Es liegen bereits Studien vor, die sich mit den Auswirkungen der Vaterabwesenheit auf die Entwicklung des Mädchens befassen. Allerdings lässt sich eine differenzierte Erkenntnis zur weiblichen Identitätsbildung nicht ableiten, da diese sich zum Teil widersprechen. Bestätigt ist, dass die Vaterabwesenheit und die damit verbundene Veränderung in den Lebensbedingungen der Tochter sie in der Entwicklung beeinträchtigt. Um komplexere und differenziertere Aussagen über den Einfluss der Vaterabwesenheit auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität des Mädchens machen zu können, soll der Frage nachgegangen werden, wie Töchter Vaterabwesenheit erleben und wie sie ihre Geschlechtsidentität wahrnehmen. Dieser Frage wurde erstmals im Lehrforschungsprojekt 2021 nachgegangen, wobei sechs Frauen, die mit einem abwesenden Vater aufgewachsen sind, zur aktuellen Wahrnehmung früherer Vaterabwesenheit und der damit verbundenen Entwicklung von Weiblichkeit und Männlichkeit anhand eines halbstrukturierten Interviews befragt wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden drei weitere Frauen, anhand des episodischen Interviews befragt, welches angepasst und in vier Fragenkategorien gegliedert wurde (Vaterabwesenheit und männliche Bezugsperson, Vater- und Männerbild, Mutter- und Frauenbild, Wahrnehmung von Beziehungen). Die Interviews wurden mit Hilfe des Programms MAXQDA transkribiert und nach der Methode der Grounded Theory von Strauss und Corbin (Strauss & Corbin, 1969) analysiert. Die Auswertung zeigt, dass die Vaterabwesenheit im Gegensatz zu den sechs zuvor befragten Frauen an sich zwar als normal erlebt wurde, jedoch die Unwissenheit über die eigene Herkunft, die Lebensumstände und die neuen Partnerschaften der Mütter als Belastung empfunden wurden und sie ebenfalls in ihrer Geschlechtsidentität hinsichtlich ihres Beziehungsverhaltens und -erlebens geprägt hat. Auch ihnen fällt es schwer, befriedigende Beziehungen zu führen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Abstract
- 1. Einleitung
- 2. Definition
- 2.1. Geschlechtsidentität
- 2.2. Kern-Geschlechtsidentität
- 2.3. Geschlechtsrolle
- 2.4. Geschlechtspartnerorientierung
- 2.5. Einordnung des Begriffes der „Vaterabwesenheit“
- 3. Forschungsstand
- 3.1. Vaterforschung
- 3.2. Vaterabwesenheit und die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsidentität
- 4. Fragestellung
- 5. Methodisches Vorgehen
- 5.1. Erhebungsmethodik
- 5.2. Erhebungsinstrument
- 5.3. Feldzugang
- 5.4. Auswertungsmethodik
- 6. Deskriptive Ergebnisdarstellung
- 6.1. Vaterabwesenheit und männliche Bezugsperson
- 6.1.1. Erinnerung an Vaterabwesenheit
- 6.1.2. Erleben der Vaterabwesenheit
- 6.1.3. Männliche Bezugsperson - Neuer Partner der Mutter
- 6.1.4. Kontakt und Gefühle zum Vater
- 6.2. Vater- und Männerbild
- 6.2.1. Vorstellung und Beschreibung des Vaters
- 6.2.2. Verbindung und Gemeinsamkeiten zum Vater
- 6.2.3. Mutter über Vater
- 6.2.4. Definition von Männlichkeit
- 6.3. Mutter- und Frauenbild
- 6.3.1. Frauenbild und Wahrnehmung der Mutter
- 6.3.2. Definition von Weiblichkeit
- 6.4. Wahrnehmung und Erleben von Beziehungen
- 6.4.1. Beziehung der Eltern (Mutter und Stiefvater)
- 6.4.2. Wahrgenommener Einfluss der Erfahrung der Vaterabwesenheit auf Beziehungen zu Männern
- 6.4.3 Beziehungserfahrungen
- 6.4.4 Beziehungsvorstellungen
- 7. Diskussion der Ergebnisse
- 8. Limitationen
- 9. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit den Auswirkungen der Vaterabwesenheit auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität von Töchtern. Die Arbeit untersucht, wie Töchter die Erfahrung der Vaterabwesenheit erleben und wie diese Erfahrung ihre Wahrnehmung von Weiblichkeit und Männlichkeit prägt.
- Erfahrungen von Vaterabwesenheit
- Einfluss von Vaterabwesenheit auf die Geschlechtsidentität
- Wahrnehmung von Weiblichkeit und Männlichkeit
- Beziehungserfahrungen und -vorstellungen
- Entwicklung von Beziehungs- und Kommunikationsmustern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Vaterabwesenheit und ihrer Auswirkungen auf die Geschlechtsidentität von Töchtern ein. Sie definiert die zentralen Begriffe wie Geschlechtsidentität, Kern-Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und Geschlechtspartnerorientierung sowie den Begriff der „Vaterabwesenheit“. Anschließend wird der Forschungsstand zum Thema Vaterforschung und den Auswirkungen der Vaterabwesenheit auf die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsidentität beleuchtet.
Die Fragestellung der Arbeit wird im Kapitel 4 formuliert und die methodische Vorgehensweise wird in Kapitel 5 beschrieben. Hier werden die Erhebungsmethodik, das Erhebungsinstrument, der Feldzugang und die Auswertungsmethodik erläutert.
Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 6 präsentiert. Dieser Abschnitt beleuchtet die Erfahrungen der Frauen mit Vaterabwesenheit, ihren Umgang mit der Abwesenheit des Vaters, ihre Beziehung zu männlichen Bezugspersonen, ihr Vater- und Männerbild sowie ihr Mutter- und Frauenbild.
Kapitel 7 befasst sich mit der Diskussion der Ergebnisse. Hier werden die Erkenntnisse aus den Interviews interpretiert und in den Zusammenhang mit den bisherigen Forschungsergebnissen gesetzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Geschlechtsidentität, Vaterabwesenheit, Wahrnehmung, Entwicklung und Beziehungserfahrungen. Die Analyse beleuchtet, wie die Erfahrung der Vaterabwesenheit die Wahrnehmung von Weiblichkeit und Männlichkeit sowie die Entwicklung von Beziehungs- und Kommunikationsmustern bei Töchtern beeinflusst.
- Citation du texte
- Bianca Schreyer (Auteur), 2022, Wie erleben Töchter Vaterabwesenheit und welchen Einfluss hat dieses Erleben auf die Wahrnehmung ihrer Geschlechtsidentität?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1485753