Beiträge der Tiefenpsychologie für eine adäquate Sonderreligionspädagogik – unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Behinderungsarten

Fallanalyse der Schülerin Michaela nach Oskar Randak


Seminararbeit, 2009

15 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Einordnung der Grunderfahrung und Formulierung des dazugehörigen Ziels

3. Benennung der Symptome mit Strukturzuordnung aus den Angaben des Schülerbogens und Thesenbildung für den Umgang mit der Schülerin

4. Symptomerklärung mit Hilfe der Persönlichkeitsfaktoren

5. Unterschiede zwischen Fremdbeobachtung und Eigenwahrnehmung des Schülers

6. Bildung einer These über das Leistungsvermögen und Leistungsverhalten des Schülers

7. Fördermaßnahmen für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Förderung der Leistungsfähigkeit

8. Angebote aus dem Religionsunterricht

9. Quellenangaben

1. Einleitung

Das Fachprofil im Lehrplan für das Fach der Katholischen Religionslehre für bayerische Hauptschulen gibt u. a. als Zielsetzung „Die Frage nach Gott wach zu halten, die religiöse Mündigkeit der Heranwachsenden zu fördern und sie darin zu unterstützen, mit Situationen, Anforderungen und Problemen des eigenen Lebens und unserer Zeit zurechtzukommen (…). Christliche Lebenseinstellungen, Werte und Weisungen können ihnen helfen, mit Schwierigkeiten, Misserfolgen und Enttäuschungen zurechtzukommen, das Leben bewusster zu gestalten, die Würde jedes Menschen zu achten und für Toleranz, Gewaltlosigkeit und Solidarität einzutreten. Sie werden darin unterstützt, ihr Gewissen wahrzunehmen, zu bilden und verantwortbare Entscheidungen zu treffen.“[1]

In unserer postmodernen Gesellschaft, werden an die Kinder Ansprüche gestellt, denen sie kaum gerecht zu werden vermögen - nicht zuletzt wegen der Wirtschaftskrise, die dafür sorgt, dass immer früher der Leistungsaspekt im Vordergrund steht. Auch wegen erzieherischer Defizite in Familien ist es keine Seltenheit, dass SchülerInnen schon im Grundschulalter im Sozialverhalten Auffälligkeiten zeigen. Aber liegt dies am vermeintlich schlechten deutschen Schulsystem oder doch am Sozialisationsprozess der Heranwachsenden?

Die kindliche Generation erfährt in der Familiengemeinschaft eine Erziehung bzw. ein Wirken von außen. Durch diese unwillkürliche oder bestimmte Einflussnahme anderer, tritt das Kind folglich in einen Sozialisationsprozess ein. Seine Identität wird durch die Umwelt verändert und spielt eine große Rolle bei der Formung seiner Vorstellungen von Werten, Moral und Attitüde eines Jugendlichen. Also hat dieser Prozess einen prägenden Charakter für das weitere Verhalten. Denn nach Tillmann versteht sich die „Sozialisation als die Gesamtheit der gesellschaftlichen Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen.“[2]

Der Tiefenpsychologe Oskar Randak entwickelte ein Konzept, das mit einer therapeutisch orientierten Religionspädagogik eine Hilfe darstellen soll. Diese Fallanalyse der Schülerin Michaela bezieht sich demnach auf den Ansatz von Oskar Randak. Es werden u. a. die Persönlichkeits – und Leistungsfaktoren dieser Person untersucht, um damit mit einer entsprechenden christlich-religiösen Auseinandersetzung pädagogische und therapeutische Maßnahmen anzubieten.

2. Einordnung der Grunderfahrung und Formulierung der dazugehörigen Ziele

Die Schülerin Michaela ist 14 Jahre alt und besucht die 8. Klasse einer Hauptschule. Nach vier Jahren regulärer Grundschulzeit besuchte sie die 5. Klasse der Hauptschule und konnte sogar das Übertrittszeugnis für das Gymnasium erwerben. Danach sanken ihre Leistungen erheblich ab. Dennoch wechselte sie nach diesem Schuljahr an das Gymnasium, wo ihr jedoch nach zwei Monaten wegen Überforderung und mangelnder Arbeitshaltung der Übertritt an die Hauptschule empfohlen wurde - wohin sie auch wieder zurückkehrte. Über ihre Familiensituation ist nichts bekannt. Bis zu diesem Zeitpunkt scheint sie eine durchschnittliche Schülerin mit nicht ungewöhnlichem Sozialverhalten zu sein. Ab der sechsten Jahrgangsstufe an der Hauptschule sanken ihre Leistungen und sie war zunehmend in Konflikte verwickelt. Ihr Verhalten gegenüber Mitschülern und Lehrern ist zu dieser Zeit problembehaftet. Sie erhielt daher in der sechsten Klasse insgesamt acht Mitteillungen bzw. Verweise. Da sie anscheinend nach dem Zurückkehren auf die Hauptschule auffällig wurde, wurde in der achten Jahrgangsstufe ein Test der Persönlichkeitsfaktoren nach PFK-R, AFS, Hanes und ein Test der Leistungsfaktoren nach Hawik-R durchgeführt. Der Test der Persönlichkeitsfaktoren wurde durchgeführt, um Aussagen über die Persönlichkeit von Michaela zu machen. Diese Faktoren entstehen aus Bedingungen, die u. a. im Zusammenhang von Einzelpersönlichkeit und Einflüssen von außen wachsen, gehemmt oder verhindert werden. Die Leistungsfaktoren werden getestet, indem u. a. die Intelligenz getestet wird, um Möglichkeiten und Grenzen des Denkens zu erkennen…. (Was sind diese Tests usw.)

Michaela ist mit ihren 14 Jahren in der Struktur der „Geborgenheit“ angekommen. Der Mensch durchläuft im Laufe seines Lebens vier verschiedene Phasen der Grunderfahrungen, die mit psychologischen und katechetischen Aufgabenstellungen sowie psychischen – und religiösen Entwicklungen einhergehen. Die erste Phase beginnt mit der Geburt und endet nach ca. 3 Monaten. Dies ist die Phase der Zuwendung, die im Alter von 11-12 Jahren wiederholt wird. Die zweite Phase erstreckt sich vom 3. Monat bis zum 2. Lebensjahr und geht mit der Grunderfahrung der Geborgenheit einher. Nach Freud (vgl. Tillman) ist dieser Zeitraum auch die „orale Phase“ der psycho-sozialen Entwicklung des Kindes. Vor allem die psychische Instanz des ES (Trieb) steht hierbei im Vordergrund.3 Die Grunderfahrung der Geborgenheit wiederholt sich in der pubertierenden Phase vom 12. – 18. Lebensjahr. Hier befindet sich gerade auch die Schülerin Michaela. Die „anale Phase“, der die Grunderfahrung der Freiheit zuzuordnen ist, sowie die phallische Phase mit der Grunderfahrung der Zuordnung schließen sich an.

Die zu dieser Phase, in der sich Michaela gerade befindet, gehörenden Ziele sind, dass sich Michaela selbst finden muss, um somit ein positives Bild von sich selbst zu erlangen. D. h. sie soll die Fähigkeit des eigenständigen Verhaltens erlernen, dass somit zu einer Stabilisierung der Ich-Identität führt. Die Jugendlichen müssen eine gewisse Spontaneität entwickeln. Dieses gelingt jedoch nur mit dem Loslösen von Fixierungen und eine kontrollierbare und nicht übertriebene Emotionalität. Auch ist es notwendig, die Reflexionsfähigkeit zu vertiefen, um kritikfähig und tolerant zu sein. Die dominierenden Grundängste sind die Angst vor der Selbstständigkeit und die Verlustangst. Somit ist es auch ein Ziel das Haben und Nichthaben ertragen zu können, dass das Erlernen mit dem Umgang mit dem Über-Ich einbezieht. Der Jugendliche muss lernen, dass ein Gewissen vorhanden ist, das einem nicht immer tun lässt, was man gerade machen möchte. Auch die Kontrolle der Emotionen und der Gefühlsäußerungen ist als wichtiges Ziel zu benennen. Die religiöse Entwicklung, die vertiefte und allgemeine Auseinandersetzung mit dem Gottesbild und Gott sind ein wichtiges Ziel. Es ist daher sehr wichtig den Jugendlichen Antworten auf die Fragen und Hinterfragung der Kirche zu geben.

[...]


[1] Lehrplan für Katholischen Religionslehre an den bayerischen Hauptschulen. Bekanntmachung vom 7.Juli 2004 . S. 19. Katholisches Schulkommissariat in Bayern

[2] Tillmann, Klaus-Jürgen 2006: Sozialisationstheorien, Eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. S. 9. 14. Auflage. Hamburg

3 Tillmann, Klaus-Jürgen 2006: Sozialisationstheorien, Eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. S. 64. 14. Auflage. Hamburg

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Beiträge der Tiefenpsychologie für eine adäquate Sonderreligionspädagogik – unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Behinderungsarten
Untertitel
Fallanalyse der Schülerin Michaela nach Oskar Randak
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,00
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V149007
ISBN (eBook)
9783640595570
ISBN (Buch)
9783640595808
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beiträge, Tiefenpsychologie, Sonderreligionspädagogik, Berücksichtigung, Behinderungsarten, Fallanalyse, Schülerin, Michaela, Oskar, Randak
Arbeit zitieren
Walther Baumgartner (Autor:in), 2009, Beiträge der Tiefenpsychologie für eine adäquate Sonderreligionspädagogik – unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Behinderungsarten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149007

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