Der lange Weg nach Europa - Spanien und Portugal im 20. Jahrhundert


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

20 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Spanien im 20. Jahrhundert
2.1 Die Ausgangslage um 1900
2.2 Die Krise und das Ende der Monarchie
2.3 Die kurze Phase der Republik
2.4 Der Spanische Bürgerkrieg
2.5 Spanien unter der Diktatur Francos
2.6 Das Ende der Diktatur und die Demokratisierung

3. Portugal im 20. Jahrhundert
3.1 Die Ausgangslage um 1900
3.2 Die Krise und das Ende der Monarchie
3.3 Die kurze Phase der Republik
3.4 Portugal unter der Diktatur Salazars
3.5 Das Ende der Diktatur und die Demokratisierung

4. Zusammenfassung und Vergleich

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Geschichte ist geprägt vom Aufstieg und von den Niedergängen vieler Staaten und Reiche. Spanien und Portugal bieten zwei gute Beispiele dafür. Beide Staaten befanden sich im 16. Jahrhundert auf dem Gipfel ihrer Macht und verfügten über für die damalige Zeit riesige Kolonialreiche. Seitdem hatte in beiden Ländern aber der Niedergang eingesetzt, der sowohl Spanien als auch Portugal ihre Bedeutung für die Weltpolitik entziehen sollte. Zum Ende des für beide Staaten unruhig verlaufenen 19. Jahrhunderts befanden sich Spanien und Portugal in instabilen Verhältnissen. Die anstehenden Probleme innerhalb der Staaten ließen die Zukunft düster erscheinen.

An diesem Punkt will die vorliegende Arbeit ansetzen. Es soll gezeigt werden, wie sich die beiden iberischen Staaten Spanien und Portugal aus dieser schwierigen Lage mittels Revolutionen zu befreien suchten und schließlich mit den Diktaturen unter Franco beziehungsweise Salazar die vielleicht schwärzesten Jahrzehnte ihres Bestehens erleben mussten. Abschließend soll noch kurz auf die Demokratisierungsbestrebungen in beiden Staaten seit dem Ende der Diktaturen 1974/1975 eingegangen werden. Als Ende des Betrachtungszeitraums ist dabei der EG-Beitritt beider Länder im Januar 1986 gewählt. Erstaunlich ist dabei, dass alle diese Entwicklungsphasen in Spanien und Portugal von der Monarchie bis hin zur Demokratisierung annähernd parallel in beiden Staaten abzulaufen scheinen (Abb. 1). Lediglich der Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 bildet hierbei eine Ausnahme, die der portugiesischen Bevölkerung als nationales Trauma erspart blieb.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1) Chronologische Darstellung der einzelnen Phasen des 20. Jahrhunderts in Spanien und Portugal (Quelle: Eigener Entwurf)

2. Spanien im 20. Jahrhundert

2.1 Die Ausgangslage um 1900

Mit seinen umfangreichen Besitzungen in Mittel- und Südamerika verfügte Spanien im 16. Jahrhundert über ein Reich, in dem „die Sonne niemals unterging.“ Seit dieser Zeit befand sich das Imperium allerdings im Niedergang. Vor allem außerhalb der iberischen Halbinsel schritt die unaufhaltsame Auflösung des spanischen Reiches voran.[1] Kennzeichen dieses Prozesses waren unter anderem der Verlust der Niederlande 1648 sowie die verlorene Seeschlacht von Trafalgar 1805, womit Spanien seine Rolle als führende Seemacht auf den Weltmeeren an England verlieren sollte. Den Höhepunkt des Niedergangs stellte sicherlich die Unabhängigkeit der süd- und mittelamerikanischen Kolonien im Laufe des 19. Jahrhunderts dar. Dem Beispiel von Kolumbien, Argentinien und Chile im Jahr 1810 folgten innerhalb weniger Jahre Uruguay, Paraguay, Bolivien, Peru, Venezuela, die mittelamerikanischen Kolonien und schließlich Mexiko, das sich 1821 von Spanien lossagte.[2]

Das vorläufige Ende dieses Prozesses wurde schließlich 1898 erreicht, als es auf Kuba und den Philippinen zu Autonomiebestrebungen und Revolten gegen die spanische Herrschaft kam. Die Unterdrückung der Aufstände führten zur Einmischung der Vereinigten Staaten und zum Beginn des spanisch-amerikanisch Kriegs von 1898, welcher mit einer deutlichen Niederlage Spaniens endete.[3] Daraufhin mussten Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen an die USA abgetreten werden. Hinzu kam ein Jahr später der Verkauf der Marianen, der Karolinen und von Palau an das Deutsches Reich.

Somit blieben der einstigen Kolonialgroßmacht Spanien zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch kleinere Gebiete in Afrika: Rio de Oro (spanische West-Sahara), Ifni (Marokko), Rio Muni (Guinea) sowie die Inseln Fernando Poo und Annobon. Spanien war zu diesem Zeitpunkt nur noch von zweitrangiger Bedeutung in der Welt.

Auch innenpolitisch war das Land inzwischen Land weit von seinen Glanzzeiten entfernt. Der kurzen Phase der Republik (1873-1874) folgte eine konstitutionelle Monarchie mit schwachen Königen und häufig wechselnden Regierungen. Um die Jahrhundertwende stand König Alfonso XIII. (1886-1941) an der Spitze des Staates.

Auch wirtschaftlich ließ Spanien um 1900 erhebliche Rückstände zu den führenden Mächten Europas erkennen. Eine größere industrielle Entwicklung hatte sowohl wegen des unter den Großgrundbesitzer verbreiteten Hidalgismus als auch wegen der fehlenden Mittelschicht nicht stattgefunden. Industrialisierungsansätze waren lediglich in Katalonien erfolgt. Indes war aber bereits ein sehr ausgeprägter sozialer Gegensatz zwischen den Großgrundbesitzern und dem ländlichen Proletariat beziehungsweise zwischen den Unternehmern und Arbeitern hervorgetreten. Das Land wies daher zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine große innenpolitische Instabilität auf.

2.2 Die Krise und das Ende der Monarchie

Der Verlust der spanischen Kolonien wurde vor allem der Monarchie zugeschrieben.[4] 1912 kam es daher mit französischer Unterstützung zu Annexionen im Norden Marokkos als Ersatz für die verlorenen Kolonien.[5] Spanien konnte sich dort jedoch nie ganz durchsetzen, so dass Marokko in den folgenden Jahren zu einem großen Problem für die spanischen Regierungen werden sollte.

Das grundlegende Problem in dieser Zeit war allerdings das schnelle Bevölkerungswachstum in Spanien. Mit einem Zunahme von 15,1 Millionen Einwohnern 1857 auf 24 Millionen Einwohnern 1935 war schnell eine kritische Bevölkerungsdichte erreicht. Entsprechende Gegenmaßnahmen wie die Intensivierung der Landwirtschaft oder eine verstärkte Industrialisierung kamen in Spanien nicht voran.[6] Darüber hinaus fehlten die Kolonien als soziales Ventil.

Hinzu kamen die Autonomiebestrebungen mehrerer Regionen in Spanien. Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts zentralisierende Vereinheitlichung von Recht und Verwaltung stieß schnell auf den Widerstand der Basken und Katalanen und führte in diesen Regionen zur Herausbildung eines politischen Separatismus. Gefördert wurden diese Bewegungen auch durch die Schwäche des politischen Zentrums in Madrid. Allein in den Jahren 1900 bis 1923 waren 34 verschiedene Regierungen an der Macht.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in den Küstengebieten und vor allem in Katalonien zu einer zunehmenden Industrialisierung mit einer stark wachsenden Stahl- und Textilindustrie. Dies wiederum vergrößerte auch die dortige Arbeiterschaft und damit deren Ideologien. In Kastilien und dem Baskenland war dies sozialistisches Gedankengut, in Andalusien und Katalonien dagegen florierten die Ideen des Anarchismus.[7] Beide Bewegungen waren gut in Gewerkschaften und Parteien organisiert.[8] Mangels Reformen kam es aber zunehmend zur Radikalisierung der unteren Schichten.

Im Ersten Weltkrieg blieb Spanien neutral. Infolge von Teuerungen während des Kriegs, Mitspracheforderungen der Arbeiterschaft sowie der kritischen Lage in Marokko kam es 1917 zu einer Staatskrise, dem „Anfangspunkt der Wirren des 20. Jahrhunderts.“[9] Die Krise gipfelte in einem Generalstreik, Straßenschlachten sowie Terror und Attentaten durch sozialistische Gruppen, wobei die königstreue Regierung aber die Oberhand behalten konnte.[10] 1921 verschärfte sich erneut das Marokko-Problem mit dem Aufstand der Rif- Kabylen erneut. Die spanischen Kolonialtruppen erlitten dabei eine vernichtende Niederlage mit 14.000 Toten und Gefangenen.[11]

Als Folge dieser Krisen kam es schließlich zu einer Revolte durch das Militär. Am 13. September 1923 putschte sich der Generalkapitän von Katalonien General Miguel Primo de Rivera (1870-1930) mit Unterstützung der Armee und der spanischen Oberschicht zum Führer eines Direktoriums, das König Alfonso XIII. auch akzeptierte. Primo de Rivera errichtete eine Diktatur, die bis 1930 Bestand haben sollte.[12] Sein einziger Erfolg war das mit französischer Unterstützung erreichte Ende des Kriegs in Marokko 1925. Primo de Riveras Regime erwies sich jedoch bald als recht schwach. Durch seine Hilflosigkeit bei Beginn der Weltwirtschaftskrise sowie durch die Zensur und die reaktionäre Politik wandten sich allmählich alle Gesellschaftsschichten, das Militär und schließlich der König von Primo de Rivera ab, was das Ende seiner Herrschaft bedeutete. Am 30. Januar 1930 trat er zurück und übergab die Regierung an seinen Nachfolger General Damaso Berenguer (1873-1953).

Die alten Parteien erwachten nun wieder zum Leben. Alle antimonarchistischen Gruppierungen einigten sich im Pakt von San Sebastian auf ein Wahlbündnis mit dem Ziel die Monarchie abzuschaffen. Bei den Wahlen im April 1931 triumphierte dieses Bündnis. In mehreren Städten, darunter auch in Barcelona und in San Sebastian, wurde daraufhin am 14. April 1931 die Republik proklamiert. Die Revolution gelang ohne Blutvergießen. König Alfonso XIII. musste schließlich ins Exil gehen, ohne aber dabei auf seine Thronrechte zu verzichten.[13]

2.3 Die kurze Phase der Republik

Die erste provisorische Regierung der Republik unter Niceto Alcala Zamora (1877-1949) war zunächst mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung beschäftigt, die bereits am 9. Dezember 1931 verkündet werden konnte. Diese nach dem Vorbild der Weimarer Republik erlassene Konstitution garantierte alle Grundrechte und Freiheiten, das Frauenwahlrecht, ein Verfassungsgericht sowie zum ersten Mal in der spanischen Geschichte die offizielle Trennung zwischen Staat und Kirche.

[...]


[1] Villar (1992:62).

[2] Villar (1992:61).

[3] Villar (1992:84).

[4] Ruhl (1993: 16).

[5] Ruhl (1993: 135).

[6] Villar (1992:90).

[7] Villar (1992: 84).

[8] Ruhl (1993: 125).

[9] Villar, (1992: 85).

[10] Villar (1992: 107).

[11] Villar (1992: 109).

[12] Villar (1992: 109).

[13] Bernecker (2001: 84-86).

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Der lange Weg nach Europa - Spanien und Portugal im 20. Jahrhundert
Université
University of Freiburg  (Institut für Kulturgeographie)
Cours
Regionales Proseminar Iberische Halbinsel
Note
1,0
Auteur
Année
2005
Pages
20
N° de catalogue
V149172
ISBN (ebook)
9783640596447
ISBN (Livre)
9783640596010
Taille d'un fichier
457 KB
Langue
allemand
Mots clés
Iberische Halbinsel, Spanien, Portugal, Geographie, Geschichte, Kulturgeographie, Politikgeschichte, Gesellschaftsgeschichte, Franco, Revolution, Monarchie, Republik, Diktatur, Spanischer Bürgerkrieg, Madrid, Lissabon, Kolonie, Kolonialreich, Imperialismus, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Salazar, Europäische Union, Europäische Gemeinschaft, Südamerika, Lateinamerika, Philippinen, Hidalgismus, Katalonien, Legion Condor, Marokko, Industrialisierung, Autnomie, Autonomiebestrebungen, Autonome Region, Baskenland, Anarchismus, Andalusien, Kastilien, Verfassung, Republikaner, Sozialisten, Weltwirtschaftskrise, Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg, Hemingway, Faschismus, Guernica, Nuevo Estado, Blaue Division, Guinea, Autarkie, ETA, Juan Carlos, Putsch, Demokratisierung, Demokratie, Angola, Macao, Landwirschaft, Katholische Kirche, Klerus, Großgrundbesitzer, Nelkenrevolution
Citation du texte
Simon Gonser (Auteur), 2005, Der lange Weg nach Europa - Spanien und Portugal im 20. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149172

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