Aus der Perspektive der heutigen Linguistik, ist es selbstverständlich, dass Sprachkontakte und sich daraus entwickelnde Mischsprachen bereits solange existieren, wie das Phänomen der Sprache als solches und das es aus diesem Grund in allen Teilen der Welt und zu verschiedensten Zeiten zur Bildung von Kreolidiomen gekommen ist. Um die Aufgabe dieser Untersuchung gezielt zu verfolgen und den begrenzten Rahmen effektiv zu nutzen, konzentriert sich die Arbeit auf jene Kreolsprachen, welche sich vor allem durch die Spanier und die Portugiesen im Zuge des Kolonisierungsprozesses, auf dem südamerikanischen Kontinent und in der Karibik haben bilden können. Da jedoch auch eine Begrenzung auf diesen Bereich noch immer einen sehr großen Umfang aufweisen würde und die Gefahr besteht, sich bei den Erläuterungen in einer substanzlosen Weite des Gegenstandes zu verlieren, oder sich an Aspekten aufzuhalten, die für die vorliegende Untersuchung als Marginalien gewertet werden müssten, sollen hier nur die spanisch basierten Kreolsprachen als Exempel der Untersuchung dienen. Es lassen sich bei den Sprechern spanisch basierter Kreolsprachen zudem einige Phänomene feststellen, wenn diese Spanisch sprechen, was wiederum Rückschlüsse auf die Entwicklung und die Struktur ihrer eigenen Kreolsprache ermöglicht und die an dieser Stelle noch kurz erwähnt werden sollen. Bei Kreolsprachlern, die Spanisch sprechen lässt sich häufig eine gedoppelte Verneinung feststellen, die sowohl vor- als auch nachgestellt wird: „No hablo inglés no.“ Des Weiteren kann man oftmals eine Reduzierung des Plurals; „Las hija tuya.“, sowie einen extrem hohen Gebrauch der Subjektpronomen feststellen. Einige weitere Merkmale sind ein reduzierter Gebrauch von Artikeln, das Fehlen einer Einleitung des Nebensatzes durch die Konjunktion que, das häufige Fehlen von Reflexiv- und Passivkonstruktionen oder das Fehlen von Kopulaverben. Im Vergleich zu anderen Kreolsprachen, die auf europäischen Sprachen, wie beispielsweise Französisch oder Niederländisch basieren, hat das Spanische nur sehr wenig Kreolsprachen hervorgebracht: das Papiamentu, das Palenquero, und das Chabacano, wobei das Palenquero als eine der bedeutendsten Quellen zur Erforschung von alten Kreols gilt, da es etwa zweihundert Jahre lang in Kolumbien isoliert bestand und daher lange Zeit frei von weiteren Einflüssen anderer Sprachen blieb. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1.1 SPANISCH - BASIERTE KREOLSPRACHEN
- 1.2 PAPIAMENTU
- 2 EINFÜHRUNG IN DIE TERMINOLOGIE
- 2.1 PIDGIN - UND KREOLSPRACHEN
- 2.11 Pidgin
- 2.12 Kreol
- 2.13 Jargon
- 2.2 DIE ENTSTEHUNG VON KREOLSPRACHEN
- 2.21 Baby- und Foreignertalk
- 3 VON DER LINGUISTIK ZUR KREOLISTIK
- 3.1 DER PERSPEKTIVENWECHSEL IN DER LINGUISTIK
- 3.2 DIE BILDUNG DER KREOLISTIK
- 4 KREOLISTIK ALS BEREICH SOZIOLINGUISTISCHER FORSCHUNG
- 4.1 SOZIOLINGUISTIK
- 4.2 KREOLISITK
- 4.21 Die frühesten Forschungsansätze
- 4.22 Die aktuellen Forschungsansätze
- 5 SCHLUSSBETRACHTUNGEN
- 6 QUELLENANGABEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Kreolistik als einem Bereich soziolinguistischer Forschung. Sie zielt darauf ab, eine Einführung in die Erforschung von Kreolsprachen zu geben und die Kreolistik als Teilgebiet der Soziolinguistik zu etablieren. Die Arbeit soll einen Überblick über den Stand und die Entwicklung dieses Forschungsbereichs bieten und das wissenschaftliche Interesse an Kreolsprachen wecken.
- Die Entstehung und Entwicklung von Kreolsprachen
- Die Rolle des Spanischen bei der Bildung von Kreolsprachen
- Die sprachlichen Besonderheiten von Kreolsprachen
- Die Geschichte und Entwicklung der Kreolistik als Forschungsbereich
- Die Bedeutung der Kreolistik für die Soziolinguistik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Kreolistik ein und beleuchtet die historische Entwicklung von Mischidiomen und Sprachkontakten. Sie betont die Bedeutung der Kreolsprachen für die sprachwissenschaftliche Forschung und die Relevanz des Spanischen als Basissprache für einige Kreolsprachen.
Kapitel 1.1 widmet sich den spanisch-basierten Kreolsprachen und beleuchtet die Entstehung dieser Sprachen im Kontext der Kolonisierung Südamerikas und der Karibik. Es werden sprachliche Besonderheiten von Kreolsprachlern beim Sprechen von Spanisch aufgezeigt, die Rückschlüsse auf die Entwicklung und Struktur ihrer Kreolsprachen ermöglichen.
Kapitel 1.2 konzentriert sich auf die Kreolsprache Papiamentu, die als Beispiel für die Entstehung und Entwicklung von Kreolsprachen dient. Es werden die historischen und sprachlichen Einflüsse auf die Entstehung des Papiamentu, insbesondere das Spanische, Portugiesische und Niederländische, erläutert.
Kapitel 2 bietet eine Einführung in die Terminologie der Kreolistik und definiert die Begriffe Pidgin, Kreol und Jargon. Es beleuchtet die Entstehung von Kreolsprachen und die Rolle von Baby- und Foreignertalk in diesem Prozess.
Kapitel 3 beleuchtet den Perspektivenwechsel in der Linguistik und die Bildung der Kreolistik als eigenständiger Forschungsbereich. Es werden die wichtigsten Entwicklungen und Meilensteine der Kreolistik dargestellt.
Kapitel 4 untersucht die Kreolistik als Bereich soziolinguistischer Forschung. Es werden die wichtigsten Forschungsansätze der Kreolistik, sowohl die frühen als auch die aktuellen, vorgestellt und die Bedeutung der Kreolistik für die Soziolinguistik hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kreolistik, Soziolinguistik, spanisch-basierte Kreolsprachen, Papiamentu, Pidgin, Kreol, Sprachkontakt, Sprachwandel, Kolonialismus, Sprachgeschichte, Sprachentwicklung, Forschungsansätze.
- Citation du texte
- Ralf Beckendorf (Auteur), 2007, Kreolistik als Bereich soziolinguistischer Forschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148804