, Grammatik
Arbeit zitieren
Anne Mrotzek (Autor:in), 2006, Das Artikelwort bei Helbig und Buscha, der Artikel in der traditionellen Schulgrammatik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148443

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