Die vorliegende Arbeit analysiert die Darstellung der moralisch höchst problematisch handelnden Figur Joe Goldberg, Protagonist der Serie "You" (USA, 2018-2024). Die Analyse erfolgt insbesondere anhand des Modells der Imaginativen Nähe von Jens Eder, wobei auch andere Ansätze wie der der Komplizenschaft oder Murray Smiths structure of sympathy einbezogen werden. Es wird der Frage nachgegangen, welche Mechanismen in der ersten Staffel der Serie eingesetzt werden, um eine "Nähe" zwischen dem TV-Publikum und der Figur zu erzeugen. Konkret werden die Darstellung der fiktiven Welt, die Bedeutung der Erzählperspektive und der Off-Stimme sowie Joes Positionierung innerhalb der Figurenkonstellation qualitativ untersucht. Außerdem wird die dramaturgische und narrative Darstellung seiner schwersten Verbrechen – der Tötungen – gesondert betrachtet.
Die Arbeit zielt darauf ab, zu zeigen, wie Serienfiguren, die moralisch zweifelhafte Handlungen begehen, durch narrative und visuelle Mittel dennoch die Bindung des Publikums gewinnen. Durch die Analyse der ersten Staffel von "You" sollen Erkenntnisse über die Zuschauerbindung und Parteinahme für problematische Protagonisten gewonnen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1. Stand der Forschung zur Serie You
- 2.2. Sympathie und Empathie
- 2.3. Parteinahme für grenzwertige Figuren
- 2.3.1. Mit Dexter in Komplizenschaft
- 2.3.2. Jens Eders Modell der Imaginativen Nähe
- 3. Analyse
- 3.1. Allgemeine Voraussetzungen für Nähe
- 3.2. Off-Stimme und Subjektivität
- 3.3. Die Figur Joe innerhalb der Figurenkonstellation
- 3.4. Backstory Wound
- 3.5. Relativierungsmechaniken von Joes Tötungen
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Figur Joe Goldberg in der Netflix-Serie „You“ und untersucht die Gründe für die anhaltende Zuschauerbindung trotz der moralisch problematischen Handlungen des Protagonisten. Es wird der Frage nachgegangen, wie die Serie Empathie für einen Serienmörder erzeugt und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen.
- Erzeugung emotionaler Nähe zu einer moralisch verwerflichen Figur
- Analyse der narrativen Strategien der Serie
- Relevanz von Empathie und Sympathie im Zuschauererlebnis
- Die Rolle der Backstory und Relativierungsmechanismen
- Der Einfluss von Erzählperspektive und Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Zuschauerbindung an eine moralisch verwerfliche Hauptfigur in den Mittelpunkt. Der theoretische Hintergrund beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zur Serie „You“, die Konzepte von Sympathie und Empathie sowie die Parteinahme für grenzwertige Figuren in fiktionalen Erzählungen. Der Analyseteil untersucht verschiedene Aspekte der Serie, die zur emotionalen Nähe zum Protagonisten beitragen, wie z.B. die Verwendung der Off-Stimme, die Figurenkonstellation und die Darstellung von Joes Hintergrundgeschichte. Es werden zudem Mechanismen analysiert, die Joes Tötungen zu relativieren versuchen.
Schlüsselwörter
Netflix-Serie „You“, Joe Goldberg, Empathie, Sympathie, moralisch grenzwertige Figuren, Serienmörder, narrative Strategien, Zuschauerbindung, Erzählperspektive, Relativierung, Backstory.
- Quote paper
- Adrian Alonso Alvarez (Author), 2024, Die emotionale Bindung an Joe Goldberg. Mechanismen der Zuschauer-Nähe in der Serie "You", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1491477