„Der Mann könnte längst ein Superstar sein – hätte er nicht das Charisma eines mürrischen Kinderbuch-Esels.“ In den Medien wird heutzutage der Begriff Charisma sehr häufig verwendet – allerdings meist in seiner Alltagsbedeutung, als besondere Ausstrahlung oder als gewisses Etwas einer Person. Es ist anzunehmen, dass viele Menschen diesen Begriff leichtfertig gebrauchen, ohne sich dessen theologischen und soziologischen Hintergrunds bewusst zu sein. Vor allem in Bezug auf Barack Obama, den 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, hat der Begriff Charisma in seiner alltäglichen Bedeutung, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht, eine tragende Rolle inne: „Anfangs hatte sie kein Interesse an Politik. Doch das Charisma ihres Mannes hat Michelle Obama überzeugt.“ bzw. „Er muss bald Ergebnisse liefern, sonst schwinden Charisma und Unterstützung rasch.“ In der vorliegenden Arbeit soll allerdings nicht die Alltagsbedeutung der Begrifflichkeit Charisma thematisiert werden.
Der Terminus technius Charisma ist in der Theologie in der Vergangenheit bereits ausführlich diskutiert und analysiert worden, wobei allerdings das Hauptaugenmerk dieser Untersuchungen auf dem Wirken des Heiligen Geistes, dessen Erneuerung in der Institution Kirche und der Beziehung von Charisma und Amt lag. Zu nennen sind in diesem Kontext u.a. Baumerts Gaben des Geistes Jesu und Charisma und Amt von Ulrich Brockhaus. Eine Ausnahme bildet die Dissertation des Theologen Michael N. Ebertz Das Charisma des Gekreuzigten aus dem Jahre 1984, welche sich mit dem soziologischen Aspekt des Charismabegriffs und somit der Weberschen Auslegung dieses Begriffs auseinandersetzt. Ziel dieser Arbeit ist es, sich von dem theologisch geprägten Terminus zu lösen, sich dessen soziologischer Definition nach Max Weber (1864-1920), „dem (Über)vater der Soziologie“ aus dessen posthum veröffentlichtem Werk Wirtschaft und Gesellschaft anzunähern und diesen in Bezug auf den Religionsstifter Jesus von Nazareth auszubauen, um der Themenstellung dieser Arbeit gerecht zu werden. Die Reduzierung des Bedeutungsspektrums von Charisma ist nötig, um das soziologische Charisma der Stifterpersönlichkeit von der neutestamentlich-theologischen Deutung dieses Begriffs abzugrenzen und zu differenzieren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- VERWENDUNG DES TERMINUS CHARISMA
- Herkunft und sprachwissenschaftlicher Aspekt
- Soziologischer Gebrauch – Max Webers Charismabegriff.
- Charismatische Herrschaft....
- Legale Herrschaft.
- Traditionale Herrschaft...
- Biblischer Gebrauch...
- Altes Testament.
- Das persönliche Charisma der Heerführer...
- Das persönliche Charisma der Könige Saul und David...
- Der Bruch der Charisma-Auffassung im Nord- und Südreich
- Das Charisma der Propheten und Priester..
- Neues Testament – Die paulinische Charismenlehre
- Altes Testament.
- DAS CHARISMA JESU.
- Webers fünf Merkmale charismatischer Herrschaft im Kontext des Wirkens Jesu....
- Anerkennung Jesu durch seine Anhängerschaft..
- Der mögliche Schwund des Charismas.
- Die Jünger Jesu als emotionale Vergemeinschaftung
- Das wirtschafsfremde Handeln der Gemeinde.
- Die neue Wahrheit und Offenbarung Jesu….........
- Webers fünf Merkmale charismatischer Herrschaft im Kontext des Wirkens Jesu....
- SCHLUSSGEDANKE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem soziologischen Charismabegriff nach Max Weber und dessen Anwendung auf die Figur Jesu von Nazareth. Ziel ist es, den Begriff Charisma von seiner theologischen Bedeutung zu lösen und ihn in Bezug auf den Religionsstifter Jesus zu analysieren. Dabei soll die Reduzierung des Bedeutungspektrums von Charisma die soziologische Dimension von der neutestamentlich-theologischen Deutung abgrenzen und differenzieren.
- Soziologische Definition des Charismabegriffs nach Max Weber
- Anwendung des Charismabegriffs auf die Figur Jesu von Nazareth
- Abgrenzung des soziologischen Charismabegriffs von der neutestamentlich-theologischen Deutung
- Analyse von Parallelen zwischen charismatischen Führern im Alten Testament und Jesus
- Die Bedeutung von Charisma für die Entstehung und Entwicklung des Christentums
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung erläutert die Alltagsbedeutung des Begriffs Charisma und stellt die Notwendigkeit einer soziologischen Analyse des Charismabegriffs dar. Sie führt in die Themenstellung der Arbeit ein und beschreibt die Zielsetzung sowie die methodische Herangehensweise.
- Verwendung des Terminus Charisma: Dieses Kapitel beleuchtet die Herkunft und den sprachwissenschaftlichen Aspekt des Terminus Charisma. Es wird die Bedeutung von Charisma in der griechischen Koine und die Entwicklung des Begriffs im Laufe der Zeit dargestellt. Anschließend wird die soziologische Definition des Charismabegriffs nach Max Weber vorgestellt.
- Das Charisma Jesu: Dieses Kapitel untersucht die fünf Merkmale charismatischer Herrschaft nach Weber im Kontext des Wirkens Jesu. Es analysiert die Anerkennung Jesu durch seine Anhängerschaft, den möglichen Schwund des Charismas, die Jünger Jesu als emotionale Vergemeinschaftung, das wirtschafsfremde Handeln der Gemeinde und die neue Wahrheit und Offenbarung Jesu.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf den soziologischen Charismabegriff nach Max Weber, dessen Anwendung auf die Figur Jesu von Nazareth, die Abgrenzung des soziologischen Charismabegriffs von der neutestamentlich-theologischen Deutung sowie die Analyse von Parallelen zwischen charismatischen Führern im Alten Testament und Jesus. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Charisma, Max Weber, charismatische Herrschaft, Jesus von Nazareth, Religionsstifter, Altes Testament, Neues Testament, Theologie, Soziologie, Geschichte des Christentums.
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- Anonym (Autor), 2009, Das Charisma Jesu von Nazareth, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148903